Wie der Hase läuft
„Hase Hase“ ist wieder daDer Umzug in das Schillertheater scheint der Komödie am Kurfürstendamm gut zu bekommen. Das Boulevardtheater war in seiner Klasse schon immer gut, aber jetzt wird mit „Hase Hase“ richtig großes Theater gespielt.
Das mag nicht zuletzt an dem Darstellerensemble liegen, das nahezu komplett aus den familiären Banden der Theaterdynastien Thalbach – Besson besteht. Barbara Schall hinzugenommen schließt es auch die am früheren Berliner Ensemble geknüpften künstlerischen Bande ein. Es ist kaum zu glauben, aber diese Inszenierung beweist es: Talent ist offensichtlich über vier Generationen hinweg vererbbar. Bertolt Brecht, Sabine Thalbach und Benno Besson haben nicht nur auf der Bühne einen großartigen Beitrag für die Theaterkunst erbracht.
und Katharina Thalbach in „Hase Hase“.
Foto: Wecker
daß er der Schule verwiesen wurde.
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Vater Markus Völlenklee, Marie (Nellie Thalbach), Bebert (Philippe Besson),
Jeannot (Raphael Dwinger) und Lucie (Anna Thalbach).
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Das Stück um eine französische Arbeiterfamilie, die dank ihrer Kinder auf den Aufstieg in die Mittelschicht hofft, stammt von Coline Serreau, der die Welt bereits den Kinoklassiker „Drei Männer ein Baby“ verdankt. In der Familie Hase hat Sohn Jeannot eine hochdotierte Stelle in der EU-Bürokratie, Tochter Marie ist unter der Haube, ihre Schwester Lucie steht kurz vor der Eheschließung und Sohn Bebert kurz vor dem Berufsabschluß als Arzt; der jüngste Sohn ist ein Mathegenie an seiner Schule, und der Vater erwartet eine sichere Rente. Alles scheint erreicht zu sein, so daß die Eltern glauben, im Alter das Leben genießen zu können.
Doch alles ist nur Fassade die Stück für Stück abbröckelt. Statt in der warmen Brüsseler Amtsstube zu sitzen, wird Jeannot von der Polizei als Terrorist gejagt, Marie will sich scheiden lassen, Lucie hat auf dem Standesamt „Nein“ gesagt, der Vater ist arbeitslos und das Mathegenie ist der Schule verwiesen worden. Alle Kinder kehren gescheitert in die beengte elterliche Anderthalbzimmerwohnung zurück, dazu noch der geschiedene Schwiegersohn und die hilfsbereite Nachbarin. Das ergibt auf der Bühne einen großen Spaß, über dem der politische Streit schwebt. Letztlich scheitert der Traum von sozialen Aufstieg an der harten Wirklichkeit, was sicherlich ungeplant ein Licht auf den Hintergrund der aktuellen Proteste der Gelbwesten in Frankreich wirft.
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Das Stück war schon einmal im Schillertheater zu sehen. Es war von 1992 bis zur Schließung des Hauses 1993 im Repertoire. Glücklicherweise wurde damals das Haus, wie es jetzt Usus im Umgeng mit den Theatern der Stadt zu werden scheint, noch nicht abgerissen, sondern wird als Ausweichspielstätte genutzt. So kann Katharina Thalbach in der gleichen Rolle als „Hase“ auf diese Bühne zurückkehren. Doch ganz die gleiche Bühne ist es nicht. Diesmal wurde auf der großen Bühne des Schillertheaters noch einmal eine kleine Bühne aufgestellt, die die eigentliche Spielstätte bildet, was dramaturgisch die Enge der Wohnung unterstreicht. Das Stück ist bis zum 24. Februar in der „Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater“ Bismarckstraße 110 zu sehen. Karten ab 13 Euro können unter t 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de bestellt werden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 25. Januar 2019 - 00:24
Tags: kabarett/schauspieler/theater
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