Das Bauhaus zieht in den Norden
Nordic Design - eine neue Ausstellung im Bröhan-MuseumDas Jubiläumsjahr für das Bauhaus neigt sich dem Ende. Auch das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1a setzt mit seiner neuen Ausstellung „Nordic Design. Die Antwort aufs Bauhaus“ bei den Folgen der Bauhaus-Bewegung an. Mit der Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ vom Beginn des Jahres schließt das Bröhan-Museum eine Klammer um das Bauhaus, ermittelt das Vorher und das Nachher.
Mit der neuen Ausstellung richtet das Bröhan-Museum den Fokus auf die Avantgarde des Nachkriegszeitalters, ohne das deren weltweite Wirkung vom Museum in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt wird. Kurator und Museumsleiter Dr. Tobias Hoffmann geht es um den „skandinavischen Weg der Moderne, der sich in einer starken Auseinandersetzung mit den Ideen des Bauhauses vollzog“. Sicherlich wäre es auch lohnenswert, den Auswirkungen des nordischen Designs nachzugehen.
Foto: Wecker
für das Kinderzimmer, die gleichzeitig als Spielzeug dienen können.
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Da verblüfft bereits das erste Exponat der Ausstellung. Der Besucher betritt ein Krankenzimmer, das ihn von der Farbgebung bis zur Schlichtheit der Möbel in das Lazarett einer Militärmacht zu versetzen scheint, die solches in Beelitz hinterlassen hat. Die Verblüffung wird noch größer, wenn der Besucher zur Kenntnis nimmt, daß es sich um die Gestaltung des „Vaters des Modernismus“, des finnischen Architekten und Gestalters Alvar Aalto handelt. Als unbekannter Architekt von 30 Jahren gewinnt er gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Gattin Aino die Ausschreibung für den Bau eines Tuberkulose-Sanatoriums in Paimio nahe Helsinki. Damals gab es noch keinen nordischen Funktionalismus, nach dem Aalto Bau schon. Das Paar hatten nicht nur den Zuschlag für die Architektur der Gebäude, sondern auch für die Innenausstattung bekommen, so daß es sein Konzept in einem Guß verwirklichen konnte. Das gründete auf keinem ästhetischen Prinzip, sondern richtete sich allein an der Funktion aus. Es ging allein um die Frage: „Was ist für die Patienten, Ärzte und den Betreiber die jeweils beste Lösung“. Für den Betreiber ist dies ein Minimum an Kosten, was zur Schlichtheit führte. Für die Patienten, die ein Sanatorium zumeist liegend erleben, wurden die Räume nicht aus der üblichen vertikalen, sondern aus der horizontalen Perspektive entwickelt. Deckenleuchten sollen sie nicht blenden, weshalb die Lampen an den Wänden angebracht wurden, gelbe Böden und Treppenhäuser sollen Sonnenlicht suggerieren. Das medizinische Personal soll möglichst gleiches diffuses Licht in den Räumen haben. Die einzelnen Gebäudeteile wurden funktional nach Behandlungsräumen, Verwaltungseinheiten Operationssälen und Patientenzimmern gegliedert, die auf mehrere Gebäude aufgeteilt in einem Waldstück gruppiert wurden. Die Baukörper passen sich der Landschaft an und nehmen im eleganten Schwung die Natur der finnischen Seen und ihrer Wellen wieder auf, eine Eleganz, die zum Markenzeichen von Aalto werden sollte und ihren Höhepunkt knapp zehn Jahre später in der zeitlosen Eleganz der Aalto-Vase findet. Nach solchem Konzept entwickelte TBC-Heilstätten waren in Thomas Manns Zauberberg beschrieben und finden sich an vielen Orten wieder, selbst in der Hohen Tatra wie in Vysne Hagy und Lucivna zu finden.
und von Yoko Ono“ bei einem Fernsehauftritt getragen wurde.
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Ebenso aufschlußreich behandelt diese Ausstellung auch führende Gestalter aus den anderen skandinavischen Ländern. Gewürdigt werden der Vater des schwedischen Funktionalismus Sven Markelius und die international gefeierten dänischen Designer Hans J. Wegner und Arne Jacobsen. Neben landesspezifischen Entwicklungen aus Finnland, Schweden, Dänemark und Norwegen werden übergreifende Themen wie Kindheit, demokratisches Design und die Skandinavien eigene Gemütlichkeit „Hygge“ vorgestellt. Den Abschluß bilden Entwürfe für Raumgestaltung, Schmuck und Mode von Verner Panton, Eero Aarnio und Marimekko, die keinen Bezug mehr zum Funktionalismus des Bauhauses haben.
Für diese Ausstellung wurde ein gesonderter Verkaufsraum (Pop-up-Store) eingerichtet, wo einzelne der gezeigten Exponate ausprobiert und gekauft werden können. Hier sei mit Blick auf Weihnachten besonders auf das originelle Spielzeug verwiesen.
Zu der Ausstellung gibt es wiederum ein umfangreiches Begleitprogramm. Dazu gehören ein Designtalk am Mittwoch, 12. Februar, der Nordic Dance, am Donnerstag, 20. Februar und der Themenabend „Bauhaus & Dänemark“ in dem Felleshus der Nordischen Botschaften am Donnerstag, 14. November, um 20 Uhr. Hier ist der Eintritt frei, aber eine Anmeldung über das Internet unter: www.nordischebotschaften.org erforderlich. Weitere Veranstaltungen, insbesondere wieder das Programm für Schüler, sind im Internet unter www.broehan-museum.de ersichtlich. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro. Jeden 1. Mittwoch des Monats ist der Eintritt frei. Zur Ausstellung ist ein hochwertiger Katalog erschienen, der für 30 Euro an der Museumskasse erworben werden kann.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur - 28. Oktober 2019 - 00:02
Tags: ausstellung/bauhaus/design/museum
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