Verkehrssperrungen im Kiez zum Weihnachtsmarkt
Gestern wurde mit Verkehrssperrungen bei uns im Kiez am Klausenerplatz für die Dauer des Weihnachtsmarkts vor dem Schloß Charlottenburg begonnen.
Ohne vorherige Anwohnerbeteiligung und -Information hat man quasi über Nacht etliche Durchfahrtsverbote ausgeschildert. Auch das anliegende Gewerbe und der gewerbliche Lieferverkehr wurden davon überrascht. Zu den Hintergründen, die ich dazu erfahren konnte, gleich mehr.
Vorab aber ein weiterer Aufruf und die Bitte an alle Besucher des Weihnachtsmarktes: Bitte nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel zur Anfahrt. Wenn es gar nicht anders gehen sollte, dann suchen Sie doch einen Parkplatz im weiteren Umfeld und machen lieber noch einen kleinen Spaziergang bis zum Schloß Charlottenburg (ggf. auch die Reststrecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln). Rund um das Schloß sind freie Parkplätze schon im Alltag kaum zu finden. Nach den neuen Verkehrssperrungen am Klausenerplatz und an der Schloßstraße könnte Sie nun ein völliges und absolut nichtsbringendes Chaos erwarten, sollten Sie doch versuchen, in das Gebiet einzufahren.
Man erreicht den Weihnachtsmarkt vor dem Schloß Charlottenburg in wenigen Fußminuten von den U-Bahnhöfen Sophie-Charlotte-Platz oder Richard-Wagner Platz und auch von dem S-Bahnhof Westend. Noch näher geht es mit dem Bus.
S-Bahnhof Westend (Ringbahn)
U2
Sophie-Charlotte-Platz
U7 Richard-Wagner-Platz
Buslinien M45, 109, 309 - Haltestellen: Luisenplatz, Schloßstraße, Klausenerplatz
Da ich bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmerdorf zwecks Auskunft und Erklärung niemand erreichen konnte, rief ich beim Polizeiabschnitt 24 an. Der für unseren Kiez zuständige leitende Beamte empfing mich mit den Worten: "Warum fragen Sie denn nicht Ihr Kiezbündnis? Hat man Sie denn als Anwohner von dort nicht informiert? Ich hatte schon mehrere Anfragen heute. Das Kiezbündnis hat diese Verkehrssperrungen nämlich beantragt."
Nein, sagte ich, vom Kiezbündnis wurden wir nicht informiert. Und mit deren Verhalten hätte ich sowieso Probleme. Und mein Kiezbündnis sei das auch schon lange nicht mehr. Er wirkte, als könnte er das nachvollziehen und erläuterte mir sehr freundlich und ausführlich das Geschehen. Es handelt sich um Einfahr/Durchfahrtsperrungen, um den Verkehrsfluß in den Kiez für die Dauer des Weihnachtsmarktes zu unterbinden. Durchfahrtsperrungen von einer Seite wohlgemerkt - zu Einbahnstraßen sind die betroffenen Straßen dadurch nicht geworden.
Noch wesentlich deutlicher wurden die Polizeibeamten, die ich dann vor Ort traf : Wir als Polizei distanzieren uns von diesem Unsinn. Den Beschluß hat das Bezirksamt getroffen, gegen die Auffassung der Polizei. Man habe sie kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt und nun hätten sie das mal wieder auszubaden. "Schreiben Sie das bitte ruhig mal ...", sagten sie noch zu mir. Ja, das haben sie gesagt und das mache ich hiermit auch. Ich wurde bei diesen Gesprächen genau so deutlich. Ich weiß dann schon Bescheid, wie das mal wieder gelaufen ist, das kennen wir zur Genüge, habe ich ihnen gesagt. Wir kennen diesen ignoranten Partei-Filz mit ihren Beziehungen im Bezirksamt, stets nur ihre eigenen Vorteile im Auge. Ja, das habe ich genau so gesagt. Und die Antwort? "Das nehmen wir Ihnen ab ....!, ja, das haben sie so gesagt. Sie konnten das anscheinend sehr gut nachvollziehen, aber vielleicht war ihnen das auch vorher schon klar.
Dann berichteten mir Gewertreibende aus dem Kiez. "Welch ein Unsinn", war noch die harmloseste Bezeichnung. Bei, "die wollen unseren Kiez wohl kaputtkriegen", wurde es schon böser. Ein langjähriger Betrieb hatte sich bereits beim Bezirksamt beschwert und sich auch hilfesuchend an die Polizei gewandt. Fassungslosigkeit stand in ihren Augen. Das zum Weihnachtsgeschäft. Die Polizei wird helfen, das hat man mir bei dem Gespräch versichert: die Neue Christstraße wird schon morgen wieder geöffnet. Herzlichen Dank, die Inhaber haben erlöst durchgeatmet.
Die nächsten Meinungen kamen von Lieferfahrern, die täglich im Kiez unterwegs sein müssen und unter Zeitdruck ein volles Programm zu erledigen haben. "Unglaublicher Blödsinn", kam von dort. Man könne ja etwas machen, man solle doch aber vorher überlegen. Der Innenring müsse zum Beispiel unbedingt geöffnet bleiben (also keine Sperrungen an Nehring- und Danckelmannstraße).
Mein Fazit:
Vielleicht sollte das Bezirksamt ihrem SPD-Kollegen Herrn Betz vom Kiezbündnis nach der Bürgermedaille einfach noch den ganz persönlichen "Goldenen Parkplatz" verleihen, wie es sich auch für kleine selbsternannte und undemokratische Möchtegern-Despoten gehört. Möglicherweise ist das alles, was er sich noch wünscht, ist dann zufrieden, gibt Ruhe und läßt endlich den Kiez in Frieden.
Bis dahin könnte ich ja allen Besuchern noch den Tip nach SPD-Art geben: Fahren Sie doch einfach vom Kaiserdamm in die Danckelmannstraße. Dort können Sie parken, wie Sie wollen. Stellen Sie dort möglichst weiträumig alles voll. Dort interessiert es mich halt nicht, weil ich da nicht wohne.
- Kiez, ZeitZeichen - 25. November 2009 - 19:30
Tags: berlin/charlottenburg/klausenerplatz/weihnachtsmarkt_vor_dem_schloss_charlottenburg
dreizehn Kommentare
Nr. 4, maho, 26.11.2009 - 23:01 @ A.Baun “....Verkürzung des Amtsweges, die man großzügig als Anfang einer echten Bürgerbeteiligung bezeichnen könnte? ....” Das ist gut, das ist richtig gut ;) Wie beim Bürgerhaushalt: http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi.. |
Nr. 8, Josh, 03.12.2009 - 09:00 Schnell noch einen Nachsatz. Dem Kiezbündnis gehöre ich auch nicht an. Würde ich auch nicht wollen. Vereinsmief ist auch nicht mein Ding. J. |
Nr. 9, B. Care, 03.12.2009 - 12:59 Nur wollen wir dann wirklich als Preis dafür den komplett zugeparkten Kiez. |
Nr. 10, B. Care, 03.12.2009 - 13:35 Schnell noch einen Nachsatz. Er wird auch nicht von der Gebietskoordination gesponsert.B. |
Nr. 11, Der Supervisor, 03.12.2009 - 14:25 Self-Fulfilling Prophecy nennt man das, was jetzt gleich passiert. Nett! |
Nr. 12, [marcel], 03.12.2009 - 23:11 Das Thema scheint ja echt für Aufmerksamkeit zu sorgen. Und das obwohl es ja einige toll finden und andere wieder nicht. Mein Vorschlag: Man trifft sich gemeinsam um das vielleicht auch gemeinsam mal auszudiskutieren? Also es sollte genau das passieren, was schon im Vorfeld hätte passieren sollen. Gerne sind alle Parteien eingeladen zum Kiezcafé zu kommen. Dienstags! Ab 16:00 Uhr. Sollte man zu dem Zeitpunkt nicht können, steht auch der Donnerstag zur Verfügung. Oder man kontaktiert uns und man findet so einen gemeinsamen Nenner. [marcel] PS: Was passiert denn nun “gleich”? |
ein Trackback
Offener Brief an die Verursacher!
Dass die Zufahrt zu unserem Kiez eingeschränkt wurde, ist ja schon von Maho aufgegriffen worden.
Daraufhin erhielten wir am Samstag (gegen 06:25 Uhr), also Tage nach der Aktion, diese Mail von H.V. die ich nun hier veröffentliche und zu der ich ein …
Am 30.11.2009 - 22:55 , via Der Kiezer Weblog vom Klausenerplatz
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Kiezbündnis! Der Verein der für den Kiez entscheidet ohne den Kiez überhaupt zu fragen oder gar zu informieren! Tja, wenn man irgendwann sich selber so wichtig nimmt und so selbstverliebt ist, kann das ganz schnell nach hinten losgehen.
Und wie man den Meinungen der Anwohner und der Gewerbetreibenden entnimmt, wollten die das nicht wirklich.
Und unser Bezirksamt sollte sich fragen lassen, wie es sein kann, dass, wenn das Kiezbündnis was will, man sofort aufspringt und das macht, obwohl es keine Umfrage bei den Anwohnern gab und sogar die Polizei davon abrät! Vielleicht sollte das Bezirksamt das Kiezbündnis nicht so ernst nehmen, auch wenn die gute Beziehungen zur SPD haben.
Oder darf nun jeder beim Bezirksamt anrufen bzw. die anschreiben und Sachen fordern? Ich hätte da auch ein paar Ideen, die ich gerne durchsetzen würde.
[marcel]