Sanierungsgeschichte - Hausbesetzerbewegung
Zur Sanierungsgeschichte unseres Kiezes, wie gerade hier gezeigt und berichtet, gehört natürlich auch die Zeit der Hausbesetzungen. Davon hatte Matthias bereits vor einiger Zeit auf unserer Kiezgeschichten-Seite erzählt. Seine Geschichte wollen wir auch an dieser Stelle wiedergeben und Sie werden darin ebenfalls die Neue Heimat und noch mehr Lug, Betrug und Korruption in Charlottenburg (Stichwort: Antes) wiederfinden.
Hinweis:
Zur Geschichte der Berliner Hausbesetzerbewegung in den 80er Jahren hat der Blog Auguststrasse mit mehrerern Artikeln berichtet. Darin sind auch weitere Querverweise enthalten.
Siehe auch
* Wikipedia - Hausbesetzerbewegung
* Wikipedia - Hausbesetzung
* squat!net - Die sogenannten Angebote des Senats und der Neuen Heimat
Hausbesetzerbewegung im Kiez
von Matthias Behlert
Ich finde, dies ist der richtige Ort, um der Hausbesetzerbewegung hier im Kiez mal ein Denkmal zu setzen. Da inzwischen ganze Generationen herangewachsen sind, die über diese Zeit kaum etwas wissen, hier erstmal kurz der geschichtliche Hintergrund:
Bereits seit 1977 waren - aber halt, eigentlich muss ich ja noch weiter zurückgehen, nämlich bis ins Jahr 1968, als es gleichzeitig in mehreren (west-)europäischen Großstädten zu massiven Studentenunruhen kam, vor allem in Paris, Rom, Westberlin und Amsterdam.
Als 1980 die Hausbesetzerbewegung ausbrach, waren wieder weitgehend dieselben Städte betroffen, vor allem aber Berlin und Amsterdam. Hinzu kam noch Zürich ("Züri brännt!")
Ende der Siebzigerjahre standen im eingemauerten Westteil Berlins über 600 Wohnhäuser leer, während gleichzeitig Tausende, vor allem zugereiste Studienanfänger, verzweifelt eine Wohnung suchten. Jeden Samstag Abend bildete sich damals vor dem Bahnhof Zoo eine Schlange von mehreren hundert Metern Länge, die darauf wartete, dass die ersten Exemplare der Berliner Morgenpost mit hunderten Wohnungsinseraten erschienen.
Sämtliche Telefonzellen in der näheren Umgebung waren bereits "reserviert", d.h. von Freunden, Verwandten oder Kommilitonen besetzt, um dann möglichst als erste anrufen zu können (das Handy war noch nicht erfunden).
Damals gab es in Westberlin ein Gesetz, wonach Häuser, die eine bestimmte Zeit - ich glaube ein Jahr - leergestanden hatten, einer neuen Bestimmung zugeführt - luxusmodernisiert oder sogar zugunsten lukrativerer Gebäude wie Bankhäusern abgerissen - werden durften.
Bereits seit 1977 waren etwa fünf leerstehende Häuser in Kreuzberg besetzt, was drei Jahre lang toleriert und von der öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.
Am 12. Dezember 1980 wurde eins dieser Häuser von der Polizei geräumt, und am gleichen Abend kam es auf dem Ku-Damm zur ersten großen Krawall-Demo.
Dieses Datum gilt als der Beginn der Hausbesetzerbewegung in der Stadt, und ich kann mich daran noch so genau erinnern, weil ich zufällig (?) an diesem Tag von Düsseldorf nach Berlin "zog" - mit einem Koffer und ein paar hundert Mark in der Tasche.
In den darauffolgenden Wochen kam es alle drei bis vier Tage zu Demos auf dem Ku-damm, an welchen anfänglich jeweils etwa zehntausend Menschen teilnahmen, von denen einige hundert die Gelegenheit nutzten, um die Schaufenster von Banken und Nobelgeschäften zu zerdeppern, woraufhin die Demonstranten von der Polizei immer weiter nach Osten abgedrängt und systematisch aufgerieben wurden, was in der Regel erst in Kreuzberg ein Ende fand.
Zur "Entscheidungsschlacht" - die natürlich immer die Polizei gewann - kam es mit schöner Regelmäßigkeit an der Kreuzung Potsdamer/Bülowstraße.
Gleichzeitig wurde nun ein leerstehendes Haus nach dem anderen "instandbesetzt". Damals tauchten aus dem Nichts heraus plötzlich hunderte Leute auf, die mit Nachnamen 'Setzer' hießen, denn an zahllosen Türschildern stand nun: B.Setzer.
Bis April 1981 wuchs die Zahl der besetzten Häuser auf etwa 165. Zentren der Besetzerbewegung waren Kreuzberg, Schöneberg, der Reuterkiez in Neukölln und - der Kiez am Klausenerplatz.
Im selben Monat April - dies nur nebenbei - fanden vorgezogene Abgeordnetenhauswahlen statt, durch die die Grünen, welche sich in Westberlin Alternative Liste (AL) nannten, erstmalig ins Landesparlament einzogen.
Zugleich büßte die SPD dramatisch an Stimmen ein, so dass - ich glaube zum ersten Mal in der Geschichte Berlins - die CDU den Bürgermeister stellen konnte.
Dies war zunächst Richard von Weizsäcker, ab 1983 dann ein gewisser Eberhard Diepgen, gestützt auf ihren Innensenator Heinrich "Bonaparte" Lummer.
In unserem Kiez waren zu jener Zeit zehn Häuser besetzt, nämlich Danckelmannstraße 13, 43, 44 und 45, Knobelsdorffstraße 40, 42 und 46, die beiden Hinterhäuser der Sophie-Charlotten-Straße 81, die Christstraße 42 sowie die Nehringstraße 34 (Ecke Neufertstraße).
Im Sommer haben wir dann noch versucht, die Nehringstraße 8 zu besetzen, doch inzwischen hatte die die Polizei die Order, keinerlei Neubesetzungen mehr zuzulassen.
Daher wurden zwei Stunden später an die hundert Leute, die passiven Widerstand leisteten, auf die Straße getragen.
Struktur und Bewohnerschaft in den einzelnen Häusern war höchst unterschiedlich.
In manchen wohnten fast ausschließlich TU- oder FU-Studenten, in anderen Künstler, Musiker, Artisten, in wieder anderen Punks, und manche verkamen recht schnell zu Drogenhöhlen.
Außerdem gab es in den Gebäuden, die Hinterhäuser hatten, überall - ob in Kreuzberg, Schöneberg oder bei uns - eine kuriose Trennung in "Verhandler" und "Nicht-Verhandler", d.h. in Leute, die versuchten, in Verhandlungen mit Senat und Bezirksämtern ein gewisses Eigentumsrecht an den Häusern zu erwerben und solche, die jegliche Gespräche hierüber ablehnten.
Die Verhandler lebten stets im Vorderhaus, die Nicht-Verhandler im Hinterhaus.
Damals gab es vor allem in Westberlin ein geflügeltes Wort: "Geh doch rüber!" (in den Osten, wenn es dir bei uns nicht passt).
Als unser Horst Briesnitz auf einer Anti-Reagan-Demo einmal laut ausrief: "Geh doch ins Vorderhaus!", brachen die Leute ringsherum in schallendes Gelächter aus, denn alle wussten sofort, wie das gemeint war.
Nach meiner Ankunft in Berlin hatte ich zwar recht schnell eine Wohnung in Friedenau gefunden, fühlte mich aber sehr einsam und unwohl.
Daher schaute ich mich schon bald nach einer Bleibe in besetzten Häusern in Kreuzberg und Schöneberg um, aber die Zusammensetzung der Leute sagte mir dort nicht zu.
Mitte August 1981 (ich glaube, es war der 13.) tauchte in unserer Schule für Erwachsenenbildung im Kreuzberger Mehringhof ein junger Mann auf, der dem Aussehen und der Frisur nach ein Bruder von Albrecht Dürer hätte sein können - eben jener erwähnte Horst Briesnitz aus der Nähe von Mainz.
Er erzählte, dass ihr Haus in Charlottenburg den Gerüchten nach am nächsten Morgen geräumt werden solle und dass möglichst viele Leute kommen sollten, um es der Polizei schwer zu machen.
Unter den zwei Leuten, die letztlich kamen, war auch ich.
Es handelte sich um die Knobelsdorffstraße 42, jenes einzige, etwas zurückgesetzte, zweistöckige Haus in der Straße.
Die Eingangstür war vorsorglich verbarrikadiert, so dass der Eintritt über das Küchenfenster im Erdgeschoss erfolgte.
Dazu musste man erst auf einen Stuhl, dann auf den Vorgartenzaun steigen und wurde anschließend von zwei, drei Leuten durchs Fenster gehieft.
Da das Haus recht klein ist, konnten hier kaum mehr als 20 Personen wohnen, und das war einer der Gründe, warum ich mich hier sofort wohl fühlte.
Außerdem gefiel mir die äußerst bunte Zusammensetzung der Leute.
Etliche Namen habe ich inzwischen vergessen, die, an welche ich mich im Moment erinnern kann, möchte ich hier aufzählen:
Da war der schon erwähnte Horst, da war "Erpel", der Chemiestudent, da war Maike aus Rheinland-Pfalz, die anfangs sehr fröhlich und agil war, nach der Räumung aber immer apathischer und depressiver wurde, der stille und antriebsschwache Erich aus Bayern, Christiane aus Baden-Württemberg mit ihrem einäugigen Hund Zatza, die - wie ich später erfuhr - immer ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie aus einer steinreichen Unternehmerfamilie stammte, Renate, die Bibliothekarin, und ihr Freund Reinhardt, beide aus Kassel und irgendeinem indischen Guru verfallen, Wolle, FU-Student und einer von drei gebürtigen Berlinern im Haus, der schüchterne Jürgen aus Düsseldorf, der immer witzig sein wollte und dem das nie gelang, Iris aus dem Sauerland, die auf Stöckelschuhe stand, na und ich, der Lange aus Dresden, dem knapp zwei Jahre zuvor die Flucht in den Westen gelungen war und der sich hier zum ersten Mal wieder zu Hause fühlte.
Glücklicherweise kam es am nächsten Tag noch nicht zur Räumung, und ich erlebte wunderbare sechs Wochen.
Aus dieser Zeit möchte ich noch eine lustige Episode erzählen:
An der Ecke Knobelsdorff-/Danckelmannstraße befindet sich ja das Büro der WIR, die damals noch Neue Heimat hieß.
Deren Eingangstür wurde regelmäßig mit Farbbeuteln beworfen.
Vermutlich waren das die Punks aus dem 2. Hinterhaus der Danckelmann 44, die sich "Deutsche Krebshilfe" nannten.
Eines Morgens fanden wir auf der Tür einen in ungelenker Schrift verfassten Zettel mit der überschrift: "An die Westdeutschen (RAF)!" Darunter folgte ein ganz süßer Text, in dem darum gebeten wurde, doch daran zu denken, welche Mühe es macht, die Tür immer wieder neu zu streichen und dass die Steuerzahler das doch alles bezahlen müssten.
Die Räumung erfolgte dann am 22. September 81 und betraf zunächst nur die Knobelsdorffstr. 40 und 42 sowie sechs weitere Häuser in Kreuzberg, Schöneberg und Wedding.
Die Polizei riegelte das Gebiet weiträumig ab, so dass uns niemand zu Hilfe kommen konnte, und wir konnten nichts anderes tun als uns hinaustragen zu lassen.
Gleich darauf kamen Arbeiter, welche unser ganzes Inventar in Lastwagen verfrachteten.
Einer von ihnen soll daraufhin seinen Job gekündigt haben.
Am Nachmittag desselben Tages kam es zur nächsten Krawalldemo auf der Bülowstraße.
Hier gab es das einzige Todesopfer der Hausbesetzerbewegung.
An der Kreuzung zur Potsdamer Straße geriet der junge Klaus-Jürgen Rattay, der erst zwei Tage zuvor aus Kleve am Niederrhein nach Berlin gekommen war, unter einen BVG-Bus.
Nach der Räumung stellten uns die Leute in der ebenfalls besetzten Knobelsdorffstraße 46 eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung im Vorderhaus zur Verfügung.
Durch die Enge und die depressive Stimmung war es klar, dass sich unsere Zahl innerhalb kürzester Zeit halbierte.
In der Danckelmannstraße 44 war ein Aufgang im 2. Hinterhaus bisher unbesetzt geblieben, da er in einem desaströsen Zustand war.
Im Dezember 81 begannen wir ihn notdürftig wieder herzurichten und hatten nun zumindest wieder etwas mehr Platz.
Wir nannten uns "Lylla Undank" (der Bio-Markt an der Ecke Nehring-/Neufertstraße hat seinen Namen "Lylla Dankbar" nämlich nur in verballhornter Form von uns abgekupfert!).
Unsere Eingangstür war bunt bemalt und trug die Aufschrift: "Erledigtenwohnheim Lylla Undank" (Gleich nebenan befindet sich ja das Studentenwohnheim, wo über dem Eingang noch 'Ledigenwohnheim' steht).
Ganz unten stand: "... und führe uns nicht in Durchsuchung."
Im Aufgang neben uns wohnte die schon erwähnte "Deutsche Krebshilfe", die uns mit ihren 'bad vibs', das heißt mit ihrer ständig voll aufgedrehten Punkmusik nervte.
Auf der anderen Seite, im 2. Hinterhaus der Danckelmann 45, lebte ziemlich zurückgezogen "Familie Skandlav", deren harter Kern aus vier oder fünf Jungs bestand, die alle aus dem örtchen Stauffen im Schwarzwald stammten.
Ein weiteres Jahr verging, in dem einige neue Leute zu uns stießen, zum Beispiel der Hasch-Dealer Harald mit der Boxernase, die Sozialpädagogik-Studentin Elfi, beide aus dem Hessischen, oder Deborah, Kunststudentin aus England.
Ende Februar 1983 mehrten sich erneut die Gerüchte über eine bevorstehende Räumung.
Einige wollten ganz genau wissen, dass sie am 28. Februar erfolgen sollte.
Am Abend des 27. Februar warfen daher die Punks neben uns alles Brennbare, d.h. Möbel, Türen und Fensterrahmen in den Hof und endzündeten damit ein riesiges Feuer.
Am darauffolgenden Morgen erschien die Polizei mit der Bauaufsicht und ließ das gesamte 2. Hinterhaus baupolizeilich sperren.
Wir bekamen 20 Minuten, um unser Inventar herauszuholen.
Der berüchtigte Baustadtrat Antes (welcher ein Jahr später durch einen riesigen Bau- und Korruptionsskandal aufflog und dafür sogar in den Knast ging) hatte einige Wochen zuvor allen Besetzern, die bereit waren, die Häuser freiwillig zu verlassen, Ersatzwohnungen versprochen.
Daher ging ich am 1. März in Antes' Büro im Rathaus.
Der schickte mich zur Neuen Heimat, und die drückte mir einen Wohnungsschlüssel aus der Nehringstr. 4 zur Besichtigung in die Hand.
Fast die gesamte Nehringstraße 4 stand damals leer, da die Neue Heimat dieses Haus ursprünglich auch luxusmodernisieren wollte.
Ein einziger Mieter aber hatte sich standhaft geweigert, auszuziehen (der wohnt da heute noch), so dass die Neue Heimat ihre Pläne schließlich aufgeben musste.
Die größeren Wohnungen im Vorderhaus wurden in der Folgezeit zumeist an türkische Familien, die Wohnungen im Hinterhaus dagegen an ehemalige Besetzer vermietet, u.a. an die komplette "Familie Skandlav".
Die endgültige Räumung der Häuser in der Danckelmann- und in der Sophie-Charlotten-Straße erfolgte am 30. Juni 1983.
Am Abend zuvor trugen die Dancki-Besetzer ihre Sofas mitten auf die Straße und veranstalteten dort ein großen Sit-in.
Die Nacht verbrachte ich zusammen mit gut 50 Leuten in der Sofi 81.
Die Eingangstür war verbarrikadiert, aber als am anderen Morgen die Polizei erschien, war sie über eine Nebentür, die wir völlig vergessen hatten, innerhalb von zwei Minuten bis zu uns vorgedrungen.
In den folgenden zwei bis drei Stunden wurden wir alle einzeln in einen Raum geführt, in dem sich drei bis vier Polizistinnen und Polizisten aufhielten.
Dort wurden unsere Personalien aufgenommen.
In diesem Raum kam ich mir zum bisher einzigen Mal im Westen vor wie bei einem Stasi- oder Gestapo-Verhör.
Anschließend wurden wir einzeln auf die Straße geführt und in "Wannen" verfrachtet.
Nach mehrereren Stunden wurden wir dann schließlich wieder freigelassen.
Am Abend nach der Räumung fand eine Pressekonferenz im Haus der Kirche an der Goethestraße statt, und dort wurde beschlossen, das Nasse Dreieck zu besetzen.
Dies war ein großer Sandplatz direkt neben der Schloßstraße, dort wo sich jetzt das neueste Wohnhaus der Straße befindet, jenes mit der spitzen Ecke, das im Erdgeschoss eine Pizzeria beherbergt.
Früher soll sich hier mal ein Teich befunden haben.
Der wurde zwar trockengelegt, aber das Gelände blieb nach wie vor sumpfig.
Anfang des 20. Jh. soll hier schon einmal ein Haus gestanden haben, das aber weggesackt sei und abgerissen werden musste.
So blieb das Terrain viele Jahrzehnte lang unbebaut.
Auf diesen Platz zogen also am 1. Juli 1983 etwa 200 Leute mit Zelten, Sofas, einer Hollywoodschaukel und verwandelten das Gelände in einen Campingplatz.
Neben dem Fußweg an der Schlosstraße wurden Protestlosungen angebracht und ein Holzturm von etwa vier Meter Höhe errichtet.
Das führte dazu, dass dort Touristenbusse hielten und die Insassen statt des Schlosses lieber uns fotografierten.
Allerdings kam dann auch schon mal ein Stein geflogen, so dass die Busse schleunigst weiterfuhren.
Eines sonnigen Tages saß ich mit zwei, drei Leuten auf der Hollywoodschaukel, und wir scherzten, dass wir auf dem Turm zur Abschreckung noch eine Raketenattrappe aufstellen sollten.
Wenig später sahen wir auf dem Dach des benachbarten Wohnhauses einen Mann, der, als er merkte, dass er entdeckt worden war, schleunigst den Rückzug antrat.
Wir konnten ihn zwar dann am Hauseingang abfangen, aber nachdem er uns einen Presseausweis gezeigt hatte, aus dem nicht hervorging, für welche Zeitung er arbeitete, ließen wir ihn schließlich laufen.
Am nächsten Tag, wir trauten unseren Augen kaum, stand in der BZ in riesigen Lettern die Schlagzeile:
"Besetzer: Wir schießen mit Benzinraketen aufs Rathaus!"
Hat doch der Kerl tatsächlich mit dem Richtmikrofon ...
Nach etwa zwei Wochen wurde das Nasse Dreieck von der Polizei geräumt, und damit war die Episode der Hausbesetzerbewegung in unserem Kiez zu Ende.
Die Häuser Nehringstr. 34 und Christstraße 42 erhielten als einzige von den einst zehn besetzten Häusern einen Dauernutzungsvertrag.
Aber sehr viele ehemalige Besetzer leben auch heute noch im Kiez.
Übrigens, wenn ihr am Haus Knobelsdorffstraße 42 vorbeikommt, achtet mal auf den Putz im unteren Bereich der Fassade.
Der ist etwas uneben.
Das haben nämlich wir im August und September 1981 gemacht.
Dieser Putz ist zwar nicht ganz so professionell glatt wie üblich, aber so solide, dass die Neue Heimat ihn damals einfach überstreichen lassen hat.
- Geschichte, Gesellschaft, Kiez - 10. Juli 2011 - 17:54
Tags: berlin/hausbesetzerbewegung/kiez/klausenerplatz/sanierungsgeschichte
fünf Kommentare
Nr. 3, maho, 20.03.2017 - 23:28 “Der Freitag” (vom 15.03.2017) hat im Artikel „Hart im Raum“ über die Hausbesetzerzeit berichtet. Das Titelbild ist vom Juni 1983: Räumung der Danckelmannstraße 43 – 45. Mehr Fotos aus der Zeit sind aim Umbruch-Bildarchiv zu finden. Viele Grüße vom Klausenerplatz (Rest per Mail) |
Kein Trackback
Trackback link:
Hej, wir waren nachtbarn, nachdem ihr geräumt wurdet haben meine Eltern im gleichen haus eine Wohnung bekommen, hast du noch bilder aus der zeit, ich Matthias und Gerti würden uns vielleicht, ich mich auf jeden fall freuen!!! Es ist lustig, die geschichte, die ich von meien Eltern kenne nocheinmal aus einer anderen feder zu lesen.
B.