Ein kluger Kiez
Kaum ein Spiel steht so sehr im Ruf, Intelligenz, Kreativität und Strategie so unterhaltsam zu kombinieren wie Schach. Hat man die anfangs etwas kompliziert anmutenden Regeln erst einmal verstanden, eröffnet sich eine faszinierende Welt voller Tiefe, Glanz und Schönheit. Auch pädagogisch wertvolle Eigenschaften werden dem königlichen Spiel zugeschrieben: So setzt sich der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow beharrlich dafür ein, dass Schach ein reguläres Schulfach werde. Schließlich, so seine Argumentation, trainiere das Spiel auf den 64 Feldern logisches Denken, Ausdauer, Eigenverantwortung und Disziplin. Altersforscher vermuten im Schach gar ein Potenzial zur Verzögerung von Demenz; ganz sicher kann das Spiel über die Generationen hinweg ein Quell der Freude sein. Der Kiez am Klausenerplatz kann sich klug und glücklich schätzen, ist er doch reich gesegnet mit Adressen rund ums Schach.
In der Sophie-Charlotten-Straße 28 findet sich der Schachladen „Lasker’s“, der neben Brettern, Uhren und Figuren auch zahllose Bücher zu allen erdenklichen Aspekten des Spiels bereithält. Das Geschäft wird betrieben vom Verleger Arno Nickel, der den Großmeistertitel im Fernschach besitzt und in dieser Disziplin im Oktober 2011 Mannschaftsolympiasieger wurde. Mit Geduld, Freundlichkeit und Kompetenz berät er seine Kundschaft und ist darüber hinaus immer für einen Plausch zum Schach zu haben.
Wer konkret spielen möchte, hat die freie Auswahl. Der Seniorenclub in der Nehringstraße 8 ist die Spielstätte gleich zweier Vereine; donnerstags ab 19:00 treffen sich hier die Mitglieder von Hertha 06, die der Berliner Schachgesellschaft Eckbauer kommen jeweils montags und freitags ab 19:30 zusammen. Interessierte Gäste sind an den Vereinsabenden herzlich willkommen. Jenseits des Kaiserdamms, im Nachbarschaftshaus am Lietzensee in der Herbartstraße 25, hat der Verein Weiße Dame seine Räumlichkeiten; gespielt wird hier jeden Freitag ab 19:00, zusätzlich werden Trainingskurse für Kinder und Jugendliche angeboten. Wer es weniger förmlich mag und erst einmal schnuppern möchte, geht donnerstags ab 18:30 in die „Kastanie“ in der Schlossstraße 22, dort sitzen Schachfreunde in loser Runde beisammen und spielen inmitten des Kneipenbetriebs. Nicht zuletzt funktioniert Schach auch unter freiem Himmel: Am Nordwestufer des Lietzensees findet sich ein großzügiges Gartenschachfeld, die hüfthohen Figuren können mit Beginn der Frühlingssaison im nahe gelegenen Café entliehen werden.
Kaum ein Spiel ist so internetkompatibel wie Schach. Ohne großen Aufwand können Personen, ohne sich je zu begegnen, im Netz miteinander spielen, das reale Brett wird dann zum virtuellen. Aus dem großen Angebot der Plattformen sei hier die in Berlin ansässige „Schacharena“ genannt. Wie auch immer der Leidenschaft gefrönt wird, die Regeln bleiben stets dieselben. Die Chancen, Verheißungen und Risiken des königlichen Spiels hat niemand charmanter eingefangen als der legendäre Schachautor Jan Hein Donner: Wer Schach spielt, muss mit Matt rechnen.
* www.edition-marco.de
* www.hertha06.de/schach
* www.bsg-eckbauer.de
* www.sc-weisse-dame.de
* www.kastanie-berlin.de
* www.schacharena.de
Andrea Bronstering - Gastautoren, Menschen im Kiez - 07. Februar 2013 - 00:02
Tags: brettspiele/denkspiele/schach
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