Groth-Kuschler Müller
Guten Willen konnte man Michael Müller anfangs jedenfalls nicht absprechen. Bei seiner Vereidigung bemühte er sogar höheren Beistand und schwor als einziger SPD-Senator: „So wahr mir Gott helfe!“ Das war im Dezember 2011. Inzwischen sieht es aber so aus, als würde der Senator für Stadtentwicklung lieber auf andere, viel weltlichere Einflüsterer hören – Herrn Klaus Groth zum Beispiel.
Es scheint so, als würde überall in der Stadt dem Projektentwickler von Müller der Rote Teppich ausgerollt werden. Und für die Wünsche vom Bau-Klaus ist wohl immer ein Senatoren-Ohr zur Stelle. So soll Groth sich selber damit brüsten, sich natürlich im Vorfeld politisch bei Michael Müller abgesichert zu haben, um im Falle der Vernichtung der Kleingartenkolonie Oeynhausen nicht politisch ins Feuer zu geraten. Und Müller war dann auch der erste Großkopferte, der Groths Bebauungspläne für das Schmargendorfer Gelände hinausposaunte.
Kuschel-Kurs mit Groth, an der Forckenbeckstraße gegen den Willen von Anwohnern und Bevölkerung, gegen den Willen der BVV-Mehrheit, gegen Expertenmeinung im eigenen Haus des Stadtentwicklungssenators.
Das alles ficht Michael Müller aber nicht an: Schließlich braucht Berlin ja dringend neue Wohnungen!
In dieses Bild passt aber überhaupt nicht, dass genau dieser Senator mit anderen Bauwilligen ganz anders umgeht. Wie In Pankow. Dort besitzt Möbel-Gigant Kurt Krieger das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs, will es seit Jahren bebauen. Mit mehreren Hundert Wohnungen, einer Schule sogar, mit Einkaufszentrum und Möbelhaus. Anders als in der causa Oeynhausen soll diesmal praktisch der ganze Bezirk dafür sein: BVV, Anwohner, Einzelhandelsverband und auch zwei Gutachten, von denen eines der Herr Müller sogar selber in Auftrag gab.
Und für Krieger scheint’s auch kein offenes Müller-Ohr zu geben, der Möbel-Kurt beschwert sich nämlich öffentlich, dass der Senator noch nicht einmal seinen Brief beantworten würde.
Was hat Groth, was Krieger nicht hat?
Oeynhausen und Rangierbahnhof, in beiden Fällen geht’s um etwa gleich viel Wohnungsneubau, den so dringend benötigten. Warum aber misst Michael Müller scheinbar mit zweierlei Maß? Sollte Kurt Krieger etwa zu den Investoren gehören, die ihren Wünschen keine edlen Weinflaschen folgen lassen?
Holger J.
Holger J. - Gastautoren, Politik - 19. September 2013 - 23:11
Tags: kleingartenkolonie/kleingärten/laubenkolonie/wohnen/wohnungsbau
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