Musik im Kiez - Konzerte und Nachbarschaft
Umfrage zu „Pop im Kiez“ - Wenn Live-Musik auf gestresste Nachbarn trifft
Wer kennt nicht das Problem, wenn Live-Auftritte bei Straßenfesten die Anwohner stören. Diese Konflikte tauchen immer wieder auf. Wir haben es im Charlottenburger Kiez am Klausenerplatz schon oft bei Konzerten, ob in Räumen von Cafés oder draußen auf der Straße, erlebt. Dem Liliput, einer über 30-jährigen Charlottenburger Institution, kam das Aus in diesem Jahr. Hier lag es allerdings nicht nur an ständigen Beschwerden von Anwohnern - die Spekulanten, die „Aufwerter und Mietervertreiber“, hatten ihre eigenen Pläne entwickelt - oft genug passiert das genau in diesem Zusammenhang.
Lebendiges urbanes Leben braucht aber neben vielen weiteren Aktivitäten auch Konzerte. Musik ist ein Teil von Kultur und bedeutet ganz einfach Lebensfreude.
Musiker sind selbst auch Nachbarn wie jene, die sie hören möchten und andere, die ein berechtigtes Interesse an Ruhe haben und diese eben dringend brauchen. Die Häufigkeit von Konzerten und die Lautstärke spielen u.a. eine Rolle bei dem Konflikt, wie auf der anderen Seite ggf. eine akustische Dämmung von Clubräumen, Jazzkellern, usw. möglich ist. So wird man all dies nur gemeinsam und am besten in Absprache und gegenseitiger Akzeptanz und Rücksichtnahme lösen können.
Das Musicboard Berlin hat nach eigenen Angaben das Projekt "Pop im Kiez" ins Leben gerufen, um dem oft auftretenden Konflikt zwischen Anwohnern und Live-Musik-Veranstaltungen auf den Grund zu gehen. Als teilnehmende Projektgruppe hat die Hochschule der Populären Künste eine Online-Umfrage entwickelt, bei der Berliner das popkulturelle Leben in ihrem Kiez beschreiben und bewerten sollen:
Was finden Sie gut? Was stört sie? Wie nehmen Berliner das popkulturelle Leben in ihrer Stadt und den damit verbunden Konflikt wahr; was ärgert sie, was finden sie gut?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat die Hochschule der populären Künste im Auftrag des Musicboard Berlins eine Umfrage entwickelt, die ab sofort bis zum 30. September 2013 im Internet abrufbar ist.
Weiter teilen sie dazu mit: "Die Teilnehmer sollen dort das popkulturelle Leben in ihrem Bezirk zugleich beschreiben als auch bewerten. Meinung trägt dazu bei, Konflikte besser lösen zu können, neue Ansätze zu finden und das Musikgeschehen in Berlin für alle Beteiligten angenehm zu gestalten."
Wenn man sich die Ziele des Berliner Senats zu dem von ihm gestarteten Projekt anschaut, so stehen anscheinend die Vermarktung professioneller Berliner Musiker/innen, Standortmarketing und ähnliches im Vordergrund. Es bleibt also die Frage offen, ob es dem Senat nicht eher um Vermarktung von Profi-Musikern und die Tourismusförderung geht, oder ob es auch wirklich um eine Förderung von Nachwuchsprojekten und eine gleichwertige Berücksichtigung der berechtigten Anwohnerinteressen gehen soll.
Wir geben daher noch die komplette Mitteilung die wir erhalten haben weiter, um sich einen Eindruck von dem Projekt verschaffen zu können.
Live-Musik wird in Berlin zugleich geliebt und verflucht: Clubs, Straßenfeste und Festivals ziehen Touristen aus aller Welt und auch die Hauptstädter selbst an, bedeuten für viele Anwohner jedoch oft nur Lärm und Stress. In der Vergangenheit endete dieser Ärger bereits mehrfach vor Gericht und
sorgte dafür, dass viele Clubs schließen mussten.
Die Umfrage findet im Rahmen des durch das Musicboard Berlin ins Leben gerufenen Projekts „Pop im Kiez“ statt und die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit Mitte Dezember vorgestellt. Mit dem Projekt fördert das Musicboard Konzepte für Kampagnen und Maßnahmen für ein positives
Miteinander von Live-Musik und Nachbarschaft. Die Hochschule für populäre Künste gehört mit dem Projekt „Musik hören – Konflikte kennen – Probleme lösen“ zu den insgesamt fünf ausgewählten Gruppen. Sie wird neben der Umfrage einen Schwerpunkt auf die Darstellung des
Konflikts durch die Medien sowie dem Durchführen von Experteninterviews legen. Zu den weiteren Teilnehmern des Projekts gehört die Berliner Club Comission, das Hebbel am Ufer (HAU), die newthinking communication GmbH mit dem Torstraßenfestival sowie die Diskussionsreihe „Geht’s
noch“ von Boris Joens und Charlotte Rieber. Das Ziel von „Pop im Kiez“ ist ein Berliner Modell für die Vermittlung zwischen den Beteiligten und Betroffenen zu erarbeiten.
Informationen zu den Akteuren von „Pop im Kiez“
Auftraggeber:
Musicboard Berlin
Berlin ist und bleibt die Musikhauptstadt Deutschlands und neben London kann sie sich auch europaweit sehen lassen!
Damit das auch so bleibt und in Zukunft der gute Ruf der Musikstadt Berlin weiterhin weltweite
Kreise ziehen kann, hat der Berliner Senat Anfang 2013 das Musicboard unter Leitung der Musikbeauftragten Katja Lucker eingerichtet. Aufgabe des Musicboards ist es, die Popmusikszene der Stadt zu unterstützen und ihre kulturelle und wirtschaftliche Strahlkraft zu stärken – zunächst
mit einem jährlichen Budget von einer Million Euro. Das Musicboard hat mitten in Berlin, im Direktorenhaus am Spreeufer, Büroräume bezogen und bereits die erste Förderrunde abgeschlossen. Zu den Schwerpunktthemen Karrieresprungbrett Berlin und Pop im Kiez wurden viele innovative Ideen und Konzepte von der gesamten Berliner Musikszene vorgeschlagen und befinden sich bereits in der Umsetzung. Sie sollen einerseits dem Berliner Popmusiknachwuchs zugutekommen, andererseits das positive Miteinander von Live-Musik und Nachbarschaft, Investoren und Stadtentwicklung fördern, zum Beispiel durch Kiez-Workshops.
Gefragt sind Ansätze, die eine langfristige und neuartige Denk- und vor allem Verhaltensweise in Gang setzen, um Kulturräume gemeinsam mit den Musik-Akteuren zu gestalten. Die ersten geförderten Projekte werden noch in diesem Juni starten.
Das Musicboard ist eine bundesweit einzigartige Einrichtung und will Popmusik auf neue, einfallsreiche Art fördern, sowie den Diskurs zur Popkultur in Berlin lebendig halten. Es setzt auf die Mitarbeit und innovative Kraft der Musik- und Kreativbranche. Das Musicboard bringt damit eine neue und mutige Form der Popmusikförderung auf den Weg.
Kontakt:
Musicboard Berlin
Im Direktorenhaus, 2. Stock
Am Krögel 2, 10179 Berlin
Tel.: 030/28878788
Fax.: 030/28878790
hdpk Hochschule der populären Künste
Otto-Suhr-Allee 24, 10585 Berlin
Telefon: 030/36 70 23 57-30
Telefax: 030/36 70 23 57-37
Boris Joens & Charlotte Rieber – “Geht’s noch?” (AT)
Sind die Opponenten – Musik- und Anwohnerszene- wirklich so unbelehrbar? Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der Beteiligten durchaus willens ist, die Kunst der Koexistenz zu erlernen. Fast jeder hört gern Musik und MusikerInnen sind schließlich auch Nachbarn. Könnten aus dem ewigen
Zwist nicht ganz neue Perspektiven entstehen, wenn man spielerisch mit der Situation umginge? “Gehts noch?” ist eine Mischung aus Podiumsdiskussion und Wissenschaftsshow. Auf dem Panel sitzen VertreterInnen jener beiden “Szenen”, also BarbetreiberInnen und Nachbarn. Ergänzt wird die Runde durch Fachleute, die Vorträge über schallrelevante Themen halten und selbstverständlich MusikerInnen.
Club Commission – “Pop im Kiez – Toolbox”
Berlin ist angesagt. Immer mehr Menschen ziehen an die Spree und brauchen Wohnraum. Freiflächen werden bebaut und es kommt vermehrt zu Konflikten zwischen Anwohnern und Clubs. Die “Pop im Kiez – Toolbox” ist ein Angebot an Clubbetreiber und Open-Air Veranstalter, um aktiv
Konflikt-Prävention und Konfliktbewältigung rund um das Thema Lärm und Müll im Kiez zu betreiben. Dazu werden im ersten Schritt Problemstellungen erörtert und in einem weiteren entsprechende Maßnahmen an einem Club und einer Open-Air Veranstaltung getestet. Die “Pop im
Kiez – Toolbox” beinhaltet sowohl dialogische als auch bauliche Maßnahmen, sowie Vorschläge, wie diese finanziert werden können.
HAU – “Nachtleben Berlin: From Bowie to Berghain and Beyond”
Die Veranstaltung „Nachtleben Berlin: From Bowie to Berghain and Beyond“ am 11. und 12. Oktober 2013 im HAU 2 ist eine Hommage an das Berliner Nachtleben und seine generationsübergreifende Bedeutung als Motor der kulturellen Produktion und als Inspirationsquelle für Kreative aus allen Disziplinen. An zwei aufeinander folgenden Abenden im Oktober zeigen exklusive Konzerte, Performances und DJ-Sets von zentralen Protagonisten die
Vielfalt an relevanten Ausdrucksformen, die aus den verschiedenen Nischen und Teilbereichen des Berliner Nachtlebens hervorgegangen sind. Darüber hinaus untersuchen prominent besetzte Panels sowie moderierte Gespräche zwischen Akteuren von gestern und heute, wie sich die
Rahmenbedingungen für die Berliner Clubkultur gewandelt haben und wie Perspektiven aussehen.
„Pop im Kiez“ stößt nicht überall und jederzeit auf Gegenliebe – obwohl es sich um etwas Populäres handelt. Das mag verwundern, das mag auch durchaus verständlich sein. Auf jeden Fall stellt die Ablehnung eine Frage, die es zu beantworten gilt. Diese Antwort sucht ein Evaluations- und
Forschungsprojekt, dessen Ansatz sich um eine Vermittlung der Stakeholder-Positionen dreht. Resultat(e) sind die prüfende Erfassung des Gegebenen und dessen Interpretation. Ebenso die Formulierung und den Test konkreter Umsetzungen der Erkenntnisse aus dem Projekt, so dass eine
Handreichung an die Stakeholder erfolgen kann. Ein zukünftiges Ziel wäre die Formulierung eines “Berliner Modells” für die Mediation und Vermittlung der berechtigten Interessen.
newthinking communication GmbH – “Musikkultur in Berlin Mitte – Diskurs & Austausch zum Torstraßen Festival”
Mit einem begleitenden Programm zum Diskurs und Austausch von Perspektiven der verschiedenen Akteure rund um die musikkulturellen Orte in Berlin Mitte möchte das Torstraßen Festival in diesem Jahr die Thematik „Musik als Teil urbaner Lebenskultur“ noch expliziter als in den Vorjahren
angehen. Am Vorabend des Festivals (30. August 2013) wird ein Diskussionsabend für Nachbarn und Interessierte zum Thema „Musikkultur als Teil urbanen Lebens – Entwicklungen in Berlin Mitte“ stattfinden. Hier haben besonders die BetreiberInnen der anrainenden Geschäfte die Möglichkeit
zum Austausch, da sie am Tag des Festivals selbst in ihren Läden sind. Am Tag des Festivals (31. August 2013) wird ein geführter Spaziergang über das Festival stattfinden. Es werden auf dem Weg kurze Gespräche mit ausgewählten VeranstalterInnenn, Gewerbetreibenden, sowie KünstlerInnen
organisiert. Zu dem Spaziergang werden gezielt VertreterInnen der Bezirksverwaltung eingeladen. Weiterhin werden Gruppen in der Nachbarschaft angesprochen, die sonst die Festivalspielorte nicht besuchen, wie z.B. Familien mit Kindern, Senioren oder auch neu zugezogene Gutverdienende.
- Kunst und Kultur, Menschen im Kiez - 25. August 2013 - 21:24
Tags: konzert/lärm/nachbarschaft
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