Das Prinzip "Teile und Herrsche" in der Stadtvernichtungspolitik
Divide et impera, „teile und herrsche“, oder auch schon mal „trenne und herrsche“ genannt, ist ein seit Jahrtausenden von Herrschern bis hin zu übelsten Diktatoren praktiziertes Vorgehen, um ein Volk oder eine Gruppierung in Untergruppen aufzuspalten, damit sie leichter zu beherrschen bzw. zu besiegen sind. Dazu wird stets ein Spektrum einer gewissen „Wertigkeit“ der eigenen Bevölkerungsgruppen, der Besiegten, der Unterworfenen, wie auch für die genehmen Begünstigten aufgestellt.
Selbst heute, in einer sogenannten Demokratie (Herrschaft des Volkes), wird das Prinzip von der Macht des Geldes und der ihr zuvorkommend folgenden niederen Politik immer weiter verfolgt. Die Vorgänge zur geplanten Vernichtung der Kolonie Oeynhausen sind aktuelle Beispiele für dieses rücksichtslose Vorgehen gegenüber Menschen, die von den Mächtigen von heute in ihrer „Wertigkeit“ weit unten eingestuft werden, denn schließlich geht es hier um die Errichtung von Luxuswohnungen für eine andere Gruppe, die von ihnen als „höherwertig“ bewertet wird. Bestens zu erkennen ist das an einem ihrer Lieblingsbegriffe, der immer öfter erwähnt wird: "Aufwertung". Wenn sie der sogenannten "Aufwertung" als ihrem neuen Götzen huldigen, dann gibt es für sie ja offensichtlich etwas, das sie als „minderwertig“ betrachten.
Es ist genau das Prinzip "teile und herrsche", das von der rot-grünen Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirkspolitik bei den Kleingärtnern angewandt werden sollte. Einige sollten die Glücklichen sein und andere hätten eben einfach Pech gehabt. Der gemeinsame Kampfeswille wäre gebrochen gewesen.
Es ist genau das Vorgehen "teile und herrsche", welches die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG anwendet, wenn sie nach Zusendung der offiziellen Modernisierungsankündigung die sich wehrenden, zögernden, verunsicherten Mieter aufsucht, um sie in Einzelgesprächen entsprechend zu bearbeiten und sie mit individuellen Lösungen zu ködern, um sie letztlich zu spalten.
„Trenne und herrsche“ ist schon gar das Gebaren der untersten Kategorie der Mietervertreiber und ihrer Handlanger, wie gerade in der ARD-Dokumentation zu sehen war.
Wenn hier in der Presse nach dem jüngsten Erfolg der Kleingärtner mit ihrem Einwohnerantrag von einem Pyrrhussieg die Rede ist, dann haben sie etwas nicht richtig verstanden. Wenn Baustadtrat Marc Schulte (SPD) hier davon spricht, daß er 50 Prozent der Kleingärten retten wollte, dann will er nur täuschen und offenbart damit den runtergekommenen Zustand seiner Partei.
Die Kleingärtner haben sich jedenfalls nicht spalten lassen. In einer Abstimmung haben sich über 80 Prozent für die gemeinsame Linie ausgesprochen. Sie werden sich nicht teilen lassen und den Kampf auch weiterhin gemeinsam führen.
Eine Hausgemeinschaft in der Seelingstraße im Kiez vom Klausenerplatz hat sich ebenfalls nicht trennen lassen und damit Erfolg gehabt.
Der Zusammenhalt und die Solidarität der Menschen ist der Gegenpol zum Prinzip "teile und herrsche". Das fürchten sie und versuchen deshalb die Gemeinsamkeit mit allen Mitteln zu verhindern und zu untergraben. Zusammenhalt und Solidarität zeigen die Kleingärtner gerade auf bewundernswerte Weise und das haben auch die Mieter in der Seelingstraße hervorragend bewiesen. Nur so können die Menschen Erfolge bei ihren Kämpfen gegen Verdrängung und Vertreibung erreichen. Und wenn man verliert, was gegen die Macht rücksichtsloser Politik und des sie schmierenden Geldes immer passieren kann, dann hat man immer noch Anstand, seine Würde und Aufrichtigkeit bewahrt. Das kann nicht genommen werden. Eigenschaften, die der anderen Seite offensichtlich vollkommen fremd sind.
Hier noch ein kleines Liedchen für die Heuschrecken:
Georg Kreisler - Sie sind so mies
......
Sie schrauben dir die Blumen und die Bäume ab
und treten dich voll Freude in den Bauch.
Sie sind so mies, ach, so schrecklich mies,
und sie glauben, alle andern sind es auch.
Sitzen sie im Aufsichtsrat, in Vorstand und Verwaltung,
woll'n sie noch womöglich Präsident sein.
Sind sie schon Professor, General und Generaldirektor,
woll'n sie noch ihr eigner Konkurrent sein.
Hab'n sie schon Millionen und Millionen und Millionen,
klau'n sie immer noch zehn Pfennig am Klosett.
Und steh'n sie in der Zeitung, krieg'n sie jedes Mal Orgasmen,
die gehn ihnen dann später ab im Bett.
Sie sind so mies. Sie sind widerlich,
sie haben zwanzig Wohnungen und Farmen und Besitze,
Dividenden, Hypotheken und Renditen.
Doch wenn du dich auf zwei Zimmern drückst
und Gott behüt' noch Kinder kriegst,
erhöhen sie die Preise und die Mieten.
Sie sind so mies, kriegen den Hals nicht voll,
wobei wir ja für sie nur dummes Vieh sind.
Sie sind so mies. so entsetzlich mies ......
- Gesellschaft, Politik - 18. August 2013 - 19:59
Tags: entmietung/gentrifizierung/kleingärten/mieten/wohnen
neun Kommentare
Nr. 2, Siegfried Schlosser, 21.08.2013 - 11:26 tja, Groth hat Geld, viel Geld, und er tut alles, um noch mehr zu bekommen – unterstützt von den jeweils regierenden Parteien, und das seit Jahrzehnten.,.. 3 Millionen dürften da eher was für die Portokasse sein, also kann man es versuchen. Gut, daß die Kleingärtner weitgehend zusammenhalten. Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß Einzelne das Angebot annehmen. Irgendwie ja auch verständlich in der Situation, da der Beschluß des Einwohnerantrags durch die BVV ja nicht die Vernichtung der Kolonie für alle Zeiten verhindert – dazu gehört in den nächsten Wochen noch viel mehr Arbeit… |
Nr. 3, neu, 21.08.2013 - 21:46 Heute fand im DGB haus keithstr. der 4.sozialgipfel des DGB berlin und der sozialverbände statt. http://berlin-brandenburg.dgb.de/themen/.. In einem wortbeitrag- beglekitet von kräftigen beifallsbekundungen – habe ich die sozialdemokraten eindringlich davor gewarnt, die sog.wohnungsfrage auf kosten der aufgabe des berliner grüns (kleingartenkolonien, tempelhofer feld) lösen zu wollen. Paus von den GRÜNEN bekam ebenfalls ihr “fett” ab. Diese glaubt nämlich – ohne rücksicht auf die sozialen folgen – ihrem gündogma folgen zu müssen d.h. jegliche energetische modernisierungsmaßnahme ,ohne effiziens und kostenkontrolle, als unbegrenzte umlage den mietern “an den hals hängen” zu können. |
Nr. 5, neu, 25.08.2013 - 19:26 hier die bestätigung meines vorwurfes an frau Paus in der Berliner Zeitung online von heute: http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaf.. |
Nr. 6, maho, 25.08.2013 - 20:04 Dazu siehe auch “Wohnen und die große Öko-Bio-Abzocke” http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi.. |
Nr. 7, neu, 25.08.2013 - 22:29 ..und auch die sozis bekommen es im Tsp zu lesen: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/bebau.. |
Nr. 8, neu, 01.09.2013 - 19:16 liebe GRÜNE Energie Ökos: es geht los… energetische Sanierung als mietpreisbeschleuniger http://www.berliner-zeitung.de/berlin/st.. |
Nr. 9, M.Kelz, 03.09.2013 - 09:06 Zu der Frage, wie es mit Oeynhausen weitergehen kann und soll veranstaltet die Bürgerinitiative “Schmargendorf braucht Oeynhausen” am 10.09.2013 um 19:00 Uhr eine Podiumsdiskussion in der Aula der Alt-Schmargendorf Grundschule, Reichenhaller Str. 8, 14199 Berlin-Schmargendorf. Auf dem Podium sind: für die CDU: Klaus-Dieter Gröhler, Bezirksstadtrat u. Bundestagskandidat, und Susanne Klose, Vorsitzende der CDU-Fraktion in der BVV für die SPD: Baustadtrat Marc Schulte und Heike Schmitt-Schmelz, stellv. Vorsitzende der SPD-Fraktion in der BVV und baupolitische Sprecherin für Bündnis90/Die Grünen: u.a. die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus, für die Piraten: Siegfried Schlosser, Bezirksverordneter und Bundestagskandidat für die Linke: Marlene Cieschinger, Bezirksverordnete und Bundestagskandidatin Wer sich für das Thema interessiert ist herzlich Willkommen http://www.oeynhausen-retten.de/aktuelle.. |
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Die Berliner Woche hat berichtet:
“....
Die Kleingärtner blieben solidarisch: “Alle oder keiner.” Dann kam für Räumungswillige ein Verlockungsangebot von drei Millionen Euro. Die Kleingärtner halten weiter zusammen. Ungläubig fragte die SPD-Verordnete Heike Schmitt-Schmelz die Vertreter der Bürgerinitiative: “Sind darüber alle informiert, vertreten sie alle Kleingärtner?”
.....”
http://www.berliner-woche.de/nachrichten..
Es wird also inzwischen Geld geboten, um die Gemeinschaft zu spalten.
Die SPD möchte offensichtlich gleich im Interesse des Investors eifrig mit spalten, anstatt sich endlich mal für Solidarität einzusetzen.
Die SPD, falls noch irgendwelche Zeifel bestanden, ist tatsächlich eine miese, restlos verkommene Partei.
Die Grünen in der BVV sollten sich nach ihrer Besinnung bei der letzten Abstimmung ernsthaft überlegen, ob sie mit so einer geradezu ekelhaften Bezirks-SPD noch weiter eine Zählgemeinschaft eingehen sollten.