So sorry! „Ökokiez“ doch sein Geld wert!
Peinlich, peinlich! Hab ich doch kürzlich den „Ökokiez“ samt seinem „Klimaschutzmanagement“ in Grund und Boden verdammt von wegen riesige Verschwendung von Steuergeldern zu Gunsten der Klientel von SPD und Grüner Partei, und das gleich auch schon voraus bis Ende April. Und dann das! Hab ich ich doch glatt übersehen, daß es am Montag, den 13. April um 16 Uhr einen „Klimaschutz Klausenerplatz“ - Workshop im Minna-Cauer-Saal des Rathauses Charlottenburg gibt! Zugegeben, konnt ich nicht wissen, steht auf keiner Seite des Bezirksamts. Aber jetzt weiß ich‘s und streue Asche auf mein Haupt.
In Wirklichkeit ist alles ganz anders: Arbeitsgruppe 1 wird nämlich über das Thema „Energetische Sanierung“ reden, Ziel „klimafreundliche Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser“. In der „Kurzbeschreibung“ dazu in der verschickten Tagesordnung geht‘s dann um „Problemfelder“. Dazu gehören auch die „in vielen Gebäuden für Heizzwecke eingebauten sogenannten 1-Rohr-Systeme“ und „hohe Übertragungsverluste bei der Warmwasserversorgung wegen schlechter Dämmung der Rohrleitungen“. Logischer Weise sitzt die Gewobag mit am Tisch, nachdem ihr doch ca. 60% der Häuser gehört. Und um Nägel mit Köpfen zu machen, wird auch gleich als erster „Handlungsschritt“ die „Beantragung von Mittel aus dem KfW-Programm ‚Energetische Stadtsanierung‘ geprüft“. Die KfW selbst sagt zu ihrem Programm unter dem Stichwort „Wen fördern wir?“:
“Mit dem Produkt Energetische Stadtsanierung – Zuschuss fördern wir:
kommunale Gebietskörperschaften
Die Zuschüsse können an privatwirtschaftliche oder gemeinnützige Akteure weitergegeben werden, zum Beispiel an Wohnungsunternehmen oder Eigentümer von Wohngebäuden.“
Damit das auch alles klappt, stehen als weitere „Handlungsschritte“ die „Umsetzung mit den Gebäudeeigentümern“ und sogar die „mögliche Beantragung eines Sanierungsmanagers“ auf der Agenda.
Warum bloß verschweigen das Bezirksamt und sein „Klimaschutzmanagement“ den Anwohnern und sonstigen Bürgern diese nun wirklich modellhaften Dienste des „Ökokiezes“? Und warum bloß dürfen nach Auskunft des Klimaschutzmanagers nur „Akteure“, darunter selbstverständlich Kiezbündnis, Divan und Unternehmerverband UNK, daran teilnehmen, nicht aber die 9.000 Anwohner und sonstige interessierte Bürger? Liegt es vielleicht daran, dass der Saal nur 60 Sitzplätze fasst – haargenau so viele wie „Akteure“ eingeladen sind? Eigentlich schade.
Denn es ist doch ganz klar: Letztlich bekommen doch alle etwas ab: die einen eine Modernisierung ihres Eigentums mit freundlicher Unterstützung der Steuerzahler, die anderen eine Mieterhöhung wegen energetischer Modernisierung, zu der sie nicht nein sagen können, und die Umwelt Schutz:
„§ 559 BGB Mieterhöhung nach Modernisierungsmaßnahmen
(1) Hat der Vermieter [energetische] Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, so kann er die jährliche Miete um 11 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten Kosten erhöhen.“
Also nichts für ungut, liebes Bezirksamt, liebes Umweltamt und sehr geehrter Herr Klimaschutzmanager, tut mir echt leid, Ihre Klientel ist in Wirklichkeit viel größer als von mir behauptet, aber dafür konnte ich jetzt endlich mal was konstruktives schreiben und habe hoffentlich damit meinen Fehler gut gemacht. "Ökokiez" und „Klimaschutzmanagement“ sind eben doch ihr Geld wert!
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Politik - 01. April 2015 - 15:29
Tags: gentrifizierung/mieten/modernisierung/sanierungsvorhaben/wohnen/ökokiez
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Einladung zum 2. Mieterforum Pankow
Mieter, kommt und diskutiert mit! – Es geht um unsere Stadt und unser Zuhause!
Prima Klima – ohne Mieter
Wie ökologisch und sozial ist energetische Modernisierung?
Mittwoch, 15. April 2015,
18.00 Uhr, WABE
Danziger Straße 101, 10405 Berlin
http://mieterforum-pankow.net/
Fassadendämmung – uneffektiv, brandgefährlich und unwirtschaftlich?
Wirtschaftlichkeit der energetischen Modernisierung auch für den Mieter?
Welches sind erforderliche, effektive und nachhaltige Maßnahmen bei einer energetischen Modernisierung eines Wohnhauses?
Gibt es effektive und kostengünstige Alternativen zum „Standardpaket“ öffentlicher und privater Bauherren?
Es sprechen und diskutieren im Mieterforum u.a.:
Rainer Scheppelmann (Ehem. Leiter Klimaschutzkoordination Hamburg und Koordinator EUCO2 80/50, METREX); Tilo Trinks (Pankower Mieterprotest), Barbara von Boroviczeny (Mieterinitiative Onkel-Tom-Siedlung, Zehlendorf), Sven Fischer (Mietergemeinschaft, Kopenhagener Str. 46, Prenzlauer Berg), Carola Handwerg (Mieteranwältin, Berlin), Andrej Holm (Soziologe, Berlin).
Moderation: Matthias Coers (Filmregisseur, „Mietrebellen“)