Wohnen im Kiez
Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten
Lange hat es gedauert, bis überhaupt mal Bewegung in die Wohnungs- und Mietenpolitik des Berliner Senats gekommen ist. Sämtliche Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt wurden in den letzten Jahren nicht nur gründlichst verschlafen, selbst Renditeforderungen für den eigenen defizitären Landeshaushalt wurden allein auf Kosten der Mieter vorgegeben, sondern sogar noch weitere Grundsteine für die heutigen Probleme gelegt. Als Beispiele seien hier nur Verkäufe von städtischen Gesellschaften mit zahlreichen Wohnungen, die stetigen Mietpreistreibereien ausgerechnet der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die angesammelten Absurditäten im Sozialen Wohnungsbau und die zunehmende Verdrängung aus dem sozialen Umfeld des heimischen Kiezes gerade für Menschen mit weniger Geld genannt. Heute fliegen ihnen die Folgen um die Ohren, da hilft auch kein Abwiegeln mehr. Eine stadtweite Mieterbewegung hat sich in den letzten Jahren formiert und wird fortfahren, sie lautstark darauf aufmerksam zu machen.
So darf man die Bewegung, die wenigstens zu einigen ersten Punkten in ihren Köpfen entstanden ist, durchaus als einen Erfolg ansehen. Wir zitieren hier aus einem Schreiben (welches wir kürzlich erhalten haben) des Senators für Stadtentwicklung an das Abgeordnetenhaus von Berlin. Das auch bereits in der Presse angekündigte "Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten" des Berliner Senats mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften muß noch endgültig verhandelt und beschlossen werden, um schließlich als verbindliche Vereinbarung an die Wohnungsunternehmen zu ergehen. Wir werden dann vergleichen, ob dieser kürzlich vorgelegte letzte Entwurf des Senats auch wirklich in allen Punkten Gültigkeit erlangt hat. Danach und vor allem in der folgenden alltäglichen Praxis wird sich zeigen, ob diese Vereinbarung als ein Schritt in die richtige Richtung bewertet werden kann.
Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und Umwelt
-IVA1-
An das
Abgeordnetenhaus von Berlin
über Senatskanzlei - G Sen -
Mitteilung
- zur Kenntnisnahrne -
über
Bezahlbare Mieten sichern III: Mieten von städtischen Wohnungen auch bei Neuvermietung am Mietspiegel orientieren
- Drucksachen Nrn. 16/3597, 16/3973, 16/4320, 17/0017 und 17/0251
- 4. Zwischenbericht
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung legt nachstehende Mitteilung dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor.
Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung am 31. März 2011 Folgendes beschlossen:
"Der Senat wird aufgefordert darauf hinzuwirken, dass die landeseigenen
Wohnungsbaugesellschaften sich bei Neuvermietungen von Wohnungen an der
Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren."
Hierzu wird berichtet:
Der Senat steht kurz vor dem Abschluss der Verhandlung mit den
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaffen über ein "Bündnis für soziale
Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten". Dieses Bündnis enthält
detaillierte Regelungen zur Neuvermietung, die im Tenor des Beschlusses
des Abgeordnetenhauses vom 31. März 2011 liegen.
Die wesentlichen Regelungen sehen vor:
- Erhöhung des öffentlichen Wohnungsbestandes von 270.000 auf 300.000 Wohnungen durch Zukauf und Neubau.
- Direktvergabe städtischer Grundstücke zum Verkehrswert oder als
Sachwerteinlage an die WBG auf der Grundlage überzeugender
Wohnungsbaukonzepte.
- Pilotprojekt über die Bereitstellung von 14 Grundstücken als
Sachwerteinlage für die WBG in 2012 für Wohnungsneubau zu verträglichen
Mieten für breite Schichten.
- Stärkung des Studentischen Wohnens durch Kooperation der WBG mit dem Berliner Studentenwerk.
- Sozialverträgliche Miethöhe für Bestandsmieter durch Einführung individueller Lösungen mittels einer Sozialklausel.
- Beschränkung der individuellen Nettokaltmiete auf 30 Prozent des
Haushaltsnettoeinkommens sowie Härtefallregelungen bei individuellen
Härten.
- Die genannten individuellen Lösungen greifen auch bei Sozialwohnungen,
bei denen die Mieterhöhungen aus den planmäßigen
Fördermittelreduzierungen resultieren.
- Vermittlung bei strittigen Fällen durch eine Schiedsstelle.
- Bei Wiedervermietung wird jede zweite Wohnung innerhalb, jede dritte
Wohnung außerhalb des S-Bahnrings quartiersbezogen zur ortsüblichen
Vergleichsmiete an Haushalte mit Anspruch auf Wohnberechtigungsschein vergeben.
- Fairer Wohnungstausch bei gewünschter Wohnungsverkleinerung, die WBG bilden hierzu einen gemeinsamen Pool.
- Mieterhöhungen maximal um 15 % in 4 Jahren entsprechend Berliner
Bundesratsinitiative und max. bis zum Berliner Mietspiegel (statt
derzeit 20 % in 3 Jahren).
- Modernisierungsumlage maximal 9 % der aufgewandten Kosten entsprechend
Berliner Bundesratsinitiative und Gewährleistung verträglicher
Mietbelastungen modernisierter Wohnungen.
- Umfassende Einbeziehung der Mieterschaft in den Modernisierungsprozess.
Nach Abschluss der Verhandlung wird der Senat urnfassend über die
lnhalte des Bündnisses berichten. Ich bitte daher, den Berichtstermin
bis zum 31. Juli 2012 zu verlängern.
Berlin, den 31. Mai 2012
Michael Müller
Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
- Gesellschaft, Politik - 20. August 2012 - 00:02
Tags: mieten/mieterbewegung/modernisierung/sanierung/wohnen
zwei Kommentare
Nr. 2, maho, 05.09.2012 - 23:10 Eine Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 4. September 2012 bestätigt alle Punkte des obigen Schreibens: Pressemitteilung Berlin, den 04.09.2012 Aus der Sitzung des Senats am 4. September 2012: Der Berliner Senat hat in seiner Sitzung am 4. September 2012 ein „Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“ beschlossen, das unmittelbar im Anschluss an die Senatssitzung von Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Michael Müller und Vorständen und Geschäftsführern der sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften unterzeichnet wird. Senator Müller: „Zusammen mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften haben wir mit dem Mietenbündnis ein Instrument der sozialen Wohnungspolitik erarbeitet und umgesetzt, durch das wir positiv auf die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt einwirken können. Ich freue mich, dass wir diesen wichtigen Schritt jetzt tun, damit wir für Berlin auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum erhalten können.“ Gut, sicher, preiswert Das Bündnis wird dazu beitragen, dass die Mieterinnen und Mieter bei den sechs städtischen Wohnungsunternehmen gut, sicher und preiswert wohnen. „Gut“, weil die Unternehmen ihre Anstrengungen zur Modernisierung und Instandhaltung der Wohngebäude, des Wohnumfeldes und zur Einsparung von Energie intensivieren werden; „sicher“, weil kein Mieter aus seiner Wohnung verdrängt werden wird und „preiswert“, weil die Mieterhöhungen im Durchschnitt bei einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft geringer ausfallen werden als auf dem übrigen Berliner Wohnungsmarkt. Diese Entwicklung wird im Übrigen auch der Berliner Mietspiegel reflektieren – zum Vorteil aller rd. 1,6 Mio. Berliner Mieterhaushalte. Die sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften degewo, GESOBAU, GEWOBAG, HOWOGE, STADT UND LAND und WBM, die derzeit ca. 277.000 Wohnungen besitzen, sind zentrale Partner des Senats zur Umsetzung seiner wohnungspolitischen Ziele. Damit kommen die Gesellschaften ihrer besonderen sozialen und entwicklungspolitischen Verantwortung nach, ohne grundsätzlich vom bislang erfolgreichen Konsolidierungs- und Entschuldungskurs abzuweichen. Die wichtigen Regelungen im Überblick: .............. ........ http://www.berlin.de/landespressestelle/.. |
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Das sogenannte “Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten” wurde inzwischen beschlossen.
Erste Stellungnahmen:
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/mi..
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/wo..
http://www.neues-deutschland.de/artikel/..
http://www.neues-deutschland.de/artikel/..
http://www.tagesspiegel.de/berlin/sozial..
http://www.tvb.de/newsmeldung/datum/2012..
http://www.berliner-mieterverein.de/pres..
http://www.die-linke-berlin.de/nc/politi..
http://www.taz.de/Mietenbuendnis/!101095..
http://www.berliner-kurier.de/bezahlbare..
http://www.property-magazine.de/berlins-..
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/..
Jetzt gilt es noch, den genauen Inhalt der Vereinbarung zu erfahren (siehe obiges Schreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung).