Rot-Grüne Stadtvernichtungspolitik in Charlottenburg-Wilmersdorf geht weiter
Es begann im Jahr 2008 mit dem ersten Kettensägenmassaker des Bezirksamts an den Platanen in der Danckelmannstraße. Aus Rücksicht auf das Stadt- und Straßenbild sei es dringend erforderlich, wurde damals als Grund genannt. Im Jahr 2012 folgte der nächste Hieb unter der Tarnbezeichnung "ÖkoKiez" an den Bäumen. Die Platanen haben sich bisher von den zwei schweren Schlägen erfreulicherweise noch jedesmal auf ein überlebensfähiges Maß erholt. Also suchte man sich diesmal wohl die Bodenebene aus, um eben mal zu testen, ob man nicht vielleicht gleich mit einem Schlag noch nachhaltigere Zerstörungen anrichten kann.
Tatsächlich war dieser Teil der Danckelmannstraße einmal eine der schönsten Straßen überhaupt im Kiez am Klausenerplatz. Ein durchgehender Altbaubestand mit herrlichen Bäumen und dem warmen Licht der alten Gaslaternen machten den besonderen Reiz einer typischen Charlottenburger Altstadtstraße aus. Manche sprachen damals sogar extra von ihrem Danckelmann-Kiez. Dieses einmalige Flair wurde nun gründlichst zerstört.
Hier ein Beitrag eines Anwohners aus der Kiezgruppe bei facebook:
Findet ihr die Danckelmannstrasse auch so grauenerregend? Sie war doch mal eine der schönsten Straßen im Kiez. Jetzt gibt es diese riesengroßen Parkbuchten, dann diese roten Stellen, die stinken wie ein Plastik-Fußballfeld im Hochsommer, diese potthäßlichen schwarz-gelben Signalschwellen und schließlich diese hässlichen Kästen, die zum Langsam-Fahren auffordern. Tut mir leid, aber nach meinem Empfinden sieht dieses gesamte Ensemble absolut kacke aus. Gibt es nicht ein Gesetz, das auch von Verkehrsplanern wenigstens ein Mindestmaß an ästhetischer Kompetenz fordert?
Dazu hat der Pollerwahn getobt. Der Großteil der Autofahrer fährt jetzt halt über die Schwellen locker ungebremst hinweg (den Dreh hat man längst raus). Dazu leuchtet der Geschwindigkeitsmesser stets brav "Langsam" auf, was ja eh keinerlei Folgen hat. Selbstverständlich mußten für die Schwellen auch neue Verkehrsschilder in jeder Richtung aufgestellt werden. Parkplätze gingen verloren, damit der Suchverkehr im Kiez zunimmt. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Die Geldverschwendung (insgesamt ca. 100 000 Euro) der rot-grünen Zählgemeinschaft des Bezirksamts für ihren (natürlich in der Ecke Danckelmannstraße wohnenden) (natürlich SPD-Grün-konformen) Begünstigten-Zirkel hat System.
In der 7. Einwohnerfrage "Stadtentwicklung im ,Ökokiez'" (Drucksache 0667/4) am 15.08.2013 wurde u.a. nachgefragt:
„In welch anderen Vierteln des Bezirks wurde für derartige Zwecke vergleichbar viel Geld zur Verfügung gestellt (bitte Auflistung)?“
Antwort des zuständigen Bezirksstadtrats Marc Schulte:
„Dies ist in allen anderen Bereichen des Bezirkes ebenso denkbar.“
„Für die Umgestaltung einer bislang namenlosen Verkehrsinsel an der Kreuzung Horstweg/Wundtstraße zu einem verkehrsberuhigenden "Stadtplatz" (von den Befürwortern schon "Horst-Wundt-Platz" genannt) sollen 450.000 ? ausgegeben werden (Berliner Woche, 24.6.13). Eine andere namenlose Verkehrsinsel an der Einmündung Loschmidtstraße/Alt-Lietzow ist seit über 10 Jahren in einem beklagenswerten Zustand (Beleg): Warum haben Sie dort nicht auch schon eine "Verkehrswerkstatt" ins Leben gerufen und städtebauliche Maßnahmen ergriffen?“
Antwort des zuständigen Bezirksstadtrats Marc Schulte:
„Es ist Beschlusslage der BVV, die verkehrsberuhigte Zone im Bereich Klausenerplatz zu erweitern. Um dies zu ermöglichen, sind bauliche Veränderungen sinnvoll. Die Ideallösung wäre die Umgestaltung der genannten Kreuzung, da dadurch ein neuer Stadtplatz entstehen könnte. Hier wird versucht Fördermittel zu akquirieren. Eine vergleichbare Beschlusslage gibt es in dem anderen genannten Bereich nicht.“
„Wie können Sie bei den Bürgern den Eindruck widerlegen, dass die unterschiedlichen Viertel des Bezirks mit verschiedenem Maß gemessen und dementsprechend mit Steuergeldern (nicht) bedacht werden?“
Antwort des zuständigen Bezirksstadtrats Marc Schulte darauf:
„Es ist schlicht und einfach nicht möglich, sich um alle Bereiche im Bezirk gleichermaßen intensiv zu bemühen. Deswegen sollten aber meiner Ansicht nach pilothafte Projekte wie am Klausenerplatz nicht unterbleiben.“
- Kiez, Politik - 12. September 2013 - 00:24
Tags: baumschnitt/danckelmannstraße/poller/stadtplanung/verkehrsberuhigung/verkehrswerkstatt/ökokiez
zwei Kommentare
Nr. 2, MichaelR, 19.09.2013 - 15:43 Im Hinblick auf die Geld- und Gunstvergabepolitik des Bezirksamtes, die sich in den Antworten des Stadtrats (SPD) zur 7. Einwohnerfrage widerspiegelt, bestätigte seine Umweltkollegin (Grüne Partei) im Laufe eines Gespräches auf dem Sommerfest der Kolonie Oeynhausen ( http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi.. ), daß man da auf den Gedanken kommen könne, daß von diesem Bezirksamt am meisten kriegt, wer am lautesten schreit. Immerhin ehrlich. Andererseits eher zynisch, wenn man sich wie ihr SPD-Kollege auf eine "Beschlusslage der BVV" beruft, die man doch selbst in Kollaboration mit seinen Spezis hergestellt hat. Aber auch wiederum bewundernswert die Offenheit, mit der zwischen den Zeilen versteckt die klientelorientierten Aktivitäten an dem einen Ort gerechtfertigt und die offenbar auch zuküftig vorgesehenen Unterlassungen an den anderen Orten angekündigt werden. Es bedarf noch mancher Bürgerfragen aus diesen anderen Orten, um da Bewegung reinzubringen. |
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Die Danckelmannstraße ist in der Tat grauenhaft verschandelt worden. Aber vielleicht ist das ja eine geheime Maßnahme gegen die Gentrifizierung – wenn man mal annimmt, dass die besserverdienende Mittelschicht über einen gewissen ästhetischen Geschmack verfügt.