Ein neues Heim für Kiezer Spatzen
Einst übte die Kavallerie in diesem Gebäude, um sich für die nächsten Feldzüge vorzubereiten. Nach dem Auszug von Aldi hatte sich im Jahre 2013 eine ganze ÖkoBio-Kompanie in Bewegung gesetzt, um neues Terrain zu erobern. Wie das halt so ist bei neuen Ausbreitungen, bei denen es im Kern wohl stets vorwiegend ums Geld geht, müssen immer einige dran glauben. Während es bei den Planungen zur Operation "Aufwertung" unter der Tarnbezeichnung "ÖkoKiez" um eine großangelegte Offensive zur Vertreibung von Mietern geht, sollte es in diesem Fall unseren gefiederten Nachbarn an den Kragen gehen.
Das aber mißfiel einer Nachbarin. Schließlich war bekannt, daß dort unter der Dachkante seit Jahrzehnten Spatzen wohnten. Das Umweltamt Charlottenburg-Wilmersdorf hatte doch immer zum Engagement aufgerufen, um die Lebensstätten von Tieren, die an Gebäuden leben, wie z. B. Fledermäusen, Haussperlingen, Mauerseglern, Mehlschwalben und Turmfalken zu erhalten. Mehr noch, diese Vögel sind sogar durch das Artenschutzgesetz geschützt. So heißt es in der entsprechenden Verordnung: Die Tiere dürfen nicht beeinträchtigt und ihre Lebensstätten nicht verschlossen oder gar zerstört werden. Sollten Arbeiten am Gebäude erforderlich werden, die einen Erhalt der Lebensstätten nicht zulassen, bedarf es einer naturschutzrechtlichen Genehmigung (Befreiung) der obersten Naturschutzbehörde, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Ein Anruf beim Umweltamt Charlottenburg-Wilmersdorf brachte Klarheit: eine Genehmigung lag nicht vor! Also machte sich der Außendienst der Umweltbehörde umgehend auf den Weg. Es wurden 22 Brutstätten festgestellt und die entsprechend vorgeschriebenen Schritte eingeleitet. Spatzen sind doch schließlich auch Lebewesen und gehören zu uns.
Nun stehen unseren Spatzen 22 neue Heime an gleicher Stelle zur Verfügung und wir hoffen, daß ihnen ihr neues Zuhause gefällt.
Wir haben uns bei dem freundlichen und kompetenten Herrn des Umweltamtes für seinen sofortigen Einsatz bedankt. Er hat uns gebeten, der aktiv gewordenen Nachbarin den Dank des Umweltamtes für das beispielhafte Engagement auszurichten. Dazu bittet er alle Anwohner, ebenfalls auf Brutstätten zu achten und sie bei ähnlichen Vorgängen möglichst schnell zu melden.
Die Spatzen pfeifen's halt von den Dächern: Wir bleiben alle!
Schön hier, nicht wahr?
- Gesellschaft, Kiez - 29. August 2013 - 00:24
Tags: bioladen/gentrifizierung/haussperling/naturschutz/spatzen/sperling/umweltschutz/ökbio/ökokiez
vier Kommentare
Nr. 2, maho, 03.09.2013 - 21:23 Hier den Besserzähler hervortun, nachdem ich gerade gegenüber davon gesprochen habe, daß ich mich verzählt habe. Nicht mal selber herausgefunden, Pah (jetzt verbessert) Übrigens, Mietpreiserhõhung is nich. Die Wohungen bleiben nämlich mietfrei, wie es sich gehört… Das war auch schon bei Willi, der Maus, so… http://blog.klausenerplatz-kiez.de/archi.. |
Nr. 4, maho, 19.11.2013 - 00:12 Aktuelle Meldungen aus Kreuzberg: “....Am Schlesischen Tor Berlin: Bio-Company will alteingesessenes Kleingewerbe ohne Kompensation verdrängen….” http://initiativesolidarischestadt.wordp.. http://erinnerungsengramme.wordpress.com.. http://linien142.wordpress.com/2013/11/1.. Video der Solidaritätsaktion vom 18.11.2013: http://youtu.be/q3S2FddTpVk |
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Hallo Maho,
zählen muss man aber besser. Es sind nur 22 neue Wohnungen. Die Wohnungen wurden energetisch saniert ;)
Hoffentlich war die Mietpreiserhõhung nicht zu stark.
[marcel]