„Ökokiez“Queen
Am 12. März erschien der 52. Kommentar zu dem Bericht des Tagesspiegels vom 2. März
über die Informationsveranstaltung des Bezirksamtes zum Ökokiez 2020. Verfasserin ist eine/die bisher nicht in Erscheinung getretene Kiezkönigin. Einer ihrer entfernteren Untertanen versucht hier eine Antwort.
Majestät,
Herrscherin über den zukünftigen Testmarkt für das neue Zeitalter,
ich spüre es förmlich, wie hochgestimmt Sie sind ob der Tatsache, daß Sie derart ausgezeichnet wurden.
Wie schockierend muß es da gewesen sein, daß Subjekte, die nicht einmal im Kiez wohnen, diese ewig
Benachteiligten, sich erdreisten, diesen schönen Plan mit Dreck zu besudeln!
Immerhin geht es um satt Fördergelder für ½ km²! Daß
diese Gelder von den kiezfremden Losern kommen, geschieht denen ganz
recht. Und außerdem kann man später auch noch, wenn Ihr Beispielkiez
(pardon, das ist diesmal nicht von Ihnen, sondern von einem Abgesandten
aus dem Kreisverband der Grünen Partei) floriert, dessen Errungenschaften zu
diesen Fremdlingen exportieren - zugunsten der BewohnerInnen des
Kiezes!
Was das konkret verheißt, weiß ich zwar nicht, aber wie wäre es, z.B.
aus dem Label „Ökokiez" einen Kiezverdienstorden zu gründen?
Ich erlaube mir, an dieser Stelle eine frevlerische Frage zu äußern: Ist
Ihr kleines Gebiet wirklich so homogen, wie
Sie versichern? Oder anders gefragt: Sind wirklich alle 9.000 Bewohner solch egoistische Gierhälse?
Und noch ein kleiner Wermutstropfen: Sie erwarten, daß die Mieter von
einer energetischen Sanierung durch sinkende Nebenkosten
profitieren werden und daß der CO2-Ausstoß spürbar abnehmen wird, OHNE
Menschen zu vertreiben: Aber haben Sie denn nicht die Bibel der Öko2020kiezler, das Integrierte Kommunale Klimaschutzkonzept, gelesen? Dort steht doch deutlich im Dritten Buch auf Seite 17 geschrieben, daß
„energiesparende Maßnahmen häufig deutlich mehr kosten als die Heizkostenersparnisse, ganz besonders in Gründerzeithäusern“.
Und ist Ihnen denn gänzlich entgangen, daß die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag bereits mit dem energetischen Sanieren begonnen hat, das zu Mieterhöhungen bis zu über 40% führen wird?
Vielleicht können Sie sich über all diese Widrigkeiten und Widersprüche jedoch hinwegtrösten mit dem folgenden Satz aus der Feder eines Ihnen sicherlich bekannten Bürgervereins:
„In den vergangenen Jahren haben sich viele Anwohner im Kiez bemüht, die Verhältnisse zu verbessern, das Quartier [...] auch für Mitbürger mit etwas dickerem Geldbeutel wieder attraktiv zu machen, um eine gute soziale Mischung zu erreichen. Auch die GEWOBAG, der Bezirk, die Gebietskoordination [d.h. die Fa. argus] und nicht zuletzt das Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. haben am gleichen Strang gezogen.“
Läßt diese Viereinigkeit nicht Ihr Herz hoffnungsvoll
hüpfen? Ja, es hatte schon seinen Grund, daß die Umweltstadträtin es auf
keinen Fall dulden wollte, daß auf der Veranstaltung vom 29. Februar das Thema Mieten und Mietervertreibung zur Sprache kam! Und mehr als ein
Versprechen, mit der o.g. städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu
verhandeln, hat der Baustadtrat bisher auch noch nicht zustandegebracht.
Ich erlaube mir daher, Ihnen im Anhang einige Lektüre vorzuschlagen.
Mit ganz ausgezeichneter Hochachtung
MichaelR
P.S. Alle fettgedruckten Wörter sind wörtliche Zitate aus dem o.g. Schreiben der Kiezkönig.
- Anmerkungen zu „Ökokiez 2020“
- Gesteuerter Ökokiez
- Rückt das Bezirksamt jetzt heimlich von „Ökokiez 2020“ ab?
- Teil 7 - Sanierungsvorhaben 2012-2022 am Klausenerplatz
- Not In My Back Yard - aber mein Nachbar ist mir voll egal
- Offizielle Veranstaltung zu „Ökokiez 2020“
- Der Tagesspiegel vom 02.03.2012: "Faustkampf um das Weltklima - Anwohner wehren sich gegen neues Klimakonzept" (mit Kommentaren!)
- „Ökokiez“: 0 bis 26 Stimmen Zustimmung auf ½ km²
MichaelR - Gastautoren, Gesellschaft - 17. März 2012 - 00:24
Tags: bezirksamt/gewobag/klausenerplatz/michaelr/mieten/sanierungsvorhaben/ökokiez
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