Interview mit Christine Wußmann-Nergiz, Spitzenkandidatin der Wählergemeinschaft „Aktive Bürger für Charlottenburg-Wilmersdorf“
Die weitverbreitete Unzufriedenheit mit den jeweils herrschenden Parteien führt nicht mehr dazu, daß man in großem Stil sein Heil bei der Opposition sucht, die dann erfahrungsgemäß doch nur so weitermacht wie ihre Vorgängerinnen. Stattdessen bilden sich immer mehr Bürgerinitiativen und andere Zusammenschlüsse von Bürgern, die ihre Angelegenheit selbst in die Hand nehmen: Erhalt der Kleingärten und anderen Grünanlagen, Gestaltung des öffentlichen Raums, Nutzung von Gebäuden im Besitz des Bezirks, bezahlbare Mieten, Denkmalschutz… Und mit Blick auf die Wahlen im September sind außerdem in verschiedenen Bezirken Wählergemeinschaften entstanden, die für die jeweilige Bezirksverordnetenversammlung kandidieren: in Spandau, Neukölln, Steglitz-Zehlendorf – und „Aktive Bürger für Charlottenburg-Wilmersdorf“. Im folgenden haben wir mit deren Spitzenkandidatin gesprochen.
Christine Wußmann-Nergiz
Frage: Was veranlaßt dich, „in die Politik gehen“ zu wollen?
Ich war Unternehmerin und bin heutzutage in verschiedenen sozialen Bereichen ehrenamtlich aktiv. Dazu gehört seit 2 ½ Jahren die Mitarbeit in der Mieterinitiative „Schlange“, also in der Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße. Wir haben uns zusammengetan, nachdem der Mieterbeirat aufgelöst wurde und die degewo (1) gar kein Interesse an dessen Wiederbelebung hatte. Dabei gibt es so viele Dinge, wo wir über tausend Mieter einen gemeinsamen Sprecher brauchen: Asbest in Bodenplatten, Legionellen im Trinkwasser oder jetzt – ganz aktuell – die Beseitigung der Müllentsorgungsanlage.
Auf diese Müllentsorgungsanlage muß ich genauer eingehen, weil sie für
mich der springende Punkt ist: Bis Ende 2015 konnten wir einen großen
Teil des Mülls auf den Fluren in Klappen stecken, von wo er durch Rohre
zu einer Zentrale am Breitenbachplatz gelangte und dort von der BSR
abgeholt wurde. Jetzt sind aber zum Jahresende die Verträge zwischen
degewo und BSR abgelaufen und wurden nicht erneuert. Als ich den
alleinigen degewo-Vorstand Christoph Beck darauf ansprach, antwortete er
mir: „Auf der Schlange liegen 80 Million Euro Schulden.“ Aber was
bedeutet die Abschaltung und Beseitigung der Müllentsorgung für uns
Mieter? Fahrradkeller werden zu Müllräumen, teilweise lange Wege für
ältere Mieter, Ratten – und 36 Müllfahrzeuge mit teilweise über 80
Dezibel Lärm – das haben wir jeden Morgen gemessen – fahren Woche für
Woche durch die Grünanlage mit den Spielplätzen! Als wir Staatssekretär
Lütke Daldrup, Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der degewo
(und SPD) darauf ansprachen, sagte der uns doch glatt: „Die Kinder sind
sich der Gefahr bewußt.“ Und dann haben wir zusammen mit Fachleuten ein
Gutachten verfaßt, daß die Entsorgung wenigstens durch die Garage
stattfinden kann – wurde abgelehnt.
783 Mietparteien
hatten sich 2014 für den Erhalt der Anlage ausgesprochen, also 70 %. (2)
Das spielte bei degewo und BSR (3) überhaupt keine Rolle. Offenbar
wollte man einfach nicht, und das eigentlich schon seit 2007. Damals gab
es nämlich ein „Pilotprojekt“ der degewo, die Müllentsorgungsanlage zu
schließen und – man stelle sich vor – Mülltonnen auf die Gänge in den
einzelnen Stockwerken zu stellen! Das scheiterte damals noch.
Wir
werden als Mieter und Bürger einfach nicht für voll genommen. Wir sind
für die kein adäquater Gesprächspartner, hier und anderswo. Da gibt es
nur die Möglichkeit, auf Augenhöhe die Dinge mit ihnen zu klären.
Blick über den Innenhof mit Spielplätzen auf die Autobahnüberbauung
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MichaelR - Gastautoren, Gesellschaft -
Toni Meneguzzo stellt in Berlin aus
Es ist Modewoche in Berlin. Deshalb hat sich auch die „Galerie 206“ im eleganten Departmentstore im Quartier 206 in der Friedrichstraße einem der profilierten Modefotografen verschrieben: dem Venezianer Toni Meneguzzo.
Von ihm werden um die Kleiderauslagen des Modegeschäftes „Frammenti 20X25“, also Polaroids, gezeigt. Die Idee, die von der Technikgeschichte überholten Polaroids wieder zu Ehren zu bringen, stamme von der Sängerin Lady Gaga, die sich in den Kopf gesetzt habe, die Polaroidfotografie wiederzubeleben, führte er gegenüber dem Kiezblog aus.
Die Galerie in dem Modehaus wird von Anna-Maria-Jagdfeld, der Ehefrau des Immobilienunternehmers August Anno Jagdfeld, betrieben, die als Kunstsammlerin internationalen Ruf genießt. In ihrer Galerie zeigt sie die Creme der Fotokunst wie Steven Klein, Leni Riefenstahl oder Elliot Erwitt.
Polaroids, die Toni Meneguzzo 1986 in der Pariser Vogue veröffentlicht hatte.
Foto: Wecker
In diese Reihe gehört auch Toni Meneguzzo, der es mit seinen großformatigen Polaroids bis in die führenden Modemagazine wie Vogue und Haper’s Bazaar gebracht hat, während die Polaroids anderen Fotografen wie Helmut Newton vorrangig als Entwurfsmedium für die eigentlichen Aufnahmen galten. Für ihn ist reizvoll, daß die Polaroidkamera nicht mehr nachbearbeitbare Bilder liefert, was für ihn als „unverfälscht und pur“ gilt. Hat Toni Meneguzzo in 30 Jahren seines Schaffens den Olymp der Modefotografie erreicht, so ist dies nicht sein einziges Schaffensgebiet. Erfolgreich arbeitete er auch in der Werbebranche, der Innenarchitektur und der Porträtfotografie. Die in der Ausstellung gezeigten Modepolaroids sind im Kern eigentlich Frauenporträts, die mehr über die Persönlichkeit erzählen, als daß sie Kleidung herausstellen. Spannend ist ein Ergänzungsteil, wo Toni Meneguzzos „heilige Kühe“ gezeigt werden. Irgendwo auf einer seiner Reportagereisen in hinduistischen Landen begegnete ihm eine bemalte Kuh. Der Fotograf erkundigte sich bei den Einheimischen, was es mit dieser Kuh für eine Bewandtnis habe. Im wurde erklärt, daß diese Kühe ein besonderes Karma hätten und durch ihre Berührung Glück und Segen bringen können. Eigentlich müßten sie bunt sein, doch an Farbe mangele es. Toni Meneguzzo brachte den Bauern Farbe und durfte so als Erster diese Kühe fotografieren und somit diese Kultur in seiner Serie „Go Shala“ weltweit öffentlich machen.
Auf dem Lande entdeckte Toni Meneguzzo die Kultur der bemalten Kühe.
Foto: Wecker
Bevor Toni Meneguzzo nach Berlin reiste, hielt er sich bei argentinischen Guerilleros auf. Davon ist in der Ausstellung noch Nichts zu sehen, aber noch Ende des Jahres wird ein Buch über diese Reportagereise erscheinen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. September zu sehen. Sie ist Montag bis Freitag von 11 bis 20 Uhr und sonnabends von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Weiterhin kein Halt am Bahnhof Zoo geplant
Nein, der ICE hielt nicht im Bahnhof Zoo, obwohl sich Innensenator Frank Henkel (CDU) und Uwe Timm vom Vorstand der AG City das wünschten.
Alexander Kaczmarek unterrichtet Innensenator Frank Henkel über den Umbau am Bahnhof Zoo.
Foto: Wecker
Begleitet vom Konzernbeauftragen der Bahn AG für Berlin Alexander Kaczmarek besuchten sie mit weiteren führenden Verantwortlichen der Bahn sowie Landes- und Bezirkspolitikern die Baustelle am Bahnhof Zoo, der derzeit umgestaltet wird. Er soll wieder die beliebten Zooterrassen sowie neue Geschäfte erhalten. Er wird übersichtlicher und generell im äußeren Erscheinungsbild aufgehübscht werden, was jetzt schon punktuell zu sehen ist. Die Fassade wieder nach historischem Vorbild, das die Denkmalschützer unter 15 überlagerten Farbschichten fanden, hergestellt. Das soll noch im November dieses Jahres fertig werden.
Zügig gehen die Arbeiten in den Zooterrassen voran. Foto: Wecker
Gewonnen haben bereits die Obdachlosen, die dank einer größeren Einmalinvestition der Bahn AG (300 000 Euro) und der Übernahme von laufenden Betriebskosten (150 000 Euro) seitens des Senats, bei der Bahnhofsmission einen Sanitärtrakt mit Toiletten, Waschmaschine und Duschen erhalten haben, der ihnen eine menschenwürdige hygienische Grundversorgung sichert. Auch diesen Teil besichtigten die Politiker.
Der Bahnhof wird voraussichtlich pünktlich schmuck werden, der
Hardenbergplatz nicht, da sich die Politiker immer noch über das
Verkehrskonzept streiten. Der Handel möchte möglichst in einer
Tiefgarage kundenfreundlich Parkmöglichkeiten zur Verfügung stellen,
Politiker, vorzugsweise der Grünen und der SPD, möchten den Verkehr auch
dadurch aus der City verbannen, indem den Bürgern durch möglichst viele
Schikanen das Autofahren verleidet wird.
Vergebliches Warten auf den ICE: Uwe Timm von der AG City, Sozialstadtrat
Carsten Engelmann (CDU),
ein Verkehrsexperte, Innensenator Frank
Henkel, Alexander Kaczmarek, Stefan Evers,
stadtpolitischer Sprecher der
CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Foto: Wecker
Ebensowenig geht es bei der Frage des ICE-Halts am Bahnhof Zoo um die
Interessen der Reisenden. Mit der Privatisierung der Bahn hat sich
deren Aufgabe geändert. Unternehmensziel ist nicht mehr
Transportleistungen zu erbringen, sondern Gewinn zu erwirtschaften. Die
Transportleistungen werden damit zu leidigen Kostenfaktoren, es sei
denn, man nutzt die noch nicht verschlissenen Kapazitäten, um Kunden in
die Geschäftshallen zu kutschieren, die früher einmal Bahnhöfe waren. An
den Geschäften im Hauptbahnhof verdient die Bahn AG kräftig mit, da
sind die wenigen Verluste im Bahnhof Zoo, den seit dem 28. Mai 2006
täglich 50 000 Reisende weniger frequentieren, für die Bahn
vernachlässigbar. Weniger dafür für die Charlottenburger Wirtschaft,
vornehmlich Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel, wo die 150 000
Reisenden, die gegen die Entscheidung der Bahn protestiert hatten, noch
heute ihre Fürsprecher haben. Entsprechend traten auch Uwe Timm vom
Vorstand der AG City und Frank Henkel als CDU-Spitzenkandidat der
bevorstehenden Wahl gegenüber der Bahn AG auf. Die hat sich mit
Alexander Kaczmarek einen Mann ins Boot geholt, der sowohl ein
exzellenter Verkehrsexperte wie auch ein gestandener und in Berlin
verwurzelter Politiker ist. Er fegte nicht wie frühere Bahnmanager die
Wünsche der Charlottenburger brüsk vom Tisch, sondern sagte eine Prüfung
der Möglichkeiten, ICEs wieder am Zoo halten zu lassen, zu. Er gab aber
auch zu bedenken, daß so eine Fahrplanumstellung sehr aufwendig sei, da
„heute zwischen Mitte und Charlottenburg in einer Stunde soviel Züge
über die Stadtbahngleise fahren, wie früher an einem Tag“. Gleichwohl
war auch vor acht Jahren die Umstellung des Halts von Charlottenburg zum
Tiergarten ebenfalls teuer und kompliziert. Reibungslos hat es auch
nicht geklappt, so daß, wie etliche Reisende berichteten, der ICE dann
eben statt im Bahnhof Zoo vor dem Bahnhof hielt.
FW
FW - Gastautoren, Politik -
Goldene Iffland-Medaille für Dagmar Manzel und Ulrich Matthes
Mit der Goldenen Iffland-Medaille ehrt der Berliner Theaterclub Persönlichkeiten, die sich in hervorragender Weise um das Berliner Theaterleben verdient gemacht haben.
Mit Ausnahme des früheren Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit wurde damit das Schaffen bedeutender Künstler wie Boleslaw Barlog, Götz Friedrich, Thomas Langhoff oder der Kritiker Friedrich Luft geehrt. Am 26. Juni erhielten Dagmar Manzel und Ulrich Matthes diese Auszeichnung. Die Laudatio für Dagmar Manzel hielt der Träger der Iffland-Medaille und Intendant der Komischen Oper Barrie Kosky, die für Ulrich Matthes der Intendant des Deutschen Theaters Ulrich Khuon. Die Auszeichnung erfolgte im Anschluß an die Vorstellung von „Gift“, einem Zwei-Personenstück, in dem die beiden Künstler gemeinsam auf der Bühne stehen. Dagmar Manzel wurde bereits 2014 für ihre Rolle in diesem Stück mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet.
Auszeichnungen der Besucherorganisation werden von den Künstlern so wie
von Dagmar Manzel und Ulrich Matthes mit besondere Freude angenommen.
Um den großen Ahnherren des Deutschen Theaters Max Reinhardt versammelt
haben die Künstler Aufstellung genommen: die Laudatoren Ulrich Khuon und
Barrie Kosky, Preisträger Dagmar Manzel
und Ulrich Matthes, Otfried
Laur vom Berliner Theaterclub und Regisseur Christian Schwochow.
Fotos:
Wecker
Der Berliner Theaterclub existiert fast 50 Jahre. Bis heute wird er
von seinen Gründerpersönlichkeiten Reni und Otfried Laur geprägt. Um
zwei Jahre länger sind die beiden in gemeinsamer Ehe verbunden. Ihre
Goldene Hochzeit wurde am 24. Juni am Lietzensee gefeiert. Neben einem
großen Feuerwerk gab es die Uraufführung des Musicals „Ein Leben lang“,
das die Geschichte dieses Paares zum Gegenstand hat. Reni und Otfried
Laur wurden im Musical von Stefanie Simon und Bert Beel dargestellt.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Die Lokalpolitiker sehen die Öffentlichkeit weiterhin lieber vor der Tür
Im Anhang: Auszüge aus der BVV-Diskussion und Analyse des Verständnisses von „Öffentlichkeit“
Auf den ersten Blick sollte man meinen, es bedürfe nicht der Abschottung des Denkmalbeirats gegen die Öffentlichkeit, wenn es um die Umsetzung des Denkmalschutzes auf Bezirksebene geht. Denn laut § 2 Denkmalschutzgesetz Berlin ist „ein Baudenkmal (1) eine bauliche Anlage oder ein Teil einer baulichen Anlage, deren oder dessen Erhaltung wegen der geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt“ – alles sachlich diskutierbare Kriterien.
Und die Folgen – sobald das Landesdenkmalamt das Gebäude in die Denkmalliste eingetragen hat – scheinen auch klar, wie es ein Kommentar in der Berliner Morgenpost auf den Punkt bringt: „Wer eine denkmalgeschützte Immobilie besitzt, weiß, wie schwierig oder gar unmöglich es ist, bauliche Veränderungen vorzunehmen. Sei es ein Dachausbau, die Streifen der Markise oder die Art der Fenster: die Berliner Denkmalämter achten akribisch darauf, dass sich private Bauherrn keine gestalterischen Freiheiten herausnehmen. Wer etwas tut, was der Historie des Bauwerks abträglich ist, muss mit Strafe rechnen.“
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Jochen Busse spielt wieder am Ku‘damm
Rund um Jochen Busse lassen Komödianten Gag auf Gag von der Leine. Die jüngste Produktion „Der Pantoffel-Panther“ in der Komödie am Kurfürstendamm erinnert an „7 Tage, 7 Köpfe“, nur daß die Späße in eine Handlung gegossen wurden.
Jochen Busse und Billie Zöckler in „Der Pantoffel-Panther“ in der Komödie am Kurfürstendamm.
Foto: Wecker
Röschen (Billie Zöckler) darf nichts vom gescheiterten Geschäftsleben ihres Mannes (Jochen Busse) erfahren, weshalb sich Rüdiger (Rene Toussaint) unsichtbar machen muß.
Foto: Wecker
Das hat erneut das Autorenduo Lars Albaum und Dietmar Jacobs besorgt, das schon bei anderen Jochen Busse auf den Leib geschriebenen Komödien am Werk war, die bereits mit großem Erfolg am Ku‘damm gelaufen sind. Wiederum ist es ein Spiel mit sprachlichen Doppeldeutigkeiten, die sich hier zu lebensbedrohlichen Mißverständnissen auswachsen, mit tagesaktuellen Anspielungen und Berliner Lokalwitz. Einziger Wermutstropfen ist, daß die FDJ-Sprachschöpfung vom „Prenzlberg“ nun auch noch den Ku’damm erobert, denn so versucht nur der Zugereiste sich als Urberliner auszugeben. Ansonsten bringt uns der herrliche Bühnenspaß nicht nur die Begegnung mit dem über allen Gipfeln des Komödiantischen schwebenden Jochen Busse, sondern auch mit Billie Zöckler, die viele noch als Sekretärin des Klatschreporters Baby Schimmerlos in Helmut Dietls „Kir Royal“ in Erinnerung haben dürften. Daß sie aber auch ganz anders kann, zeigte sie in vielen preisgekrönten Filmen und auf den Bühnen von München, Düsseldorf und Köln. Über Bühnen- und Filmerfahrung verfügen auch Rene Toussaint und Marko Pustisek, die hier keineswegs nur Stichwortgeber sind, sondern ihr komödiantisches Talent ausreizen können. Das junge Pärchen, das in der Bühnenhandlung zarte Bande knüpft, wird von Raphael Grosch und Mia Geese gespielt, die sich auch schon in ernsthaften Rollen jenseits des Boulevards erste Meriten verdient haben.
Raphael Grosch und Mia Geese spielen das junge Paar.
Foto: Wecker
Bei allem Spaß wird es auch auf der Bühne sehr gefährlich:
Szene mit Marko Pustisek, Jochen Busse und Rene Toussaint.
Foto: Wecker
Das Stück wird en Suite bis zum 21. Juli gespielt. Karten ab 13 Euro können unter Telefon 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de vorbestellt werden.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Deutsche Oper zeigt „Die Entführung aus dem Serail“
„Die Entführung aus dem Serail“ ist eine sehr sinnliche Oper. Es ist sehr schön anzusehen, wie sich das junge von Rodrigo Garcia gefügte Ensemble mit ungestümer Leidenschaft der Lebenslust hingibt. Die rauschhafte Musik „Vivat Bacchus! Bacchus lebe!“ stammt von dem Genius Wolfgang Amadeus Mozart, der das Orchester unter der Leitung Donald Runnicles keine Zügel anlegt.
Blonde (Siobhan Stagg) hat den Trank gemixt, um die Haremswächter einzuschläfern.
Der Büttel des Paschas Osmin (Tobias Kehrer) feiert in der Giftküche mit den Haremsdamen.
Fotos: Wecker
Das dramatische Gerüst dieses musikalischen Festes gleicht einer Räuberpistole, die angesichts des Kotaus der Bundesregierung vor der türkischen Despotie heute keineswegs politisch korrekt ist. Die Vorgängerin des heutigen Intendanten hätte die Oper womöglich in vorauseilendem Gehorsam gar nicht erst auf den Spielplan gesetzt:
Seeräuber entführen im Mittelmeer zwei hübsche Europäerinnen und ihren Begleiter. Die Drei werden auf dem Sklavenmarkt an einen türkischen Pascha verkauft, der die Damen in seinen Harem steckt und deren Begleiter für sich schuften läßt. Jener vermag den Geliebten der entführten Konstanze, Belmonte, per Brief über das Schicksal der Drei zu informieren. Mit einem Schiff, in der Deutschen Oper ist es ein monströser Bigfoot Monster Truck Car, macht der sich getrieben von wüstesten Vorstellungen über die Orgien am Hofe des Paschas auf den Weg, um seine Konstanze sowie das Dienerpaar Blonde und Pedrillo zu befreien. Das gelingt zunächst unter den Einsatz von in einer Giftküche zusammengebrauten Drogen, aber letztlich wird das Fluchtfahrzeug von Osmin, dem treuen Diener des Paschas, gestellt. Die Flüchtlinge werden als Geiseln genommen. Mit ihnen will der Pascha Lösegeld erpressen. Osmin feiert schon seine perversen Gelüste an der Hinrichtung („Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen; dann verbrannt, dann gebunden, und getaucht; zuletzt geschunden“), aber der Pascha Bassa Selim, der hier eine Frau ist und von Annabelle Mandeng gespielt wird, entläßt in einer menschlichen Anwandlung die Gefangenen und das Publikum mit der Mitteilung: „Das Stück hat kein Ende“.
Dies ist ein Zusatztext, der deutsch gesprochen wird, sonst sind die neuen Passagen, die in der Bearbeitung des Regisseurs hinzugekommen sind, auf Englisch. Da heißt es schnell hinhören, denn der Regisseur hält sich nicht an sein der Berliner Zeitung gegebenes Versprechen, „eine reine humorvolle Erzählung ohne Bezug zur Tagesaktualität zu machen“. Humorvoll ist die Inszenierung allein schon durch vielerlei Anspielungen auf die heutige Lebensweise mit Fitnesswahn, Konsumrausch und Oberflächlichkeit in der Lebensführung. Letzteres ist schließlich der Grund dafür, daß die beiden Paare in die Gewalt eines islamistischen Herrschers geraten. Da wird es ernst, es muß bis zum Tode um die Liebe gekämpft werden.
Vergeblich versucht Konstanze (Kathryn Lewek) nach dem gescheiterten
Fluchtversuch den Häschern zu entkommen, die auf die Sekunde pünktlich
die Einhaltung des Ultimatums kontrollieren.
Fotos: Wecker.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Nachdem 1899 auf dem Grundstück Wilhelmsaue 114-115 – gleich hinter dem Denkmal für Kaiser Wilhelm I. – der „Victoria-Garten“ (andere Schreibweise „Viktoriagarten“) eröffnet worden war, gab es in Wilmersdorf an der Wende zum 20. Jahrhundert vier große Ausflugslokale. Das neue Lokal mit seinem riesigen Biergarten reichte bis zum See hinab und bot daher auch Kahnfahrten an. Vor allem aber verfügte es über mehrere Säle, darunter einen für 2000 Personen mit einer Bühne für Theater- und Konzertaufführungen.
Der große Saal, Postkarte von 1924
(mit freundlicher Genehmigung des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf, Archiv)
Im Ersten Weltkrieg war erst einmal mit dem Feiern Schluß, da das Lebensmittelamt hier einzog. Nach der Wiedereröffnung im Jahr 1921 entwickelte sich der Victoria-Garten zu einem wichtigen Veranstaltungsort – auch wenn keine Bootsfahrten mehr stattfinden konnten, da der Wilmersdorfer See inzwischen trockengelegt worden war. Ein Beispiel sind die Kulturveranstaltungen russischer Emigranten. Mehr als eine halbe Million Russen waren infolge der Revolution nach Deutschland gegangen, viele von ihnen nach Berlin. Vom 25.2.1923 – Aufführung eines Märchenspiels, dann Karnevalsfest – bis zum 28.7.1936 – »Tag der russischen Kultur« aller nationalen russischen Organisationen – lassen sich elf Veranstaltungen im Victoria-Garten nachweisen. Selbst eine Schallplattenfirma, die Deutsche Ultraphon, benutzte um 1930 den Tanzsaal des Victoria-Gartens wegen seiner hervorragenden Akustik für Tonaufnahmen.
Eingang zum Victoria-Garten, etwa 1930 (Foto: anonym)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Deutsche Oper zeigt „Underline“
Der Motor kommt langsam in Schwung und steigert sich bis zum Stakkato, doch dann begräbt die Maschine ihre Schöpfer unter sich. Da hilft es nicht, daß alles aufs Genaueste berechnet wurde. Nach der Pause bauen die Menschen ihre Welt weiter und verwenden dazu unbeirrt die gleichen Mittel.
In Deville Cohens Musiktheaterstück „Underline“ bringen immer wieder Emotionen und Unwägbarkeiten die mathematisch perfektionierten Abläufe durcheinander. Wenn dies nicht geschehe, wäre das Leben eingeteilt in Dreiecke, Rechtecke, Kreise, Kegel und Kugeln auch zu langweilig. Langeweile läßt jedoch das durchweg junge Ensemble um den New Yorker Künstler Deville Cohen und den mexikanischen Komponisten Hugo Morales nicht aufkommen. Sie sind mit dieser Produktion, der in der Tischlerei der Deutschen Oper der letzte Schliff gegeben wurde, nach München zur Biennale für neues Musiktheater eingeladen worden. Nach der dortigen Uraufführung am 6. Juni können die Berliner diese Inszenierung am 16., 18., 19., 23. und 24 Juni jeweils um 20 Uhr auf der experimentellen Bühne in der Tischlerei sehen.
PVC-Rohre werden von den Darstellern Geometrische Figuren werden
als Musikinstrumente verwandt. zum Maß für den Menschen.
Fotos: Wecker
Das an der Deutschen Oper in Kooperation mit der Universität der Künste
entwickelte Stück ist eine Auftragsarbeit für die Münchener Biennale.
Vorlage ist die Novelle „Flächenland“ des britischen Autors Edwin
Abbott, der damit Ende des 19. Jahrhunderts die viktorianische
Gesellschaft mit ihren Hierarchien und das Zeitalter der
Industrialisierung karikierte. Mit sozialkritischen Zügen machte er
damals die Illusion lächerlich, eine mechanisch funktionierende
Gesellschaftshierarchie zu etablieren und das Leben mit perfekter
Technik beherrschen zu wollen. Obwohl die Wissenschaft seither ungeheure
Fortschritte gemacht hat und die Maschinen um vieles virtuoser geworden
sind, scheinen die jungen Künstler zu bezweifeln, daß eine Neuauflage
des Vorhabens, die Gesellschaft nach den Gesetzen der Natur und der
Vernunft beherrschen zu wollen, gelingen könnte.
Der Mensch muß sich in die geometrisch Wie ein graphischer Bilderbogen ist
konstruierte Welt einpassen. die Inszenierung aufgebaut.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Helmut-Newton-Stiftung zeigt Sommerausstellung
Angesichts der neuen Ausstellung in der Helmut-Newton-Stiftung wird sich mancher Besucher die Frage stellen, wer denn schließlich der bedeutendere Fotograf ist: June Newton oder ihr Gatte Helmut Newton? Der Dritte im Bunde dieser dreiteiligen Ausstellung Mart Engelen hat sich an keinem anderen Bild der Ausstellung so sehr festgesehen wie an der Aufnahme von Alice Springs, die Helmut Newton mit seinem Freund Richard Avedon 1976 in einem Pariser Lokal zeigt. „Dieses Bild schildert eine wahre Männerfreundschaft“ resümierte er begeistert. Mit den abgebildeten beiden Männern und dem Kamerablick June Newtons begegnen dem Besucher mit diesem Bild gleich drei geniale Fotografen.
Kurator Dr. Matthias Harder und der Fotograf Mart Engelen stellen die Fotos von Alice Springs vor.
Foto: Wecker
Es ist nach „Us and them“ – der Eröffnungsausstellung der Helmut-Newton-Stiftung – eine der umfangreichsten Ausstellungen, die das Werk von Alice Springs zeigen. June Newton begann erst im Alter von 47 Jahren zu fotografieren. Zuvor war sie in Melbourne eine erfolgreiche Schauspielerin, später wurde sie an der Seite ihres Mannes begehrtes Fotomodel. 1970 mußte sie ihren erkrankten Mann bei einem Fotoshooting vertreten, um den Werbeauftrag für die Zigarettenmarke „Gitanes“ zu sichern. Als die Honorarabrechnung adressiert an Helmut Newton kam, war sie auch von diesem Talent überzeugt. Fortan fotografiert sie unter dem Künstlernamen Alice Springs. Als Fotografin ist sie zumindest kongenial, aber als Model ihrem Mann haushoch überlegen. Auch davon kann man sich in dieser Ausstellung überzeugen, den beide agieren als sowohl Fotografen als auch als Models. Im Gegensatz zu Helmut Newton werden von Alice Springs neben Auftragsarbeiten auch Freundschaftsbilder gezeigt, die nochmals die hohe Porträtkunst von Alice Springs unterstreichen.
Von speziellem Interesse ist eine Serie von Straßenaufnahmen, die Alice Springs in den 80er Jahren in der Melrose Avenue in Los Angeles fotografierte. Sie inszenierte Punks und Hip-Hoper, die wegen ihrer schrillen Piercings und Frisuren den Blick des Betrachters anziehen. Bei genauerem Hinsehen wirken diese Jugendlichen im Gegensatz zu ihrem provokativen Auftritt schüchterner als eine Schulklasse junger Mädchen, die trotz ihrer Einheitskleidung der Fotografin frech und stolz gegenübertreten.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Klassische Frühlingsmelodien im Russischen Haus
„Primavera conta die amore“ - unter diesem Titel nimmt die Florentiner Sopranistin Nadezda Kolesnikova am Sonntag, 22. Mai 18 Uhr, die Besucher ihres Konzertes im Glinkamusiksalon des Russischen Hauses in der Friedrichstraße 176-178 mit in den Frühling.
Die Sopranistin Nadezda Kolesnikova. Foto: privat
Auf dem Programm stehen Arien aus Opern von Puccini, Verdi, Straus, Schubert, Mozart sowie italienische Lieder und russische Romanzen, die den Frühling und die Liebe besingen. Die mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe von Moskau, Prag, Sochi, Paris und Rom wird wie stets, wenn sie ihre Konzerttourneen nach Deutschland führen, von der Berlinerin Oxana Richter am Flügel begleitet.
Karten können unter Telefon 0178 363 16 59 vorbestellt werden.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
SooJin Anjou spielt Bartok und Prokofjew
Das Kammerorchester „Hankyung Sinfonietta“ gab in der Gedächtniskirche
ein Benefizkonzert zu Gunsten der Flüchtlinge.
Foto: Wecker
Der Kiezer Weblog vom Klausenerplatz hatte im Januar auf das Benefizkonzert des weltberühmten südkoreanischen Kammerorchesters „Hankyung Sinfonietta“ aufmerksam gemacht.
Die weltweit gefragten Künstler traten in der Gedächtniskirche auf, um den Verein „Moabit hilft“ bei seiner ehrenamtlichen Arbeit für die Flüchtlinge zu unterstützen. Auch dank der Mitwirkung der Leser dieses Blogs konnten dem Verein „Moabit hilft“ 8 230 Euro aus dem Erlös des Konzertes übergeben werden.
Dieses Benefizkonzert war von der mehrfach preisgekrönten Charlottenburger Pianistin SooJin Anjou initiiert und organisiert worden, die jedoch bei dem Konzert in der Gedächtniskirche nicht selbst auftrat. Nunmehr besteht Gelegenheit, SooJin Anjou am Wochenende 28. und 29. Mai jeweils um 16 Uhr im Schloß Glienicke in der Königstraße 36 in 14109 Berlin zu erleben. Zusammen mit dem russisch-deutschen Virtuosen Ilja Sekler spielt sie die 2. Sonate für Violine und Klavier sowie die monströse Solosonate für Violine von Bela Bartok, die D-Dur Sonate von Sergej Prokofjew und eine eigene Bearbeitung von Prokofjews Cinderella. Karten zu 20 Euro können im Internet unter www.konzerte-schloss-glienicke.de bestellt werden.
FW
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Die Montagsmaler(innen) treffen sich seit Oktober 2011 immer montags ab 17:00 Uhr in der Neuen Christstr. 8 im Klausenerplatz-Kiez. Sie malen und unterhalten sich, inspirieren sich gegenseitig und lernen voneinander. Sie üben sich in verschiedenen Techniken, benutzen Öl-, Acryl,- Aquarellfarben, Pastell, alles ist offen. Sie batiken und machen Seidenmalerei. Eine kleine Auswahl der Ergebnisse könnt Ihr in unserer Ausstellung ab Ende April sehen. Wenn sie Euch neugierig machen, seid auch Ihr montags immer willkommen mit Euren Erfahrungen, mit Neugier, Spaß oder einfach so .....
Wir laden Euch alle herzlich zur Ausstellungseröffnung ein.
Montag, 25. April 2016 ab 17:00 Uhr
im Mieterclub
Neue Christstraße 8, 14059 Berlin-Charlottenburg
Die Ausstellung wird bis zum 27. Juni 2016 gezeigt.
Öffnungszeiten: Montag und Freitag von 17:00 bis 20:00 Uhr
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Johanna A. - Gastautoren, Kunst und Kultur -