Seit dem ersten Bericht von Ende Mai hat sich einiges im Hinblick auf eine Gedenktafel in der Zillestraße getan: Schon zweimal befaßte sich die Gedenktafelkommission kurz mit dem Vorschlag; für die nächste Sitzung im September ist eine umfassende Diskussion vorgesehen. Dazu wird der Kommission der folgende Vorschlag für einen Text vorliegen, mit dem eine 80x60 cm große Tafel am Haus der Jugend in der Zillestraße an 71 Gegner des Nationalsozialismus erinnern soll:
Im Laufe der bisherigen Diskussion über den Text wurden einige Änderungen vorgenommen; dazu gehört auch, daß sich die Gedenktafel auf die Ereignisse vom Januar und Februar 1933 in bzw. nahe der damaligen Wallstraße konzentrieren wird.
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Michael R. - Gastautoren, Geschichte -
Ich habe diese Fotos im letzten und in diesem Jahr während der Trödelmärkte aus einem Fenster an der Ecke Danckelmannstr. / Seelingstr. gemacht.
Die Fotos aus dem vergangenen Monat erkennt Ihr an der weissen Farbspur auf der Kreuzung. Die zwei Fotos aus dem Jahr 2009 habe ich ein wenig künstlerisch verfremdet.
Sükrü Y. - Gastautoren, Mein Kiez -
Also, Horst verköhlert nicht mehr. Insofern erübrigt sich jedes weitere Wort, eigentlich. Und trotzdem, da wird der gute Mann verabschiedet - mit dem großen Zapfenstreich, so wie es sich gehört. Hörte ich da richtig, als in der Zeremonie der Befehl kam, den Helm zum Gebet abzunehmen? Wie zu Kaisers und anderen Zeiten.
Wurde da Gott zum Allesentschuldner herbeizitiert? „So vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldnern?“ Luther sei Dank, da ist die Instanz, die alles vergeben macht. „Helm ab zum Gebet“. Ich hoffe, ich verhörte mich. Horst K. in B. wurde nicht verhört - klar, aber gehört.
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T. Wiese - Gastautoren, Politik, Satire -
Da fliegt ein Bundespräsident von Afghanistan zurück und er wird von einem Reporter des DLF im Flieger interviewt. Köhler sprach in diesem Interview sinngemäß, am 22.05.2010, u.a. darüber, dass ein Land wie die BRD, für die Wahrung seiner nationalen Wirtschaftinteressen, diese auch eventuell mit bewaffneten Auseinandersetzungen werde sichern müssen. Die sich daraus ergebende Kritik an seiner Aussage, sieht Köhler als respektlos an seinem Amt an. Als der „richtige“ Kandidat der damaligen Schwarz-Gelben Wunschkoalition, 2004, wurde Köhler Präsident von Muttis Gnaden. Als Begleitfregatte war „unser Guido“ im Fahrwasser der Neoliberalen Koalition.
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T. Wiese - Gastautoren, Gesellschaft, Politik -
Am Ende der Lesung am 21. April aus Jan Petersens Chronik "Unsere Straße" wurden kurz zwei Vorhaben vorgestellt, die beide in engem Bezug zu dem erwähnten Buch stehen und das gemeinsame Ziel haben, Charlottenburger Gegner und Opfer des Nationalsozialismus der Jahre 1931 bis 1934 öffentlich zu ehren.
Das eine Vorhaben erinnert an diejenigen, die vom SA-Sturm 33 in dessen Kaserne - dort wo in der heutigen Loschmidtstraße der Verkehrsübungsplatz liegt - gequält wurden. Dort stand damals das Volkshaus der SPD, das 1933 von der SA besetzt worden war. Zu diesem Vorhaben wird demnächst ein gesonderter Bericht erscheinen.
Das zweite Vorhaben gedenkt der Charlottenburger, die im Januar und Februar 1933 in der damaligen Wall-/jetzt Zillestraße dem SA-Sturm 33 entgegentraten und deshalb vor Gericht gebracht und zu Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt wurden, Richard Hüttig sogar zum Tod. Hinzu kommen siebzehn Charlottenburger, die zwischen 1931 und Anfang 1934 von der SA (und in zwei Fällen von der Polizei) ermordet wurden, teils auf offener Staße, teils in Kasernen der SA. Insgesamt geht es um 88 Menschen, meist arbeitslose Arbeiter, einige bei der KPD organisiert. Nur an zwei von ihnen wird öffentlich erinnert: Richard Hüttig (Gedenktafel am Haus Seelingstraße 21) und Otto Grüneberg (Gedenktafel am Haus Schloßstraße 22 und gegenüber der Otto-Grüneberg-Weg). Aber auch die 86 anderen verdienen es, daß wir uns ihrer erinnern. Selbst wenn ihre Namen kaum noch jemandem bekannt sein werden, so steht doch jeder einzelne von ihnen für die, die sich gewehrt haben.
Solch Gegenwehr fand statt am 30. Januar 1933, als der SA-Sturm 33 die heutige Zillestraße "erobern" wollte. Dabei wurde deren Anführer erschossen, was man den Gegnern jedoch erfolglos anzuhängen versuchte. Die Stelle, an der damals die SA eine Tafel anbrachte, am Haus 52 (jetzt "Haus der Jugend"), bietet sich daher als passender Ort an, um der Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus zu gedenken.
Beide Vorhaben werden von der Gedenktafelkommission des Bezirks diskutiert; sie ist für Interessenten über bvv@charlottenburg-wilmersdorf.de zu erreichen.
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Geschichte -
Wie schön, wir werden bald alle so schlau wie Roland Koch. Der Koch der Nation!
Was der für Süppchen macht. Maggi und Co sind nichts dagegen. Die Zutaten sind schon auf dem Tisch: z.B. werden wir in Zukunft alle so gut Englisch sprechen wie unser Guido. Die Kindergärten erhalten weniger Kohle, die Kids werden sich selbst überlassen, dafür lernen sie noch schneller mit den Füßen und Fäusten umzugehen. Ja, und die deutsche Forschung wird sich zukunftsträchtig auf das Schnitzen von chinesischen Essstäbchen konzentrieren. Schließlich werden die chinesischen Mitbewohner unseres Planeten mit dem Kopieren und Weiterentwickeln ehemals deutscher Maschinenbaukunst genug zu tun haben, um sich noch mit Essstäbchen zu beschäftigen. Die zweite Stufe der Einheit ist damit eingeläutet. Wir werden alle eine Nation von Rolands und Guidos.
Endlich keine Unterschiede mehr. Roland Koch als hardcore Gleichmacher. Welch eine Freude! Die Blödzeitung als Leistungskurslektüre für ein bundesweites Zentralabitur. Der Biologieunterricht und der Sexualkundeunterricht erhalten aus dem Micky Maus Land Entwicklungshilfe von den Kreationisten.
Man könnte meinen, die Diktatur der Dummheit, der gleichgeschalteten Intoleranz ist im Kommen. Wenn sie nicht schon da wäre. Nicht nur, dass wir einen Guido haben, das ist schon zuviel. Doch welch eine Schmach für das Land, das ich liebe, wenn jetzt noch der Einheitsbreikoch aus der Versenkung auftaucht.
Soll er doch selbst die Suppe, die er uns da einbrocken will, alleine auslöffeln.
T. Wiese - Gastautoren, Politik -
Der vierte Abend der Reihe „Erlesener Kiez“ am 21. April in der Stadtteilbücherei bestand diesmal aus zwei Teilen und einem Epilog.
Im ersten Teil las Matthias Behlert aus Jan Petersens Chronik „Unsere Straße“. Die Auswahl der Textabschnitte ließ deutlich erkennen, wie die SA in kürzester Zeit sich die Stadt unterwarf und so das Leben im „kleinen roten Wedding“ vollständig veränderte: Von Spitzeln, Razzien und der Todesstrafe bedroht, waren politische Aktivitäten nur noch streng geheim möglich; schon wenn mehrere auf der Straße beieinanderstanden, machten sie sich verdächtig; bis in die persönlichen Träume hinein warf die Machtergreifung der NSDAP ihre Schatten; nur bei seltenen Gelegenheiten gab es noch öffentliche Zeichen von Widerstand. Die Berichte über Folter wurden den Zuhörern erspart.
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Michael R. - Gastautoren, Geschichte, Kunst und Kultur, Menschen im Kiez -
Lange hat es gedauert, bis kürzlich Herr Guttenberg einräumte, daß die Vorgänge in Afghanistan das sind, „was man umgangssprachlich 'Krieg' nennt“.
Beides hat Methode, sowohl das jahrelange Leugnen als auch das jetzige Einräumen: das Leugnen, weil sich die Kriegsbefürworter in Bundesregierung und Bundestag als freundliche Helfer darstellten wollten und auf diese Weise hofften, von den Bürgern nicht bei ihrem Krieg gestört zu werden; das Einräumen, weil man mit dem Krieg weitermachen kann und außerdem die Tötung einer großen Zahl von Zivilisten am 4.9.2009 bei Kundus (und künftig) nicht nach den Bedingungen des normalen Strafrechts (Strafgesetzbuch) beurteilt wird, sondern nach den Vorschriften des Völkerstrafgesetzbuches (VStGB), „umgangssprachlich“ auch Kriegsstrafrecht genannt.
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Michael R. - Gastautoren, Politik -
05. April 2010 - 15:49Frau Sz.
Die Vorstellung von Frau Sz.s Eltern, wofür ein Mädchen gut ist, waren immer schon klar - und begrenzt: Heirat, Kinder. Geheiratet hat Frau Sz. tatsächlich, vor wenigen Jahren, allerdings um den Preis des Verzichts auf Kinder. Aus der Sicht ihrer Eltern hätte sie also letztlich ihren Lebenszweck verfehlt. Und wie sieht Frau Sz. das selbst?
Seit sie Ende der 70er Jahre als sechsjähriges Kind zusammen mit ihren Eltern und zwei Brüdern als Spätaussiedlerin nach Westdeutschland kam, hatte sie immer nur ein Ziel: "Ich komme einmal ganz groß raus!" Es war ein langer und schwerer Weg von dem kleinen polnischen Mädchen in der ländlich-einfachen Kleidung, katholisch, kaum deutsch sprechend, gehänselt, bis zur heutigen Frau Sz.: äußerst attraktive Figur, wohlklingende Stimme, silberfarbene Locken zu wasserblauen Augen, geschmackvolle (und teure) Kleidung, modelhaftes Gebaren.
Vieles von dem, was Frau Sz. heute darstellt, konnte sie nur dadurch werden, daß sie eines Tages ihrem Märchenprinzen begegnete, einem erfolgsverwöhnten Architekten, der ihr alles bieten kann, wonach sie so lange gestrebt hatte: ein sorgenfreies Leben, Reisen durch die ganze Welt, die große Gesellschaft, Bewunderung.
Hat Frau Sz. also jetzt glücklich ihr Ziel erreicht? Auf den ersten Blick wirkt es so, sie füllt ihre Rolle perfekt aus. Aber es kommt vor, daß sie sich gelegentlich wie eine "kostbar eingefaßte Perle" fühlt - gesellschaftlich relevant als Repräsentant ihres Ehegatten. So mag es sich auch erklären, daß sie vor kurzem zu aller Verwunderung plötzlich aus ihrem bisherigen Alltag ausbrach, oder wie sie es selbst ausdrückt: "auf der Koppel blieb, statt in den Stall zurückzukehren". Es könnte sein, daß ihr Leben eine ganz neue Richtung erhält.
MichaelR und Andrea Bronstering
Michael R./Andrea Bronstering - Gastautoren, Menschen im Kiez -
Ein frohes Osterfest mit ein paar schönen Feiertagen wünschen Euch alle Autoren des Kiezer Weblogs vom Klausenerplatz.
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, ZeitZeichen -
Klaus Betz soll nächster Charlottenburger Bürgermeister werden...
Wie der Kiezer Weblog erfuhr, soll Klaus Betz bei der nächsten Wahl als Spitzenkandidat antreten. Das Intrigenspinnen in der Berliner SPD führt zu immer bizarreren Ergebnissen. Die jetzige Bürgermeisterin Frau Thiemen befindet sich angeblich bereits auf der Flucht. Im Rathaus herrscht allgemeines Kopfschütteln...
Was soll eigentlich in Charlottenburg noch passieren ......
m./U. - Gastautoren, Kiez, Politik, Satire -
Es gibt ab dem 1. Mai einen neuen Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Herr Königshaus von der FDP. Er forderte schon mal im voraus, am 24.3. im ZDF-Morgenmagazin, 'mehr gesellschaftliche Anerkennung und Interesse für die Bundeswehr': "Die Soldaten müssen das Gefühl haben, daß ihre Opfer und Belastungen Anerkennung finden." (FR-online 25.3.10)
'Mehr Interesse für die Bundeswehr': da hat Herr Königshaus völlig recht, es sollte sogar viel mehr Interesse geben, nämlich dafür, daß bei den Steuerzahlern jährlich mindestens 31 Milliarden Euro eingesammelt werden, um einen Militärapparat auf- und auszubauen, dessen Aufgabe schon lange nicht mehr die Landesverteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffes ist (so eigentlich das Grundgesetz in den Artikeln 87a und 115a), sondern die weltweite Führung von Kriegen. Die Fähigkeit dazu wird seit den 90er Jahren hergestellt mit dem Umbau der Bundeswehr - im Rahmen der Nato - zur Interventionsarmee.
Unter diesen Umständen wäre es aus Sicht dieses Wehrbeauftragten (wie aus Sicht der gesamten politischen Klasse) natürlich schön, wenn die Bereitschaft der Bundesregierung zum Kriegführen - beim designierten Wehrbeauftragten zeitgemäß als "Opfer und Belastungen der Soldaten" personalisiert - von der Bevölkerung "anerkannt" und somit gebilligt würde. Das wäre deshalb schön, weil damit 1. der politischen Klasse freie Hand bei ihren weltweiten Plänen gelassen würde und 2. niemand auf die Idee kommen könnte, zu fordern, daß der größte Teil des "Verteidigungsetats" in diesen Zeiten der "knappen Kassen" - die die politische Klasse im übrigen voll zu verantworten hat, denn sie allein verfügt über die Steuergelder - zum Ausgleich der geplanten Einsparungen zu Lasten der Steuerzahler verwendet wird.
Tatsächlich lehnt jedoch eine Mehrheit von 69 Prozent der Bundesbürger inzwischen den Afghanistankrieg ab: Es gibt einfach zu wenig Bereitschaft unter den Deutschen zur "Anerkennung" für staatliches Töten, Verstümmeln, Zerstören. Und eigentlich wäre es an der Zeit, auch den "Verteidigungsetat" zur Diskussion zu stellen.
Übrigens: Aufgabe des Wehrbeauftragten ist eigentlich, die Grundrechte der Soldaten zu schützen (Artikel 45b). Eine zentrale Stellung hat dabei das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Artikel 2). Wäre es bei bisher 35 toten und etlichen verwundeten Soldaten (und drei toten Polizisten) allein in diesem Krieg nicht endlich angebracht, daß dieser Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages es mit seinem verfassungsmäßigen Auftrag ernst nimmt?
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Politik -
14. März 2010 - 21:27o.T. (s/w)
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Herr Thierse (SPD), der sich bei solchen Gelegenheiten gern befragen läßt, kann nicht nur, sondern muß geradezu dem Ausschluß fast einer ganzen Fraktion von der Bundestagsitzung am Freitag (26.2.10), verfügt von Herrn Lammert (CDU) unter dem Beifall der anderen Parteien, zustimmen, weil diese Fraktion "in gröblichster Weise gegen die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages verstoßen" habe, denn "der Bundestag ist der Ort des Austausches mit dem Wort", und "er muß sich schützen vor seiner Instrumentalisierung für medial-politische Events". Wenn er das nicht tue, dann gefährde er seine Arbeit.
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Michael R. - Gastautoren, Politik -