Vorbemerkungen:
Die folgenden Ausführungen sind nur ein sehr grober Überblick über die verzwickte Entwicklung des Straßenbahnwesens, zudem beschränkt auf die Umgebung der Wilhelmsaue, und sie gehen insbesondere nicht auf die einzelnen Betreiber* der Straßenbahnen, ihre Linien und deren Bezeichnungen ein; all dies befand sich in fortwährender Veränderung.
Um der Übersichtlichkeit willen werden nur die heutigen Straßennamen benutzt.
Die Anfänge bis 1902
Die erste Straßenbahn auf Wilmersdorfer Grund war 1883 eine Pferdeeisenbahn durch die Rankestraße zum Joachimsthalschen Gymnasium am Anfang der Bundesallee. Ab 1886 fuhr eine Dampfstraßenbahn längs des Kurfürstendamms zur Kolonie Grunewald und eine Pferdebahn über die Bundesallee nach Steglitz. Der Ortskern von Wilmersdorf wurde erstmals im Juli 1888 erreicht, als die Dampfstraßenbahn vom Nollendorfplatz nach Schmargendorf eröffnet wurde und eine Streckenführung über Berliner Straße-Mehlitzstraße**-Wilhelmsaue- Blissestraße-Mecklenburgische Straße erhielt.
Weitere Linien der verschiedenen Gesellschaften folgten in den nächsten Jahren, so daß 1902 von Haltestellen in Wilhelmsaue, Berliner Straße und Bundesallee aus Ziele wie Bahnhof Zoo, Potsdamer Platz, Spittelmarkt, Lichtenberg, Rheinstraße, Schloßpark Steglitz, Roseneck, Hundekehle, Bahnhof Halensee und Charlottenburg erreicht werden konnten. 1902 ist insofern ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz, da von 1899 bis 1901 sämtliche Strecken elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut worden waren. Bei der Gelegenheit (August 1901) wurde der Abschnitt durch die Mehlitzstraße ersetzt durch Fortführung der Gleise auf der Berliner Straße bis zur Blissestraße.
Schienen verliefen somit im Jahr 1902 im Bereich des Ortskerns von Wilmersdorf in folgenden Straßen:
Abb. 1 - Streckennetz Dezember 1902
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Helmut Ollk wurde am 30.7.1911 in Schmargendorf geboren. Er lernte zunächst Maurer und studierte später Architektur. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er an der Neugründung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) (West)Berlin beteiligt. Er starb am 30.1.1979; sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Wilmersdorf (Abt. C 5 UW 1/21).
Abb. 1 – Helmut Ollk (Anfang der 1970er Jahre; Foto: Fam. Ollk)
„Die Welt“ nannte ihn Ende der 1960er Jahre einen „bekannten Architekten“*. Noch fast 40 Jahre nach seinem Tod erinnert sich Klaus-J. Thieme, ein Kollege aus der nachfolgenden Generation, an ihn als „einen der ganz großen Architekten der 50er bis 70er Jahre in Westberlin; seine Architektur war beeindruckend, anders als die Masse“. Dies wird bestätigt, wenn man etwa Ollks Entwurf für das Wohn- und Geschäftshaus am Henriettenplatz (s. u. Liste Nr. 5) mit der ursprünglichen Planung vergleicht:
Abb. 2 und 3 - Ursprünglicher Entwurf (1950/51) und Entwurf Ollk/v.
Schöppenthau (1955)
für das Wohn- und Geschäftshaus am Henriettenplatz
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Zur Behebung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurden reichsweit von Kommunen, Gewerkschaften und Betrieben (1) Institutionen zur Förderung des Wohnungsbaus gegründet. In Groß-Berlin entstand 1924 die „Wohnungsfürsorgegesellschaft Berlin m.b.H. (WFG)“, die zur Förderung von Neubauten Mittel vergab und deren Verwendung überwachte. An sie wandte sich 1925 der Fuhrunternehmer Carl (Karl) Haereke (2), als er sein Grundstück an der Ecke von Wilhelmsaue und Mehlitzstraße bebauen wollte. Als Architekten wählte er Walter Hämer (1899-1974) (3).
Abb. 1 - Grundriß (1925)
Entsprechend der Vorgabe der Wohnungsfürsorge entwarf Hämer das Wohnhaus so, „dass die Hauptgesimse der anstossenden Fassaden auch bei diesem Gebäude durchgeführt werden“ (Bauantrag vom 29.12.1925). Es gab dabei jedoch ein Problem, denn der Bauherr wollte „die Etagen in den einzelnen Geschossen nicht unnötig hoch ausbauen, weil die Wirtschaftlichkeit dieses Projekts dann in Frage gestellt ist“ – d.h., er wollte die 1925 in Berlin auf 2,50 m (4) gesenkte Wohnraummindesthöhe (in den angrenzenden Altbauten aus der Gründerzeit hatten die Räume eine tatsächliche Höhe von 3,30 m oder mehr) möglichst nicht überschreiten, um bei gegebener Gebäudehöhe mehr Geschosse und damit mehr vermietbare Fläche zu erzeugen. Das hatte aber zur Folge, daß zum Nachbargebäude in der Wilhelmsaue sechs Geschosse nötig waren, um die Vorgabe der Wohnungsfürsorge zu erfüllen. Allerdings sah § 7 Zi. 1 der „Bauordnung für die Stadt Berlin vom 3.11.1925“ maximal fünf Geschosse vor. Daher stellte die Baufirma am 12.1.1926 an den Polizeipräsidenten einen Antrag auf Dispens, da „bei dem Bau von nur 5 Geschossen ein häßlicher Brandgiebel des Nachbarhauses sichtbar bleiben würde, was fraglich eine grobe Verunzierung der ganzen Strasse und auch unseres Bauvorhabens bedeuten würde“. Der Dispens für die Überschreitung der Geschoßzahl und gleichzeitig der „Gebäudehöhe von 20,0 m um 0,30 m“ (5) wurde erteilt.
Abb. 2 - Bauplan, dem Bauantrag von Dezember 1925 beigefügt
(li. oben in Grün: „Geschoß nur zulässig auf Grund einer Befreiung von § 7 1 Bauordnung“)
Abb. 3 - Nachtrag von Mai 1926 (mit Änderungen in Rot)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Porträts von Verfolgten des Nationalsozialismus auf der Schloßstraße in Charlottenburg
Ein Jahr lang traf der deutsch-italienische Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano Verfolgte des
Nationalsozialismus, die heute in Deutschland, den USA, der Ukraine,
Israel und Russland leben. Er gab den Menschen Gelegenheit, vielleicht
zum letzten Mal, ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Dabei
entstanden mehr als 200 Porträt-Fotos – das Herzstück des Projekts.
Auf Initiative des Charlottenburg-Wilmerdorfer Bezirksstadtrats Oliver Schruoffeneger ist die Foto-Installation ‚GEGEN DAS
VERGESSEN‘ noch bis zum 14. April 2018 auf dem Mittelstreifen der
Charlottenburger Schloßstraße zwischen Spandauer Damm und
Schustehrusstraße zu sehen.
Der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano und Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (re.)
‚GEGEN DAS VERGESSEN‘ ist eine Installation mit überlebensgroßen Porträtfotos von Überlebenden des Nazi-Terrors. Informationstafeln, eine App sowie ein
Dokumentarfilm ergänzen die Ausstellung.
Dies ist die fünfte internationale Station des Projekts.
Neben Berlin wird ‚GEGEN DAS VERGESSEN‘ im Januar 2018 bei den Vereinten
Nationen in New York gezeigt. Parallel wandert die Ausstellung
schon seit einem Jahr in der Ukraine. Der Sekretär der Botschaft der
Ukraine, Oleg Sokolovskyy, sprach in seinem Grusswort zur Eröffnung am Montag das
Massaker von
Babyn Jar im Jahr 1941 in seinem Land an.
Worte von Oleg Sokolovskyy, Sekretär der Berliner Botschaft der
Ukraine, bei der Eröffnung
Margot Friedländer spricht bewegende Worte zur Eröffnung
Eine der portraitierten Frauen erinnerte bei der Eröffnung der Fotoinstallation am 29. Januar 2018 im Nachbarschaftszentrum am Klausenerplatz: die Jüngeren müssen die Geschichte zur Mahnung weitergeben und immer wachsam bleiben. Der Wunsch der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist schon kurze Zeit später bei Alt und Jung auf reges Interesse gestossen.
Foto-Installation ‚GEGEN DAS
VERGESSEN‘ auf dem Mittelstreifen der Schloßstraße
Weitere Informationen auf der Webseite des Projekts: www.gdv-2015.de.
Parallel zur Ausstellung werden in Kooperation mit der Jugendkunstschule
Charlottenburg-Wilmersdorf, dem Haus der Wannseekonferenz, der Stiftung
Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stabsstelle Bildung
für nachhaltige Entwicklung des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf
Workshops für Schülergruppen und interessierte Besucher angeboten. Die
Workshops sind kostenfrei.
Gerne können sich noch weitere engagierte Jugendliche melden, die bei den Leitungen von Workshops und Führungen mit aktiv werden möchten.
Anmeldungen per E-Mail:
bne@charlottenburg-wilmersdorf.de
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden
donnerstags und samstags um 15:00 Uhr statt. Treffpunkt ist an der Schloßstraße / Ecke Schustehrusstraße.
- Geschichte, Kiez -
In der Wilmersdorfer Dorfstraße, ab 1874 Wilhelmstraße, ab 1888 Wilhelmsaue, spiegeln nur noch wenige Gebäude den Übergang vom Dorf zur Großstadt (1) wider - also die Zeit zwischen dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 und den frühen 1890er Jahren, als 4-5geschossige großstädtische Mietshäuser zunehmend auch in Wilmersdorf die Oberhand gewannen. Eines davon ist die Vorstadtvilla Hausnummer 31 (2).
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war Wilhelmsaue 31 Teil eines Grundstücks (Eigentümer: August Haupt), das gemäß „Lageplan von Dt.-Wilmersdorf im Jahre 1856" (Abb. 3) das gesamte Areal zwischen Wilhelmsaue (Nr. 31) und Berliner Straße (Nr. 125) bis hin zur Blissestraße einnahm. Im Lauf der folgenden Jahre war es in elf Liegenschaften geteilt worden, wobei dieses Grundstück zur Wilhelmstraße 17/18 wurde. Dem Baugesuch von Dezember 1886 für das heutige Wohnhaus ist ein Lageplan beigefügt (Abb. 1), der eine zu dieser Zeit fast unbebaute Liegenschaft zeigt, die tief in das Areal hineinreicht (und dort an das Grundstück Berliner Straße 125 stößt). Anstelle eines abgebrannten Wohnhauses sollte ein neues mit mehr als der doppelten Grundfläche entstehen, zweigeschossig, traufständig und mit fünfachsiger Fassade (Abb. 2), außerdem ein kleineres Stallgebäude an der rechten Grundstückgrenze. Bauherr war Friedrich Stork (1846-1897), von 1892 bis zu seinem Tod Amts- und Gemeindevorsteher von Wilmersdorf (3).
Abb. 1 - Baugesuch von Dezember 1886: Situationsplan Abb. 2 - und Fassade des Wohnhauses
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Fotografien aus Kriegszeiten im „Verborgenen Museum“
Das „Verborgene Museum“ hat die viel beachtete Ausstellung „Kriegsfotografinnen in Europa 1914 - 1945“ bis zum 25. März verlängert.
Obwohl das Museum in der Schlüterstraße 70 etwas verborgen im Hinterhof untergekommen ist, gibt nicht dieser Umstand den Ausschlag für seinen Namen. Gemeint sind die Künstlerinnen, die dort ausgestellt werden. Das Museum ist aus der feministischen Bewegung hervorgegangen und will Künstlerinnen, die ansonsten der Vergessenheit anheimfallen würden, aus dem Verborgenen in die Öffentlichkeit holen.
Diesem Anspruch wird das Museum insbesondere mit dieser Ausstellung über die Kriegsfotografinnen gerecht, der seitens des Vermarkters, der Agentur „Artefakt Kulturkonzepte“, der reißerische Titel „Kriegsalltag und Abenteuerlust“ vorangestellt wurde.
Florence Farmborough: Ein toter Soldat auf dem Schlachtfeld an der Ostfront, 1916.
© Imperial War Museum, Ref: Q 98431
Käthe Buchler: Frauen in Männerberufen: Schaffnerinnen, Braunschweig 1916
© Museum für Photographie Braunschweig
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FW - Gastautoren, Geschichte -
Vor 70 Jahren wurde Libertas Schulze-Boysen hingerichtet
Am 22. Dezember, 20.30 Uhr jährt sich zum 75. Male die Todesstunde von Libertas Schulze-Boysen.
Die Schergen des Naziregimes zerrten die 29jährige Frau im wahrsten Sinne des Wortes in Plötzensee zum Schafott. Sie wurde geköpft, weil sie bestrebt war, das millionenfache Morden der Nazis zu beenden.
Libertas Schulze-Boysen war eines der führenden Mitglieder der größten und wirksamsten Widerstandsgruppen im Inneren des Nazireichs, der nach ihrem Ehemann Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack benannten Schulze-Boysen / Harnack Gruppe. Sie verfügte über weitverzweigte Kontakte in europäische Hauptstädte, nach Moskau und Washington. Dem gesamten Netz wurde von den Nazis wegen ihres Funkverkehrs der Name „Rote Kapelle“ gegeben. Der Berliner Gruppe um die Ehepaare Schulze-Boysen und Harnack gelang es unter anderem, die Aufmarschpläne der faschistischen Heere zu den entscheidenden Schlachten vor Moskau und in Stalingrad sowie auch den Termin des Überfalls auf die Sowjetunion rechtzeitig zu übermitteln. Daß diese Informationen in Moskau nicht die gebührende Bachtung fanden, ist eine weitere tragische Facette des so kurzen Lebens Libertas Schulze-Boysen.
Der Hinrichtungsschuppen von Plötzensee.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Geschichte -
Wie ist es mit der provisorischen Gedenktafel für die ehemaligen Zwangsarbeiter des Bezirksamtes Wilmersdorf in der Wilhelmsaue 40 seit ihrer Enthüllung* am 9.12.2017 weitergegangen?
Fünf Tage danach stellte Bezirksverordneter A. Kaas Elias (Grünenfraktion) dankenswerterweise auf der BVV-Sitzung vom 14.12. dem Bezirksamt folgende Frage (Frage 3, Drucksache 0549/5):
Wie bewertet das Bezirksamt die provisorische Gedenktafel der Berliner Geschichtswerkstatt zum Gedenken an das Zwangsarbeiterlager in der Wilhelmsaue 40?
Wie kann dieses Provisorium in eine dauerhafte Lösung überführt werden?
Der Tenor der Antwort der BzStRin Schmitt-Schmelz (SPD) war: 1. Es gäbe verschiedene Meinungen zu dem Thema; das Bezirksamt habe seine diesbezüglichen Nachforschungen aber noch nicht abgeschlossen. 2. Einen genauen Zeitpunkt dafür könne sie noch nicht nennen, denn die Nachforschungen sollten ja gründlich sein. 3. Nach Abschluß werde sich dann die Gedenktafelkommission mit dem Thema befassen (vehementer Beifall, nur von SPD-Fraktion).
1. Die Ausgangslage
Es geht im Kern um die Bewertung dieser beiden Dokumente: (a) die vom Gesundheitsamt Wilmersdorf aufgestellte Liste der Zwangsarbeiterlager im Bezirk (30.11.1942), in der in der drittletzten Zeile sich das Bezirksamt selbst („Bez.Verw. Wilmsdf.“) als Betreiber eines Lagers in der Wilhelmsaue 40 bezeichnet; und (b) die Anweisung des stellv. BzBgm. vom 30.4.1944, in der er festlegt: „Ich behalte mir den Arbeitseinsatz der Ausländer selbst vor.“
Liste des Gesundheitsamtes (1942) und Anweisung des stellvertretenden Bürgermeisters (1944)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Am Sonnabend, den 9. Dezember fand unter der Beteiligung von drei Dutzend Bürgern die Enthüllung einer provisorischen Gedenktafel in der Wilhelmsaue 40 statt. Diese Tafel erinnert an das Lager für die ehemaligen Zwangsarbeiter des Bezirksamtes Wilmersdorf an dieser Stelle. Die Berliner Geschichtswerkstatt hatte die Feier ausgerichtet und wurde dabei unterstützt vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Topographie des Terrors und vom Aktiven Museum. Kurze Ansprachen hielten Herr Karwelat (BGW) und Frau Dr. Glauning (Leiterin des Dokumentationszentrums).
Diese Gedenktafel war nötig geworden, nachdem der Bezirksbürgermeister und sein Bezirksamt drei Jahre lang, seitdem sie Kenntnis von dem Zwangsarbeiterlager der Vorgänger haben, immer wieder mit fadenscheinigen Gründen eine Erinnerung an dieser Stelle verhinderten – und auch sonst absolut nichts getan haben, um den Tausenden von ehemaligen Zwangsarbeitern im Bezirk eine Erinnerung zu schaffen. Offenbar paßt in ihr Bild von der City West nicht, daß die NS-Amtvorgänger des heutigen Bezirksbürgermeisters dort Herren über Zwangsarbeiterlager waren.
Mehr dazu in der elektronischen Ausgabe der Berliner Woche vom 10.12.2017.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Einladung zur Podiumsdiskussion Zukunft der Kantgaragen am Do., 28. September um 19.30 im Bücherbogen am Savignyplatz – Stadtbahnbogen 593 (Teilnehmer u.a. Dirk Gädeke/Gädeke & Sons und René Hartmann)
Der Verfasser des folgenden Artikels promovierte an der Technischen Universität Berlin über das Thema „Architektur für Automobile – Hochgaragen und Parkhäuser in Deutschland. Eine Auto[mobil]-Vision im 20. Jahrhundert". Seit 2014 setzt er sich in der Initiative zur Rettung des Kant-Garagenpalasts für den denkmalgerechten Erhalt des Gebäudes ein.
Vor 100 Jahren wurde das staatliche bauhaus in Weimar gegründet. 2019 wird dieses Jubiläum weltweit mit Interesse verfolgt werden. Dabei werden vor allem die in Deutschland noch erhaltenen baulichen Zeugnisse der klassischen Moderne, also des Neuen Bauens, größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Der Kant-Garagenpalast in Berlin gehört zum Kanon der herausragenden Bauten der klassischen Moderne. Als bedeutendste und einzige authentisch erhaltene Hochgarage des Neuen Bauens ist der Kant-Garagenpalast von Zweigenthal, Paulick, Lohmüller, Korschelt und Renker ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Die Hochgarage zählt zum Kanon der Ikonen des Neuen Bauens, ist also in einem Atemzug mit dem Bauhaus in Dessau (Gropius), dem Haus Schminke in Löbau (Scharoun), dem Doppelhaus der Weißenhofsiedlung (Le Corbusier) und der ADGB-Bundesschule in Bernau (Meyer) zu nennen. Wie diese Bauten, wird auch der Kant-Garagenpalast im Umfeld des bauhaus-Jubiläums wieder in vielen Publikationen besprochen und beschrieben werden.
Der Kant-Garagenpalast muss schon aus diesem Grund mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden, die auch den anderen Ikonen der klassischen Moderne in Deutschland zuteilwird.
Ein weiterer Grund liegt in seiner Bedeutung für die Bauaufgabe Hochgarage. Von 1907 bis 1951 wurden in Deutschland nur 24 Hochgaragen gebaut. Hiervon sind bis heute lediglich 14 erhalten geblieben. 10 davon wurden bereits umgenutzt. Nur 4 werden noch zum Einstellen von Autos verwendet. Der Kant-Garagenpalast ist die einzige Hochgarage Deutschlands, die baulich nahezu unverändert erhalten blieb. Sie ist die einzige Hochgarage des Neuen Bauens in Berlin und Brandenburg und sie ist die älteste und einzige Hochgarage mit Wendelrampe und Vorhangfassade in ganz Europa. Der Kant-Garagenpalast ist ein Baudenkmal von internationalem Rang.
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R. Hartmann - Gastautoren, Geschichte -
- "Filmbühne" der Charlottenburger Kulturwerkstadt
"Pina - Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren"
Regie: Wim Wenders - De./Fr. 2011 - Ein Tanz-Dokumentarfilm
Im Vorprogramm erzählt Arnd Gerig, Kenner und Bewunderer von Pina Bausch, Details über das Leben und Wirken der Choreografin.
Eintritt frei - Spende erbeten.
Donnerstag, 28. September 2017
Einlass: 19:30 / Beginn: 20:00 Uhr
Kulturwerkstadt im Eiscafé Fedora
Nehringstr. 23, 14059 Berlin-Charlottenburg
- Stadtführung rund um die Zietenstraße und Genthiner Straße in Schöneberg
In der Zietenstraße lebte um 1880 Salme Said, eine geborene Prinzessin von Oman und Sansibar. Sie war Witwe eines Hamburger Kaufmanns und alleinerziehende Mutter von drei Kindern.
In der Bülowstraße 7 wurde im September 2017 das erste Museum für Straßenkunst eröffnet. Im Mittelpunkt steht die Förderung junger Künstler der Urban Contemporary Art. Das neue Museum „URBAN NATION“ ist ein Projekt der gemeinnützigen Stiftung „Berliner Leben“ der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag.
Eine architektonische Besonderheit der Genthiner Straße ist das Villenensemble ''Begaswinkel'' von 1873, in dem einige berühmte Persönlichkeiten wohnten. In der Nachbarschaft verbrachte Franz Hessel einen Teil seiner Kindheit und am Magdeburger Platz wurde Walter Benjamin geboren. Erfahren Sie bei dem Rundgang mehr über die spannende Historie dieser Gegend.
Eine Führung mit Sibylle Nägele und Joy Markert vom Literatur-Salon Potsdamer Straße
Vorherige Anmeldung bei der VHS Tempelhof-Schöneberg ist nötig: Kursnummer: TS11.003A (Entgelt: 6.54 EUR, erm. 4.77 EUR).
Samstag, 30. September 2017 von 15:00 bis 17:15 Uhr
Treffpunkt für angemeldete Teilnehmer:
vor dem Haus Zietenstraße 19, 10783 Berlin-Schöneberg
Weitere KurzInfos zu Veranstaltungen und Themen rund um den Klausenerplatz-Kiez immer auch bei Twitter (ohne Anmeldung einsehbar!), bei Facebook in der offenen Kiez-Gruppe und unter Kiez-Web-Team Klausenerplatz (ohne Anmeldung einsehbar!).
Weitere Termine auch stets im StadtteilKalender für Charlottenburg-Wilmersdorf des Nachbarschaftshauses am Lietzensee.
- Geschichte, Kunst und Kultur -
Das von der BezStRin Schmitt-Schmelz (SPD) teilweise verlesene Schreiben behandelt keinen neuen Standort des »vom Stadtbezirk eingerichteten und betriebenen städtische(n) Ausländerlager für Arbeitsleistungen im Verwaltungsinteresse«,
denn:
Es gab zu keinem Zeitpunkt ein solches vom Bezirksamt Wilmersdorf betriebenes Lager.
Die von mir aufgenommene Sichtung von GBI Unterlagen im Bundesarchiv – und hier besonders der: »Zentrale Unterkunftsnachweis des GBI« – ergab bisher, dass kein Lager mit der Bezeichnung »städtische(s) Ausländerlager für Arbeitsleistungen im Verwaltungsinteresse« des Stadtbezirks Wilmersdorf mit der Anschrift »Wilhelmsaue 40« in den eingesehenen Dokumenten von 1942 und 1943 aufgeführt wird.
»Warum ist die Hausnummer 40 von so großer Bedeutung? Wofür steht sie? Dort befand sich nicht nur ein „normales“ Zwangsarbeiterlager, sondern das durch Dokumente nachgewiesene Lager des Bezirksamts Wilmersdorf«, schreibt MichaelR. Damit widerspricht er sich selbst hier mehrfach. Er führte aus: »Offiziell gab es die Hausnummer 40 nicht.« 1
Die Hausnummer »Wilhelmsaue 40« ist als offizielle Hausnummer erst seit 1946 nachweisbar. Die Bauakte von 1952 bis 1969 ohne schriftliche Hinweise auf vorherige Nutzung im Landesarchiv Berlin B Rep. 209 Nr. 2715 als Nachweis der Hausnummer »Wilhelmsaue 40« auch in der NS-Zeit anzuführen, ist unwissenschaftlich und strikt abzulehnen.
Zugleich weist Herr MichaelR selbst in seiner Erarbeitung »Zwangsarbeit für das Bezirksamt Wilmersdorf« im BGW Rundbrief 15/1 darauf hin: »[…] Auf allen amtlichen Karten von 1931 bis 1943 […] ist beim Grundstück Wilhelmsaue 39-41 „Kinderheim“ vermerkt« und „[…] Tatsächlich handelte es sich um ein einheitliches Grundstück mit der Nummer 39-41.« 2
Diese Aussage wird durch die Eintragungen in den Adressbüchern von Wilmersdorf bestätigt, in denen das Grundstück seit 1908 als Wilhelmsaue 39 / 41 geführt wird. So vermeldet u.a. das Adressbuch Berlin, 1942 »Wilhelmsaue 39 / 41 Spielschule. Eigentümer: Stadt Berlin. Büro u. Fuhrpark der Städt. Reinigung. T. Kinderheim.“« 3
Aber auch Cord Pagenstecher (Berliner Geschichtswerkstatt), der die Listen der Berliner Gesundheitsämter – also auch die Liste des Gesundheitsamtes Wilmersdorf vom 30.11. 1942 – bewertete, stellte fest: »[…] Häufig sind die Angaben zu Adressen und Ärzten lücken- und fehlerhaft«. 4
Diese zur Berichtigung an alle Bezirke, also auch an Wilmersdorf, zurückgewiesenen Listen sind die Grundlage der These von Herrn MichaelR über ein vom Stadtbezirk Wilmersdorf auf städtischem Boden (also der Reichshauptstadt Berlin gehörend!– Anm. d. Verf.) eingerichtetes und betriebenes „städtische(s) Ausländerlager für Arbeitsleistungen im Verwaltungsinteresse“ in der Wilhelmsaue 40.
Aus diesen Gründen ist es sehr unwahrscheinlich, dass in den verschiedensten Unterlagen des Bundesarchivs, des Landesarchivs oder anderer Einrichtungen Hinweise bzw. Dokumente über ein »vom Stadtbezirk eingerichtetes und betriebenes städtisches Ausländerlager für Arbeitsleistungen im Verwaltungsinteresse« am Standort Wilhelmsaue 40 zu finden sind.
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Stefan Knobloch - Gastautoren, Geschichte -
Eine Schmierenkomödie der SPD, Stichwortgeber: CDU, gilt es im nachhinein zu bewundern:
Am Dienstag (13. Juni) befaßte sich der Kulturausschuß mit einem überfraktionellen Antrag für die Juni-BVV, in dem „das Bezirksamt beauftragt (wird), eine Gedenktafel an der Wilhelmsaue 40 in Wilmersdorf anzubringen, die an das Zwangsarbeitslager des Bezirksamtes Wilmersdorf sowie alle Zwangsarbeitslager in Wilmersdorf während des Zweiten Weltkriegs erinnert“.
Alles schien geklärt. Aber dann kam die anwesende BezStRin Schmitt-Schmelz (SPD) plötzlich mit einem Brief heraus, den sie erst am Vortag erhalten hätte -- weshalb sie keine Zeit gehabt hätte, ihn zu vervielfältigen. Sie las aus ihm vor – ohne den Namen des Absenders zu nennen: Es hätte sich ein neues Dokument gefunden, aus dem sich ergebe,daß das Zwangsarbeiterlager des Bezirksamtes in Hausnummer 43 bis 46 gelegen habe – ohne daß dem Brief eine Kopie des Dokuments beilag.
Sogleich schlug BV Hartmann (CDU) vor, nunmehr die Hausnummer 40 aus dem Antrag zu streichen.
Sogleich schlug BV Schulte (SPD) vor, den Antrag zu vertagen – oder die Hausnummer 40 zu streichen.
Sogleich erklärte BezStRin Schmitt-Schmelz, sie fände es „sympathisch*, die 40 rauszulassen“.
Ergebnis der anschließenden Diskussion: Ein anonymes** Schreiben, das keiner gesehen hat und dem keine Beweise beilagen, genügte den Bezirksverordneten, um die Hausnummer 40 aus dem Entwurf zu streichen.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Am Donnerstag (27. April) befaßt sich die BVV mit der Ehrung der Zwangsarbeiter (TOP 9.17)
Der Umgang mit Zwangsarbeitern auf Bundesebene
Zwangsarbeiter waren millionenfach während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich eingesetzt. Ohne sie wäre dieser Angriffskrieg auf die umliegenden Staaten schon nach kurzer Zeit zusammengebrochen, denn er führte notwendigerweise zu einem „ausserordentlichen Mangel an männlichen Arbeitern“, wie bereits im Frühjahr 1941 der „Kriegsverwaltungsbericht“ des Bezirks Wilmersdorf feststellte.
Und trotzdem dauerte es bis zum Jahr 2000, bis der Bundestag eine Stiftung mit dem pompösen Namen „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gründete. Ihr Zweck war weniger, über ein halbes Jahrhundert nach dem Weltkrieg die eher geringe Zahl von überlebenden Zwangsarbeitern endlich zu entschädigen, sondern die Unternehmen, die in großer Zahl Zwangsarbeiter benutzt hatten, von zukünftigen Klagen freizustellen. Daher wurde nachdrücklich betont, daß die Zahlungen keinerlei Schuldeingeständnis der beteiligten Unternehmen bedeuteten, und um überhaupt Geld von der Stiftung zu erhalten, mußten die Empfänger ausdrücklich auf die Geltendmachung aller weiteren Ansprüche verzichten. Die Antragsteller wurden in drei Kategorien eingeteilt und erhielten maximal 7.700 € (Kategorie A) bzw. 2.600 € (Kategorien B und C); zur Zwangsarbeit herangezogene Kriegsgefangene erhielten gar nichts.
Hinter diesem mißachtenden Umgang mit den Zwangsarbeitern auf Bundesebene will offensichtlich die SPD City West auf Bezirksebene nicht zurückstehen. Mehr dazu in der Berliner Woche vom 25. 04. 2017.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Plötzenseer Abend: Heilendes Erinnern – Zwei Familien, zwei Fluchtgeschichten
Unweit der Gedenkstätte Plötzensee wurde 2009 das Ökumenische
Gedenkzentrum Plötzensee 'Christen und Widerstand' (ÖGZ) als
ökumenischer Ort des Gedenkens und Erinnerns gegründet. Es liegt im
Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee in direkter Nachbarschaft zur
Katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Seit Herbst 2009
veranstaltet das ÖGZ mit den "Plötzenseer Abenden" Vortragsabende zu
Themen wie Widerstand, Gedenk- und Erinnerungskultur.
Am Donnerstag, 27. April um 19:30 Uhr, werden die langjährige Präsidentin
der Internationalen Liga für Menschenrechte, Prof. Fanny-Michaela
Reisin, und Sebha Othman beim Plötzenseer Abend ihre Erinnerungen auf
diese Weise austauschen. Nach dem Ende der Apartheid in Südafrika stand der Versöhnungsprozess unter dem Titel „Healing of Memories“. Später wurde das Konzept des „Heilenden Erinnerns“ auf Aussöhnungen zwischen Religionsgemeinschaften, Kulturen und Volksgruppen erweitert: Beteiligte beider Seiten begegnen sich, berichten über ihre Geschichte und Sicht auf die Konflikte.
Fanny-Michaela Reisins jüdische Eltern flohen nach der Deportation der Großeltern während des Holocausts aus Deutschland nach Israel. Die jüdische Pazifistin gründete 2003 die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ als deutschen Ableger der Initiative „European Jews for a just peace“. Die Familie der Muslima Sebha Othman wurde während des israelisch-arabischen Krieges aus ihrer Heimat Palästina vertrieben. Mahmoud Fayoumi, ein Palästinenser aus dem Libanon, begleitet den Abend musikalisch.
DENK MAL AM ORT
Die Initiative "DENK MAL AM ORT" bemüht sich um persönliche und individuelle Erinnerungen an einen Menschen oder eine Familie, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Sie geht dabei zurück auf das Projekt Open Jewish Homes, das 2012 in Amsterdam ins Leben gerufen wurde. Heute beteiligen sich 16 Städte mit mehr als 10.000 Besuchern an dem Gedenken in den Niederlanden.
Zum 72. Jahrestag des Kriegsendes wird am 6. und 7. Mai 2017 jenen Menschen gedacht, die in der NS-Zeit in Berlin ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Haus- und Wohnungstüren werden geöffnet, die Namen unserer ehemaligen Nachbarn, Bruchstücke ihrer Biografien, Verfolgungs- und Fluchtgeschichten werden sichtbar in Gesprächen, Lesungen, Installationen, Zeichnungen, Texten, Musik, Ton, Film, Poesie, Gesang und mehr.
Auch im Bezirk Charlottenburg finden Gedenken an verschiedenen Orten statt. Hier eine Auswahl (das komplette Programm unter www.denkmalamort.de):
Galerie Fantom (Hektorstraße 9-10, 10711 Berlin) - Samstag, 6. Mai 2017 um 15:00 Uhr
Abiturienten aus Lübbenau/Spreewald haben mit ihrer Lehrerin die Geschichte der stillen Heldin Ernestina Gallardo recherchiert und lesen aus der Entschädigungsakte. In ihrer Wohnung versteckte sie Verfolgte.
TU Berlin (Straße des 17. Juni 135, 10623
Berlin) - Sonntag, 7. Mai 2017 von 11:00 bis 13:00 Uhr
Dr.
Dimitri R. Stein hat die TH Berlin wegen seiner jüdischen Wurzeln die
Zulassung zur Promotion verweigert. Er musste 88 Jahre werden, bevor die
TU Berlin ihm nach einer Prüfung den Doktortitel überreichte. Er lebt
heute in den USA, ist 97 Jahre alt und freut sich, dass mit einer
kleinen Ausstellung an ihn und seinen ermordeten Vater in der TU
erinnert wird.
- Geschichte, Gesellschaft -