„Kuss“ - eine neue Ausstellung im Bröhan-Museum
„Kuss“ heißt schlicht die neue Ausstellung des Bröhan-Museums. Seiner Bestimmung als Kunstmuseum des Jugendstils folgend beginnt die Präsentation am Ende des 19. Jahrhunderts reicht jedoch bis in die Gegenwart. Diese Zeitspanne beschreibt nicht ganz exakt der Untertitel „Von Rodin bis Bob Dylan“.
Bei Dylan wurde vielleicht der Vorname hinzugenommen, um den Besucher zu vergewissern, daß es sich tatsächlich um jenen berühmten Musiker handelt, der nunmehr auch Literaturnobelpreisträger ist, aber bisher weder in den schönen und noch angewandten Künsten hervorgetreten ist. Dennoch darf er vor anderen ausgestellten zeitgenössischen Künstlern wie Cornelia Schleime oder Wolfgang Mattheuer der Ausstellung den Untertitel geben. Dieser Bedeutung entsprechend befindet sich sein Bild „Der Kuss“ im Entree der Ausstellung neben der berühmten Bronzeskulptur August Rodins „Der Kuss“ und der anmutigen Marmorskulptur von Axel Poulsen „Erste Liebe“.
Mit dieser Anordnung unterstreicht das Bröhan-Museum ein weiteres Mal, daß es sich nicht auf den ausgetretenen Pfaden musealer Präsentation bewegt. Dafür steht auch Kuratorin Dr. Anna Grosskopf, die nach der beachtenswerten Ausstellung über das Muranoglas hier eine epochenübergreifende thematische Kunstausstellung präsentiert. Sie ordnet weder chronologisch noch stilistisch oder nach Motiven, sondern geht eigenwillig vor. Die Ordnung folgt ihren Relevanzen wie „Kuss und Ornament“, „Kuss und Lebensreform“, „Filmküsse“, „Todesküsse“, „Obsessionen“ und schließlich gibt es auch ein Kapitel „Kuss und Politik“, das Simon Häuser kuratiert. Wer dort einen weißen Vorhang beiseiteschiebt, findet dahinter noch aufregendere Arbeiten, die Minderjährigen vorenthalten bleiben sollen.
Die Skulptur „Erste Liebe“ von Axel Poulsen fand bei der Eröffnung viel Interesse.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
KMB lädt zum Museumsfest mit Ausstellungseröffnungen ein
In Anlehnung an die seit Februar gezeigte Ausstellung zur Teekeramik aus Japan und Berlin, dreht sich das Rahmenprogramm des Museumsfests auch um japanische Kultur: es wird traditioneller Japanischer Tanz (Frau Chihoko Yanagi) geboten, begleitet von Koto- und Shamisen-Musik (Frau Ritsuko Takeyami). Dazu bietet Herr Peter Pütz Kostproben auf der Shakuhachi (japanische Bambusflöte). Kulinarisches aus Japan, darunter auch eine Matcha-Teeverkostung, runden das Angebot ab, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.
Der Eintritt zum Museumsfest ist frei.
Ausstellungseröffnungen um 19:00 Uhr:
- Im Rausch der Farben – Glasuren von Gerda Conitz (1901-1982)*
- Keramik von Arnulf Holl (1908-1984)**
Samstag, 17. Juni 2017 von 18:00 bis 22:00 Uhr
Keramik-Museum Berlin (KMB)
Schustehrusstraße 13, 10585 Berlin-Charlottenburg
Öffnungszeiten:
Fr - Mo von 13:00 bis 17:00 Uhr
Eintritt 4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro
Jeder letzte Montag im Monat: Eintritt frei
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- Kunst und Kultur -
- "Tiergartenlesen": "Von Blumeshof zum Bauhaus-Archiv"
Eine literarische und informative Spurensuche: Hier war einst die ruhige Privatstraße Blumeshof. Sie führte von der Lützowstraße zum Landwehrkanal. Jenseits des Kanals lag das Tiergartenviertel mit herrschaftlichen Villen von Diplomaten, Bankiers, Mäzenen, Künstlern. Im Gartenhaus des Theaterdirektors Iffland kam Martin Gropius zur Welt. Adolf Menzel lebte in der Sigismundstraße, Hedwig Dohm zuletzt in der Tiergartenstraße.
Der Alte Westen, wie die Gegend zwischen Tiergarten, Potsdamer Platz und Lützowplatz genannt wurde, entwickelte sich bis zum Beginn des 20. Jh. zu einem modernen Zentrum von Kunst, Handel und Unterhaltung. Heute gehören zu den kulturellen Höhepunkten des Gebiets neben Philharmonie, Staatsbibliothek, Kunstbibliothek, Kunstgewerbemuseum, Gemäldegalerie und Neue Nationalgalerie auch das Wissenschaftszentrum und das Bauhaus-Archiv.
Eine Lesung mit Sibylle Nägele und Joy Markert vom Literatur-Salon
Potsdamer Straße. Die Lesung ist der Beginn der neuen
Veranstaltungsreihe "Tiergartenlesen" in Zusammenarbeit mit der Stadtteilkoordinaton Tiergarten Süd. Der Eintritt ist frei.
Mittwoch 7. Juni 2017 um 19:00 Uhr
Nachbarschaftstreff Lützowstraße 27
10785 Berlin-Tiergarten
- Berliner Kunstallee
Kunsthandwerkermarkt in der Charlottenburger Schloßstraße.
Auch die Keramikkünstlerin Rachel Kohn aus unserem Kiez wird an beiden Tagen ihre Werke zum Verkauf präsentieren.
Samstag, 10. und Sonntag, 11. Juni 2017
jeweils von 11:00 bis 18:00 Uhr
Schloßstraße, Berlin-Charlottenburg
- Fête de la Musique
Musik zum Sommeranfang - umsonst und in der ganzen Stadt.
In Charlottenburg u.a. an diesen Orten:
Café Theater Schalotte (Behaimstr. 22 / 17:00 bis 22:00 Uhr), Mierendorffplatz (16:00 bis 22:00 Uhr), Brotgarten (Seelingstr. 30 / 16:00 bis 21:00 Uhr), Nehring-Grundschule (Nehringstr. 9 / 16:00 bis 21:00 Uhr).
Mittwoch, 21. Juni 2017
Weitere KurzInfos zu Veranstaltungen und Themen rund um den Klausenerplatz-Kiez immer auch
bei Twitter (ohne Anmeldung einsehbar!), bei Facebook in der offenen
Kiez-Gruppe und unter
Kiez-Web-Team Klausenerplatz (ohne Anmeldung einsehbar!).
Weitere Termine auch stets im StadtteilKalender für Charlottenburg-Wilmersdorf des Nachbarschaftshauses am Lietzensee.
- Kunst und Kultur, ZeitZeichen -
Carlos Hulsch stellt Efraim Habermann aus
Das macht den Unterschied: Während unsereins in Venedig den Gondoliere, den Markusplatz mit seinem Tauben und den Dogenpalast rundum abfotografiert, geben uns Künstler wie Efraim Habermann ein Gefühl für diese Stadt, lassen die Menschen darin aufleben und uns deren Sorgen und Freuden spüren.
Impressionen von Venedig in der Sicht von Efraim Habermann. Foto: Wecker
Für solche Erlebnisse lohnt sich der Blick in das Foyer des Hotels „abba“ in der Lietzenburger Straße 89, wo seit geraumer Zeit die Galerie Hulsch wegen des bevorstehenden Abrisses des Ku’dammkarrees ihre neue Heimat gefunden hat. Bis zum 11. August ist dort die Ausstellung: „Efraim Habermann: s/w-Leica-Fotos auf Barytpapier und Aquarelle“ zu sehen.
Ein Blick wird aber nicht genügen, um sich die Schönheit der Bilder zu erschließen. Während der Knipser in seinen Venedigbildern nur eine Gedankenstütze für seine Reiseerinnerungen hat, die nach einem kurzen Blick wieder aus dem Gedächtnis abgerufen werden, muß man bei einem Künstler wie Efraim Habermann dagegen schon länger hinschauen, um aus den Grautönen eines Schwarz-Weiß Fotos die Geschichten herauszulesen, die zwischen Licht und Schatten verborgen sind.
Dieses von Efraim Habermann fotografierte Porträt ist im
Original in der Ausstellung im Hotel „abba“ zu sehen.
Es sind Straßenfotos, wie sie Henri Cartier-Bresson oder Robert Doisneau zur Blüte gebracht haben. Bei Efraim Habermann kommen noch eine Prise Humor und ein feinsinniges Gefühl für die Bildkomposition hinzu. Ihm reichen eine „altertümliche“ Kamera mit Festbrennweite und ein Schwarz-Weiß-Film, um Geschichten zu erzählen. Auf seinen Abzügen fangen, sei es im verfallenden Venedig oder im politisch geteilten Berlin, Mauern zu sprechen an, blickt im Porträt ein Adliger im Standesdünkel vergangener Zeiten hochnäsig auf ein heutiges Mädchen herab, und wird in Berlin vor frei herumspringenden Känguruhs gewarnt.
Efraim Habermann kehrte1957 nach Berlin zurück, das er neunjährig mit seinen Eltern wegen des Rassenwahns der Nazis verlassen mußte. Erst hier wurde der heute 83jährige Künstler Fotograf. Einer seiner ersten Galeristen ist Carlos Hulsch.
Entsprechend der Gepflogenheiten in einem Hotel ist die Ausstellung zwischen10 und 22 Uhr zugänglich und der Eintritt frei.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Neue Sonderaustellung der Helmut-Newton-Stiftung
Eine neue dreiteilige Sonderausstellung der Helmut-Newton-Stiftung ist ab Sonnabend, 3. Juni, im Museum für Fotografie in der Jebensstraße 2 zu sehen: „Mario Testino. Undressed, Helmut Newton. Unseen, Jean Pigozzi. Pool Party“.
Eingang zur Ausstellung von Mario Testino „undressed“. Foto: Wecker
Verbindendes Glied der drei Teile ist Helmut Newton. Mario Testino wurde vom Bewunderer Helmut Newtons zu dessen Partner, als sie sich in Australien sogar das Atelier teilten, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Helmut Newton gehörte zu den erlauchten Gästen, die an den legendären Poolpartys auf Jean Pigozzis Anwesen am Cap d’Antibes an der Côte d’Azur teilnahmen. In June’s Room werden Jean Pigozzis Schnappschüsse von diesen Partys gezeigt. Die unterscheiden sich von den eigenen Aufnahmen am heimischen Pool vornehmlich dadurch, daß bei Pigozzi die Personnage am und im Pool dem Jetset entstammt. Da planschen, flirten und kokettieren Prominente wie Mick Jagger, Giovanni Agnelli, Liz Taylor oder Naomi Campbell. Der Reiz dieser Aufnahmen besteht gerade darin, daß sie sich vor der Kamera Pigozzis ebenso natürlich verhalten, wie die Gäste bei der Feier am eigenen Bassin. So sind sie weder inszeniert, wie bei Studio- oder Presseaufnahmen noch voyeuristisch wie auf den Fotos der Paparazzi zu sehen. Sie sind halt ganz normale Bekannte, eben Millionäre „wie du und ich“. So authentisch ist die Schickeria wahrscheinlich nicht einmal in den eigenen privaten Familienalben zu sehen, denn, das ist der nächste Unterschied zu den eigenen Schnappschüssen, Jean Pigozzi ist überdies ein Könner, der bereits in Berlin, New York, Monaco, Peking und Moskau ausgestellt und mehrere Bildbände mit seinen Fotos bestückt hat.
Mario Testino in seiner Ausstellung „undressed“. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Lebendige Begegnung mit dem Weltkulturerbe
Auf Beschluß der UNESCO gehört der polyphone Gesang aus Georgien zum Weltkulturerbe. An dieser Würdigung hat auch der 1991 gegründete georgische Männerchor „Batumi“ seinen Anteil, denn er hat auf seinen Tourneen diese Musik unter anderem in Deutschland, Österreich, Schweden, den Niederlanden, Italien, Griechenland, Frankreich, Spanien, Portugal, Polen, China, Türkei, Iran, Israel, Lettland, Ukraine, Russland, Bulgarien, Aserbaidschan und Armenien bekannt gemacht.
Der georgische Männerchor „Batumi“. Foto: Veranstalter
Bereits auf seiner vorjährigen Europatournee trat der Chor in Berlin und Potsdam auf. Wegen des damaligen Erfolges wurde der Chor im Rahmen des Deutsch-Georgischen Freundschaftsjahres 2017 erneut nach Berlin eingeladen. Er wird am Montag, 29. Mai, um 18 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Lichterfelde in der Hortensienstraße 18 auftreten, am Dienstag, 30. Mai, um 19 Uhr im Klubhaus Spandau in der Westerwaldstraße 13 und bereits am Sonntag, 28. Mai, beim Biesdorfer Blütenfest jeweils um 14.30 und um 15.30 Uhr am Schloß Biesdorf Alt-Biesdorf 55 ein Konzert geben. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei, es wird jedoch um Spenden gebeten.
Der Chor besingt die georgische Kultur und Geschichte, er bringt das Temperament, die Seele, Gefühle und Sorgen, den Glauben und die Hoffnung des georgischen Volkes zum Ausdruck. Sein Repertoire umfaßt die georgischen Volkslieder, Kunst- und Kirchenlieder. Ein Eindruck kann man im Internet unter: www.youtube.com gewinnen.
Der Aufenthalt des Chores in Deutschland wird vom Ministerium der Kultur der Republik Georgien gefördert und steht unter der Schirmherrschaft der Ministerien für Auswärtiges der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Georgien.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
„Der Fliegende Holländer“ in der Deutschen Oper
Es regnet. Die Matrosen stapfen durch Wasser an Land. Dieses düstere Grau eines regnerischen Tages beherrscht bis zum tragischen Ende die Bühne der Deutschen Oper in der Bismarckstraße, wo am 7. Mai Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ Premiere hat.
Diese Tristesse beschert Christian Spuck dem Haus. Dieser Regisseur hat sich weltweit als Choreograph einen herausragenden Ruf erworben. Erst seit 2005 inszenierte er gelegentlich auch Opern, darunter 2014 Berlioz‘ „Fausts Verdammnis“ an der Deutschen Oper. Während des Schlußapplauses hatte ihn Donald Runnicles damals gefragt, ob er mit ihm gemeinsam nicht auch den „Fliegenden Holländer“ machen wolle. Erst nach langem Zögern habe ihm der Generalmusikdirektor die Angst vor dem großen Wagner nehmen können. Bereits damals war Samuel Youn, dem jetzt die Titelrolle übertragen wurde, mit von der Partie. Damit erntet er seit 2012 bei den Bayreuther Festspielen Beifall. Der eigentliche Held in dieser Inszenierung ist jedoch Erik, der von Thomas Blondelle verkörpert wird. Dieser Erik kommt in der Ursprungserzählung von Heinrich Heine nicht vor. Richard Wagner fügte diese Figur in das Geschehen ein und stellt damit der sagenhaften Figur des „Fliegenden Holländers“ eine weltliche Figur gegenüber. Erst diese dramatische Konstellation macht die Konfliktsituation der weiblichen Hauptfigur Stella möglich: Sie muß sich zwischen der Liebe zu Erik aus ihrem realen Leben und dem aus der Sagenwelt entstiegenen „Fliegenden Holländer“ entscheiden. Senta opfert sich, um den „Fliegenden Holländer“ zu erlösen. Das Los von Senta und Erik wird zu einer Tat für die Menschheit, denn das Schiff des verwunschenen Holländers bringt allen, die ihm begegnen Unglück. Da der Teufel die Treue einer Frau für ausgeschlossen hält, darf der „Fliegende Holländer“ alle sieben Jahre an Land gehen, um eine Frau zu freien. Bleibt sie ihm treu, ist er von seinem Schicksal, stets auf See zu bleiben, erlöst. Bei Heine heißt es: „Die Moral des Stückes ist für die Frauen, daß sie sich in acht nehmen müssen, keinen Fliegenden Holländer zu heuraten; und wir Männer ersehen aus diesem Stücke, wie wir durch die Weiber, im günstigsten Falle, zugrunde gehn.“
Mary (Ronnita Miller) warnt Senta (Ingela Brimberg), sich den Träumen
an den „Fliegenden Holländer“ hinzugeben. Foto: Wecker
Während die Frauen in der Nähstube auf die Heimkehr ihrer Männer von der See warten,
erzählt ihnen Senta (Ingela Brimberg) die Sage vom „Fliegenden Holländer“. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
„Wir sind die Neuen“ in der Komödie am Kurfürstendamm
„Mit dieser Generation sind keine unruhigen Zeiten zu erwarten.“ So etwa könnte die Botschaft lauten, mit der die Besucher der Komödie am Kurfürstendamm nach dem Genuß der jüngsten Produktion „Wir sind die Neuen“ aus dem Theater entlassen werden.
Claudia Rieschel, Winfried Glatzeder und Heinrich Schafmeister in „Wir sind die Neuen“.
Foto: Wecker
Martin Woelffer hat den gleichnamigen erfolgreichen Film von Ralf Westhoff in einer eigenen Bühnenfassung für sein Haus aufbereitet und mit Winfried Glatzeder, Heinrich Schafmeister und Claudia Rieschel eine hervorragende Besetzung für die 68er Generation gefunden, die der Filmbesetzung in keinerlei Hinsicht nachsteht. Winfried Glatzeder läßt im Che-Guevara-T-Shirt mit seinem Elan sogar die Hoffnung aufkeimen, als könnte es die alte Generation noch einmal richten. Die junge Studentengeneration wurde mit Eric Bouwer, Luise Schubert und Annalena Müller besetzt, die hier ihrer bisherigen Karriere auf Bühne, Bildschirm und Leinwand weitere Glanzpunkte hinzufügen. Es ist köstlich anzusehen, wie sie junge Menschen spielen, deren Attraktivität hinter ihrer spießerhaften Strebsamkeit verblaßt. Erst wenn sie diese Maske ablegen, wird ihre widersprüchliche Persönlichkeit sichtbar, die die Alten wie eine Fahne vor sich hertragen.
Temperamentvoller Einzug der „Neuen“, die die „Alten“ sind: Claudia Rieschel,
Winfried Glatzeder und Heinrich Schafmeister in „Wir sind die Neuen“.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Absolventen dringen in die Tiefe
Nur noch am Montag und Dienstag 8. und 9. Mai besteht die Gelegenheit, die Oper „Die Durchbohrung der Welt“ in der Tischlerei der Deutschen Oper zu sehen.
Sunniva Unsgard, Ferdind Keller und Constanze Jader in der Büroküche von „My Corporate Identity“.
Foto: Wecker
Die Aufführung erfolgt im Rahmen der 2015 aufgelegten Reihe „Neue Szenen“. Der besondere Reiz dieser Produktionen besteht darin, daß im Auftrag der Deutschen Oper von Absolventen der Berliner Kunsthochschulen neue Werke geschaffen werden, die zugleich jungen Künstlern Gelegenheit geben, sich an einem großen Opernhaus zu erproben. Die Kompositionen stammen von bereits „gestandenen“ Künstlern, die für die konkreten Projekte bei einem Wettbewerb ermittelt werden.
Sunniva Unsgard und Marielou Jacquard in „My Corporate Identity“.
Foto: Wecker
Für die „Durchbohrung der Welt“ gingen Thierry Tidrow, Irene Galindo Quero und Malte Giesen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Ihre Werke wurden von drei Absolventinnen des Studienganges „Szenisches Schreiben“ der Universität der Künste, Uta Bierbaum, Debo Koetting und Fanny Sorgo, zu einem Operntriptychon zusammengefaßt. Die Sänger, Musiker und künstlerischen Leiter der einzelnen Teile kommen von der Musikhochschule Hanns Eisler.
Chefspielchen mit seinen Sekretärinnen in der Büroküche von „My
Corporate Identity“
mit Marielou Jacquard, Ferdind Keller und Constanze
Jader. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Frühlingsgrüße von Künstlern aus aller Welt
Nach der erfolgreichen Uraufführung ihrer Komposition „Frühlingserwachen“ ist die Wilmersdorfer Künstlerin Vera Osmankulova als Orchesterviolinistin bei mehreren Osterkonzerten zu erleben.
Vera Osmankulova (Mitte) bei dem an dieser Stelle angekündigten Konzert
der Deutschen
Kammersymphoniker unter der Leitung von Gabriel Safron
(rechts) und dem
Kontrabassisten Edicson Ruiz (links) im Französischen
Dom. Foto: Wecker
In Berlin ist das am 16. April 20.00 Uhr im Kammermusiksaal der Philharmonie in der Herbert-von-Karajan-Straße 1 der Fall. Dort spielt das von der Berliner Geigerin Olga Pak gegründete international besetzte Kammerorchester „Berliner Camerata“ unter der Leitung von Matthias Manassi die 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven und von Bedrich Smetana „Die Moldau“. Von Wolfgang Amadeus Mozart wird das Konzert für zwei Klaviere und Orchester Nr. 10 in Es-Dur und von Elias Parish Alvars das Konzert für Harfe & Klavier und Orchester Op.91 erklingen. Als Solisten sind das Duo Praxedis (Klavier / Harfe) und am Klavier Yorck Kronenberg zu erleben. Karten ab 24,25 Euro können im Internet unter papagena-shop.comfortticket.de bestellt werden.
Vera Osmankulovas Komposition „Frühlingserwachen“ ist erneut am 22. April bei einem Hauskonzert am Savignyplatz zu erleben. Interpreten sind wiederum die Geigerin Celia Schann und der Konzertpianist Alexander Reitenbach.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Komödie „Aufguß“ erreicht Berlin
„Ein Geck zwei Stunden plattgewalzt“, heißt es nicht in einer Kritik zur neuen Produktion „Aufguß“ im Theater am Kurfürstendamm, sondern ist eine Äußerung des Unverständnisses von Autor, Regisseur und Darsteller Rene Heinersdorff gegenüber den Pressefotografen, die, statt sich mit ein paar Szenen zufriedenzugeben, partout das ganze Stück sehen wollten.
Das Ensemble der Produktion „Aufguß“. Foto: Wecker
Diese kolossale Untertreibung kann sich der Autor leisten. Die Tatsachen sprechen für ihn. Seit der Uraufführung vor drei Jahren im Theater an der Kö ist die Komödie unverwüstlich. Sie war außer in Düsseldorf unter anderem in Frankfurt/Main, München und Dresden erfolgreich und erntete unmittelbar vor Berlin auch in Hamburg begeisterten Applaus.
Jeanette Biedermann und Hugo Egon Balder in „Aufguß“. Foto: Wecker
In bezug auf die Geschichte mag der Autor nicht allzusehr untertrieben haben, die Brillanz der Aufführung machen die Pointen in den Dialogen aus, die von den fünf Schauspielern wie ein Feuerwerk abgebrannt werden. Das sind: Jeanette Biedermann, Hugo Egon Balder, Rene Heinersdorff, Madeleine Niesche und Max Claus. Neben Jeanette Biedermann dürfte Hugo Egon Balder aufgrund seiner Moderation schriller Fernsehshow die größte Popularität besitzen. Am Ku‘damm zeigt er, was wirklich in ihm steckt. Im Gegensatz zu Max Claus ist es Madeleine Niesche bisher versagt geblieben, durchs Fernsehen populär zu werden, was keinesfalls heißt, daß sie jenen Stars nachsteht. Im Gegenteil, die Theaterbühne fordert und fördert das eigentliche dramatische Talent. Das wird auch Max Claus wissen, der als Schönling in der Serie „Unter uns“ populär werden durfte, am Theater aber Aufgaben wie den „Faust“ und den „Fiesco“ bekam.
Madeleine Niesche und Hugo Egon Balder in „Aufguß“. Foto: Wecker
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FW - Kunst und Kultur -
Der „Tod in Venedig“ an der Deutschen Oper
Jeder hat seine Sorgen. Wem es gelingt, daß die Menschheit seinem Klagelied zuhört und mit ihm in Trauer versinkt, der muß ein ganz großer Künstler sein.
Paul Nilon singt die Partie des Schriftstellers Gustav von Aschenbach.
Foto: Wecker
Solch ein Stoff ist in Venedig angesiedelt: Ein lüsterner alter Mann entflammt für einen Knaben. Zunächst hat es Thomas Mann fertiggebracht, aus diesem banalen Vorgang eine Novelle zu schreiben, die heute zum Kanon der Literatur gehört, dann vermochte es Luchino Visconti, diese Novelle in einen Film zu verwandeln, der in den Kanon der Cinematographie gelangte, und schließlich ließ sich Benjamin Britten von dem Film inspirieren. Er schuf aus dem Stoff eine Oper, die zum Kanon der Musikkultur gehört.
Paul Nilon (sitzend) und Seth Carico, der in zahlreichen großen Partien
an der Deutschen Oper
zu sehen ist. Allein im „Tod in Venedig“ spielt er
acht Rollen. Foto: Wecker
Sie ist jetzt wieder, in der Deutschen Oper zu erleben. Schon ein Jahr nach ihrer Uraufführung 1974 wurde sie erstmals in dem Opernhaus in der Bismarckstraße aufgeführt.
Freilich haben all diese genialen Künstler aus diesem Stoff mehr gemacht, als das Gezeter eines alten Lüstlings, der nicht an das Ziel seiner perversen Begierde gelangt, zu Gehör zu bringen. So sieht es auch Donald Runnicles, der musikalische Leiter dieser neuen Aufführung im Berliner Opernhaus: „Ein alter Mann, der einem Jungen nachstellt, ist kein Thema für eine große Oper. Was man aus dieser vielschichtigen Oper herausfiltern kann, geht doch weit darüber hinaus. Sie fragt zum Beispiel: Sollte man von den verbotenen Früchten kosten?“ Doch selbst damit schätzt er die Tragweite des Operngeschehens zu bescheiden ein.
Für Frauen gibt es im „Tod in Venedig“ keine großen Partien. So sind
hier Weltstars
wie Alexandra Hutton neben Paul Niton in eher kleinen
Partien zu erleben.
Foto: Wecker
Der alte Herr zerbricht nicht allein daran, daß er nicht einmal den Versuch wagt, gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen. Schon das würde reichlich Zündstoff in einer Zeit der „politischen Korrektheit“ bergen, deren hanebüchenen Auswüchse selbst Durchschnittsbürger in die Verzweiflung treiben. Im Körper des Opernhelden wütet jedoch außer der ungestillten Begierde auch der Schaffensdrang eines Genies, der nicht zum Ausbruch gelangen kann. Daran leidet er in einer allmählich und unaufhaltsam versinkenden Stadt, über der der Hauch des Todes schwebt. Der wird durch die unbeherrschbare Macht einer Choleraepidemie unmittelbar.
Tai Oney (sitzend) gibt in „Tod in Venedig“ sein Debüt an der Deutschen Oper.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Ein neuer Abschnitt der Volksbühnenbewegung
Frank Bielka, Vorsitzender; Alice Ströver, Geschäftsführerin; Erik
Günther, Presse und Marketing,
mit dem neuen Logo der Volksbühne. Foto:
Veranstalter
In neue Abschnitte ist die 127 Jahre alte Volksbühnenbewegung schon häufig eingetreten. Letztmalig geschah dies 1993, nachdem der von der SPD gestellte Kultursenator Ulrich Roloff-Momin verkündet hatte: „Die ‚Freie Volksbühne‘ ist ein Sorgenkind des Berliner Theaters schon seit Langem. Hier beabsichtige ich, tiefgreifende Änderungen einzuführen. Das Ensemble wird nach dem Auslaufen der derzeitigen Verträge nicht verlängert.“ (Fehler im Original.) Damit war es um das letzte Theater des Kulturvereins der Arbeiterschaft geschehen.
Ihr erstes Haus wurde 1914 am damaligen Bülowplatz, heute Rosa-Luxemburg-Platz, eröffnet. 1933 lösten die Nazis den Verein auf und verleibten sich dessen Theater ein. Der nach dem II. Weltkrieg wiedergegründete Verein ging im Osten in der Gewerkschaft auf. Im Westen erlebte er eine neue Blüte, insbesondere nachdem in der Schaperstraße sein neues Haus eröffnet worden war. Wie in Zeiten ihres Ursprungs, als 1893 „Die Weber“ uraufgeführt wurden, ging unter der Leitung von Erwin Piscator hier erneut alles ein und aus, was im Theater Rang und Namen hatte. Nach dem Verdikt von Senator Roloff-Momin blieben von der Volksbühne nur ein fast in der Bedeutungslosigkeit versinkender Verein und der Name des Theatergebäudes am Rosa-Luxemburg-Platz übrig. Das gegenwärtig noch von Fank Castorf geprägte Theater trägt zwar den Markennamen „Volksbühne“, hat aber seit 1933 nichts mehr mit der Volksbühnenbewegung zu tun.
Der Träger dieser gesamten Tradition, der 1890 gegründete Verein „Freie Volksbühne Berlin“, ist dagegen gezwungen, sich einen neuen Markennamen überzustülpen, um die namentliche Verbindung zu seinem einstigen Theatergebäude zu kappen. Gefunden wurde der Begriff „Kulturvolk“. Das „Kulturvolk“ will sich auf seine Kernkompetenz, den preisgünstigen Vertrieb von Karten zu Kultur- und jetzt auch Sportveranstaltungen in Berlin und Brandenburg konzentrieren. Der gesamte öffentliche Auftritt wurde vom gedruckten monatlichen Magazin – Kulturvolk. Das Magazin - bis zum Internet modern gestaltet. Mit neuer äußerer Attraktivität und günstigen Angeboten sollen wieder Vereinsmitglieder gewonnen werden. Zu seinen Hochzeiten hatte die Bewegung 150 000 Mitglieder. Auch nach der Neugründung wurden nochmals 120 000 Mitglieder erreicht.
Bleibt, dem Neustart viel Erfolg zu wünschen, denn unter dem Begriff „Kulturvolk“ kommt die älteste deutsche Besucherorganisation, doch als ein Neuling unter den Platzhirschen daher. Im Internet ist Freie Volksbühne nunmehr unter www.kulturvolk.de zu finden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Neue Bilder von Walter Karberg
Am Donnerstag, 23. Februar, fand die jüngste Vernissage der Galerie Carlos Hulsch statt. Dieses Ereignis ist an sich schon bedeutsam genug, denn Carlos Hulsch ist der langjährigste Mieter in jenem Ku’dammkarree, das demnächst abgerissen werden soll.
Carlos Hulsch (links) und Walter Karberg sind zwei Urgesteine der Berliner Kunstszene.
Foto: Wecker
Aus diesem Grund konnte er nicht mehr in seine traditionellen Räume laden. Der neue Standort der Galerie ist jetzt das Ausstellungsfoyer im gegenüberliegenden Hotel „abba“ in der Lietzenburger Straße 89. Dorthin sind ihm viele seiner treuen Anhänger zur Vernissage gefolgt, um seinen Mut für diesen Neubeginn im gesetzten Alter zu stärken. Die Begrüßung und Eröffnungsrede hielt Werner Tammen, der Vorsitzende des Landesverbandes Berliner Galerien.
Der Vorsitzende des Verbandes der Berliner Galeristen Werner Tammen bei seiner Eröffnungsansprache. Foto: Wecker
Walter Karberg zeigt abstrakte Tuscharbeiten. Foto: Wecker
Eröffnet wurde die Ausstellung des Zehlendorfer Künstlers Walter Karberg. Von ihm sind zwölf großformatige abstrakte Tuschearbeiten zu sehen. Was wie ein leicht hingeworfener Pinselstrich aussieht, war in Wahrheit Schwerstarbeit. Walter Karberg zog in einem Strich einen acht Kilogramm schweren Pinsel über den bis zu 2,2 Quadratmeter großen Malgrund aus Karton, Leinwand oder handgeschöpftem Bütten. Das wechselnde Spiel der Grundfarbe erreichte er, indem eine Zusatzfarbe direkt auf den Pinsel getropft wurde.
Der Vorteil des neuen Galeriestandortes ist, daß die Bilder für im
Hotel logierende Interessenten ständig zugänglich sind. Alle anderen
Besucher sind gebeten, sich in der Zeit zwischen10 und 22 Uhr dem
Kunstgenuß hinzugeben.
Frank Wecker
Neben der durchgehenden Öffnungszeit erlaubt die neue Galerie im
Ausstellungsfoyer des Abba-Hotels
auch eine ansprechendere Präsentation
großformatiger Arbeiten. Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Bröhan-Museum zeigt Werkschau von Jan Toorop
Während fast jede niederländische Familie stolz einen Nachdruck von Jan Toorop vorweisen kann, ist dieser Künstler in Deutschland fast unbekannt. Das kann sich ändern, denn mit der Ausstellung „Jan Toorop. Gesang der Zeiten“ erhält er in Deutschland seine erste umfangreiche Werkschau. Nachdem die vom Gemeentemuseum Den Haag besorgte Ausstellung in der Villa Stuck in München gezeigt wurde, ist sie nunmehr auch im Bröhan-Museum zu sehen.
Die Bleistiftzeichnung „Zwei Frauen von wogendem Haar umrankt“.
Foto: Wecker
Überraschend ist die Vielseitigkeit des Künstlers, der von 1858 bis 1928 gelebt hat. Er schuf Gemälde, Strichzeichnungen, Kaltnadelradierungen und Fliesentableaus. Er entwarf Bucheinbände und Plakate, illustrierte Bücher, bearbeitete Kupfer und gestaltete Spiegel. Auf allen diesen Gebieten war er, wie sich der Besucher überzeugen kann, genial. Er wirkte als Kunsttheoretiker und entwickelte Rahmungskonzepte für die Kunstpräsentation. Vielseitig war er auch in der Stilistik. Von der naturalistischen Gestaltung, über den Realismus, den Pointilismus und Symbolismus bis zum Jugendstil gehört er unumstritten zu den führenden Repräsentanten des jeweiligen Stils. Daraus ragen seine Beiträge zum Symbolismus und zum Jugendstil heraus.
Frauenporträt von Jan Toorop. Foto: Wecker
Der Hauptkurator des Gemeentemuseums Den Haag Hans Janssen
erläutert das Bild „Die junge Generation“. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -