Neues Kinderstück in der Deutschen Oper
Jacob ist glücklich, vom Zauberfisch ein Haus mit eigenem Zimmer für sich bekommen zu haben.
Foto: Wecker
Als die maßlose Ilsebill letztlich die ganze Welt für sich und ihre Familie fordert, geht diese im gewaltigen Sturm unter.
Annechien Koerselmann, die der Deutschen Oper schon die Kinderoper „Kannst du pfeifen Johanna“ beschert hat, hat sich jetzt des Grimmschen Märchens vom „Fischer und seiner Frau“ angenommen, das der Komponist Leonard Evers neu erzählt. Der kleine Jakob fängt jenen Zauberfisch, der für seine Rettung die Wünsche des Jungen erfüllt. Seine maßlosen Eltern schicken ihn immer wieder mit neuen Ansprüchen zum Fisch: Zunächst sind es neue Schuhe, dann ein Haus, ein Schloß, dann Diener für das Schloß, Urlaubsreisen und schließlich die ganze Welt. Diesen Kosmos bauen allein die Sängerin Christina Sidak und der Schlagzeuger Daniel Eichholz mit Hilfe der zuschauenden Kinder auf. Als Hilfsmittel, um stante pede von einer Rolle in die andere zu springen, reicht Christina Sidak allein eine Pudelmütze. Das spielt sie so großartig, daß die Kinder der Geschichte mühelos folgen können. Die Kinder werden zu ihrem Vergnügen auch viele familiäre Situationen vom häuslichen Alltag bis zum Ehestreit wiedererkennen.
Christina Sidak und Daniel Eichholz schlüpfen in die Rollen der maßlosen Eltern des kleinen Jacob.
Foto: Wecker
Die Oper wird für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Die nächsten Vorstellungen sind am 9.,10., 11. und 12. Dezember jeweils um 11 Uhr sowie am 21. Dezember um16 Uhr und am 22. Dezember um 11 Uhr. Karten ab 8 Euro gibt es im Internet unter: http://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/tickets#booking und an der Abendkasse.
Frank Wecker
Während sich die Eltern in Afrika und der Karibik erholen, erfreut sich Jacob in einem Vergnügungspark. Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Helmut Newton Stiftung präsentiert Neues aus dem Bestand
Mehr als 200 Arbeiten Helmut Newtons werden in der jüngsten Ausstellung der Helmut-Newton-Stiftung „Permanent Loan Selection“ gezeigt.
Sie wurden aus rund 1000 Fotografien ausgewählt, die der Meister noch selbst für seine bereits in Gründung befindliche Stiftung zusammengestellt hatte, und die nun als Dauerleihgabe von der staatlichen Stiftung Preußischer Kulturbesitz verwahrt werden. Viele dieser Arbeiten sind in den Kanon der Meisterwerke der Fotografie eingegangen. Sie gehören zum klassischen Museumsbestand. Zahlreiche Arbeiten, die in der aktuellen Ausstellung vorgestellt werden, sind erstmals großformatig in einer Ausstellung zu sehen. Dazu gehören Arbeiten aus seiner Serie der „Big Nudes“, die den Besucher gleich in der Eingangshalle und auch auf der Internetseite der Stiftung begrüßen. Angelehnt an diese Arbeiten entstanden in den 90er Jahren in Monte Carlo und Nizza weitere Aufnahmen, die erstmals präsentiert werden. Von den „Big Nudes“ wurde aus der Serie „Naked and Dressed“ das Bild „Sie kommen“ gewissermaßen zum Markenzeichen der Stiftung. Zu der 1982 im Atelier der französischen „Vogue“ produzierten Aufnahme gehören Studien, auf denen Newtons Models von links noch rechts oder umgekehrt in Bewegung abgelichtet sind. Davon wird erstmals das Triptychon „Walking Women“ gezeigt. Berühmt wurde jedoch jene Version, in der er die Frauen direkt auf den Betrachter zulaufen läßt. Die neuen Akte werden im zentralen Ausstellungsraum der Stiftung gezeigt.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Mitreißendes Musical verkürzt das Warten auf den Weihnachtsmann
Wilde Tanzszenen im Dschungel und zündende Melodien erwarten
die Besucher des Musicals „Das Dschungelbuch“. Foto: Wecker
„Der Spaß für die ganze Familie“ - mit diesem von der Werbung strapazierten Satz ermuntert das Theater am Kurfürstendamm zum Besuch der Weihnachtsproduktion für sein jüngstes Publikum und dessen Begleitung.
Was soll das Haus machen, wenn es nun mal die blanke Wahrheit ist? So ist jeder gut beraten, der diese Einladung nicht als blanke Werbefloskel überliest, sondern in bewährter Weise dem Haus vertraut. Denn die Neuinszenierung des Klassikers unter den Kindermusicals: „Das Dschungelbuch“ ist tatsächlich Unterhaltung für die ganze Familie. Die Kinder und Eltern dürfen sogar mitspielen. Die Vorlage von Rudyard Kipling stammt aus dem Jahr 1894. Auch das Musical ist schon über zehn Jahre alt. Aber dennoch kommt die Geschichte von Mogli, dem Kind, das im Dschungel bei den Wölfen aufwächst und unter den Tieren Freunde und Feinde hat, frisch und aktuell daher. Nicht zuletzt liegt es daran, daß der Autor des Musicals Christian Berg selbst inszeniert. Die Musik schrieb Konstantin Wecker. Beide zusammen haben mehrere Erfolgsproduktionen auf die Bühne gebracht, deren Melodien die Kinder wie die Spatzen von den Dächern pfeifen. „Normalerweise ist es ja so“, sagt Christian Berg, „daß Eltern zufrieden sind, wenn die Kinder Spaß haben. Mir war es immer besonders wichtig, daß ich mit meinen Stücken Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistere - das gelingt uns mit Dschungelbuch nun schon seit Jahren sehr erfolgreich.“
Das Stück wird bis zum 28. Dezember gespielt. Karten ab 13,10 Euro können unter Tel. 885 911 88 und im Internet unter www.komoedie-berlin.de vorbestellt werden.
Frank Wecker
Michael Ihnow bekommt es als Affe Baghira mit dem Lippenbären Balou (Mathias Kusche)
zu tun, weil er Mogli entführt hat. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
In Erinnerung an H. R. und G. G.
"Noble Altbauten, kleine Designer-Läden und schicke Wagen prägen das Straßenbild. Doch bei einem Spaziergang durch die Pariser Straße wird bald klar - ganz so edel wie am etwas weiter nördlich gelegenen Savignyplatz geht es hier nicht zu", weiß ein Stadtteilportal zu berichten.
Der Anfang der Straße aber war zweifellos ziemlich unedel: als Weg entlang einem stinkenden Abwasserkanal, dem Schwarzen oder Hauptgraben, der sich – vom Wilmersdorfer Fenn über Schöneberg kommend – über die zukünftige Pariser und die spätere Kaiser-Friedrich-Straße (1) nach Lietzow und zur Havel hinzog. 1891 wurde der Graben verrohrt, die Bebauung der Straße setzte nun im großen Maßstab ein und war bis 1912 vollständig abgeschlossen.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Porträtfotos auf dem Hauptbahnhof
Nur noch bis Sonntag besteht die Gelegenheit, im Hauptbahnhof auf der Mittelfläche im Erdgeschoß die Ausstellung „Die Unsichtbaren“ zu sehen.
Unsichtbar sind die abgebildeten Persönlichkeiten nicht, denn sie wurden großformatig vom Fotografen Reto Klar in Szene gesetzt. Unsichtbar sind sie insofern, als daß sie viele in der Stadt nicht wahrnehmen wollen, obwohl hier von ihresgleichen etwa 4000 leben. Es sind Obdachlose, deren Elend ob des eigenen mehr oder weniger großen Wohlstandes ein schlechtes Gewissen bereitet und deshalb häufig wegschauen läßt. Die ausgestellten Porträts der Obdachlosen schönen nicht deren äußeres Erscheinungsbild. Der Blick des Betrachters wird jedoch in ihre Gesichter geführt, und dort sprechen aus den Augen neben Leid, Selbstbewußtsein, Stolz, Verzweiflung, Kummer in unterschiedlicher Gewichtung in allen Porträts auch seelischer Reichtum, Klugheit und eine geheimnisvolle Erfahrung, die der Betrachter letztlich nur ergründen kann, wenn er selbst einmal solches Schicksal geteilt hat. Gefeit ist davor niemand. Auch diese Gewißheit ist ein Grund zum Wegschauen.
Dr. Rüdiger Grube eröffnet die Ausstellung. Foto: Wecker
Die Ausstellung wurde von Bahnchef Dr. Rüdiger Grube in seiner Funktion als Beiratsvorsitzender der Deutschen Bahn Stiftung eröffnet. Die vor knapp zwei Jahren gegründete Einrichtung engagiert sich auf vielen Gebieten, da es aber traditionell eine langjährige Verbindung zwischen der Bahn und den Bahnhofsmissionen gibt, bildet die Unterstützung von deren Arbeit einen Schwerpunkt. Unter anderem konnte dank dieses Engagements am Hauptbahnhof eine Ambulanz eingerichtet werden, wo Bedürftigen auch ohne Krankenversicherung medizinische Hilfe gewährt wird.
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FW - Gastautoren, Gesellschaft -
November 2014
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Am Montag, den 17. November billigte die Gedenktafelkommission in bewährt-vertraulicher, also geheimer Sitzung die Gedenktafel für den Ende April 1945 ermordeten 17jährigen Deserteur. Allen, die durch ihre Unterschrift unter den Brief an die Kommission, durch ihren Einsatz in Gremien und Organisationen oder auf andere Weise dies gefördert haben, sei herzlicher Dank dafür!
Im einzelnen bedeutet der Kommissionsbeschluß:
- Es wird sich um eine pultartige Gedenktafel aus Edelstahl handeln.
- Sie wird auf dem südlichen Mittelstreifen der Uhlandstraße (an der Kreuzung mit der Berliner Straße) neben dem Fußgängerübergang stehen.
- Der Text der Tafel wird lauten:
Hier wurde in den letzten Tagen des April 1945
ein 17-Jähriger von Nationalsozialisten erhängt.
Zur Erinnerung an ihn und alle anderen,
die sich der Teilnahme am Krieg verweigerten
und deshalb ermordet wurden.
- Als Tag der Enthüllung ist Freitag, der 24. April 2015, 16 Uhr vorgesehen.
Die Gedenktafel (Entwurf, Herstellung) selbst wird etwa 1500 € kosten;
hinzu kommen ca. 150-200 € für die Fundamentierung, so daß unter
Berücksichtigung möglicher weiterer Nebenkosten mit insgesamt bis zu
1900 € zu rechnen ist. Davon sind bereits gut 1100 € durch Privatspenden
gedeckt. Weitere Spenden sind herzlich willkommen auf das folgende Konto
(ein eventueller Überschuß soll beim Aktiven Museum für eine satzungsgemäße Verwendung, vorzugsweise für andere Gedenktafeln, verbleiben):
Aktives Museum e.V., Nr. 610012282 bei der Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00),
Verwendungszweck (bitte angeben!): „Uhlandstraße 1945“ (Spendenquittung möglich)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Carl von Ossietzky (in Die Weltbühne 8.12.1931):
„Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe
noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf
Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte. Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert.“ (siehe Artikel vom 17.11.2014)
Poroschenko Zitat:
„…wir haben uns auf das Szenario für einen totalen Krieg vorbereitet.“
Was bezweckt Poroschenko mit seiner Kriegswarnung? Will man Russland destabilisieren wie es in beim „Arabischen Frühling“ schon durch amerikanische Geheindienste geschehen ist?
Poroschenko, Zitat: “ Auf die Frage der "Bild", ob er Angst vor einem Krieg mit Russland habe, sagte der Präsident: "Ich habe keine Angst vor einem Krieg mit russischen Truppen und wir haben uns auf das Szenario für einen totalen Krieg vorbereitet. Unsere Armee ist in einem wesentlich besseren Zustand als vor noch vor fünf Monaten und wir haben die Unterstützung aus der ganzen Welt. Unsere Soldaten zeigen, dass sie unser Land vereidigen können. Wir wollen nichts mehr als Frieden, aber wir müssen uns leider derzeit auch mit den schlimmsten Szenarien befassen." Zitatende. (Wen meint Poroschenko mit: „wir haben die Unterstützung aus der ganzen Welt.“ Meint er die Nato?) ich hoffe nicht!
Ein Krieg ist das Letzte, was man auf der Welt überhaupt braucht, egal in welcher Ecke des Planeten. Der Planet heizt sich auf, mit ihm die Gemüter der verantwortlichen Politiker. Wir brauchen kühle Köpfe und keine spätpubertierenden Hitzköpfe. Weder im Westen noch im Osten.
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T. Wiese - Gastautoren, Politik -
Das KZ Sonnenburg (östlich von Küstrin, seit 1945 in Polen, auf polnisch Słońsk) gehörte zu den ersten Konzentrationslagern. Es wurde in einem preußischen Zuchthaus – 1833 erbaut und 1930 wegen erheblicher hygienischer Mängel geschlossen – eingerichtet und bestand vom 3. April 1933 bis zum 23. April 1934. Anschließend diente das Gebäude (wieder) als Zuchthaus für sicherheitsverwahrte Straftäter und politische Gefangene, ab Kriegsbeginn zusätzlich für Deserteure und widersetzliche Zwangsarbeiter, seit August 1942 auch für Widerstandskämpfer aus den besetzten Staaten Europas.
Eingerichtet wurde das KZ, weil die preußischen Gefängnisse nicht ausreichten, um die vielen Kommunisten, Sozialdemokraten und sonstigen Nazigegner, die nach dem Reichstagsbrand vom 27./28. Februar 1933 verhaftet worden waren, aufzunehmen. Zu den bekanntesten Häftlingen in Sonnenburg gehörten Carl von Ossietzky, Erich Mühsam und Hans Litten.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
„In Transit“ in der Tischlerei der Deutschen Oper
Oper in der Untergrundstation, das gab es schon einmal mit Straßenmusikern unterhalb der Deutschen Oper auf der nach ihr benannten U-Bahnstation, und das gibt es jetzt wieder mit der Uraufführung von „In Transit“ in der Tischlerei.
Diesmal sind es jedoch bereits dekorierte junge Musiker, die gewissermaßen „auf der Durchreise“ das Lebensgefühl ihrer Generation zum Ausdruck bringen. Die sieben Sänger schöpfen aus ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen, die sie in aller Welt gemacht haben und von denen sie nun musikalisch auf der Berliner Opernbühne berichten. Das sind die Australierin Alexandra Hutton, die Kosovarin Elbenita Kajtazi, die Wienerin Christina Sidak, der US-Amerikaner Carlton Ford, die deutschen Interpreten Martin Gerke und Jörg Schörner sowie der Chilene Alvaro Zambrano. Die Musik stammt von dem russischen Komponisten, Vilonisten und Darsteller Mischa Tangian. Die Szenen verbindet der Schweizer Lukas Truniger als mit dem Laptop agierender Arrangeur.
Eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Der Zuschauer sitzt scheinbar in einem Zug, worin ihn die Darsteller zu unterschiedlichen Stationen und Erfahrungen führen. Das wird eine Reise von den „Moskauer Nächten“ bis zum weinseligen Wienerlied „Das Glück ist a Vogerl“. Broadwaynummern erklingen neben Volksliedern aus dem Kosovo. Die Darsteller finden sich zu flüchtigen Begegnungen zusammen. Sie erzählen kurze Geschichten von Ausgrenzung, Intoleranz, Zueinanderfinden, Tanz, Liebe, Mobbing, Nostalgie, Sehnsüchten und Träumen. Doch alle Momente sind flüchtig, weder Leid noch Glück lassen sich festhalten. Zusammen mit der Regisseurin Eva-Maria Abelein und dem Komponisten Mischa Tangian haben die Künstler abseits des Opernrepertoires nach Liedern, Arien und Songs gesucht, die Ausdruck ihres Unterwegsseins sind.
Die nächsten Vorstellungen finden vom 17. bis zum 19. November jeweils um 20 Uhr statt.
Christina Sidak und Martin Gehrke in „In Transit“ Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Beziehungsspaß im Theater am Kurfürstendamm
Zum 90. Geburtstag des Hauses schenkt sich das Theater am Kurfürstendamm mit „Oscar und Felix“ eine Erfolgskomödie von Neil Simon.
Mit Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister hat Regisseurin Katja Wolff zwei hervorragende Darsteller für die Titelrollen gefunden, deren Können und Popularität absichert, daß das Geburtstagsgeschenk beim Publikum garantiert gut ankommen wird. Die beiden haben es auf sich genommen, daß sie an den Hollywoodgrößen Jack Lemmon und Walther Matthau gemessen werden, denn den Theaterbesuchern wird deren Verkörperung dieser Rollen in der Verfilmung von „Ein seltsames Paar“ in bester Erinnerung sein. Die beiden erhielten dafür eine Nomierung für den „Golden Globe“als „Beste Darsteller“. Vielleicht klappt es für die Berliner Darsteller mit dem „Goldenen Vorhang“, denn, was die beiden, die sich als „Wilsberg“ und „Manni“ in den in Münster angesiedelten „Wilsberg-Krimis“ in die Herzen des Fernsehpublikums spielten, auf der Bühne des Theaters am Kurfürstendamm an Komik leisten, ist aller Ehren wert.
Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister als Oscar und Felix. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Kabarett feiert 65. Geburtstag
„Die Lage war noch nie so ernst, wie sie morgen sein wird, wenn wir uns nicht heute darum kümmern!“ Diesen Satz prägte Rolf Ulrich, der vor 65 Jahren, genau am 30. Oktober 1949, das Kabarett „Die Stachelschweine“ aus der Taufe hob.
Dieser Satz ihres Ahnherrn scheint dem Team der Stachelschweine bei der Arbeit an dem Geburtstagsprogramm nicht aus dem Kopf gegangen zu sein. In den 65 Jahren, die die Stachelschweine bestehen, waren die Demokratie und der Frieden wahrscheinlich noch nie so gefährdet wie heute. Die Kabarettisten haben die Wurzeln der Übel (Buch Linus Höke) freigelegt. Allein das ist nicht hoch genug zu schätzen, war doch in letzter Zeit das politische Kabarett weitgehend verschwunden und wurde von Spaßmachern ersetzt, die sich mit einem Witz über die Frisur der Kanzlerin auf dem Gipfel der Kühnheit wähnten. Im Untergeschoß des Europacenters auf dem Breitscheidplatz wird der Spaß zum Ernst: Das Lachen über den Terror unter der Fahne des Islam wird zum Schrecken. Die bierselige Gemütlichkeit und die Spaßgesellschaft sind nur dünnes Eis, das unter dem Höllenfeuer an allen Ecken schmilzt. Die Politiker sämtlicher Parteien erweisen in der Talkrunde, daß sie den anstehenden Problemen nicht gewachsen sind. Das Freihandelsabkommen wird letztlich zum Freibrief für Konzerne, die parlamentarischen Gremien zu unterlaufen. Die Alarmierung der Öffentlichkeit durch Edward Snowden wird heruntergespielt und verfälscht. Die Fortschritte der Biologie werden zum Marktinstrument wider Frau und Familie. All dies wird im Rahmen einer Fernsehredaktion abgehandelt, die es in gängige und vom Ensemble brillant karikierte Fernsehformate (Regie Tatjana Rese) zwischen Musikantenstadl, Quizshow, Nachrichteninterview und Talkrunde gießt. Dabei stoßen die Stachelschweine bisweilen an die Grenzen der Satire: Die soll das Geschehen überspitzen. Was jedoch aus dem Redaktionsalltag dargestellt wird, ist bisweilen die blanke Realität.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Oktober 2014
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Eine Ausstellung kehrt zurück
In den Ausstellungsräumen der Organisation „SOS-Kinderdörfer weltweit“ in der Gierkezeile 38 werden bis zum 30. Januar 2015 Fototagebücher von Kindern aus dem Nahen Osten gezeigt.
Diese Fototagebücher haben das Aussehen der Galerie verändert, bestimmen sie doch als Wandtapete den gesamten Ausstellungsraum. Die Kuratorin der Ausstellung Prinzessin Dr. Kirstin zu Hohenlohe-Oehringen begab sich gemeinsam mit dem Berliner Fotografen Stephan Pramme in SOS-Kinderdörfer der Region. Sie gaben den Kindern Einwegkamaras, mit denen sie das Alltagsleben in ihren Familien fotografieren sollten. Aus den Einzelfotos der Kinder wurden die Fototagebücher gestaltet. Im Mittelpunkt jedes Tagebuchs befindet sich ein Großporträt des jeweiligen kleinen Künstlers, das Stephan Pramme in einer vom Kind selbst gewünschten Motivsituation aufgenommen hat. „Uns war es sehr wichtig, ein Kunstprojekt gemeinsam mit den Kindern zu gestalten“, erklärte Kirstin zu Hohenlohe. Das Ergebnis sind Einblicke in den Alltag und das Seelenleben der Kinder, die in den Familien der SOS-Kinderdörfer leben, authentisch, roh und zart zugleich. In den SOS-Kinderdörfern bekommen in aller Welt Kinder, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihren natürlichen Familienverband verloren haben, bis zum Eintritt in das Berufsleben eine SOS-Mutter, Geschwister und ein sicheres Zuhause. In den Kinderdörfern arbeitet nur einheimisches Personal. Die Mitarbeiter kennen sich in der jeweiligen Region aus. Auch in Krisensituationen bleiben sie bei den Kindern. Auf diese Art betreut die Organisation gegenwärtig rund 80 000 Kinder und Jugendliche. Dazu kommen noch 221 SOS-Kindergärten, 188 Schulen und 98 Berufsbildungszentren, so daß ingesamt 155 000 Kinder von SOS-Kinderdörfern weltweit betreut werden.
Ahmed Dandis, Osher Briton und SOS-Aufsichtsrat Christian-Marc Pressler
knüpfen ein Freundschaftsband. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Im Bröhan-Museum wird es „Schrill Bizarr Brachial“
Einige Besucher der neuen Sonderausstellung des Bröhan-Museums „Schrill Bizarr Brachial“ werden sagen „déjà vu“, aber auch sie werden Neues entdecken, denn zahlreiche Objekte werden hier erstmals gezeigt.
Die Erinnerung an früher Gesehenes muß tief aus dem Gedächtnis hervorgeholt werden, denn es ist fast 30 Jahre her, daß einige Exponate im 3. Stock der Schloßstraße 1a bereits gezeigt worden waren. Damals waren sie jedoch nicht Teil einer musealen Sonderausstellung, sondern schockierten als neuester Schrei auf dem Kunstmarkt.
Mit dieser Ausstellung wagt sich das Bröhan-Museum, dessen eigentliches Metier der Jugendstil ist, auf neues Terrain. Es begibt sich vom Anfang des 20. Jahrhunderts an dessen Ende. Die Schau zeigt das „Neue Deutsche Design“ der 80er Jahre und wagt sogar einen Ausblick in die 90er. Solche Grenzüberschreitungen zur modernen Kunst, so Corinna Päpke vom Museum, soll es auch künftig geben. Das Museum hat sich mit diesem überraschenden Schritt die Vorreiterrolle bei der musealen Präsentation des „Neuen Deutschen Designs“ gesichert, das in Schwesterkünsten wie Film und Musik in der „Neuen Deutschen Welle“ seine Entsprechungen hat. Der Strömung waren nur sieben Jahre beschieden. Ihre Geburt läßt sich auf die Vernissage der Ausstellung „Möbel perdu“ 1982 in Hamburg datieren und ihr Ende auf 1989, als mit dem Anschluß der DDR die Mittel der Kunstförderung anders verteilt wurden. „Das Neue Deutsche Design ist damit eine der letzten kulturellen Leistungen der alten Bundesrepublik“, sagt Museumsleiter Tobias Hoffmann.
„Möbel perdu“ - die beiden Worte bezeichnen nicht allein den Auftakt des „Neuen Deutschen Designs“, sondern zugleich die wichtigste Galerie sowie Werkstatt dieser Stilrichtung und sie beschreiben in knappster und zutreffender Form ihr Charakteristikum. Jene Ausstellung wirkte über Köln bis nach Mailand. Sie markiert den Bruch mit der von der neuen Sachlichkeit und dem Bauhaus nahezu zum Dogma erhobenen reinen Funktionalität der Gebrauchskunst und forderte von den Künstlern ihren zum alltäglichen Gebrauch gestalteten Objekten wieder die Aura des Einmaligen, vom Gestalter mit Gefühl und Geschichten versehenen Kunstwerks zu verleihen.
Das Deutsche Wohnzimmer von Andreas Brandolini. Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -