Bröhan-Museum zeigt Wegbereiter des Jugendstils
Philipp Gutbrod vom Institut
Mathildenhöhe Darmstadt, Tobias Hoffmann vom Bröhan-Museum und Dorothee
Bieske vom Museumsberg Flensburg bei einer Führung durch die
Ausstellung.
Foto: Wecker
Solch eine Zusammenschau der Arbeiten von Hans Christiansen war bisher noch nicht zu sehen.
Bis zum 24. Mai zeigt das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1a eine Werkschau von Hans Christiansen, die erstmals mit Gemälden, Plakaten, Modeentwürfen, Tapisserien, Gläsern, Keramik, Schmuck, Glasfenstern, Bestecken und Möbelensembles dessen universelles Wirken als Maler, Grafiker und Designer vorstellt. Als Gestalter zahlreicher Titelseiten der Zeitschrift „Jugend“, die der gesamten Bewegung „Jugendstil“ ihren Namen gegeben hat, ist er einer der wegweisenden Begründer dieser neuen Kunstrichtung.
Dem scheint zu widersprechen, daß heute sein Name im Gegensatz zu Tiffany, Toulouse-Lautrec oder van de Velde aus dem Pariser Salon „Art Nouveau“ nur noch wenigen Experten bekannt ist. Das liegt daran, daß das herrschende Deutschland diesen Künstler, der sich seinem Heimatland innig verbunden fühlte, nicht so richtig haben wollte und in seinen Lehrbüchern deshalb kaum vorkommen ließ. Geboren wurde er am 6. März 1866 in Flensburg, das damals noch nicht zu Deutschland gehörte. Arrogant hatten die Hohenzollern den Wunsch Dänemarks, dem Deutschen Bund beizutreten, abgewiesen und so sollte es erst nach der Niederlage Österreichs als preußische Kriegsbeute zum Deutschen Reich gelangen. Dann verlangten die Nazis von Hans Christiansen, daß er sich scheiden lassen sollte, weil sie seine Ehefrau Claire (geborene Guggenheim) als Jüdin ansahen. „Geschieden wird nicht, Heil Hitler“, wies er das Ansinnen der Nazis ab, worauf sie seinen Namen aus der Kunstgeschichte verschwinden lassen wollten. Das haben Kunsthistoriker verhindert. Der Museumsberg Flensburg kaufte den Nachlaß des großen Sohnes der Stadt auf. Von dort stammt der Großteil der etwa 250 jetzt im Bröhan-Museum gezeigten Kunstwerke, die das Wirken dieses Künstlers in einem Gemeinschaftsprojekt in das rechte Licht rückt. An dem Projekt sind außerdem das Museum Villa Stuck in München und die Mathildenhöhe Darmstadt, wo Hans Christiansen in einer Künstlerkolonie den Freiraum fand, seine vielseitigen Talente zu entfalten, beteiligt. Mit dieser Möglichkeit lockte ihn der Großherzog Ernst Ludwig aus der Metropole Paris in die von ihm eingerichtete Künstlerkolonie nach Darmstadt, womit die hessische Stadt einen festen Platz in der Kunstgeschichte erwarb. Die Künstler errichteten dort ihre Villen, die Lebensraum und Ausstellung zugleich waren. Eines der beeindruckendsten Häuser war die „Villa Rosen“ von Hans Christiansen, die sich mit ihrem grünen Dach und den Jugendstil-Ornamenten am Erker hervortat. Entsprechend dem Namen seiner Villa wurde die Rose zum Leitmotiv, das sich vom Garten bis zum Geschirr und Besteck überall wiederfand.
Im Spiegel des von Hans Christiansen
gestalteten Kleider- und Wäscheschrankes
sind ein Gemälde seiner Ehefrau
und Grafiken des Künstlers zu sehen.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Clemens Ritter von Wagner bereichert Leben im Kiez
Wer ein erlesenes Buch kaufen will, wird dazu kaum einen Juwelier aufsuchen, obwohl es dort gewiß viele kostbare Dinge gibt.
Doch in dem kürzlich in der Mommsenstraße 4 eröffneten Geschäft „Wagner Preziosen“ ist das etwas anders. Dort gibt es Edmondo de Amicis Buch: „Istanbul, Haupstadt der Welt“. Das ist kein Auftragswerk von Tayyip Erdogan, sondern die deutsche Fassung des 1878 erschienenen Reiseromans „Constantinopoli“. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts trug die Hauptstadt des oströmischen Reiches den Namen des römischen Kaiser Konstantin, obwohl die zweite Hauptkirche des Christenreiches schon lange zu einer Moschee umgebaut worden war. So ist glücklicherweise Istanbul nicht zur Hauptstadt der Welt geworden, sondern zu deren „schönsten Ort“. So hat es zumindest der reisende Autor bei seinem Besuch der Stadt vor 1878 empfunden. Er ließ sich von dem bunten Treiben des damaligen Schmelztiegels der Kulturen zwischen Orient und Okzident, der Stadt zwischen Europa und Asien, zwischen den Kulturen der Völker des Balkans und Arabiens hinreißen. „Es ist ein kinoartiger Blick auf das Istanbul des 19. Jahrhunderts“ schrieb Umberto Eco, einer der bekanntesten Semiotiker, im Vorwort zu dieser Wiederentdeckung des italienischen Reiseschriftstellers, die jetzt in Italien sehr gefragt und erstmals auf Deutsch erschienen ist. Viel populärer denn als Semiotiker wurde Umberto Eco durch seinen Roman „Im Namen der Rose“, der eine Mittelaltereuphorie ausgelöst hatte, und damit so ganz nebenbei die kulturgeschichtliche Bedeutung des gedruckten Buches, das zum Motiv und zur Waffe werden kann, unter das Volk gebracht hat.
Buchpräsentation beim Juwelier.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Erstes Werkstattgespräch am 5. Dezember 2014
Die Kant-Garage entstand - wie eine Reihe anderer Großgaragen - in den Jahren 1929/30 und ist bis zum heutigen Tag in ununterbrochener Nutzung. Sie ist die einzige in Berlin erhaltene Hochgarage aus der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen und europaweit die älteste Hochgarage mit einer doppelten Wendelrampe, was bedeutet, daß der ein- und ausgehende Verkehr auf getrennten Rampen stattfindet. "Die Kantgaragen sind somit nicht nur ein herausragendes Denkmal des Neuen Bauens, sondern auch ein einzigartiges – und hier ist der Ausdruck wirklich wörtlich zu nehmen – Baudenkmal des Automobilismus in Deutschland und Europa. Der Landesdenkmalrat empfiehlt, alles daran zu setzen, dass dieses ungewöhnliche Zeugnis erhalten werden kann.“ (Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Landesdenkmalrates vom 27. August 2010).
Seit 1991 steht die Garage unter Denkmalschutz. Schon damals und wieder 2013 hat die Pepper Immobilien Holding dennoch einen Abrißantrag gestellt. Dem haben eine Vielzahl von mit Architektur und Kunstgeschichte befaßte Organisationen und Einzelpersonen widersprochen (siehe auch den Appell für den Erhalt des Kant-Garagen-Palasts mit vielen historischen und heutigen Fotos).
Teil der Bemühungen um den Erhalt des Gebäudes sind die von der Initiative zur Rettung des Kant-Garagen-Palasts durchgeführten Werkstattgespräche. Mit freundlicher Genehmigung des Autors geben wir hier den Bericht über die erste Sitzung wieder (erschienen im Deutschen Architektenblatt 2/2015).
[weiterlesen]
R. Hartmann - Gastautoren, Geschichte -
Oder: Wie 15.000 € Steuergelder trotzdem sinnvoll genutzt wurden
Am 13.1.2015 hatten einige Bürger das große Glück, der Vorstellung eines juristischen Gutachtens beiwohnen zu können, das „objektiv und vorbehaltlos“ war. So sagte man jedenfalls. Aber schon im Saal wurden erste Zweifel laut. Diese Zweifel verdichten sich mit der Gutachtensanalyse von Rechtsanwalt Dr. Vonnemann und Senatsrat i.R. Mahnke , die hier im folgenden vorgestellt wird. Da dies so knapp und verständlich wie möglich geschehen soll, müssen Details im Text selbst nachgelesen werden. Diese Analyse ist kein Gegengutachten, sondern untersucht, ob das Grüne Gutachten „rechtlich substantiiert und nachvollziehbar begründet“ (S. 1) darlegt, warum die Eigentümerin (Lorac) des Grundstücks Oeynhausen Nord Entschädigungsansprüche habe, sollte der Bebauungsplan IX-205a festgesetzt und das Grundstück als Kleingartenanlage festgeschrieben werden.
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Politik -
Die Lady Macbeth von Mzensk in der Deutschen Oper
Donald Runnicles und Regisseur Ole Anders Tandberg ist zu danken, daß eine der der Vergessenheit anheimgestellten Opern im ursprünglichen Temperament wieder in Berlin zu sehen ist: Dimitri Schostakowitsch‘ „Lady Macbeth von Mzensk“.
Es geht um eine Frau, die in ihrem Anspruch auf Glück, der sich vornehmlich als Anspruch auf sexuelle Erfüllung äußert, zur Mörderin an ihrem zeugungsunfähigen Mann, ihrem geilen Schwiegervater und ihrer Nebenbuhlerin, mit der sie sich letztlich auf dem Weg in die Verbannung in einen reißenden Fluß stürzt, wird. „Ungeachtet dessen“, sagte der Komponist kurz vor der Uraufführung 1934, „sympathisiere ich doch mit ihr. Ich versuche, dem ganzen Milieu, das sie umgibt, einen makabren, satirischen Charakter zu geben“. Künstlerische Leidenschaft bricht sich hier Bahn, ohne auf irgendeine „political correctness“ Rücksicht zu nehmen, ohne daß irgendeine Genderbeauftragte, eine religiöse Gemeinde hereinredet oder sich ein Staatschef düpiert fühlt. Knapp 150 Jahre hat es gebraucht, daß solch eine günstige Stunde im politischen Klima herrscht, in der das in einer russischen Seele hausende mörderische Wesen mit aller sexuellen Triebkraft auf der Bühne herausbrechen kann. Doch darum ging es sicherlich keinem der beteiligten Künstler.
Katerina fällt ihrem Schwiegervater, der ihrem im Haus ertappten Geliebten auspeitscht in den Arm.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Januar 2015
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Unter besonderer Berücksichtigung des Lagers des Bezirksamtes in der Wilhelmsaue
Ein Eroberungskrieg wie der Zweite Weltkrieg, der sich über beträchtliche Gebiete erstreckte, erforderte eine gewaltige Menge an Militärpersonal, das dann jedoch als Arbeitskraft in der Heimat fehlte. Zur Deckung des Bedarfs kamen, neben dem vermehrten Einsatz von Frauen, nur Menschen aus den annektierten Gebieten infrage, die zur Arbeit im Deutschen Reich gezwungen wurden:
„Der ausserordentliche Mangel an männlichen Arbeitern hat dazu
gezwungen, Kriegsgefangene, Ausländer und sogar Juden einzusetzen“,
stellte im Frühjahr 1941 der „Kriegsverwaltungsbericht“ des Bezirkes Wilmersdorf (1) fest.
Arbeitskräftebedarf bestand in so ziemlich allen Bereichen der Verwaltung (2): Stadtgärtnerei, Straßenreinigung, Krankenhaus, Wirtschafts- und Ernährungsamt, Friedhof, Gewerbeaufsicht, Gaswerk, Gesundheits- und Finanzamt. Außerdem gab es natürlich ganz erheblichen Bedarf in der Kriegsindustrie, beim Bau und bei der Deutschen Reichsbahn, aber auch in Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Handwerksbetrieben, Kirchengemeinden und selbst in privaten Haushalten. Ohne den millionenfachen Einsatz von Zwangsarbeitern wären Wirtschaft und Kriegsführung spätestens 1942 zusammengebrochen.
Anfang 1943 lebten in Groß-Berlin über 250.000 zivile Zwangsarbeiter; das waren etwa 20 % aller dort Beschäftigten. Im Sommer 1944 waren es mehr als 400.000, unter ihnen überdurchschnittlich viele „Westarbeiter“ – aus Frankreich, den Niederlanden und Belgien – vor allem in der Elektroindustrie. Allerdings fand auch in der Reichshauptstadt seit 1942 in rasch wachsendem Umfang der Einsatz von „Ostarbeitern“ – sowjetische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene – statt. Der deutschen Bevölkerung begegneten die Zwangsarbeiter überall im Alltag.
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Premieren am Kurfürstendamm
Zum Jahresauftakt bereichert das Theater am Kurfürstendamm das städtische Kulturleben mit einer deutschen Erstaufführung in Starbesetzung.
Diese Inszenierung bietet mit Valerie Niehaus und Stefan Jürgens, die beide zum ersten Mal auf der Bühne des Ku’dammtheaters stehen, nicht nur theatralisches Vergnügen, sondern kann auch einen ganz praktischen Zweck erfüllen. Ein kanadischer Kritiker empfahl nämlich nach der Uraufführung von 1993: „Das perfekte Theaterstück für das erste Date.“
In dem Stück geht es um die Frage: Passen wir zusammen? Erzählt wird die Geschichte von Rudy und Nora. Sie sind geschieden und treffen sich nach vier Jahren zufällig in einem Restaurant wieder. Sie lassen den Zuschauer die Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit miterleben und ihn sich fragen: „Warum ist die Beziehung dieses wunderbaren Paares gescheitert? Beide entdecken nicht nur einander, sondern ihnen bis dato gänzlich fremde Lebenssphären. Nora lernt die rüde Atmosphäre auf den Rängen eines Baseballstadions kennen. Rudy stürzt sich beim Bungeesprung todesmutig in die Tiefe. Erste Mißverständnisse lassen sich noch schnell ausräumen. Als Rudy der wohlhabenden und kunstinteressierten Nora erklärt, daß seine Arbeit als Maler an einer berühmten Galerie zu sehen ist, ist schnell klar, daß er die Galerie „nur“ angestrichen hat.
Valerie Niehaus und Stefan Jürgens in „Zwei wie wir“ am Kurfürstendamm.
Fotos: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Amüsanter Deutschkurs im Renaissancetheater
Am Sonnabend, 24. Januar, 16 Uhr heißt es im Renaissancetheater in der Knesebeckstraße 100 wieder „Wir lernen Ihnen deutsch!“ mit dem Autoren Horst Pillau und dem Schauspieler Hans-Jürgen Schatz.
Horst Pillau und Hans-Jürgen Schatz im Renaissancetheater.
Foto: Wecker
Für diejenigen, denen weniger als zwei Fehler im Titel unangenehm aufstoßen, wird es ein Bildungserlebnis mit viel Spaß. Für die anderen sicherlich ein Riesenspaß mit auch ein wenig Bildungszuwachs.
Es ist bereits der sechste Deutschkurs der beiden Berliner Künstler. Sie unternehmen Ausflüge ins deutsch-arabisch-türkische Kiezdeutsch, ins Jugenddeutsch, Beamtendeutsch, Sportlerdeutsch, das gewundene Deutsch unserer Politiker und das knappe der Blogger. Das Publikum darf staunen, wie viele englische, französische und hebräische oder jiddische Worte und Wendungen unerkannt oder verballhornt bereits im Deutschen heimisch sind. Sie erinnern an die wilden Spontisprüche und bringen Beispiele wahnwitziger Gebrauchsanweisungen von Geräten, die ins Deutsche übersetzt wurden. In einem Sketch untersuchen sie, wie BRD-Deutsch und DDR-Deutsch wieder zu einer gemeinsamen deutschen Sprache verschmelzen.
Mit dieser Aufführung begeht dieses Duo ein Jubiläum: Es ist ihr 25. gemeinsamer Auftritt auf der Bühne des Renaissance-Theaters. Diese Zusammenarbeit hatte im Februar 2008 mit dem Programm „Mit Briefen leben“ begonnen. Im Oktober legten sie mit der ausverkauften Lesung „Adieu, Tempelhof!“ nach. Seit Dezember 2009 begleiten sie das Weihnachtsfest mit ihrem stets ausverkauften Adventsprogramm „Nie wieder Weihnachten!“, das sie zum Trost voriges Jahr unter dem Titel „Weihnachten kann auch gutgehen!“ fortsetzten.
Ihr größter Erfolg ist jedoch das Programm „Wir lernen Ihnen deutsch!“. Am 24. Januar geben sie die 14. Lesung über die Verrücktheiten und Schönheiten der deutschen Sprache.
Karten zum Preis von18 Euro können unter Tel. 312 42 02 vorbestellt werden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Zu Gast beim Kreisverband der Grünen Partei am 13.1.2015 bei der Vorstellung ihres Oeynhausen-Gutachtens
Parteien werden gegründet, um Ziele zu erreichen, z.B. dieses:
„Die Grünen fordern nicht weniger als eine grüne industrielle
Revolution, die den Menschen, die Umwelt und das Klima in den
Mittelpunkt stellt.“
(Bundestags-Wahlprogramm Bündnis 90/Die Grünen 2013,
Kurzzusammenfassung, Stichwort „Umwelt“)
Oder dieses:
„Die Kleingärten im Bezirk wollen wir erhalten, die bestehenden Kolonien
langfristig planungsrechtlich sichern; das schließt Oeynhausen mit
ein.“
(Zählgemeinschaftsvereinbarung zwischen SPD und Grüner Partei, 2011, S.
6)
Schöne Ziele; muß man aber auch umsetzen wollen. Davon war seit Beginn der Wahlperiode im Jahr 2011 nicht viel zu merken – genaugenommen eigentlich nur, wenn von außen der Druck auf die Grüne Partei zu groß war wie zum Beispiel durch den überwältigenden Bürgerentscheid vom 25. Mai 2014 (1). Man möchte ja schließlich wiedergewählt werden.
So gesehen war es daher nur allzu verständlich, daß Co-Fraktionsvorsitzender C. Wapler und Kreisvorstandsmitglied B. Schwarz erleichtert wirkten, als sie nach der 2¾stündiger Sitzung das Schlußwort sprachen und dabei für Fraktions- und Parteimitglieder die politische Linie vorgaben: Es sei „als zutreffend zu akzeptieren“, daß der Erhalt der Kleingartenkolonie Oeynhausen ein finanzielles Risiko in Höhe von „31 bis 35,9 Mio. €“ darstelle, weshalb dieser Betrag ab jetzt „zur Grundlage des weiteren Vorgehens gemacht“ werden müsse. Gerettet! Das war die 15.000 € wert, auch wenn die Fraktion dafür ihre Kasse plündern und vom Landesverband finanzielle Unterstützung erbitten mußte.
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Politik -
In der Urania tagte die XX. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz
Am Sonnabend, 10. Januar, gab es eine denkwürdige Veranstaltung in der Urania, deren künftige Bedeutung vorab schon Tausende geahnt haben müssen: Als das erste Referat begann, war der Hauptsaal bereits überfüllt. Pech hatten diejenigen, die sich vorab keine Eintrittskarte besorgt hatten. Sie mußten sich Stunden vor dem Einlaß zur Konferenz anstellen, um eine der wenigen Restkarten zu ergattern.
Der Schauspieler Rolf Becker, Junge Welt Chefredakteur Arnold Schölzel,
Oskar Lafontaine
und Willy Wimmer auf dem Podium der
Rosa-Luxemburg-Konferenz. Foto: Wecker
Den Andrang löste nicht der Auftritt irgendeiner Popgruppe oder die Show eines Hollywoodstars aus, sondern eine politische Konferenz, die XX. Rosa-Luxemburg-Konferenz der Tageszeitung „Junge Welt“. Ihr Thema war „Frieden statt NATO“. Die Sorge um den Frieden veranlaßte offenbar die Bürger, in Scharen zu der Konferenz zu strömen. Die aktuelle Begründung von Auslandseinsätzen deutscher Soldaten aus einer besonderen „Verantwortung Deutschlands in der Weltpolitik“, die besorgniserregende Rußlandhetze in den „Qualitätsmedien“ und die offene finanzielle Unterstützung von marodierenden Räuberbanden in der Ukraine bewegten die Menschen, zu dieser Konferenz zu kommen. Sie wollen endlich andere Töne hören und sich über Widerstand gegen die Kriegspolitik orientieren.
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Politik -
Den Schwarzen oder Haupt-Graben in Wilmersdorf, Schöneberg und Charlottenburg gibt es zwar seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr, aber sein Verlauf hatte Einfluß auf die Stadtplanung und ist daher auch heute noch erkennbar an verschiedenen Grünzügen und Straßenverläufen.
Im Internet werden jeweils nur kürzere Abschnitte des Schwarzen Grabens dargestellt. (1) Daher dienen im folgenden vorwiegend historische Pläne als Grundlage, um seinen Verlauf im heutigen Stadtbild aufzuzeigen.
Darstellung in Karten und Plänen
Die Karte von 1680 zeigt den Bach „Schwarzer Graben“ von seinem damaligen Ursprung nordwestlich des Botanischen Gartens (Kleistpark (2)) bis zur Einmündung in die Spree kurz oberhalb der Schloßbrücke, wobei er auf dem Weg dorthin das sumpfige Hopfenbruch durchfloß, den Kurfürstendamm am Priesterweg (Leibnizstraße) unterquerte und den Abfluß des Lietzensees aufnahm.
Karte von 1680
Der Plan von 1800 stellt den im 18. Jahrhundert künstlich geschaffenen südlichen Grabenteil (hier namenlos) vom Wilmersdorfer See bis zum Botanischen Garten dar. Mit diesem Vorflutgraben wurde das sumpfige Fenn zwischen Wilmersdorf und Schöneberg entwässert und Regenwasser abgeführt. Der Graben lief unmittelbar hinter dem Dorf Schöneberg entlang, parallel zur Hauptstraße, und bog nach Unterquerung der Akazienstraße nach Norden ab, direkt auf den (ehemaligen) Bach zu. Gleichzeitig war dieser nach Osten verlängert und insgesamt zu einem Abflußgraben (auch für das grabenabwärts liegende Hopfenbruch) ausgebaut worden und wurde jetzt als „Haupt-Graben“ bezeichnet.
Karte von 1800
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Büchereistadträtin König: „Ich will alle Bibliotheken im Bezirk erhalten!“?
Im Mai 2014 stellte ich dem damaligen Geschäftsführenden Vorsitzenden des Landesverbandes Berlin im Deutschen Bibliotheksverband e.V. Stefan Rogge die Frage:
„Der Erwerbsetat aller Bezirksbüchereien ist von umgerechnet 6,5 Mio. €
(1993) auf 3,8 Mio. € (2013) reduziert worden; die Zahl ihrer
Angestellten von 1098 Stellen (2001) auf 695 (2013); der Gesamtbestand
ihrer Medien von knapp 8 Mio. (1992) auf 4 Mio. (2013); und von den 225
öffentlichen Büchereien im Jahr 1994 sind gerade noch 84 (davon 12
Nebenstellen) übriggeblieben (2013): Welche Chancen und
Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie da noch für die Stadtbibliotheken?“
Seine Antwort war nicht gerade optimistisch:
Die Bibliotheken „werden angesichts des dramatischen Personalabbaus
durch die den Bezirken bis 2016 auferlegten Einsparvorgaben nur noch auf
ein rudimentäres Kerngeschäft reduziert.“ Daher forderte er „ein
gesamtstädtisches Bibliotheksentwicklungskonzept und die Instrumente, um
dieses umsetzen zu können“,
mit anderen Worten: ein Bibliotheksgesetz mit Finanzierungsverpflichtung von Land und Bezirken und Festlegung von Mindeststandards für die Bibliotheken.
Das setzt natürlich voraus, daß seitens der städtischen Obrigkeit erst einmal anerkannt wird, daß die Bibliotheken die am stärksten frequentierten Kultureinrichtungen der Stadt sind – frequentiert allerdings von den Einwohnern selbst, also kein Touristenmagnet. Notwendig wäre also auch ein Umdenken dahingehend, welchen Zwecken eine Stadtverwaltung zu dienen hat. Allerdings ist beim neuen Oberbürgermeister und Kultursenator M. Müller in dieser Hinsicht bisher nichts Neues zu erkennen, genausowenig wie bei den beiden Parteien, auf die er sich auf Landesebene stützt, SPD und CDU. Ist es vielleicht auf Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirksebene damit besser bestellt?
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Politik -
Dezember 2014
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
20. Dezember 2014 - 17:01StadtNatur
und Großstadttierchen
In einem Hinterhof in der Nehringstraße am 17.12.2014 um 9.25 Uhr.
Ein Sperber-Männchen (Accipiter nisus), mehrjähriger Altvogel, rupft und frisst einen erbeuteten Kleinvogel in der Kastanie in Höhe unseres Küchenfensters und lässt sich dabei 45 Minuten lang beobachten.
Veit Haerder - Gastautoren, Kiezfundstücke -