Das Käthe-Kollwitz-Museum kommt zu uns
Seit unserem letzten Bericht vom Februar 2019 wurde nun immerhin eine Lösung für einen neuen Museumsstandort gefunden (1). Das Käthe-Kollwitz-Museum wird 2022 in den Theaterbau des Schlosses Charlottenburg umziehen. Im Theaterbau, auch Langhans-Bau genannt, befand sich bis April 2009 das Museum für Vor- und Frühgeschichte.
Theaterbau des Schlosses Charlottenburg
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- Kiez, Kunst und Kultur -
Seit 2013 gibt es das Blackboxx-Theater, zunächst mit Standort in der Helmholtzstraße in Charlottenburg, seit 2016 auf dem Gelände der früheren Reemtsma-Fabrik in der Mecklenburgischen Straße in Wilmersdorf. „Es entstand aus der Arbeit mit Studenten, die bedauerten, daß ihre Arbeitsergebnisse nach Ablauf der Prüfung nicht länger Bestand hatten“, erklärt Norbert Ghafouri, Leiter der Filmschauspielschule Berlin, der das Theater angeschlossen ist.
Auf der Bühne – vor der Kamera
Das Blackboxx-Theater ist diejenige von Norbert Ghafouris Unternehmensgründungen, die am ehesten für die Öffentlichkeit sichtbar ist, und gleichzeitig der bisher letzte Schritt in einer Entwicklung, die Ende der 80er Jahre mit seiner Ausbildung zum Bühnenschauspieler an der vormaligen Hochschule der Künste begann. Als er nämlich erstmals vor der Kamera stand, fühlte er sich zunächst „rat- und hilflos. Die Arbeit vor der Kamera stellt zum Teil ganz andere Anforderungen an einen Schauspieler als das Spiel auf der Bühne. Dazu gehört, eine Szene mehrmals in genau derselben Weise für unterschiedliche Kamerapositionen wiederholen zu können und dabei genau die Markierungen einzuhalten, die für die Kameraeinstellung vorgegeben sind. Oder: die Größe der Gesten und die Lautstärke der Stimme den jeweiligen technischen Gegebenheiten anzupassen. Oder: gute Textkenntnis, denn oft ist am Set keine Zeit für Proben. Der Schauspieler muß also so perfekt vorbereitet sein, wie im Theater nach der fünften Vorstellung.“
Norbert Ghafouri
Foto: Philipp Plum
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MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
„Heimlich hatte er schon lange für die pummelige Wurstverkäuferin geschwärmt. Aber wie hätte er sie an der Frischetheke ansprechen sollen? Dann kam ihm die Idee: Versteckt unter einem Zehn-Euro-Schein drückte er ihr wortlos einen Abraxasparty-Gutschein in die Hand. Sie weinte vor Glück. Inzwischen bekommt er bei jedem Einkauf eine Scheibe Jagdwurst extra.“
Das wirft natürlich Fragen auf – genau zwei: Wer schreibt denn so was? Und: Was ist Abraxas?
Hier die erste Antwort: So was schreibt Matthias Haucke.
Und damit zur zweiten Frage: Es gab seit den 80er Jahren in der Kantstraße 134 die Diskothek Abraxas – genannt nach dem zweiten Album der Latin-Rock-Gruppe Santana – dieses wiederum genannt nach einem ägyptischen Gnostiker aus dem 1. Jahrhundert. Die Diskothek jedenfalls war für ihre Musikmischung aus Funk, Soul, R‘n‘B, Latin und ein bißchen Jazz über die Grenzen von Westberlin bekannt – bis sie 2009 schließen mußte.
Begeisterte Besucher, unter ihnen auch Matthias Haucke, ließ das nicht ruhen, und so belebten sie mithilfe von drei ehemaligen Abraxas-DJs den Geist der Diskothek wieder und veranstalten seit dem 1. Februar 2010 an wechselnden Orten, aber vorwiegend in Charlottenburg, in monatlichem Rhythmus Abraxaspartys ür die nunmehr schon etwas älter gewordenen Abraxas-Fans von damals und die neuen von heute.
Und jetzt die drei Gründe für diese ganzen Ausführungen: -Am 14. Dezember erscheint nämlich Matthias Hauckes Buch mit einer Auswahl aus seinen bisher knapp 350 Newslettern, mit denen er seit nunmehr fast zehn Jahren Tanzfreudige zu den jeweiligen Partys lockt. Eine Kostprobe war oben der (leicht verkürzte) Newsletter. Das Buch heißt „Der beste Newsletter der Welt“ (der Autor weist in aller Bescheidenheit ausdrücklich darauf hin, daß er damit nur die Meinung einer treuen Leserin seiner Newsletter weitergibt). Es ist bei Literaturdepot, Amazon, per Bestellung in guten Buchhandlungen und auf den Partys zu haben, zum Beispiel der am 14. Dezember im Quasimodo. -Außerdem findet natürlich an Silvester eine Abraxas-Silvesterparty statt. -Und schließlich kann am 1. Februar 2020 das zehnjährige Jubiläum der Abraxas-Partys gefeiert werden (zukünftige Newsletter werden dazu noch etwas zu sagen haben).
Matthias Haucke, Der beste Newsletter der Welt – das Buch zur Party, Literaturdepot 2019, 230 Seiten, 9,90 Eu, ISBN 978-3-94064-087-1
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Uraufführung an der Deutschen Oper
„Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider – Was war das? Vielleicht dein Lebensglück…vorbei, verweht, nie wieder.“
Mit diesen Versen fing Kurt Tucholsky 1930 die Atmosphäre der Großstadt ein: Anonym, flüchtig, unverbindlich. Jeder Moment scheint vielfältige Möglichkeiten zu eröffnen, doch wird eine ergriffen, dann setzt der Rhythmus, die Schlagader des Großstadtleben, aus. So treibt der Rhythmus der Großstadt das Individuum immer weiter durch seinen Dschungel, wie der Rhythmus des Gedichts den Rezipienten.
Die israelische Komponistin Chaya Czernowin hält diesen fremdbestimmten Rhythmus an. Sie hält jenen Wimpernschlag der Begegnung fest. Sie lotet ihn aus. Sie baut um ihn herum ein ganzes Opernwerk mit schier überbordenden Klängen. Es ist von solcher Fülle, daß ein Orchester im Graben allein dazu nicht ausreicht. Chaya Czernowin stellt ihm ein 16stimmiges Vokalensemble zur Seite, das zur Uraufführung ihres Werkes „Heart Chamber“ in der Deutschen Oper in der Bismarckstraße 35 auf den Rängen plaziert wird. Seitlich der Bühnenzugänge befindet sich das Ensemble Nickel, das mittels Elektronik bislang „unerhörte“ Klänge produziert. Die Skala der Töne reicht vom Nichtklang, der Stille, über kaum hörbar gehauchte Laute, den aus voller Inbrunst geschmetterten Operngesang, den Schrei bis zum Ausbruch voller Klangmassen. Dieser ungeheure musikalische Aufwand erfolgt „nur“, um das Befinden zweier Personen, deren Schicksal dieser eine Augenaufschlag miteinander verknüpft, in seiner Tiefe zum Ausdruck zu bringen.
Eine flüchtige Begegnung wird zur Beziehung. Patrizia Ciofi und Dietrich Henschel in Heart Chamber.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Nordic Design - eine neue Ausstellung im Bröhan-Museum
Das Jubiläumsjahr für das Bauhaus neigt sich dem Ende. Auch das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1a setzt mit seiner neuen Ausstellung „Nordic Design. Die Antwort aufs Bauhaus“ bei den Folgen der Bauhaus-Bewegung an. Mit der Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ vom Beginn des Jahres schließt das Bröhan-Museum eine Klammer um das Bauhaus, ermittelt das Vorher und das Nachher.
Mit der neuen Ausstellung richtet das Bröhan-Museum den Fokus auf die Avantgarde des Nachkriegszeitalters, ohne das deren weltweite Wirkung vom Museum in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt wird. Kurator und Museumsleiter Dr. Tobias Hoffmann geht es um den „skandinavischen Weg der Moderne, der sich in einer starken Auseinandersetzung mit den Ideen des Bauhauses vollzog“. Sicherlich wäre es auch lohnenswert, den Auswirkungen des nordischen Designs nachzugehen.
Patientenzimmer von Aalto.
Foto: Wecker
Dr. Anna Grosskopf präsentiert nordisches Alltagsdesign mit Möbeln
für
das Kinderzimmer, die gleichzeitig als Spielzeug dienen können.
Foto:
Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
In geheimer Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg wurde schon 1935 – unter dem Tarnnamen „Projekt Trafo“ – hinter dem Haus Hohenzollerndamm 120 mit dem Bau eines unterirdischen, durch eine 1 ½ Meter dicke Betondecke geschützten Bunkers begonnen, der 1937 und somit rechtzeitig vor Kriegsbeginn in Betrieb genommen werden konnte. Es handelte sich um den Befehlsstand der Reserve-Flugmeldekompanie. Oder anders gesagt: von hier gingen im dann kommenden Krieg die Warnungen für die Reichshauptstadt vor anfliegenden alliierten Bomberverbänden raus. Der Bunker lag auf Postgelände, die Militärs gingen als Postangestellte oben ins Haus, stiegen in den Keller, zogen sich um und versahen als Soldaten im Bunker ihren Dienst.
Der Bunker blieb noch lange nach Kriegsende zwar weiterhin vor der Bevölkerung geheim, aber den Westberliner Politikern war er durchaus bekannt, denn sie planten in den 80er Jahren, ihn in Vorbereitung auf den nächsten Krieg zu einem Atombunker umzuwandeln.
Ursprünglicher Grundriß (Länge:57 m, Breite 34 m)
Wandmalerei aus der Entstehungszeit des Bunkers
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MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Uraufführung der „Wolfsschlucht“ von Malte Giesen
Der Raum ist assoziativ. Sein Name ist Wolfsschlucht, wie die Schlüsselszene in Carl Maria von Webers Nationaloper „Der Freischütz“. Ebenso heißt der Musiktheaterabend in der Tischlerei der Deutschen Oper. Der Berliner Komponist Malte Giesen hat, wie es die Deutsche Oper formuliert, die Oper Webers „überschrieben“.
Er überschrieb, indem er die musikalische Vorlage, wie es in der Architektur heißt, „entkernt“ und damit die schlichte Schönheit des Materials hörbar gemacht hat. Das ist ihm an mehreren Stellen beeindruckend gelungen, insbesondere jedoch, wenn der Kinderchor den berühmten Jägerchor anstimmt.
Susanna Fairairn als Agathe.
Foto: Wecker
Andrew Dickinson als Max.
Foto: Wecker
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Frank Castorf inszeniert an der Deutschen Oper
Optimistisch, gar vergnügt oder beschwingt wird der Besucher der Aufführung „La Forza del Destino“ (Die Macht des Schicksals) das Opernhaus an der Bismarckstraße 35 nicht verlassen. Vielleicht ist er verärgert, wenn er ein Anhänger werkgetreuer Inszenierungen ist. Wer sich jedoch auf die von Frank Castorf inszenierte Geschichte einläßt, wird die Oper nachdenklich, und mit Blick auf die heutigen Lebensumstände, sorgenvoll verlassen.
Erzählt wird eine Geschichte von Liebe und Rache, die vom Schicksal oder auch dem Zufall beherrscht wird, wogegen die handelnden Figuren wenig auszurichten vermögen. Das sind vor allem das Liebespaar Donna Leonora und Don Alvaro sowie Leonoras Bruder Don Carlo di Vargas. Durch einen verirrten Schuß, der ausgelöst wird, als Don Alvaro die Waffe zu Boden wirft, wird der Vater des Geschwisterpaares getötet. Leonoras Bruder sinnt nun auf Rache. Die gelingt und die Oper endet mit dem Tod der Protagonisten.
Für die Volksszenen ließ sich Verdi von Schillers Wallenstein inspirieren.
Foto: Wecker
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Woelffer-Bühnen setzen Spielbetrieb im Schillertheater fort
Die eigenen Spielstätten wurden abgerissen; die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm sind zur Überbrückung in das Schillertheater gezogen. 2022 ist die Rückkehr an den Kurfürstendamm geplant, aber am BER sollte auch schon seit 2012 reger Flugverkehr herrschen.
Für Martin Woelffers Theaterunternehmen ist diese Situation nicht dramatisch. Gegenüber der letzten Saison am Stammhaus kann das Theater sogar einen leichten Zugewinn an Besuchern verzeichnen. Wirtschaftlich ist das von Vorteil, weil er statt zwei Häusern nur eines unterhalten muß. 155 000 Besucher machten der Komödie in der ersten Saison an der Übergangsspielstätte ihre Aufwartung. Damit das so bleibt, hat sich Martin Woelffer für die zweite Saison viel vorgenommen und dafür eine ganze Reihe großartiger und beliebter Schauspieler verpflichten können.
Zur Auftaktpressekonferenz konnte Martin Woelffer zahlreiche Stars
gleichzeitig in seinem
Haus versammeln: Frank Leo Schröder, Gayle Tufts,
Katharina Thalbach, Martin Woelffer,
Oliver Mommsen, Hajo Schüler,
Dominic Raacke, Henriette Richter- Röhl und Tobias Wellemeyer.
Foto:
Wecker
Eines der Zugpferde aus der vergangenen Saison war „Hase Hase“, das in leicht veränderter Besetzung wieder aufgenommen wird. Katharina Thalbach wird zudem mit einer Neuinszenierung vertreten sein. Sie wird Agathe Christies erfolgreichsten Kriminalroman „Mord im Orientexpress“ inszenieren und zugleich die Hauptrolle des exzentrischen Kommissars Hercule Poirot übernehmen. Obwohl es bereits eine für den Film erfolgreich dramatisierte Fassung gibt, hat sie mit dem US-Dramatiker Ken Ludwig einen Autor gefunden, der dieses Werk theatergerecht zugeschnitten hat.
Dominic Raacke und Henriette Richter- Röhl werden das Traumpaar in der Liebesgeschichte Skylight.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Bröhan-Museum zeigt Visionen von 1900
Zum diesjährigen Sommerfest des Bröhan-Museums wurde die Ausstellung „Reaching Out for the Future. Zukunftsfantasien um 1900“ eröffnet.
Faszinierend an der Ausstellung ist der Optimismus, mit dem unserer Groß- und Urgroßeltern in das 20. Jahrhundert schritten. August Bebel stieß mit den Worten „Das Vergangene Jahrhundert war das der Verheißung, das kommende wird das der Erfüllung sein“ mit seinen Genossen im Parteivorstand der SPD auf die Zukunft an.
Kaum hatten die Bilder das Laufen gelernt, waren im Kino Expeditionen zum Mond zu sehen. Maschinen versprachen ein von Mühsal befreites Leben. Dank Kunstdünger aus den chemischen Laboren gab es überdimensionale Früchte, die die Menschen satt machten. Der größte Fortschritt wurde offensichtlich vom Verkehr erwartet. Die Ausstellung zeigt Ballone, Schwebebahnen, Luftschiffe und Flugapparate neuer Art, die sich im Himmel über den Städten tummeln, aber auch Visionen von venezianischen Gondeln, Zügen, die durch die Luft reisen, und Autos, die senkrecht die Häuserfassaden hinauffahren. Der Mensch als Diener für andere Menschen scheint ausgedient zu haben. Restaurants werden vollautomatisch betrieben, selbst ein komplett personalloses Hotel, wie es erst in diesen Tagen mit den französischen Hotel-Typ „F1“ fast Wirklichkeit werden sollte, existierte schon in der Vorstellung eines Künstlers. Eine im Keller untergebrachte zentrale Dampfmaschine betreibt die gesamte Hausmechanik, darunter einen über sieben Etagen gehenden Paternoster, der die Gäste bis zur Dachterrasse bringt, wo sie den erwähnten Flugbetrieb beobachten können. Die Maschine treibt Schuhputzmaschinen an, in der Küche eine Seilbahn, aus deren Gondeln die Zutaten für die Speisen in die Kochtöpfe fallen, Handtuchhalter, die den Rücken trocknen, wippende Schaukelstühle schließlich ein Transportband, das die Schuhe in eine zentrale Putzanlage befördert.
Für Kurator Nils Martin Müller ist es die erste eigenständige Ausstellung im Bröhan-Museum.
Foto: Wecker
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Kreatives Schaffen, Begegnungen und Genuß
Am Donnerstag, 18. Juli, lädt das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1 zum diesjährigen Sommerfest ein. Gefeiert wird wieder gemeinsam mit dem benachbarten Rathgen-Forschungslabor und dem Museum Berggruen. Das Fest findet bei freiem Eintritt von 17.30 Uhr bis 22 Uhr statt.
Im Bröhan-Museum wird die Ausstellung „Reaching Out for the Future. Zukunftsphantasien um 1900“ eröffnet. Fasziniert von der industriellen Revolution und angeregt von der anscheinend unbegrenzten menschlichen Schöpferkraft, wie sie sich begeisternd in der utopischen Literatur niederschlug, schufen damals Zeichner und Karikaturisten phantastische Zukunftsbilder. Heutigen Visionen entsprechend können die Besucher im mobilen Zukunftslabor Jutebeutel bedrucken und ihre Ideen zu Papier bringen. Außerdem gibt es Führungen durch die Sonderausstellung „Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“ sowie durch die neu gestaltete Dauerausstellung „Jugendstil – Art Deco – Funktionalismus“. Die Sonderausstellung wurde inzwischen um Franz Skarbinas Pastell „De quoi ércrire“ bereichert. Das Bild wurde von einem Kunstliebhaber wenige Stunden vor der Ausstellungseröffnung im Auktionshaus Villa Grisebach ersteigert und sofort dem Bröhan-Museum für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Hat Dank eines großzügigen Sammlers noch Eingang in die Ausstellung
„Skandal! Mythos! Moderne!“ gefunden: Franz Skarbinas „De quoi ecrire“.
Repro: Bröhan-Museum
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Helmut Newton Stiftung erinnert an einen legendären Bildband
Die jüngste Ausstellung der Helmut Newton Stiftung ist eine Wiederbegegnung, zugleich über bislang Gezeigtes hinausgehend, was sie auch für Kenner besuchenswert macht. Sie widmet sich der 20. Wiederkehr der Veröffentlichung des monumentalen Kunstbuchs „Helmut Newton’s SUMO“.
Das Buch ist eine in Buchform präsentierte Sammlung von 464 Postern im Format von 70 mal 50 Zentimetern. Damit überschreitet es die Grenze des handhabbaren, denn es in die Hand nehmen und durchblättern könnten nur Riesen. Um das 30 Kilogramm schwere Buch betrachten zu können, wurde dafür von Philippe Starck eigens ein Sumo-Tisch entworfen. Das Buch wurde in einer Auflage von 10 000 Exemplaren gedruckt, die alle von Helmut Newton signiert wurden. Ein auf der Frankfurter Buchmesse präsentiertes Exemplar wurde von zahlreichen der darin abgebildeten Prominenten signiert. Dieses Exemplar wurde für 620 000 Mark versteigert und gilt damit als das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts.
Hinter diesem Sensationsgeheisch steht ein epochaler Umbruch: Der Einzug der digitalen Technik in Druck und Fotografie. An deren Ende war all das über Jahrhunderte gesammelte Wissen über Film-, Papier- und Filterqualitäten, über Drucktechniken und Satzgestaltung überflüssig. Aber bevor es soweit war, konnte mit Büchern wie „SUMO“ die gesamte Leistungsfähigkeit der analogen Technik gezeigt werden, an deren Qualität die digitale Technik damals noch nicht herankam. Heute ist absehbar, daß über kurz oder lang selbst mit Handykameras diese Qualität erreicht werden wird.
Der Verleger Benedikt Taschen (Mitte) im Gespräch mit dem Fotografen
Just Loomis
und dem Direktor der Helmut Newton Stiftung Matthias Harder.
Foto: Wecker
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Die Vereinigung der XI rüttelte auf
Gemeinhin gilt in der deutschen Kunstgeschichte die Berliner Sezession als Startpunkt für die Moderne.
Ausgangspunkt waren Anfeindungen gegen Edvard Munch, der vom Verein der Berliner Künstler zu einer Einzelausstellung eingeladen war, die aber auf Betreiben des Direktors der Berliner Kunstakademie nach wenigen Tagen unter wüsten Beschimpfungen von engstirnigen Eiferern wieder abgebaut werden mußte. Vor diesem Hintergrund schlossen sich im Februar 1892 einige Künstler zu einer „freien Vereinigung zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“ zusammen und organisierten an der „Großen Berliner Kunstausstellung“ vorbei ihre erste eigene Kunstausstellung, die am 3. April 1892 eröffnet wurde. Beteiligt waren elf Künstler, von denen Max Liebermann der bekannteste war. Spiritus Rector war jedoch der damals in Berlin noch völlig unbekannte Walter Leistikow. Als Ausstellungsort fanden die Elf eine private Galerie am Standort des heutigen Adlon, die Galerie Schulte im Palais Redern. Das war der modernste Ausstellungsraum in Berlin, der als einziger sogar über elektrisches Licht verfügte.
Die Kuratorinnen Dr. Sabine Meister und Dr. Anna Grosskopf
in dem Walter Leistikow gewidmeten Ausstellungsraum.
Foto: Wecker
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Neues Programm im Europacenter
Nach der Premiere des neuen Programms „Stachelschweinerei. Humor ist, wenn es trotzdem kracht“ bei den Stachelschweinen im Europacenter gab es sogar Bravorufe. Doch die verhallten einsam, eher grenzte der Schlußapplaus mit nur einem Vorhang nahezu ans Peinliche.
Das liegt gewiß nicht an den drei Protagonisten, von denen Melanie Koschorz und Sebastian Fischer neu auf der Bühne im Europacenter sind und Henning Mayer schon in den Programmen von Michael Frowin hier zu sehen war. Letzterer sollte seit Juni vergangenen Jahres frischen Wind über die ehrwürdige Bühne wehen lassen, wovon dank seines Programms „Menschen. Ämter. Katastrophen“ allerdings nur ein Hauch übriggeblieben ist. Ansonsten scheint der kurzzeitige künstlerische Leiter und als Hoffnungsträger des Traditionshauses gefeierte Kabarettist aus den Annalen der Stachelschweine getilgt zu sein. Weder bei den Stachelschweinen, noch in Wikipedia und auch nicht auf seiner eigenen Internetseite findet sich ein Hinweis auf das Wirken Frowins in diesem Ensemble.
Es hat den Anschein, als wäre der verdienstvolle Klaus-Peter Grap schnell in die Bresche gesprungen, so wirkt das das Programm wie mit der heißen Nadel gestrickt. Bis kurz vor der Pause werden, ohne in die Tiefe zu gehen, Pointen zu den allseits strapazierten Themen von den Mieten über die AfD bis zum BER abgeliefert. Erst unmittelbar vor der Pause nimmt das Programm mit einer Marionettentheaternummer, in der Merkel, Putin, Erdoan und Macron im Kinderwagen die Protagonisten sind, Fahrt auf. Das ist originell, hat Witz und begeistert zurecht. Nach der Pause sehen die Zuschauer wieder klassisches Kabarett mit Spielszenen, wovon die Bewerbungsszene bei der Polizei recht lustig ist.
Frank Wecker
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Ingelore Willing stellt bei Carlos Hulsch aus
„Dem Staunen gewidmet“, so hieß das Motto der Neueröffnung des Revuetheaters „Wintergarten“ in der Potsdamer Straße. Mehr noch als auf dieses berühmte Theater scheint dieses Motto auf die Fotografien von Ingelore Willing zuzutreffen, die sie in ihrer ersten Ausstellung bei Carlos Hulsch im Foyer des Abba Hotels in der Lietzenburger Straße 89 der Öffentlichkeit vorstellt.
Selbst Kunstkenner wie der gestandene Galerist Carlos Hulsch hielten diese Arbeiten zunächst für Aquarelle, obwohl es Fotografien sind. Im Untertitel der Ausstellung „Ab-Art“ heißt der Begriff für diese erstmals gezeigten Arbeiten „fotobasierte Aquarelle“. Dies ist um so verblüffender, da die Künstlerin steif und fest behauptet, die Bilder nicht markant mit computergestützten Bildbearbeitungsprogrammen manipuliert zu haben.
Ingelore Willing.
Foto: Wecker
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