Nordic Design - eine neue Ausstellung im Bröhan-Museum
Das Jubiläumsjahr für das Bauhaus neigt sich dem Ende. Auch das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1a setzt mit seiner neuen Ausstellung „Nordic Design. Die Antwort aufs Bauhaus“ bei den Folgen der Bauhaus-Bewegung an. Mit der Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ vom Beginn des Jahres schließt das Bröhan-Museum eine Klammer um das Bauhaus, ermittelt das Vorher und das Nachher.
Mit der neuen Ausstellung richtet das Bröhan-Museum den Fokus auf die Avantgarde des Nachkriegszeitalters, ohne das deren weltweite Wirkung vom Museum in den Mittelpunkt der Darstellung gerückt wird. Kurator und Museumsleiter Dr. Tobias Hoffmann geht es um den „skandinavischen Weg der Moderne, der sich in einer starken Auseinandersetzung mit den Ideen des Bauhauses vollzog“. Sicherlich wäre es auch lohnenswert, den Auswirkungen des nordischen Designs nachzugehen.
Patientenzimmer von Aalto.
Foto: Wecker
Dr. Anna Grosskopf präsentiert nordisches Alltagsdesign mit Möbeln
für
das Kinderzimmer, die gleichzeitig als Spielzeug dienen können.
Foto:
Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
In geheimer Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg wurde schon 1935 – unter dem Tarnnamen „Projekt Trafo“ – hinter dem Haus Hohenzollerndamm 120 mit dem Bau eines unterirdischen, durch eine 1 ½ Meter dicke Betondecke geschützten Bunkers begonnen, der 1937 und somit rechtzeitig vor Kriegsbeginn in Betrieb genommen werden konnte. Es handelte sich um den Befehlsstand der Reserve-Flugmeldekompanie. Oder anders gesagt: von hier gingen im dann kommenden Krieg die Warnungen für die Reichshauptstadt vor anfliegenden alliierten Bomberverbänden raus. Der Bunker lag auf Postgelände, die Militärs gingen als Postangestellte oben ins Haus, stiegen in den Keller, zogen sich um und versahen als Soldaten im Bunker ihren Dienst.
Der Bunker blieb noch lange nach Kriegsende zwar weiterhin vor der Bevölkerung geheim, aber den Westberliner Politikern war er durchaus bekannt, denn sie planten in den 80er Jahren, ihn in Vorbereitung auf den nächsten Krieg zu einem Atombunker umzuwandeln.
Ursprünglicher Grundriß (Länge:57 m, Breite 34 m)
Wandmalerei aus der Entstehungszeit des Bunkers
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Uraufführung der „Wolfsschlucht“ von Malte Giesen
Der Raum ist assoziativ. Sein Name ist Wolfsschlucht, wie die Schlüsselszene in Carl Maria von Webers Nationaloper „Der Freischütz“. Ebenso heißt der Musiktheaterabend in der Tischlerei der Deutschen Oper. Der Berliner Komponist Malte Giesen hat, wie es die Deutsche Oper formuliert, die Oper Webers „überschrieben“.
Er überschrieb, indem er die musikalische Vorlage, wie es in der Architektur heißt, „entkernt“ und damit die schlichte Schönheit des Materials hörbar gemacht hat. Das ist ihm an mehreren Stellen beeindruckend gelungen, insbesondere jedoch, wenn der Kinderchor den berühmten Jägerchor anstimmt.
Susanna Fairairn als Agathe.
Foto: Wecker
Andrew Dickinson als Max.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Frank Castorf inszeniert an der Deutschen Oper
Optimistisch, gar vergnügt oder beschwingt wird der Besucher der Aufführung „La Forza del Destino“ (Die Macht des Schicksals) das Opernhaus an der Bismarckstraße 35 nicht verlassen. Vielleicht ist er verärgert, wenn er ein Anhänger werkgetreuer Inszenierungen ist. Wer sich jedoch auf die von Frank Castorf inszenierte Geschichte einläßt, wird die Oper nachdenklich, und mit Blick auf die heutigen Lebensumstände, sorgenvoll verlassen.
Erzählt wird eine Geschichte von Liebe und Rache, die vom Schicksal oder auch dem Zufall beherrscht wird, wogegen die handelnden Figuren wenig auszurichten vermögen. Das sind vor allem das Liebespaar Donna Leonora und Don Alvaro sowie Leonoras Bruder Don Carlo di Vargas. Durch einen verirrten Schuß, der ausgelöst wird, als Don Alvaro die Waffe zu Boden wirft, wird der Vater des Geschwisterpaares getötet. Leonoras Bruder sinnt nun auf Rache. Die gelingt und die Oper endet mit dem Tod der Protagonisten.
Für die Volksszenen ließ sich Verdi von Schillers Wallenstein inspirieren.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Woelffer-Bühnen setzen Spielbetrieb im Schillertheater fort
Die eigenen Spielstätten wurden abgerissen; die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm sind zur Überbrückung in das Schillertheater gezogen. 2022 ist die Rückkehr an den Kurfürstendamm geplant, aber am BER sollte auch schon seit 2012 reger Flugverkehr herrschen.
Für Martin Woelffers Theaterunternehmen ist diese Situation nicht dramatisch. Gegenüber der letzten Saison am Stammhaus kann das Theater sogar einen leichten Zugewinn an Besuchern verzeichnen. Wirtschaftlich ist das von Vorteil, weil er statt zwei Häusern nur eines unterhalten muß. 155 000 Besucher machten der Komödie in der ersten Saison an der Übergangsspielstätte ihre Aufwartung. Damit das so bleibt, hat sich Martin Woelffer für die zweite Saison viel vorgenommen und dafür eine ganze Reihe großartiger und beliebter Schauspieler verpflichten können.
Zur Auftaktpressekonferenz konnte Martin Woelffer zahlreiche Stars
gleichzeitig in seinem
Haus versammeln: Frank Leo Schröder, Gayle Tufts,
Katharina Thalbach, Martin Woelffer,
Oliver Mommsen, Hajo Schüler,
Dominic Raacke, Henriette Richter- Röhl und Tobias Wellemeyer.
Foto:
Wecker
Eines der Zugpferde aus der vergangenen Saison war „Hase Hase“, das in leicht veränderter Besetzung wieder aufgenommen wird. Katharina Thalbach wird zudem mit einer Neuinszenierung vertreten sein. Sie wird Agathe Christies erfolgreichsten Kriminalroman „Mord im Orientexpress“ inszenieren und zugleich die Hauptrolle des exzentrischen Kommissars Hercule Poirot übernehmen. Obwohl es bereits eine für den Film erfolgreich dramatisierte Fassung gibt, hat sie mit dem US-Dramatiker Ken Ludwig einen Autor gefunden, der dieses Werk theatergerecht zugeschnitten hat.
Dominic Raacke und Henriette Richter- Röhl werden das Traumpaar in der Liebesgeschichte Skylight.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Bröhan-Museum zeigt Visionen von 1900
Zum diesjährigen Sommerfest des Bröhan-Museums wurde die Ausstellung „Reaching Out for the Future. Zukunftsfantasien um 1900“ eröffnet.
Faszinierend an der Ausstellung ist der Optimismus, mit dem unserer Groß- und Urgroßeltern in das 20. Jahrhundert schritten. August Bebel stieß mit den Worten „Das Vergangene Jahrhundert war das der Verheißung, das kommende wird das der Erfüllung sein“ mit seinen Genossen im Parteivorstand der SPD auf die Zukunft an.
Kaum hatten die Bilder das Laufen gelernt, waren im Kino Expeditionen zum Mond zu sehen. Maschinen versprachen ein von Mühsal befreites Leben. Dank Kunstdünger aus den chemischen Laboren gab es überdimensionale Früchte, die die Menschen satt machten. Der größte Fortschritt wurde offensichtlich vom Verkehr erwartet. Die Ausstellung zeigt Ballone, Schwebebahnen, Luftschiffe und Flugapparate neuer Art, die sich im Himmel über den Städten tummeln, aber auch Visionen von venezianischen Gondeln, Zügen, die durch die Luft reisen, und Autos, die senkrecht die Häuserfassaden hinauffahren. Der Mensch als Diener für andere Menschen scheint ausgedient zu haben. Restaurants werden vollautomatisch betrieben, selbst ein komplett personalloses Hotel, wie es erst in diesen Tagen mit den französischen Hotel-Typ „F1“ fast Wirklichkeit werden sollte, existierte schon in der Vorstellung eines Künstlers. Eine im Keller untergebrachte zentrale Dampfmaschine betreibt die gesamte Hausmechanik, darunter einen über sieben Etagen gehenden Paternoster, der die Gäste bis zur Dachterrasse bringt, wo sie den erwähnten Flugbetrieb beobachten können. Die Maschine treibt Schuhputzmaschinen an, in der Küche eine Seilbahn, aus deren Gondeln die Zutaten für die Speisen in die Kochtöpfe fallen, Handtuchhalter, die den Rücken trocknen, wippende Schaukelstühle schließlich ein Transportband, das die Schuhe in eine zentrale Putzanlage befördert.
Für Kurator Nils Martin Müller ist es die erste eigenständige Ausstellung im Bröhan-Museum.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Kreatives Schaffen, Begegnungen und Genuß
Am Donnerstag, 18. Juli, lädt das Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1 zum diesjährigen Sommerfest ein. Gefeiert wird wieder gemeinsam mit dem benachbarten Rathgen-Forschungslabor und dem Museum Berggruen. Das Fest findet bei freiem Eintritt von 17.30 Uhr bis 22 Uhr statt.
Im Bröhan-Museum wird die Ausstellung „Reaching Out for the Future. Zukunftsphantasien um 1900“ eröffnet. Fasziniert von der industriellen Revolution und angeregt von der anscheinend unbegrenzten menschlichen Schöpferkraft, wie sie sich begeisternd in der utopischen Literatur niederschlug, schufen damals Zeichner und Karikaturisten phantastische Zukunftsbilder. Heutigen Visionen entsprechend können die Besucher im mobilen Zukunftslabor Jutebeutel bedrucken und ihre Ideen zu Papier bringen. Außerdem gibt es Führungen durch die Sonderausstellung „Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“ sowie durch die neu gestaltete Dauerausstellung „Jugendstil – Art Deco – Funktionalismus“. Die Sonderausstellung wurde inzwischen um Franz Skarbinas Pastell „De quoi ércrire“ bereichert. Das Bild wurde von einem Kunstliebhaber wenige Stunden vor der Ausstellungseröffnung im Auktionshaus Villa Grisebach ersteigert und sofort dem Bröhan-Museum für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Hat Dank eines großzügigen Sammlers noch Eingang in die Ausstellung
„Skandal! Mythos! Moderne!“ gefunden: Franz Skarbinas „De quoi ecrire“.
Repro: Bröhan-Museum
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Helmut Newton Stiftung erinnert an einen legendären Bildband
Die jüngste Ausstellung der Helmut Newton Stiftung ist eine Wiederbegegnung, zugleich über bislang Gezeigtes hinausgehend, was sie auch für Kenner besuchenswert macht. Sie widmet sich der 20. Wiederkehr der Veröffentlichung des monumentalen Kunstbuchs „Helmut Newton’s SUMO“.
Das Buch ist eine in Buchform präsentierte Sammlung von 464 Postern im Format von 70 mal 50 Zentimetern. Damit überschreitet es die Grenze des handhabbaren, denn es in die Hand nehmen und durchblättern könnten nur Riesen. Um das 30 Kilogramm schwere Buch betrachten zu können, wurde dafür von Philippe Starck eigens ein Sumo-Tisch entworfen. Das Buch wurde in einer Auflage von 10 000 Exemplaren gedruckt, die alle von Helmut Newton signiert wurden. Ein auf der Frankfurter Buchmesse präsentiertes Exemplar wurde von zahlreichen der darin abgebildeten Prominenten signiert. Dieses Exemplar wurde für 620 000 Mark versteigert und gilt damit als das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts.
Hinter diesem Sensationsgeheisch steht ein epochaler Umbruch: Der Einzug der digitalen Technik in Druck und Fotografie. An deren Ende war all das über Jahrhunderte gesammelte Wissen über Film-, Papier- und Filterqualitäten, über Drucktechniken und Satzgestaltung überflüssig. Aber bevor es soweit war, konnte mit Büchern wie „SUMO“ die gesamte Leistungsfähigkeit der analogen Technik gezeigt werden, an deren Qualität die digitale Technik damals noch nicht herankam. Heute ist absehbar, daß über kurz oder lang selbst mit Handykameras diese Qualität erreicht werden wird.
Der Verleger Benedikt Taschen (Mitte) im Gespräch mit dem Fotografen
Just Loomis
und dem Direktor der Helmut Newton Stiftung Matthias Harder.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Die Vereinigung der XI rüttelte auf
Gemeinhin gilt in der deutschen Kunstgeschichte die Berliner Sezession als Startpunkt für die Moderne.
Ausgangspunkt waren Anfeindungen gegen Edvard Munch, der vom Verein der Berliner Künstler zu einer Einzelausstellung eingeladen war, die aber auf Betreiben des Direktors der Berliner Kunstakademie nach wenigen Tagen unter wüsten Beschimpfungen von engstirnigen Eiferern wieder abgebaut werden mußte. Vor diesem Hintergrund schlossen sich im Februar 1892 einige Künstler zu einer „freien Vereinigung zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“ zusammen und organisierten an der „Großen Berliner Kunstausstellung“ vorbei ihre erste eigene Kunstausstellung, die am 3. April 1892 eröffnet wurde. Beteiligt waren elf Künstler, von denen Max Liebermann der bekannteste war. Spiritus Rector war jedoch der damals in Berlin noch völlig unbekannte Walter Leistikow. Als Ausstellungsort fanden die Elf eine private Galerie am Standort des heutigen Adlon, die Galerie Schulte im Palais Redern. Das war der modernste Ausstellungsraum in Berlin, der als einziger sogar über elektrisches Licht verfügte.
Die Kuratorinnen Dr. Sabine Meister und Dr. Anna Grosskopf
in dem Walter Leistikow gewidmeten Ausstellungsraum.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Neues Programm im Europacenter
Nach der Premiere des neuen Programms „Stachelschweinerei. Humor ist, wenn es trotzdem kracht“ bei den Stachelschweinen im Europacenter gab es sogar Bravorufe. Doch die verhallten einsam, eher grenzte der Schlußapplaus mit nur einem Vorhang nahezu ans Peinliche.
Das liegt gewiß nicht an den drei Protagonisten, von denen Melanie Koschorz und Sebastian Fischer neu auf der Bühne im Europacenter sind und Henning Mayer schon in den Programmen von Michael Frowin hier zu sehen war. Letzterer sollte seit Juni vergangenen Jahres frischen Wind über die ehrwürdige Bühne wehen lassen, wovon dank seines Programms „Menschen. Ämter. Katastrophen“ allerdings nur ein Hauch übriggeblieben ist. Ansonsten scheint der kurzzeitige künstlerische Leiter und als Hoffnungsträger des Traditionshauses gefeierte Kabarettist aus den Annalen der Stachelschweine getilgt zu sein. Weder bei den Stachelschweinen, noch in Wikipedia und auch nicht auf seiner eigenen Internetseite findet sich ein Hinweis auf das Wirken Frowins in diesem Ensemble.
Es hat den Anschein, als wäre der verdienstvolle Klaus-Peter Grap schnell in die Bresche gesprungen, so wirkt das das Programm wie mit der heißen Nadel gestrickt. Bis kurz vor der Pause werden, ohne in die Tiefe zu gehen, Pointen zu den allseits strapazierten Themen von den Mieten über die AfD bis zum BER abgeliefert. Erst unmittelbar vor der Pause nimmt das Programm mit einer Marionettentheaternummer, in der Merkel, Putin, Erdoan und Macron im Kinderwagen die Protagonisten sind, Fahrt auf. Das ist originell, hat Witz und begeistert zurecht. Nach der Pause sehen die Zuschauer wieder klassisches Kabarett mit Spielszenen, wovon die Bewerbungsszene bei der Polizei recht lustig ist.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Ingelore Willing stellt bei Carlos Hulsch aus
„Dem Staunen gewidmet“, so hieß das Motto der Neueröffnung des Revuetheaters „Wintergarten“ in der Potsdamer Straße. Mehr noch als auf dieses berühmte Theater scheint dieses Motto auf die Fotografien von Ingelore Willing zuzutreffen, die sie in ihrer ersten Ausstellung bei Carlos Hulsch im Foyer des Abba Hotels in der Lietzenburger Straße 89 der Öffentlichkeit vorstellt.
Selbst Kunstkenner wie der gestandene Galerist Carlos Hulsch hielten diese Arbeiten zunächst für Aquarelle, obwohl es Fotografien sind. Im Untertitel der Ausstellung „Ab-Art“ heißt der Begriff für diese erstmals gezeigten Arbeiten „fotobasierte Aquarelle“. Dies ist um so verblüffender, da die Künstlerin steif und fest behauptet, die Bilder nicht markant mit computergestützten Bildbearbeitungsprogrammen manipuliert zu haben.
Ingelore Willing.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Heimatkomödie im Schillertheater
So wollen viele Ossis den Beginn der neuen Zeit erlebt haben: Die fesche
Reiterin
(Katrin Hauptmann), der Großinvestor (Jan Kersjes) und
Ökofreak (Julian Mehne)
streiten um die Zukunft des Dorfes, während der
Ossibürgermeister
(Matthias Zahlbaum) deppert im Abseits stehend das
Geschehen verfolgt.
Foto: Wecker
Wer mal über Land ins Brandenburgische gefahren ist, kann all die Typen treffen, die seit Sonntag, 28. April, die Bühne des Schillertheaters bevölkern:
Den mürrischen Schlosser in einer heruntergewirtschafteten Werkstatt, den früheren Großbauern, der in der LPG den Sozialismus überwintert hat, um nun an smarten Finanzhaien zu scheitern, den überforderten neuen Bürgermeister, den aus tiefstem Wessiland angereisten Großinverstor, der den Bauern das Blaue vom Himmel verspricht, die fesche Reiterin mit Geschäftssinn, die clever Hobby und Landspekulation zu verbinden weiß, der ambitionierte Umweltschützer, der jede Veränderung blockiert, um seine Vorstellungen einer heilen Naturwelt in der schon unter Friedrich II. umgekrempelten Landschaft der Mark zu verwirklichen oder den früheren LPG-Brigadier, der die einstige Bodenreform mit wehenden roten Fahnen verteidigen will. Die aus dem Westen Zugewanderten und Einheimischen treffen 20 Jahre nach der Wende, genau am 24. Juli 2010, aufeinander, um ihr Glück bei einer Bodenspekulation für einen Windpark zu machen. Da werden alle hehren Werte vergessen und mit brutalen Mitteln um den persönlichen Erfolg gekämpft. Einzig der frühere Großbauer, dem die alte Dorfgemeinschaft alles Übel zuschreibt, gewinnt eine gewisse moralische Überlegenheit. Spätestens da gleitet das vom Roman „Unterleuten“ der mehrfach preisgekrönten Autorin Juli Zeh adaptierte Stück ins Klischeehafte, was im Osten nicht gut ankam. Das Stück wurde bereits in Potsdam und Weimar gezeigt. Das mag an überlebten Dummheiten liegen, die kolportiert werden, so von der Stasi, die bereits im Kindergarten die Gespräche überwacht und Eifersuchtsfälle geklärt hatte. Die Wessis sind im Charakter schmierig, die Ossis im Äußeren, so daß wie im Krieg die Fronten sofort unterscheidbar sind. Die verwickelten Handlungsstränge führen letztlich tatsächlich zum Krieg mit Mord und Totschlag, Flammenwerfern und brennenden Autoreifen. Der Streit geht um die wirtschaftliche Zukunft zwischen Ökoland, Windpark und Tourismus.
In der Glanzrolle des alteingesessenen Ehepaares Gombroski
sind Ilona Schulz und Dirk Schoedon zu sehen.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
26. April 2019 - 23:28Isang Yun
Isang Yun (1917-1995) ist heutzutage ein weniger bekannter Komponist. Das war Ende der 1960er Jahre anders, als er durch seine Entführung ins allgemeine Bewußtsein der Deutschen getreten war. In den 1980er Jahren dann „schien er ins Repertoire der Abonnementskonzerte einzugehen. Zusammen mit Pierre Boulez und vielen anderen gehörte er zur Avantgarde, war aber eher randständig‟, stellt Walter-Wolfgang Sparrer fest – Leiter der Isang Yun Gesellschaft*, die 1996 gegründet wurde, um die Erinnerung an Isang Yun wachzuhalten und die Aufführung seiner Werke zu fördern.
Isang Yun 1988 (Foto: Elke Nord)
Stationen seines Lebens
Isang Yun wurde 1917 nahe der Hafenstadt Tongyeong geboren. Zu dieser Zeit war Korea eine Einheit, wenn auch seit 1905 als japanische Kolonie.** Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von USA und Sowjetunion geteilt, und Tongyeong lag nun in Südkorea. Diese wechselnden politischen Konstellationen haben in Isang Yuns Leben mehrfach eine Rolle gespielt. „1943 verhaftete und folterte ihn die japanische Polizei, weil er entgegen dem Verbot, die koreanische Sprache zu benutzen, koreanische Lieder geschrieben hatte.‟ Im Juni 1967 kidnappte ihn der südkoreanische Geheimdienst an seinem Westberliner Wohnsitz, folterte und entführte ihn, zusammen mit 16 Landsleuten, nach Seoul, wo er vor Gericht gestellt wurde. „Man warf ihm vor, er sei ein nordkoreanischer Spion, weil er 1962 nach Nordkorea gereist war, um dort einen Bekannten zu treffen. Auch hatte er als Sprecher der Exilkoreaner 1961 gegen die Zerschlagung der Gewerkschaften nach der Machtübernahme von Park Chung-hee protestiert.‟ Unter Anwendung des Gesetzes zur Nationalen Sicherheit und des Antikommunisten-Gesetzes beantragte der Staatsanwalt gegen ihn das Todesurteil; er wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt, die in den folgenden Instanzen schließlich auf zehn Jahre reduziert wurde. Im Februar 1969 entließ man ihn aus der Haft. Weltweite Proteste, darunter von Kollegen wie Igor Strawinsky und György Ligeti und dem Dirigenten Herbert v. Karajan, hatten zur Freilassung beigetragen. „Diese Erfahrungen ließen seine danach entstandenen Stücke tragischer und in der Textauswahl ernsthafter werden.‟ Ein Politikum blieb er gegen seinen Willen auch danach noch. Das zeigte sich ein Jahr vor seinem Tod: „1994 wollte er erstmals wieder nach Südkorea reisen. Aber diese Reise hat sich in letzter Minute aus politischen Gründen zerschlagen.‟
[weiterlesen]
MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Junge Künstler auf dem Meeresgrund
Der Beitrag, den die Deutsche Oper zur musischen Jugendförderung leistet, kann nicht genug gewürdigt werden. Dazu gehört auch die Unterstützung des musikalischen Nachwuchses.
Nach einjähriger Pause wird die Reihe „Neue Szenen“ fortgesetzt. Wie schon in früheren Ausgaben, ist dieser Opernabend nur sehr kurz zu erleben. Vorstellungen gibt es nur noch am 13., 14. und 16. April jeweils um 20 Uhr in der Tischlerei der Deutschen Oper in der Richard-Wagner-Straße Ecke Zillestraße.
Der besondere Reiz dieser Produktionen besteht darin, daß im Auftrag der Deutschen Oper Absolventen von Berliner Kunsthochschulen neue Werke hervorbringen, deren Aufführung zugleich jungen Künstlern Gelegenheit gibt, sich an einem großen Opernhaus zu erproben. Die Kompositionen stammen von bereits „gestandenen“ Künstlern, die für die konkreten Projekte bei einem Wettbewerb ermittelt werden.
Die Sänger Janneke Dupre, Caroline Schnitzer und Hubert Kowalczyk
begeben sich als Forscher zum tiefsten Punkt des Meeres.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Deutsche Oper entdeckt Alexander von Zemlinsky
Am Sonntag, 24. März, 18 Uhr hat an der Deutschen Oper in der Bismarckstraße 35 „Der Zwerg“ von Alexander von Zemlinsky Premiere.
Der österreichische Komponist hatte seine Wirkungsstätten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vornehmlich in Wien, der deutschsprachigen Künstlergemeinde von Prag und gezwungenermaßen im US-amerikanischen Exil. Ab 1927 gab es auch ein sechsjähriges Intermezzo in Berlin. Dort komponierte er unter anderem die Oper „Der Kreidekreis“ nach Klabund, ein Soff, den Bert Brecht später aufnahm, und als Kapellmeister an der Krolloper war er musikalischer Leiter der Berliner Aufführung von Kurt Weills Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ nach dem Libretto von Bert Brecht. „Der Kreidekreis“ war ein Hochzeitsgeschenk an seine Geliebte Louise Sachsel, die er 1930, ein Jahr nachdem seine Frau Ida gestorben war, heiratete. Die große Liebe seines Lebens war jedoch seine junge Kompositionsschülerin Alma Schindler, die wandte sich jedoch einen anderen großen Komponisten, Gustav Mahler, zu. Von Gustav Klimt über die Gebrüder Mann bis zu Igor Strawinsky hat diese ungewöhnliche Frau zahlreiche große Künstler ihres Jahrhunderts inspiriert. Letztlich ist ihr auch die Oper „Der Zwerg“ zu verdanken.
Im Prolog spielen Adelle Eslinger-Runnicles und Evgeny Nikiforov
das LiebespaarAlma Schindler und Alexander von Zemlinsky.
Foto: Wecker
[weiterlesen]
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -