Wir wünschen all unseren Lesern am Klausenerplatz und auch draußen in der weiten Welt mit diesem kleinen Gruß und zwei Bildern aus unserem Kiez ein frohes Weihnachtsfest mit ein paar schönen Tagen.
Das Kiez-Web-Team und alle Autoren vom Kiezer Weblog
Kiez-Web-Team - Blog-News, Gastautoren, ZeitZeichen -
Die Weihnachtszeit ist die Zeit des schlechten Gewissens. Nicht nur hinsichtlich des einmal jährlichen Kirchenbesuchs am Heiligen Abend, sondern auch angesichts der hemmungslosen Schlemmereien über die Feiertage. Was an Gezuckertem, Fettigem, Fleischlichem, Sahnigem und Hochprozentigem dieser Tage sinnlich mundet, setzt sich im Anschluss in Form überschüssiger Pfunde hartnäckig fest, bevorzugt an Taille, Bauch und Hüften. Wenn Hosen und Blusen zwischen den Jahren zu spannen beginnen, werden beherzt die guten Vorsätze für das neue Jahr gefasst. Sie lesen sich immer wieder gleich: nicht mehr rauchen, keinen Alkohol mehr trinken, weniger Fernsehen, stattdessen mehr Bewegung. Für die figurbewusste Dame gibt es seit Ende November eine neue Adresse im Kiez, wo sie ihrem Körper und ihrer Seele Gutes tun kann. In einem geräumigen Ladenlokal an der Wundtstraße, ehedem als Kopierladen genutzt, lädt „Mrs. Sporty“ zum gepflegten sportlichen Training ein.
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Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez -
18. Dezember 2008 - 00:04Herr A.
Herr A. sagt, wenn man ein Portrait zeichnet, soll man sich auf ein besonderes Merkmal konzentrieren. Und man soll einige wichtige Punkte auf dem Blatt festlegen, durch die hinterher die Linie gezogen wird, so daß keine Ausbesserungen nötig sind. Das setzt aber voraus, daß man genau hinschaut, also zu sehen gelernt hat, und daß man einen Blick für die Menschen hat und Sinn für Proportionen.
Genaues Hinsehen, Sinn für Proportionen, Blick für die Menschen: das trifft nicht nur zum Beispiel auf das Selbstportrait zu, das hinter der Eingangstür seines Geschäftsraumes hängt; das gilt auch für seinen Beruf: Herr A. ist Schneider, und das bereits über ein halbes Jahrhundert, davon fast vierzig Jahre in dieser Werkstatt.
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Michael R. - Gastautoren, Menschen im Kiez -
Ihre Texte werden seit Generationen in der Schule gelesen. Ihre berühmten Gedichte „Anrufung des Großen Bären“, „Böhmen liegt am Meer“ oder „Das erstgeborene Land“ bringen auch heute noch die Augen der Leserin zum Leuchten. In den 1950er und 60er Jahren zählt die österreichische Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin Ingeborg Bachmann zu den viel gelesenen und diskutierten Stimmen der Literatur. Sie experimentiert in ihren Gedichten mit der Form – mal wählt sie das strenge Korsett des Sonetts, dann schreibt sie eine vielstrophige Ballade, schließlich verzichtet sie in den Elegien ganz auf Reim und Metrik. Sprache ist ihr der Wahrheit verpflichtet, ebenso wie dem Bemühen, das Subjektive und das Nicht-Sagbare auszudrücken. Ergebnisse dieses Ansatzes sind Poeme voller Rätsel, Brüche und Bilder, in ihrer Wirkung wie Musik. Und immer wieder schimmern Melancholie und Phantasie durch ihre reflexiven Zeilen: „Ich mit der deutschen Sprache // dieser Wolke um mich // die ich halte als Haus // treibe durch alle Sprachen.“ Jedes Jahr Ende Juni finden in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ statt, auf denen ein nach ihr benannter Preis verliehen wird.
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Andrea Bronstering - Gastautoren, Kunst und Kultur -
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Mein Kiez -
Leider ist Rennradfahren sehr wetterabhängig. Während es sich im Sommer wie von selbst fährt, muss, wer im kalten Grau des Winters auf die Strecke will, sich warm anziehen. Neoprengamaschen über den Schuhen, ein mitatmendes Trikot unter dem Windstopper, Ohrenwärmer und wasserdichte Fleecehandschuhe erlauben das unentwegte Fahren, solange der Frost die taufeuchten Straßen Richtung Wannsee und Potsdam noch nicht vereist. Und wenn doch? Wer es sich zeitlich und finanziell erlauben kann, fliegt für ein paar Wochen auf die Kanaren und tourt im betörenden Lichte ewigen Frühlings. Eine klägliche Simulation des Gleitens in salziger Luft bieten der Heimtrainer oder das Spinningrad im Studio. Für alle anderen gibt es hier im Kiez eine wärmende Adresse, zu stillen die Sehnsucht nach täglichen Etappen im kurzen Dress durch Lavendelwiesen und Thymianduft auf beschatteten Alleen der Provence. Im Fahrradladen „Campandi“ in der Knobelsdorffstraße 47 lässt es sich mit dem Inhaber Andreas Heinze trefflich fachsimpeln über Tour de France und Giro d’Italia, Tempotraining und Bergzeitfahren in den Dolomiten.
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Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez -
09. Dezember 2008 - 00:12Ritter Rudi
Ein etwas dösiger Ritter, ein praktisch denkender Esel und eine hasenfüßige Rüstung - was braucht es mehr, um "neue Länder zu erobern, Königsheere zu besiegen, gegen Drachen zu kämpfen und die Gunst eines Burgfräuleins zu gewinnen", damit endlich Schluß ist mit langweiligen Sonntagen auf der abgelegenen Burg. Da trifft es sich gut, daß der kindische Drachen am liebsten Blumen frißt, die er sich zu Rudis Glück von einem edlen Burgfräulein pflücken läßt, das seinerseits nicht wieder in seine langweilige Elternburg zurück möchte.
Die Geschichte ist flott erzählt in einem angemessen unernsten Ton - und hat eine Besonderheit: Textstücke in unterschiedlicher Schriftgröße und Länge wechseln sich ab, so daß einmal der Erwachsene, dann das Kind vorliest: ein gemeinsames Erlebnis für beide.
Fazit: So richtig langweilige Sonntage können sehr aufregend werden, wenn man auf einen Esel hört.
Patricia Schröder, Eine Burg für Ritter Rudi, 80 Seiten, 7,95 Eu, ab 7 Jahren (aus der Reihe: Erst ich ein Stück, dann du)
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Michael R. - Gastautoren, Kinder und Jugendliche -
Am 30. November hat das neue Kirchenjahr begonnen. Die Christenheit stimmt sich im Advent auf Weihnachten ein. Die dunkle Jahreszeit lädt dazu ein, den Blick nach innen zu richten und sich des eigenen Daseins zu vergewissern. Dazu passend, liegt seit kurzem ein seltsam hybrides Buch in den Buchhandlungen, Arnold Stadlers „Salvatore“, erschienen im S. Fischer Verlag. Es beginnt romanhaft mit der Geschichte des Protagonisten, eines „promovierten Träumers“. Dieser Mann in seinen 50ern schaut sich an Christi Himmelfahrt den Film „Das 1. Evangelium – Matthäus“ von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahre 1964 an. Mit einem unbändigen Dazugehörigkeitsverlangen verlässt er die Vorführung; das Buch wandelt sich unter der Hand zur Filmanalyse und weiter zur Interpretation des berühmten Gemäldes „Die Berufung des Evangelisten Matthäus“ von Caravaggio.
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Andrea Bronstering - Gastautoren, Gesellschaft, Philosophisches -
Umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben. Dieser Spruch, dem viel sagenden Volksmund zugeschrieben, bringt eine weit verbreitete Ansicht über den Preis, den jedes Gut hat, zum Ausdruck. Es will einfach nicht in eine vom Markt dominierte Gesellschaft passen, dass man für ein Produkt überhaupt nichts zahlen muss. Zahllose Ramschläden in den Ladenpassagen nennen für ihre Artikel die Schmerzgrenze von zumindest einem Euro. Und doch gibt es hier im Kiez seit Kurzem eine Adresse, die ihre Ware gratis anbietet. Seit dem 15. Oktober logiert die „Bücherbörse“ in der Knobelsdorffstr. 33. Hier werden Bücher, Tonträger und Videos kostenlos an Bedürftige abgegeben. Das sind im Selbstverständnis des Ladens Menschen mit einem monatlichen Budget von unter € 900,-.
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Andrea Bronstering - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Seit gut zwei Jahren brauchen also kleine Jungen von vier bis sieben nicht mehr hinter den kleinen Mädchen zurückzustehen, für die es schon längere Jahre Prinzessin Lillifee gibt: Ganze 46 Seiten in Rosa auf Blausa umfaßt das Angebot an "non-books" im neuesten Gesamtprogramm von "Die Spiegelburg", um (wie) Prinzessin Lillifee zu sein.
Für die Jungs gibt es erst 30 Seiten Merchandiseprodukte, aber auch sie können damit durchaus ein Rundum-Käpt'n-Sharky-Piratenleben führen: Sie wachen morgens im Käpt'n-Sharky-Pyjama im Käpt'n-Sharky-Bettzeug auf, ziehen den Käpt'n-Sharky-Bademantel an, waschen und trocknen sich im Badezimmer mit Käpt'n Sharky ab, kleiden sich mit Käpt'n Sharky, essen von Käpt'n Sharky, stopfen ihre Schul- und Sportsachen in Käpt'n Sharky, schreiben, lutschen, stempeln, spielen, dekorieren, kochen, verzieren, puzzeln, sparen, feiern mit Käpt'n Sharky - und wenn sie beim Pokern (Käpt'n Sharky!) im Streit mit anderen Piraten oder aus sonstigen Gründen einen Zahn verlieren, legen sie ihn natürlich in die Käpt'n-Sharky-Milchzahndose. (Übrigens werden endlich auch die Mädchen an das wilde Piratenleben à la Coppenrath/Spiegelburg herangeführt mit dem Buch Piratin Paula.)
Das Geschäft mit den Merchandiseprodukten boomt laut Auskunft einer großen Buchhandlungskette so gut, daß die Bücher dagegen kaum noch ins Gewicht fallen.
Aber trotzdem: Wie gelang es, diesen Boom auszulösen und eine "Marke" Käpt'n Sharky zu etablieren?
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Michael R. - Gastautoren, Kinder und Jugendliche -
Philip K. Dick
Man braucht von ihm nichts gelesen zu haben, um ihn trotzdem ein bißchen zu kennen, sofern man z.B. Total Recall oder Minority Report im Kino gesehen hat, da beide Filme auf Geschichten von ihm basieren. Wenn aber Stanislaw Lem recht hat, als er Philip K. Dick (1928-1982) als einen "Visionär unter Scharlatanen" (1975) bezeichnete, dann scheint es die Sache wert, doch die einen oder anderen seiner etwa 120 Kurzgeschichten und mehr als 30 Romane, die fast alle im SF-Milieu spielen, zu lesen, um den wirklichen Philip K. Dick kennenzulernen.
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Michael R. - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Warum hatte die deutsche (Schröder-Fischer-)Regierung im Dezember 2001 zur weichenstellenden Afghanistankonferenz eingeladen?
Warum hat die deutsche Bundeswehr im Rahmen der Natounternehmung Isaf eine führende Rolle in Afghanistan eingenommen, und zwar die Oberaufsicht über das Regionalkommando Nord, außerdem noch die Polizeiausbildung für ganz Afghanistan?
Warum sind der Merkel-Steinmeier-Regierung 30 tote deutsche Soldaten und Militärausgaben von fast 3 Mrd. Euro nicht zuviel?
Also: Wieso engagieren sich deutsche Regierungen mit SPD-, CDU- und Grüne-Partei-Beteiligung so stark in Afghanistan?
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Michael R. - Gastautoren, Geschichte, Politik -
Wir haben lange überlegt, wie das Kind nun heißen soll. Eine Handvoll engagierter BewohnerInnen des Klausenerplatz-Kiezes hat sich im Herbst 2007 zusammen getan, um ein Kiezcafé aus der Taufe zu heben. Ein einladender Ort der Begegnung sollte es werden, um Leute zu treffen, zu plaudern, sich zu entspannen, zu politisieren und natürlich Kaffee und Tee zu trinken. Ein Ort, der allen Menschen im Kiez offen steht, unabhängig vom Alter, Geschlecht, Beruf, sozialem Status, Budget und ethnischer Herkunft. Der Name des Cafés ist Programm: Freiraum.
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Andrea Bronstering - Freiraum, Gastautoren -
Aufmerksame Leser werden erkannt haben, daß es hier um die beiden Zeiger einer (analogen) Uhr geht – genauer gesagt, um die Frage:
Zu welchem Zeitpunkten (genau) überlappen
sich im Laufe eines Tages die beiden Zeiger
einer Uhr?
MichaelR
Michael R. - Gastautoren, Technik, Wissenschaft -