25. Juni 2014 - 23:13Wutachten
Viel Unverständnis über die neueste vom Bezirksamt beauftragte Expertise zur Kleingartenkolonie Oeynhausen
Die Kleingartenkolonie Oeynhausen und die Gutachten – eine unendliche Geschichte. Jetzt war wohl mal wieder eine Expertise fällig, aber das Ergebnis braucht scheinbar niemand…
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf beauftragte Professor Dr. Klaus Finkelnburg zu der Frage, „ob und ggf. in welcher Höhe das Land Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, bei Festsetzung des Bebauungsplanentwurfes IX-205a Entschädigung an die Eigentümer der Grundstücke der Kleingartenkolonie Oeynhausen zu zahlen hat.“
Eine wichtige Frage, über die ja seit Jahren heftigst gestritten wird. Das Verblüffende: Prof. Finkelnburg lieferte zwar ein Rechtsgutachten, in dem er diese Frage aber nicht beantwortet. Stattdessen verweist der renommierte Experte auf 14 Seiten im Wesentlichen darauf, dass über die Höhe der zu zahlenden Entschädigung letztlich nur ein Gericht entscheiden könne. Aha! Das wusste jeder Kleingärtner schon vorher, Stadtrat Marc Schulte nicht?
Und für diese Erkenntnis musste ein Fachmann auf Steuerzahlerkosten bemüht werden? Für vermutlich nicht gerade ein Trinkgeld. Finkelnburgs letztes Gutachten zur causa Oeynhausen im Juli 2011 soll, nach Angaben aus der Verwaltung, etwa 17.800 Euro gekostet haben.
Aber es kommt noch trauriger. Drei Tage, nachdem ihm das neueste Gutachten zugegangen war, mochte Stadtrat Schulte daraus in der BVV am 19. Juni nicht zitieren. Ganz im Gegenteil, er widersprach sogar seinem selbst beauftragten Rechtsprofessor, ohne das allerdings anzugeben: Während der schriftlich ausführt, der Bezirk könne zur Sicherung des künftigen Bebauungsplanes eine Veränderungssperre beschließen, um den Eigentümer zu hindern, Baumaßnahmen vorzunehmen, weist Schulte diese Idee energisch zurück: Er hält eine Veränderungssperre zum jetzigen Zeitpunkt für willkürlich und rechtswidrig.
Wenn also das Gutachten die in Auftrag gegebene Frage gar nicht beantwortet - muss die Expertise überhaupt bezahlt werden? Und von wem? Und wenn Schulte wichtige Passagen, die ihm so zu missfallen scheinen, dass er lieber gar nicht drüber spricht, der Öffentlichkeit vorenthält – macht er es dann nicht zu seinem Privat-Gutachten und sollte es auch aus eigener Tasche bezahlen?
Viel Freude dürfte das Finkelnburg-Papier also wohl nicht auslösen, eigentlich müsste Wutachten drüber stehen.
Holger Jost
Holger J. - Gastautoren, Politik -
Das 52. Deutsch-Französische Volksfest lädt ein
„Ganz Berlin träumt von der Liebe...“, dieser dem großen Welterfolg von Caterina Valente entlehnte Vers gibt dem nunmehr 52. Deutsch-Französischen Volksfest auf dem Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm das Motto.
Wegen der Fußballweltmeisterschaft wurde das größte Berliner Volksfest aus seinem üblichen zeitlichen Rahmen genommen. Gewöhnlich endet es am französischen Nationalfeiertag dem 14. Juli, aber wegen des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft wurde noch eine Woche bis zum 20. Juli drangehängt. Die Spiele können auch alle im Weinzelt des französischen Dorfes verfolgt werden. Dort kann gleich mit Champagner auf den Sieg der Lieblingsmannschaft angestoßen oder der Ärger über die Niederlage mit Pernod weggespült werden. Ist das Dorf auch „nur“ Kulisse und gelangt der warme Hauch des über das Mittelmeer streifenden Monsuns kaum bis nach Berlin, so sind doch die angebotenen kulinarischen Genüsse echt. Sie sind so echt, daß zum Beispiel der Patissier und Chocolatier Christian Jossien seine neue Krokantpraline ausschließlich in Berlin fertigt. Der Mann ist Träger höchster Auszeichnungen als Mitglied der Academie national de Cuisine und der Amicale des Cusiniers du Mont-Blanc. Aus den vielen Attraktionen der Schausteller ragt der höchste mobile Kettenflieger der Welt hervor und auch die Wildwasserbahn „Piratenfluß“ hat es in sich. Mit dem Lösen der Eintrittskarte (2 Euro) nimmt der Besucher zugleich an einem Gewinnspiel teil, dessen Hauptpreise ein Einkaufsgutschein im Wert von 1000 Euro für die Galeries de Lafayette, eine Wochenendreise nach Paris für zwei Personen und eine Kiste Champagner sind. An den Sonnabenden 5. und 19. Juli sowie zum Nationalfeiertag am Sonntag 14. Juli gibt es ein Feuerwerk in den Farben Frankreichs. Jeden Mittwoch kostet die Mitfahrt auf den abenteuerlichen Vergnügungsgeräten der Schausteller nur die Hälfte. Für Kinder, also alle Bürger, die unter 14 Jahre alt sind, ist der Eintritt frei. Kinder, die Geburtstag haben, können gleich noch drei Freunde mitbringen, die alle kostenlos Leckereien in Form der erstmals zu vergebenden „Du und Deine 3 besten Freunde“ Pakete erhalten. Als Schutzengel des Festes fungiert in diesem Jahr Sarah, die „Mademoiselle Deutsch-Französisches Volksfest“. An den Sonntagen 6. und 13. Juli können sich die Besucher jeweils von 15 bis 18 Uhr mit ihr ablichten lassen und das professionell gestaltete und eingefaßte Foto mit nach Hause nehmen.
Frank Wecker
Mademoiselle Sarah und Monsieur Christian Jossien freuen sich auf die Besucher des Volksfestes.
Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Kinder und Jugendliche -
Liebe Leserinnen und Leser,
können Sie sich noch an die Zeiten erinnern, als den einen oder die andere von uns das „Ökokiez“fieber ergriffen hatte? Als eine Konferenz die andere jagte? Als gar die persönliche Anwesenheit von „Ökokiez“bewohnern erwünscht war, um der Umweltstadträtin und einigen anderen für ein „Stimmungsbild“ herzuhalten? Ja? Man muß dafür allerdings schon bis zum 29.2.2012 und noch weiter zurückgehen. Damals, an jenem 29. Februar, fand die denkwürdige vierte und letzte Konferenz statt, auf der immerhin 19 von 70 Anwesenden – also gut ¼ der Teilnehmer bzw. 0,2 % der Bewohner des „Ökokiez“viertels – es für sinnvoll hielten, sich einen Klimaschutzmanager zuzulegen. Seit diesem eher schwachen „Stimmungsbild“ hat man von offizieller Seite nichts mehr gehört, und selbst in diesem Blog war seit Dezember2013 nichts mehr darüber zu lesen. Eine Schande, solch ein Leuchtturmprojekt so lange totzuschweigen, und daher hier wieder einmal ein paar Zeilen.
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Juni 2014
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Die Nassauische Straße in Wilmersdorf entstand in ihrer heutigen Form aufgrund zweier Umstände: Zum einen befand sich hier schon im 18. Jahrhundert ein Weg, der durch ein Sommer Feldt zum nördlich von Willmersdorff gelegenen sumpfigen Hopfen Bruch führte (S. 24 - die Karte von 1772 ist gesüdet). Eine Karte von 1842 zeigt, daß dieser Weg 70 Jahre später bereits durch den Hopfenbruch hindurch bis zum Churfürsten Damm weitergeleitet ist:
Der zweite Umstand, der zum heutigen Aussehen dieser Straße führte, war
die Idee der Villen- oder Landhauskolonie, die der Unternehmer und
private Stadtentwickler Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Licherfelde
(1822-1896) auch (1) auf dem ehemaligen Rittergut Wilmersdorf umsetzen
wollte als Antwort auf die rasche Entwicklung Berlins als Hauptstadt des
neugegründeten Deutschen Reiches und die darauf folgenden steigende
Nachfrage bürgerlicher Kreise nach besseren Wohnbedingungen, als sie die
Stadt bot. Dieses Rittergut bestand aus zwei Teilen, beide östlich vom
Dorf Wilmersdorf gelegen: der nördliche Teil zwischen Lietzenburger und
Güntzelstraße, der südliche zwischen Volkspark und
Walter-Schreiber-Platz.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
10 Jahre Helmut-Newton-Stiftung
Die jüngsten Sonderausstellungen der Helmut-Newton-Stiftung sind ein Déjà-vu. Vor zehn Jahren wurden beide Ausstellungen: „Helmut Newton / Alice Springs: Us and Them“ und „Helmut Newton: Sex and Landscapes“ am gleichen Ort und in gleicher Präsentation schon einmal gezeigt.
Damals war es die Eröffnungsausstellung der Helmut-Newton-Stiftung. Sie konnte der große Fotograf nicht mehr erleben, denn wenige Monate zuvor kam Helmut Newton bei einem Autounfall in Los Angeles ums Leben. Den Sitz der Stiftung in seiner Geburtsstadt Berlin und auch den Gründungsvertrag mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat er noch selbst mit großer Sorgfalt ausgehandelt. In der Bezirksverordnetenversammlung hatte seinerzeit die CDU-Fraktion den Antrag gestellt, den in unmittelbarer Nähe der Stiftung befindlichen Hardenbergplatz in Helmut-Newton-Platz umzubenennen. Das scheiterte schon formell daran, daß Plätze und Straßen erst fünf Jahre nach dem Ableben der zu würdigenden Persönlichkeiten umbenannt werden dürfen. Das gilt auch für die Ernennung von Ehrengräbern, doch für den Ausnahmefotografen wurde am 2. Juni 2004 bei der Beisetzung auf dem Friedhof Stubenrauchstraße eine Ausnahme gemacht.
Helmut Newton sieht den Grunewaldsee I.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Warum verzögert die Gedenktafelkommission demgegenüber langfristig das Gedenken?
Immer mehr Gremien und Organisationen sprechen sich für eine Gedenktafel für den 17jährigen aus, der in den letzten Kriegstagen von der SS ermordet wurde, weil er sich dem Krieg entzog.
Zu ihnen gehört jetzt auch das Kinder- und Jugendparlament Charlottenburg-Wilmersdorf (KJP). Das KJP besteht seit dem Schuljahr 2003/4. Jährlich wählen die Vollversammlungen der Grund-, Ober- und Berufsschulen sowie der Jugendfreizeitheime ihre Abgeordneten, die dort die Interessen junger Menschen im Bezirk vertreten. Ein Teil der Aktivitäten des KJP findet in Arbeitsgruppen statt, z.B. in der AG Gelbe Bänke.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Zu Gast bei Fürst Pückler
„Als mich der liebe Gott preußisch werden ließ, wandte er sein Antlitz von mir“, kommentierte Hermann von Pückler den Übergang seiner Oberlausitzer Standesherrschaft in Preußischen Besitz.
Großmachtambitionen und Kriege zur Bildung eines deutschen Reiches waren so gar nicht sein Geschmack. Eher genoß er wohl die Pücklertorte oder das Pücklereis. Diese Leckereien soll er zwar nicht erfunden haben, aber die Legende wirft doch ein Licht darauf, daß der Fürst sinnlichen Genüssen sehr zugetan war. Das zeigt allein schon der von ihm mit diversen Finessen und Reizen angelegte Park um sein Schloß Branitz, in dem gegenwärtig die Ausstellung „Herrschaftszeiten! Adel in der Niederlausitz“ präsentiert wird.
Der Park von Branitz bietet viele reizvolle Ausblicke.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Neue Dauerausstellung im Bröhan-Museum
Die Grafiken, mit denen der Besucher aus der aktuellen Ausstellung des Bröhan-Museums „Das Ende der Belle Epoque“ entlassen wird, erinnern eher an Francisco de Goyas „Desastres de la Guerra“ denn an Kunstwerke aus der „schönen Epoche“.
Die „schöne Epoche“ wird an der Wende zum 20. Jahrhundert ästhetisch vom Jugendstil begleitet. Es ist eine Kunstrichtung ausschweifender Schwingung, fließender Bewegungen und sinnlicher Körperlichkeit in ausgewogener ästhetischer Anmut. Davon zeigt das Bröhan-Museum nach dem Umbau in einer neuen Ausstellungsarchitektur über 300 Exponate. Es ist die umfangreichste Schau in der Geschichte des Museums. Während diese Ausstellungsstücke den Besucher auf den Flügeln der Phantasie in träumerische Gefilde davontragen, wird er am Ausgang brutal auf den Boden der Realität zurückgeholt: Der Zyklus „Memento“ von Willy Jeackel konfrontiert ihn schonungslos mit der Erbarmungslosigkeit des Krieges: Den blutigen Nahkampf beim Sturmangriff, Massenvergewaltigungen und das Elend des Sterbens auf dem Schlachtfeld. Die Ausstellung stößt den Besucher auf die Scheidelinie zweier Epochen.
Damit reiht Dr. Tobias Hoffmann, seit 2013 Direktor des Bröhan-Museums, diese Ausstellung in die historische Auseinandersetzung um den 100 Jahre zurückliegenden Beginn des I. Weltkrieges ein. Es ist die erste von ihm selbst an seiner neuen Wirkungsstätte kuratierte Ausstellung.
Dr. Tobias Hoffmann führt durch die Ausstellung.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Mai 2014
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Die Gedenktafel für den 17jährigen ermordeten Deserteur war zum letzten Mal am 30. Januar 2014 auf der Tagesordnung der Gedenktafelkommission. Es stellte sich heraus, daß der einstimmige Beschluß vom September 2013, sich erst einmal einen Überblick über alle Gedenktafeln im Bezirk zu verschaffen, von der dazu beauftragten Leiterin des Kunstamtes überhaupt noch nicht in Angriff genommen worden war, weil sie „noch anderes zu tun habe“. Es werde daher „noch länger“ dauern, aber sie habe bereits eine Historikerin, die „von außen“ finanziert werde und sich der Angelegenheit annehme, jedoch „vor dem Sommer“ nicht damit fertig sein könne, weil dies ein „Riesenaufwand“ sei.
Das erstaunt sehr, denn es gibt bereits zwei umfassende Auflistungen aller Gedenktafeln im Bezirk: vom Bezirksamt selbst und von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (mit umfangreichem Material). Und zusätzlich erstaunt der Beschluß, weil dabei eigentlich allen Mitgliedern der Gedenktafelkommission klar war, daß es im ganzen Bezirk keine einzige Gedenktafel gibt, die einen ermordeten Deserteur ehrt – und trotzdem halten alle zäh an dem Beschluß fest, weil man ihn nun doch einmal gefaßt habe. Warum nur diese umfangreiche Verzögerungstaktik? (1)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Nachfrage beim Deutschen Bibliotheksverband
Seit über zwei Jahren (siehe Verzeichnis der Artikel) beschäftigt sich dieser Blog mit der Zukunft der öffentlichen Büchereien im Bezirk. Im Mittelpunkt standen bisher die Schaffung einer zentralen Bezirksbibliothek aufkosten von Stadtteilbibliotheken (Bibliotheksentwicklungsplan) und die innere Aushöhlung der bezirklichen Büchereien. Wir konnten mit dazu beitragen, daß die Schaffung einer Zentralbibliothek verhindert wurde und weiterhin daß die zuständige Stadträtin eine Anweisung erließ, „soweit möglich, sicherzustellen, dass in den bezirklichen Standorten Bezirks- und/oder Kiezliteratur vorhanden ist“ (6. Einwohnerfrage, Antwort zu 2.) – eigentlich doch selbstverständlich?
Der zweite Teil des Interviews mit Diplom-Bibliothekarin Frauke Marth-Thomsen leitete dann über zur Beschäftigung mit dem grundsätzlichen Überlebenskampf der Stadtbüchereien angesichts der Sparmaßnahmen, die der Senat in diesem Bereich anwendet – obwohl die öffentlichen Bibliotheken die am meisten genutzten kulturellen Einrichtungen der Stadt sind. Der heutige Text setzt diese grundsätzliche Diskussion fort. Wir danken Stefan Rogge, dem Geschäftsführenden Vorsitzenden im Landesverband Berlin des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V., für die Überlassung seines Beitrags.
Frage: Der Erwerbsetat aller Bezirksbüchereien
ist von umgerechnet 6,5 Mio € (1993) auf 3,8 Mio. € (2013) reduziert
worden; die Zahl ihrer Angestellten von 1098 Stellen (2001) auf 695
(2013); der Gesamtbestand ihrer Medien von knapp 8 Mio. (1992) auf 4
Mio. (2013); und von den 225 öffentlichen Büchereien im Jahr 1994 sind
gerade noch 84 (davon 12 Nebenstellen) übriggeblieben (2013): Welche
Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie da noch für die
Stadtbibliotheken?
Stefan Rogge: Jede Berlinerin und jeder Berliner lieh 2013 im
Durchschnitt 6 Medien aus den bezirklichen Stadtbibliotheken aus. Die
Stadtbibliotheken in den Bezirken verzeichneten im Jahr 2013 über 7,7
Millionen Besuche. 20,7 Millionen Medienentleihungen wurden registriert.
Die Öffentlichen Stadtbibliotheken sind damit die am stärksten
frequentierten Kultureinrichtungen der Stadt.
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Ein 83jähriger Bewohner eines Altersheims bat darum, seine Geschichte aufzuschreiben. Hier ist sie, und sie zeigt nicht nur, daß man in jedem Alter Eigeninitiative entfalten kann, sondern auch, wie man sich damit das Leben verschönert.
Kürzlich las ich in der Zeitung: Die Menschen hatten schon in der Steinzeit das Bedürfnis, Dinge selbst zu gestalten. Und das stimmt bis heute, denn die Oma bäckt gern selbst einen Kuchen, die Kinder am Strand bauen sich ihre eigene Sandburg, usw. Etwas selbst zu machen, das macht eben einem selbst Freude.
Das brachte mich auf den Gedanken, daß es doch auch hier im Heim viele Menschen gibt, die dieses Bedürfnis haben, selbst zu gestalten – und daß sie dazu auch die Möglichkeit erhalten sollten. Folglich bin ich zusammen mit der Studentin Karin einkaufen gegangen: Pinsel, Tuschkästen, Papier, Klebstoff und vieles mehr. Seitdem treffen wir uns jeden Dienstag um 15 Uhr zur Bastelstunde. Aber vorher gibt es erst einmal Kaffee und Kuchen.
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MichaelR - Gastautoren, Menschen im Kiez -
Matthias Koeppel hatte zum Gespräch eingeladen in die von ihm und seiner Frau Sooki betriebene Galerie SMK, eine Stunde vor der allsamstäglichen Öffnungszeit. Umgeben von einigen meist kleinformatigen Bildern von ihm und seiner Frau ging die Unterhaltung zunächst über die Ursprünge seines Malstils.
Am Anfang stand die 1973 zusammen mit Manfred Bluth, Johannes Grützke und Karl-Heinz Ziegler
gegründete Malergruppe „Schule der Neuen Prächtigkeit“. Sie war
entstanden aus Protest gegen die in der Ausbildung an der HdK der 1950er
und 60er Jahre völlig vorherrschende Ausrichtung auf die abstrakte Malerei.
Auch Matthias Koeppel empfand dies als eine wesentliche Beschränkung.
„Abstrakte Malerei kann keine Inhalte konkreter Art wie Menschen oder
Landschaften transportieren. Aber ich hatte einen Drang nach
Figürlichem. Ein Bild soll eine Geschichte erzählen, eine Botschaft
haben.“
Gegenständlich zu malen aber ist eine zeichentechnische Herausforderung. So machte sich Matthias Koeppel nach Abschluß seiner Ausbildung daran, anhand von Portrait- und Aktstudien jetzt diese Fähigkeiten zu erwerben. „Betrachter meiner Bilder schätzen, daß sie gutes Handwerk geliefert bekommen.“ Dazu gehöre auch ein interessanter Farbklang und eine spannungsreiche Gliederung. Er erinnert an den Ausspruch von Leonardo, daß man die Qualität eines Bildes daran erkenne, wie die dargestellten Figuren sich überschneiden. Als Beispiel weist er auf die rechte untere Ecke von „Noah 2000“, das in der Galerie hängt. „Inhalte lassen sich nicht vermitteln, wenn der gestaltete Hintergrund nicht stimmt.“
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MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Paradies Paris
Am 23. und 24. April weilte Anne Le Strat in Berlin. Ihr wurde kein Roter Teppich ausgerollt und es begrüßte sie auch kein Blitzlichtgewitter, obwohl das, was sie den Berlinern mitzuteilen hatte, sensationeller war als das grimassierte Lächeln der im Glamour gebadeten Hollywoodgrößen. Die Pariser Grünenpolitikerin Anne Le Strat ist Präsidentin der Pariser Wasserbetriebe und bis zu den Kommunalwahlen im März dieses Jahres war sie stellvertretende Bürgermeisterin von Paris.
Vielleicht lag es nur am fehlenden Roten Teppich, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht an ihren Berliner Auftritten teilnahm. Immerhin lud sie die SPD-Fraktion gemeinsam mit dem Wasserrat zu einer Diskussion über die Rekommunalisierung der Pariser Wasserbetriebe in das Rote Rathaus ein. Seitens der SPD nahmen daran der wirtschaftspolitische Sprecher Frank Jahnke sowie der umwelt- und energiepolitische Sprecher der Fraktion Daniel Buchholz in seiner Funktion als Leiter der Arbeitsgruppe „Daseinsvorsorge“ teil. Was die Teilnehmer der Diskussion von Anne Le Strat erfuhren, riss die Wirtschaftsexpertin des Wassertisches Gerlinde Schermer zu dem Ausruf hin „Das sind ja paradiesische Zustände“.
Anne Le Strat ist die Präsidentin der Pariser Wasserbetriebe.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Politik -