Kabarett „Die Stachelschweine“ präsentieren neues Programm
Es muß sich vorab herumgesprochen haben, daß es das neue Programm der Stachelschweine „Globale Betäubung“ in sich hat, denn so viel Prominenz war schon lange nicht mehr zur Premiere im Untergeschoß des Europacenters zu sehen. Trotz des verkaufsoffenen Sonntags waren es die Stachelschweine, die am meisten Leben in das Wahrzeichen der City-West brachten.
Lang anhaltender Beifall, Bravorufe und Szenenapplaus zeigten an, daß der dem Programm vorauseilende Ruf die Erwartungen des Premierenpublikums erfüllte. Von der Flüchtlingsproblematik über TTIP bis zum Grexit wurde in der alptraumhaften Szenerie eines privatisierten Krankenhauses jedes heiße Eisen angepackt und derart geschmiedet, daß aus der Asche des Feuers nur eine triste Zukunft orakelt werden kann. Allein Hoffnung gibt, daß die todkrank ins Krankenhaus eingelieferte Demokratie am Ende der Vorstellung das Gebäude schon wieder auf eigenen Füßen verlassen konnte. „Warum machen wir alle mit?“: Diese von Birgit Edenharter in den Saal geschleuderte Frage, konnte das Publikum auch nur mit Lachen und Beifall beantworten. Es ist schließlich kein Revolutionstheater, was bei den Stachelschweinen zelebriert wird, sondern politisches Kabarett von der besten Art, der Tradition des Ensembles gerecht und auf Augenhöhe mit Produktionen wie „Die Anstalt“ im ZDF. Den größten Szeneapplaus erhielt jener Akt, als die Kabarettisten dem Staat die Rechnung über die Verschleuderung von Milliarden bei den Großprojekten wie BER und Stuttgart 21 präsentierten.
Neun Autoren haben die Pointen geliefert, die von dem vierköpfigen Schauspielerensemble bravourös serviert wurden. Als Primus inter Pares erwies sich wieder einmal Birgit Edenharter, die das Publikum als Pflegeroboter zu Lachsalven hinriß, Alexander Pluquett holte sich mit der Figur eines Europapolitikers der SPD mehrfachen Szenenapplaus, Kirstin Wolf und Holger Güttersberger nutzten jede Chance, und das waren sehr viele, die ihnen die Autoren gaben, um die Stimmung im Saal hochzuhalten. Mit ihrem Stimmen aus dem Off werden diese Akteure von Brigitte Heinrich, Marion Sawtzki und Wolfgang Bahro unterstützt.
Das Programm wird jeweils Dienstag bis Freitag um 20 Uhr und sonnabends um 18 Uhr gezeigt. Karten ab 19 Euro können unter Telefon 261 47 95 und im Internet unter www.diestachelschweine.de vorbestellt werden.
Frank Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Berliner engagieren sich für das friedliche Zusammenleben
Haß auf Menschen, die anders sind, als es den eigenen Traditionen entspricht, führt in heutiger Zeit zu einer neuen Völkerwanderung. Millionen Menschen fliehen aus verwüsteten Landstrichen, wo wieder barbarisch gemordet und gebrandschatzt wird und den Menschen die Lebensgrundlage entzogen ist.
Selbst in den betroffenen Regionen hat die Geschichte bewiesen, daß die Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht nur über Jahrhunderte friedlich zusammenleben, sondern auch familiäre Bande knüpfen und damit eine wahre Völkerfamilie hatten bilden können. Obwohl die kulturellen Unterschiede nicht die tatsächliche Ursache der Konflikte sind, so können doch kulturelle „Brücken der Freundschaft“ helfen, diese mit Haß gefüllten Gräben zu überschreiten und der Verblendung Einhalt zu bieten. Im Großen macht dies Daniel Barenboim mit seinem West-Eastern Divan Orchestra, aber auch viele engagierte Bürger der Stadt vermögen, dazu mit etwas kleineren Initiativen einen Beitrag zu leisten.
So präsentierte Ende Oktober die aus Georgien stammende Berlinerin
Sandra Wereli in Zusammenarbeit mit dem Russischen Haus für Wissenschaft
und Kultur das Galakonzert „Freundschaftsbrücken“, das auf der Bühne
junge Künstler aus Georgien, Deutschland, Polen, der Ukraine und Rußland
vereinte. Das konfliktfreie Zusammenleben ihrer Völker haben viele der
Akteure schon gar nicht mehr erlebt. Umso wichtiger war es den
Veranstaltern, daß die Dramaturgie des Konzertabends
„Freundschaftsbrücken“ zwischen den „Konfliktländern“ schuf und damit
zugleich eine Hilfsaktion für Georgien verbunden wurde. Ekaterina
Inashvili, Inhaberin des Geschäftes „Ekunas Kleiderschrank“ in der
Kantstraße, konnte Pakete mit Spenden für georgische Kinder- und
Seniorenheime sowie für die Opfer der Flutkatastrophe in Tiblissi
überreichen. (Siehe auch: „Eine Boutique der Integration“.)
20 Kisten, über 20 große Einkaufstaschen, 3 Koffer, 5 große Taschen und
mehrere
Einkaufstüten mit Spenden sind bereits in Georgien eingetroffen.
Foto: Sergei Balaganski
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FW - Gastautoren, Gesellschaft -
Am Mittwoch (4.11.) wird es in der Sitzung des Kulturausschusses vor allem um die Zukunft des Schoelerschlößchens in Wilmersdorf gehen. Grundlage der Diskussion ist ein Antrag der SPD-Fraktion (DS 1291/4), in dem das Scheitern des bisherigen Konzepts der CDU-Stadträtin festgestellt und das Bezirksamt aufgefordert wird, einen Plan B vorzulegen.
Eigentlich ist diese Aufforderung nicht mehr nötig, denn hinter den Kulissen haben sich am 9. 10. die Fraktionen und die Stadträtin bereits grundsätzlich geeinigt. Demnach soll Grundbedingung aller Planungen sein, daß das Eigentum am Haus sowie die Trägerschaft auf jeden Fall beim Bezirk bleiben. (Außerdem hatte schon in dem Gespräch der Bürgerinitiative mit der Stadträtin am 26.8. diese darauf bestanden, daß Änderungen an dem in ihrem Auftrag erarbeiteten Raumkonzept nicht infrage kommen.)
Sowohl zu diesem Mittwoch sowie zu den für Anfang nächsten Jahres geplanten „Werkstattgesprächen“ sollen, neben der Bürgerinitiative, einige der bisher schon als Nutzer vorgesehenen Organisationen sowie weitere eingeladen werden, darunter der Heimatverein, die Auen-Gemeinde (anstelle oder zusätzlich zum bisher geplanten Trägers der Sozialstation, dem Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbund?) und die Bürgerinitiative Bundesplatz (sie sucht einen eigenen Versammlungsort).
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Pay Matthis Karstens wird wieder fündig
Gleich zwei Entdeckungen bietet der von Pay Matthis Karstens herausgegebene Band „Der unbekannte Zille“: Zum einen wird die bislang von der Forschung weitgehend ignorierte sozialkritische Komponente in Zilles Schaffen beleuchtet, die wiederum, das ist die zweite Entdeckung, nicht Pay Matthis Karstens herausgearbeitet hat, sondern der völlig in Vergessenheit geratene Schriftsteller Erich Knauf. Der schrieb Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts jenen biografischen Roman „Der unbekannte Zille“, dem nunmehr mit gut 80 Jahren Verspätung Pay Matthis Karstens den Weg in die Öffentlichkeit gebahnt hat.
Der erst 26 Jahre alte Charlottenburger Kunsthistoriker hatte sich jedoch bereits vor dieser Entdeckung in die Annalen der Wissenschaft eingeschrieben. Er arbeitet für die Berlinische Galerie und das Deutsche Historische Museum; er ist Gründer des Jungen Freundeskreises der Liebermann-Villa und ist mit Publikationen sowie Ausstellungen zur deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts hervorgetreten. Er hat sich mit Arbeiten zu den Fotografien und der Rezeptionsgeschichte Heinrich Zilles Verdienste erworben. Wissenschaftliches Neuland betrat er erstmals mit seiner Publikation „Verboten und verfälscht. Heinrich Zille im Nationalsozialismus“. Akribisch hat er als erster herausgearbeitet, wie die Nazis „Pinselheinrich“ für ihre Zwecke zu vereinnahmen suchten, indem sie aus Zille „einen antisemitischen Vorarbeiter des Nationalsozialismus“ machen wollten. Dem Heimatmuseum des Bezirkes war dies vor zwei Jahren die Sonderausstellung „Zensur und Willkür. Das Werk Heinrich Zilles im Nationalsozialismus“ wert.
Heinrich Zille: Alte Frau mit Kiepen – Reisigsammlerin, um 1902,
Bleistift, mit Feder laviert auf Papier,
25 x 17 cm, Inv.-Nr. GR 07/26
HZ, © Stiftung Stadtmuseum Berlin, Reproduktion: Oliver Ziebe, Berlin.
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
„Mietenvolksentscheid – wie weiter?“
Zu diesem Thema hatte die Mieter Werk Stadt Charlottenburg zum 19. Oktober ins Ökumenische Zentrum „Wilma 163“ eingeladen. Auf dem Podium debattierten Rouzbeh Taheri (Mietenvolksentscheid e.V.), Katrin Lompscher (Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen) und Stefan Evers (Sprecher für Stadtentwicklung in der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses).
Die Mietenvolksenscheidinitiative hat die Hürde für die Einleitung eines Volksbegehrens locker genommen: Statt der benötigten 20.000 Unterschriften hat sie in kurzer Zeit mehr als 50.000 gesammelt und der Senatsinnenverwaltung zur Prüfung und Freigabe des Begehrens übergeben.
Seit mehr als einem halben Jahr hat sich die Innenverwaltung nicht gerührt. Sie hat angedeutet, dass sie den Inhalt des Gesetzesentwurfs auf seine Vereinbarkeit mit dem Europäischen Recht prüft, hat aber eine Entscheidung bislang vermieden.
Diese Verzögerung hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung genutzt, einen eigenen Entwurf zum „Berliner Wohnraumversorgungsgesetz“ einzubringen, in welchen Teile des Volksentscheidtextes aufgenommen sind. Dieser Senatsentwurf ist bereits in das Abgeordnetenhaus eingebracht und soll noch im November vom Parlament abgesegnet werden, damit er am 1. Januar 2016 in Kraft treten kann.
Die Initiative konnte etliche miet- und wohnungspolitische Anliegen nicht in ihren Gesetzesentwurf aufnehmen. Anders als ein Parlament, das mehrere Rechts- und Politikfelder in eine Regelung aufnehmen kann („Artikelgesetze“) besteht für Volksentscheide ein „Koppelungsverbot“. Zum Bedauern der Initiative sind diesem Verbot insbesondere
- Vorgaben zur Liegenschaftspolitik des Landes,
- verbesserte Instrumentarien für die Wohnungsaufsicht,
- Vorgaben zu Zweckentfremdung und Leerstand und
- eine Verschärfung der Instandsetzungspflicht
zum Opfer gefallen.
Diese Themen kommen aber als Gegenstände künftiger Volksentscheide in Frage.
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MieterWerkStadt-Charlottenburg - Gastautoren, Politik -
Erster Dreh Eine Information des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit der Stiftung Topographie des Terrors ermöglichte es mir im Januar 2015, einen ersten Bericht über Zwangsarbeiterlager in unserem Bezirk zu schreiben. Das Bezirksamt griff dieses Thema auf und beschloß schon am 18. Februar, die Gedenktafelkommission zu bitten, sich des Themas anzunehmen
„und ggf. einen Vorschlag zu entwickeln, wie an den historischen Orten ein Gedenken ermöglicht werden kann“. (Schreiben Bezirksamt an GTK vom 20. Februar)
Zweiter Dreh Die Gedenktafelkommission (GTK) beschäftigte sich in ihrer letzten nichtöffentlichen Sitzung Anfang Juni damit. Das einzige öffentlich bekannte Ergebnis war eine Anfrage bei mir, ob das Lager in Wilhelmsaue 40 wirklich ein Zwangsarbeiterlager gewesen sei; man habe Zweifel.
Dritter Dreh Ich bejahte in einer Stellungnahme die Frage aus folgenden Gründen (Details zu Anfrage und Stellungnahme hier):
- Es gab dort mindestens seit November 1942 ein Lager des Bezirksamtes Wilmersdorf für Zivilarbeiter.
- Da deren Nationalität im Dokument nicht vermerkt ist, ging ich von der – aus Sicht der Zweifelnden – „günstigsten“ Situation aus und nahm Holländer an, also Mitglieder eines „nordischen Volkes“; jedoch waren selbst sie bereits seit Sommer 1942 nur noch als Zwangsarbeiter im Reich tätig.
- Freie Arztwahl war für kleinere Zwangsarbeiterlager ganz üblich.
Die Stellungnahme lag den einzelnen Mitgliedern der Kommission rechtzeitig umweltschonend-elektronisch vor.
Vierter Dreh Auf der ersten öffentlichen Sitzung der GTK am 24. September wurde das Thema erneut verhandelt. Nutzbare Materialien waren neben meiner Stellungnahme zwei weitere, der Kommission vorgelegte Beiträge, nämlich
- eine von dem renommierten Fachmann für Zwangsarbeit Dr. Cord Pagenstecher für diese Sitzung zusammengestellte Liste von 38 in Wilhelmsaue 40 gemeldeten Männern aus Polen und Jugoslawien (1), also aus Ländern, deren Bürger von Beginn des deutschen Einmarsches an (1939 bzw. 1941) zur Zwangsarbeit ins Reich gebracht wurden (für Polen siehe hier); und
- eine kurze Stellungnahme der Leiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit, Dr. Christine Glauning, vom 11. September, in der es heißt: „Es ist richtig, dass Westeuropäer mehr Freiheiten hatten als Osteuropäer und sich zum Teil auch freiwillig gemeldet hatten. Aber: Die Bedingungen auch für Westeuropäer haben sich mit zunehmendem Kriegsverlauf verschärft… Aus ursprünglich freiwilligen Arbeitsverhältnissen wurden so Zwangsarbeiterverhältnisse.“
In aller Klarheit zeigt das Protokoll die Choreographie der folgenden Diskussion auf: Nachdem ein geneigter Gast die Richtung angegeben hatte, brauchten die drei maßgeblichen Kommissionsmitglieder – die kulturpolitischen Sprecherinnen von SPD, CDU und Grüner Partei – sich dem nur noch anzuschließen: noch nicht überzeugt, vieles noch unklar, mehr recherchieren. Das Protokoll erwähnt nicht die beiden zusätzlichen, zu Protokoll (!) gegebenen Beiträge – irgendwie konsistent, denn auch auf sie ging kein Kommissionsmitglied inhaltlich ein. Es gab keine einzige Nachfrage (und als ich mich tags drauf bei den Mitgliedern nochmals schriftlich erkundigte, ob noch Klärungsbedarf bestünde, erhielt ich keine einzige Antwort).
Zum Schluß wurde auf SPD-Wunsch die Angelegenheit an den Kulturausschuß weitergereicht.
Fünfter Dreh Dem Kulturausschuß (7. Oktober) lag nämlich der SPD-Antrag „An die ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Charlottenburg-Wilmersdorf erinnern“ vom 21. Mai vor (DS 1251/4). Man beschloß, der BVV die Annahme zu empfehlen, indem nunmehr umgekehrt
„das Bezirksamt aufgefordert [wird] darzulegen, wie dieser Zwangsarbeiterlager in unserem Bezirk im Stadtbild (Gedenktafeln, Stelen u. a.) gedacht werden kann“ (zweite von drei Aufforderungen).
Voilà, nachdem dieser Antrag am 15. Oktober von der BVV verabschiedet worden ist, ist die Angelegenheit nach neun Monaten und fünf Drehs und unter Einbeziehung von vier Gremien und drei bis vier Einzelpersonen wieder zurück zum Ausgangspunkt gelangt. Das Karussell hat sich einmal gedreht, der Kreis hat sich geschlossen – und einige Parteipolitiker haben es mit viel Aufwand an Zeit und Menschen geschafft, zwar an keinen einzigen Zwangsarbeiter zu erinnern, aber dafür in einer Fehde untereinander den Spieß umzudrehen. (2)
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Ein Theater, ein Thema, aber zwei ganz unterschiedliche Aufführungen
Mit zwei neuen Produktionen begleiten die Ku‘dammbühnen ihr Publikum in den Herbst. In beiden geht es um die intensivste und schönste Beziehung zwischen Menschen – die Liebe, doch mehr Gemeinsamkeiten haben die beiden Inszenierungen nicht.
Das Theater am Kurfürstendamm zeigt „Die Wunderübung“. Rüdiger Hentzschel inszeniert dieses Stück von Daniel Glattauer, mit dessen „Gut gegen Nordwind“ die Woelfferbühnen bereits zweimal gute Erfahrungen gemacht haben. Damals standen Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen auf der Bühne. Jetzt gelang es erneut, ein hochkarätiges Ensemble mit aus Film- und Fernsehproduktionen bekannten Schauspielern zu bilden. Es spielen Elisabeth Lanz, Götz Otto und Peter Prager. Die Geschichte ist einfach und gewinnt im Laufe der Handlung an Amüsement: Ein Paar, das sich auseinandergelebt hat, sucht Rat bei einem Therapeuten, den Peter Prager spielt. Gleichzeitig geht die Beziehung des Therapeuten in die Brüche, der nun aber Hilfe und Unterstützung bei seinen selbst hilfesuchenden Klienten findet.
Peter Prager, Götz Otto und Elisabeth Lanz in „Die Wunderübung“ in der Komödie am Kurfürstendamm.
Foto: Wecker
Götz Otto und Elisabeth Lanz in „Die Wunderübung“ in der Komödie am Kurfürstendamm.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Montag
„Wosn dea Fahkatenautomat?“ – „Wie wär‘s denn erst mal mit Gutn Tach?“ – „Aschloch!“
Dienstag
Sie stellt ihr Fahrrad einem vorbeigehenden Passanten genau vor die Füße. Der muß abrupt anhalten und sagt: „Oh Scheiße.“ Sie: „Ha ha. genau, Sie sind scheiße, ha ha.“
Mittwoch
„Darf ich?“, fragt die Kassiererin und legt die restlichen Sache in seine Einkaufstasche, während er noch nach dem Geld kramt.
Donnerstag
„Warum fahren Sie denn nicht auf der Straße?“ – „Das Pflaster ist schlecht für die Felgen.“
Freitag
Dunkelheit. Ein Radfahrer kreuzt den Weg eines anderen, unbeleuchtet. Der ruft ihm zu: „Und, ohne Licht?“ Der erste Radfahrer hält an, schaut nach seiner Elektrik und fährt beleuchtet weiter.
Sonnabend
Kurzzug der U-Bahn, übervoll. „Ob Sie nicht Ihren Rucksack besser vom Rücken runter und in die Hand nehmen?“ – „Ich habe doch mein Smartphone schon in der Hand!“
Sonntag
„Sie haben ja den Tampen vorbildlich aufgeschossen!“ Die Fährfrau stutzt, lächelt und erwidert: „Noch einen schönen Tag!“
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, ZeitZeichen -
Was ist denn da los? Am 1. August war der Klimaschutzmanager sein erstes Jahr im Amt – und das war weder dem Bezirksamt noch dem örtlichen Bürgerverein eine einzige Zeile wert? Keine winzige Pressemitteilung und auch kein Sterbenswörtchen im Herbstheft des Vereins? Und dabei können wir – auch wenn wir nur eine Handvoll eingeweihter Bürger sind – uns noch gut an das jahrelange Ringen um den Ökokiez 2020 erinnern. Zum Beispiel an die denkwürdige offizielle „Informationsveranstaltung zum Ökokiez 2020“ am 29.2.2012, als sich von den 9.000 Ökokiezanwohnern 70 versammelt hatten, um dem zukünftigen Ökokiez seine demokratischen Weihen zu verleihen. Über ihn als solchen abstimmen, das ließen das Bezirksamt und der Bürgerverein zwar vernünftigerweise nicht zu, aber wir Bürger wurden doch immerhin gefragt, welche der geplanten 42 klimaschützenden Maßnahmen wir „sinnvoll“ fänden. Und siehe da: 19 der 70 Anwesenden, also satte 27,1%, fanden die allererste Klimaschutzmaßnahme – die natürlich die Schaffung eines Postens, nämlich den des Klimaschutzmanagers, war – sinnvoll.
Später bekam diesen Posten dann doch nicht eine dem Bezirksamt seit Jahren eng verbundene ökokiezbekannte Persönlichkeit, sondern die Stelle mußte zum unverhohlenen Ärger der damaligen grünen Stadträtin auf Anweisung ihres Fördergeldgebers ausgeschrieben werden, um dem Gesetze zu genügen. Könnte das der Grund dafür sein, daß der derart erwählte Klimaschutzmanager jetzt sogar von seinem geistigen Vater (seiner geistigen Mutter?), ebenjenem Bürgerverein, an seinem Ehrentag verleugnet wurde?
Klimaschaufenster: seit Jahresanfang Dauerausstellung
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Botticelli
In Berlin befindet sich die größte Sammlung von Werken des genialen Malers der Renaissance Sandro Botticelli, der mit bürgerlichem Namen Alessandro di Mariano Filipepi hieß; Außerhalb Italiens.
Mit jenem Namen sind die beiden einzigen Werke signiert, die sich dem genialen Künstler der Renaissance eindeutig zuschreiben lassen. Mit dem Spitznamen „Botticelli“, was „Fäßchen“ heißt, hat ihn sein Bruder bedacht. In der Ausstellung sind diese beiden Werke erst nach einem Gang durch 500 Jahre Rezeptionsgeschichte der Werke Botticellis zu entdecken. Ob bewußt oder unbewußt, die Konzeption der jüngsten Ausstellung der Staatlichen Museen „The Botticelli Renaissance“ folgt dem Gedanken des erst kürzlich verstorbenen Kunsthistorikers Peter H. Feist, dessen Blick auf die Geschichte stets von der Gegenwart aus erfolgte. So begegnet der Besucher, noch bevor er die Botticelli-Ausstellung betritt, einer modernen in allen Autoläden zum Kauf angepriesenen Felge für Rennautos mit dem Namen „Oz Racing Botticelli Iii“. Die im Zentrum der Speichen eingesetzte Diamantform greift die Gestaltung einer Brosche auf, die eine der drei Grazien in Botticellis Gemälde „Primavera“ (Frühling) trägt. Es ist eines der beiden Hauptwerke Botticellis. Das andere ist „Die Geburt der Venus“. Beide hängen auch heute in den Uffizien von Florenz und können daher nicht in Berlin gezeigt werden, dafür aber Hunderte Arbeiten anderer berühmter Künstler, die sich von diesen Werken haben inspirieren lassen.
Der Direktor der Gemäldegalerie Bernd Lindemann diskutiert mit den
Kuratoren des Londoner Victoria and Albert Museums, mit denen gemeinsam
diese Ausstellung entwickelt wurde.
Foto: Wecker
Hat der Besucher die Felge und den Einlaß zu den Ausstellungsräumen
passiert, dann strahlt ihm Botticellis 1490 gemalte Venus entgegen. Sie
wird von Mädchenporträts, die wie die Venus dem Meer entsteigen, der
niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra eingerahmt. Von hier aus
wird der Besucher immer weiter zurückgeführt: über Andy Warhol, David
LaChapelle, der 2009 eine schwarze Venus vor seiner Fotokamera mit
Kindersoldaten zu dem Bild „Die Vergewaltigung Afrikas“ inszenierte,
über Arnold Böcklin, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Edgar Degas, der
auch selbst als Besucher der Uffizien gezeichnet zu sehen ist, bis hin
zu zeitgenössischen Venus-Darstellungen, die junge, göttliche
Florentinerinnen des 15. Jahrhunderts lebendig werden lassen.
Gleich beim Betreten nimmt die unvergängliche göttliche Schönheit den
Betrachter gefangen
und begleitet ihn durch die gesamte Ausstellung
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Deutschland verliert einen großen Künstler
In der Nacht zum Sonntag, 20. September, ist der großartige Charlottenburger Künstler Volker Kühn in seinem 81. Lebensjahr für immer von uns gegangen.
Trotz schwerer Krankheit kamen aus seiner Wohnung in der Grolmannstraße bis zuletzt Kassenschlager wie die erfolgreichen Produktionen im Renaissancetheater mit „Marlene“ und „Hello, I’m Johnny Cash“ oder im Theater am Kurfürstendamm „Ich, Gunter Gabriel. Mein Leben mit Musik“. Leider fanden dagegen seine jüngeren CD-Produktionen viel zu wenig Beachtung. Jeweils mit einem großartigen Schauspielerensemble produzierte er eine Hörspielfassung von Gabriele Tergits Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, eine brandaktuelle Geschichte von 1931, oder die CD „Fisch sucht Angel“. Darauf läßt er seine Gefährtin Katharina Lange mit Walter Plathe Tucholskys Ansichten über die Beziehungen von Mann und Frau nachspüren.
Bevor er 1961 mit der Gründung seiner ersten Theatergruppe, der „Jungen Bühne 61“, die Bühne eroberte, war er bereits erfolgreicher Journalist, der den hoffnungsvollen Nachwuchsautor Heinrich Böll förderte und das Feuilleton erfolgreich mit dem politischen Ressort verband. Diese Erfahrung öffnete ihm die Tür in die Unterhaltungsabteilung des Hessischen Rundfunks und war die Basis seines späteren Erfolgs in der Berliner Kabarettszene. In die empfahl ihn einer seiner engsten Freunde, mit dem er unzählige Programme gemacht hatte: Wolfgang Neuss. Der vertraute ihm an: „In Berlin gibt es noch einen Volker, der macht am Ludwigkirchplatz Kabarett“. Es folgte eine enge Zusammenarbeit mit Volker Ludwig am Reichskabarett. Doch zuvor hatte er bei der Hörliteratur eine ganz neue Plattenidee. Er produzierte fünf Folgen der „Politparade“, an der Willy Brandt, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß, Rainer Barzel, Heinrich Lübke und viele andere Politiker nicht immer ganz freiwillig mitwirkten.
Das Publikum wird diesen universellen Künstler missen, die Schauspieler den Umgang mit einem bescheidenen und zurückhaltenden Regisseur, für den immer das künstlerische Anliegen und nicht das Ego im Vordergrund stand und die Theater, für die seine Stücke immer ein Publikumsmagnet waren.
Frank Wecker
Volker Kühn.
Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Menschen im Kiez -
Straßen und Plätze – das sind natürlich auch Tunnel und Verkehrsinseln. Und erst recht die Gebäude beiderseits der Straße. Aber es sind auch die Dinge, die zur Verschönerung dienen, z.B. Skulpturen. Um solche geht es hier, und zwar um die städtische Tierwelt aus Metall oder Stein, eben die „andere Fauna“.
Vor dem Seniorenheim in der Pestalozzistraße 91 steht ein Gepard, 3,20 m lang und über 1 m hoch. Hans Joachim Ihle (1919-1997) schuf ihn 1972 aus Bronze. Es war sein dritter Gepard nach dem vor dem Schwesternwohnheim in der Tempelhofer Götzstraße 20a (1963) und dem im Hotel Grunewald in Nikolassee (1968; seit 2006 verschollen).
Daß Geparde die schnellsten Landtiere sind, weiß jeder, und diese Eigenschaft betont der Bildhauer hier, indem er die langen Läufe, die erst die hohe Geschwindigkeit ermöglichen, noch verlängert hat.
Hans Joachim Ihle studierte bei Richard Scheibe und wurde bekannt durch seine Tierplastiken. 1951 – sogar ein Jahr vor seinem Lehrer – erhielt er den Berliner Kunstpreis in der Sparte Bildende Kunst. Von den 50er bis in die 70er Jahre wohnte er in der Homburger Straße 2, wo keine Gedenktafel an ihn erinnert.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Berliner Theaterclub vergibt Preise
Die neue Theatersaison hat begonnen. Für den Berliner Theaterclub ist dies Anlaß, auf seine Weise Bilanz der vergangenen Spielzeit zu ziehen. Er tut es alljährlich mit der Vergabe des „Goldenen Vorhanges“. Seit 1976 erhalten diese Auszeichnung per Abstimmung die bei den Mitgliedern des Klubs beliebtesten Schauspieler der Saison. Der „Goldene Vorhang“ ist damit der einzige Theaterpreis, der direkt vom Publikum vergeben wird. In diesem Jahr haben die Besucher ihre Wahl von 2013 in der gleichen Konstellation wiederholt: Den „Goldenen Vorhang“ für die beste Schauspielerin erhält Katharine Mehrling und als bester Schauspieler wird Boris Aljinovic ausgezeichnet. Für Katharine Mehrling ist es der vierte „Goldene Vorhang“. Für ihre Popularität in der vergangenen Saison sorgten ihre Rollen an der Komischen Oper in „Arizona Lady“ und im „Ball im Savoy“ sowie am Renaissance-Theater ihr Spiel in „Fast Normal“ und in „Ewig Jung“. Boris Aljinovic, der den „Goldenen Vorhang“ zum zweiten Mal erhält, spielte sich am Renaissance-Theater in den Produktionen „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ und in „Unwiderstehlich“ in die Herzen der Zuschauer.
Der Präsident des Berliner Theaterclubs Otfried Laur, der frühere
Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD), die
Schauspielerinnen Katharine Mehrling und Judy Winter
und Schauspieler
Hans-Jürgen Schatz und Felix Martin bei der Zeremonie im
Renaissance-Theater.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Bröhan-Museum präsentiert „Wandellust“
Erneut greift das Bröhan-Museum mit einer Sonderausstellung über den Jugendstil hinaus und widmet sich Pionieren des zeitgenössischen Designs. Bis zum 25. Oktober zeigt das Museum in der Schloßstraße 1a Ergebnisse des 6. Porzellanworkshops „Kahla-Kreativ“.
Kahla ist eine Thüringer Stadt an der Saale, die außer durch die Leuchtenburg auch für seine Tradition der Porzellanherstellung bekannt ist. Die Stadt verfügt zwar nicht über eine berühmte Manufaktur, aber Porzellan wird hier seit dem 23. Oktober 1844 industriell hergestellt. Es war beliebtes Gebrauchsporzellan, das gut ankam, so daß Kahla bald zu den größten Porzellanherstellern Deutschlands zählte. Immerhin waren die Produkte so schön gestaltet, daß sich Porzellanobjekte aus Kahla in der Sammlung des Bröhan-Museums befinden, die auch im Rahmen der Ausstellung „Wandellust“ gezeigt werden.
Gebrauchsgeschirr aus Kahla ist im Bestand des Bröhan-Museums.
Fotos: Wecker
Von größerem Interesse für die Besucher dürften jedoch die Ergebnisse des Workshops „Kahla-Kreativ“ sein. Veranstalter der Workshops ist die Günter-Raithel-Stiftung. Sie konnte in diesem Jahr aus über 100 Bewerbungen zwölf junge Künstler auswählen, von denen sechs aus dem Ausland angereist sind. Selbst aus China, wo vor rund 1300 Jahren das Porzellan erfunden worden war, ist eine Teilnehmerin angereist. Dieser Teil der Ausstellung zeigt ein breitgefächertes Spektrum an Arbeiten, die überraschende Möglichkeiten des Materials offenbaren. Da gibt es Porzellane, die bei Annäherung leuchten und klingen, Tassen, die bei einem Schubs nicht gleich den Inhalt verlieren, sondern selbst wieder die senkrechte stabile Lage finden, die in Farbe und Material variierenden Gestaltung gebrauchsfähigen Geschirrs und auch rein plastische Arbeiten, bei denen zu Gunsten der Ästhetik das Porzellan seine Gebrauchsfähigkeit als Geschirr verliert.
Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 beziehungsweise ermäßigt 5 Euro.
Frank Wecker
Imke Freiberg aus Fürstenwalde bereitet ihr Objekt aus Porzellankacheln
„Innenraum, gemütlich“ für die Ausstellung vor.
Foto: Wecker
FW - Gastautoren, Kunst und Kultur -
TTIP und CETA untergraben die Demokratie
Über 30 Verbände und Organisationen rufen für den 10. Oktober zu einer Großdemonstration gegen die Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA auf. Die Demonstration beginnt um 12 Uhr am Hauptbahnhof.
Befürworter der Abkommen sind vor allem die Wirtschaft, Verbände der Großindustrie und Funktionäre der Regierungsparteien, die erst nach starkem öffentlichen Druck Einblick in die zunächst unter strikter Geheimhaltung geführten Verhandlungen geben. Ihnen steht ein breites Bündnis von Gewerkschaften, Oppositionsparteien, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen gegenüber, die aus ganz unterschiedlichen Interessen die Abkommen ablehnen. Sie fürchten vor allem, daß damit über Jahrzehnte erkämpfte Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards ausgehebelt werden können. Die Befürworter versuchen, die Bürger mit den Versprechen neuer Arbeitsplätze und eines allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwunges zu gewinnen. Der Internetauftritt des Bundeswirtschaftsministeriums führt den Besucher über einen ganzen Teppich solcher Argumente zu Informationen über die Abkommen. Die Erfahrung lehrt jedoch die Bürger, daß durch wirtschaftlichen Aufschwung noch nie Arbeitsplätze entstanden sind. Freizügiger Handel und technischer Fortschritt erhöhen gerade dadurch den Profit der Konzerne, daß sie den größten Kostenfaktor, den Lohn, durch einfließende Billigarbeitskräfte und Maschineneinsatz verringern. Arbeitsplätze entstehen durch die Abkommen für Advokaten, denn das Neue an den Abkommen ist eine erweiterte Schiedsgerichtsbarkeit, die ein großer Tummelplatz für Paragraphenreiter zu werden verspricht. Der Sinn der neuen Verträge ist, daß die internationalen Großkonzerne sich anschicken, mittels einer Paralleljustiz von Schiedsgerichten an der staatlichen Gerichtsbarkeit vorbei demokratische Entscheidungen der Bürger und Parlamente durch Erpressung mit hohen Verfahrenskosten und horrenden Schadenersatzforderungen zu unterlaufen. Oftmals reicht allein schon die Androhung solcher Verfahren, um die Gemeinden zum Nachgeben zu veranlassen.
Das bekommen gerade die im Tal von Rosia Montana lebenden Rumänen zu
spüren. Dort befinden sich die größten Gold- und Silbervorkommen
Europas. Die Schürfrechte hat das kanadische Unternehmen „Gabriel
Resources“. Das arbeitet mit dem Gift Zyanid, wodurch auf einer Fläche
von 2388 Hektar Boden und Wasser verseucht werden. Daraufhin hat das
Parlament im November vergangenen Jahres dem Unternehmen die Lizenz
entzogen. Am 21. Juli hat der Konzern bei der Weltbank ein
Schiedsgerichtsverfahren gegen Rumänien beantragt. Für den Konzern
arbeitet die Kanzlei White & Case, die 2014 39 solcher Klagen vor
dem Gremium vertreten hat und dabei gegen Venezuela eine der bisher
höchsten Entschädigungssummen überhaupt erstritten hatte. Gegen Rumänien
war bisher ein Schadensersatz in Höhe von vier Milliarden Dollar im
Gespräch. Berater hatten der rumänischen Regierung von diesem von
zahlreichen Organisationen geforderten Schritt abgeraten. Neuseeland ist
da vorsichtiger. Es wollte aufdringliche Reklame auf den
Zigarettenpackungen verbieten. Doch nun wird erstmal abgewartet. Solch
einen Vorstoß hatten zuvor schon Australien und Uruguay unternommen und
damit den Tabakkonzern Philipp Morris verärgert, der nunmehr beide
Regierungen vor Schiedsgerichten in New York verklagt. Die Neuseeländer
warten jetzt diese Schiedssprüche ab, um zu sehen, wie die Gerichte
Philipp Morris vor den Ansprüchen der Regierungen auf Gesundheit ihrer
Bürger schützen. In Europa muß Philip Morris noch vor dem Europäischen
Gerichtshof antreten, um gegen die Tabakrichtlinie der EU vorzugehen. Im
Kleinen und auch noch vor einem ordentlichen Gericht erfahren gerade
die Kleingärtner der Kolonie Oeynhausen, wie die Erpressung der Kommunen
funktioniert.
Wirtschaftsminister Siegmar Gabriel will die Schiedsgerichtsklauseln bei
TTIP
neu aushandeln lassen, gleiche Regelungen bei CETA aber bestehen
lassen.
Foto: Wecker
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FW - Gastautoren, Politik -