In der Frühlingsausgabe des Kiezblattes verkündete ein unbekannter-bekannter Autor "kb" (Kiezbündnis?): Überraschung zu Weihnachten - Gaslaternen nun doch umrüstbar.
Kennt der Bürger die Nähe des Bündnisses zur SPD, wundert diese Aussage nicht. Nur stimmt sie leider so gar nicht. Warum werden seit Wochen im Gesamtcharlottenburger Bereich fleißig Reihenleuchten abgerissen und die formschönen Gasleuchtenköpfe durch häßliche Stromlampen des Types Jessica (Neonleuchte aus den Fünfzigern) ersetzt?
Vom LED-Typ weit und breit nichts zu sehen. Auf einer Mustervorstellung versuchte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) die Gaslichtfreunde vor Ort mit der Präsentation einer LED-Lampe zu täuschen. Selbst der Ersatz des Mastes fiele in der Zukunft fort. Schön und gut: Sicherlich nicht gelogen, nur nicht bezahlbar. 200 Millionen sind für die Gesamtumstellung vorgesehen - aber nicht auf der Basis von LED-Lampen.
Kennen wir die Explosion der Kosten auf mancher Großbaustelle, ahnen wir die Preisentwicklung, die uns LED bringen würde. Und was mit dem "vergleichsweise warmen Licht" ist, kann man in der Wilmersdorfer Straße beobachten, wo zwei Kandelaber (Gas der eine, Strom der andere) bereits vergleichbar nebeneinander stehen. Mehr als Legoland und Gefühlsmanipulation kann ich nicht erkennen.
Aus den Kiez-Zeilen kann der kritische Leser leicht die "Hoffnung" der Sozialdemokraten vor Ort erkennen, der Kelch möge trotzdem an ihnen vorübergehen ("in unserem Wohngebiet keine Umstellung vorzunehmen").
Übrigens: "mit den bereits beschriebenen negativen ökologischen Folgen" - "trotz dessen negativer CO2-Bilanz" werden Dinge dramatisiert, die sich letztendlich nur im Null-Komma-Bereich bewegen und nichts und in wirklich gar nichts mit den wahren Dreckschleudern aus dem Verkehrsbereich in Konkurrenz stehen.
Joachim Neu - Gastautoren, Politik -
Radfahren macht schön, Rennradfahren erst recht. Beim Kurbeln auf den schlanken Rahmen schmelzen die Winterpfunde in der Sommersonne wie von selbst, Orangenhaut wird vorgebeugt und die Schenkel werden sehnig modelliert, besser als durch jede Frühlingsdiät. Hier im Kiez gab es mit „Campandi“ jahrelang eine erste Adresse für die LiebhaberInnen edler italienischer und französischer Räder; leider wurde der Rennradenthusiast Andreas Heinze aus seinem Ladenlokal in der Knobelsdorffstraße 47 vertrieben (wir hatten berichtet). Doch nun macht sich Heinze, der privat im Kiez wohnt, auf eine neue Etappe: Er arbeitet seit Saisonbeginn als Mechaniker bei „RADKUNSTtrikot“ in der Kantstraße.
Da haben sich zwei gefunden, möchte man beim Betreten des Geschäfts meinen. Inhaber Michael Blanke, ein studierter Maler und Kunsthistoriker, hat sich wie Andreas Heinze nostalgischen Rennrädern mit Stahlrahmen verschrieben, nimmt aber auch High-End-Modelle aus Karbon ins Sortiment. Jedem Kunden wird auf Wunsch sein Traumrad mit den passenden Komponenten aufgebaut. Blanke hat darüber hinaus ein besonderes Gefühl für Ästhetik, das Geschäft dient auch als Galerie für seine abstrakten Gemälde. Andreas Heinze kann also in neuem Rahmen sein Konzept der Pflege klassischer Rennräder weiterführen; nach eigener Aussage fühlt er sich an seinem neuen Arbeitsplatz pudelwohl. Ein Glück für seine alte Kundschaft, dass er Charlottenburg treu geblieben ist, bis in die Kantstraße ist es ja nicht weit. Und wie gehabt, gibt es zum Plausch eine Tasse Mokka. Willkommen zurück, Campandi!
RADKUNSTtrikot
Kantstraße 36
10625 Berlin
Telefon 030 / 313 98 28
Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez -
Zur Einstimmung auf die BVV am Donnerstag, den 18. April 2013
Hier eine kleine Aufzählung von Leistungsschwächen des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf aus der letzten Zeit und quer durch alle dort tonangebenden Parteien:
Bafögstelle – Stadtrat Engelmann (CDU)
Die Bafögstelle ist für sieben Bezirke zuständig. Sie blieb von Mitte Oktober 2012 bis Anfang Januar 2013 geschlossen, weil es einen Rückstau von 5.000 unbearbeiteten Anträgen gab. In der Zeit der Schließung wurde davon die Hälfte bearbeitet, aber es kamen 1.300 neue hinzu, also gab es Anfang Januar bereits wieder 3.800 unbearbeitete Anträge.
Elterngeldstelle – Stadträtin Jantzen (Grüne Partei)
Die Elterngeldstelle ist seit November 2012 geschlossen und nur gelegentlich telefonisch erreichbar. Die Zeit zwischen Antragseingang und Auszahlung beträgt allermindest 20 Wochen. Während Neukölln Hilfskräfte eingestellt hat, droht Charlottenburg-Wilmersdorf ein
„bezirksaufsichtliches Verfahren. Das bedeutet, die
Aufsichtsbehörde müsste eingreifen, damit der Bezirk seine Aufgaben
erledigt.“
(Berliner Zeitung, 15.4.2013, S. 19; siehe auch Einwohnerfrage
Nr. 1)
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
In Erinnerung an H. W.
Die Spessartstraße ist Teil des sog. „Rheingauviertels“, wo sich nicht wenige Straßen und Plätze befinden, deren Namensgeber tatsächlich weitab vom Rheingau oder sogar vom Rhein liegen – darunter auch der Spessart, ein Mittelgebirge am Unterlauf des Mains. Dieses Viertel mit dem Rüdesheimer Platz als Zentrum wird umschrieben von den folgenden Straßen und Plätzen: Heidelberger Platz – Hanauer Straße – Laubacher Straße – Südwest-Corso – Breitenbachplatz – Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße – Wiesbadener Straße – Mecklenburgische Straße.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Was will uns Carolina Böhm (BVV-Mitglied der SPD) mit ihrem Kommentar in der SPD-Postille "In Sichtweite" sagen? Ist es das schlechte Gewissen? Oder will sie sich wie weiland Franz Müntefering mit folgenlosem Draufhauen auf Heuschrecken in Szene setzen? Oder ist es gar der Versuch, aus Tätern Opfer zu machen? Ich weiß es nicht. Ich will auch nicht weiter spekulieren. Fakt ist, dass die Täter im Bezirksamt und in der BVV sitzen, und Opfer die Kleingärtner mit ihrer über 100 Jahre alten Kolonie Oeynhausen und die Anwohner, insbesondere in der Cuno-, Reichenhaller- und Forckenbeckstraße sind.
Seit 1986 haben Bezirksamt und BVV es nicht geschafft, was spätestens auch seit 1994 von Abgeordnetenhaus und Senat gefordert wurde, die Kolonie Oeynhausen entsprechend der Vorgabe aus dem FNP als Dauerkleingarten zu sichern, weil dafür auch ein dringendes Gesamtinteresse Berlins festgestellt wurde. Woran es gelegen hat und wer die Verantwortung dafür trägt, ist bis heute nicht aufgeklärt. Warum das Land Berlin bei dem Verkauf, besser bei der Verschleuderung der Fläche von der Nachfolgerin der steuerfinanzierten Bundespost an Lorac sein Vorkaufsrecht nicht ausgeübt hat oder durch ein Negativzeugnis gegenüber dem Notar dem Erwerber des Grundstücks nicht hat wissen lassen, dass das Grundstück seit 1986 planungsbefangen ist und der BPlan IX-205a mittlerweile Planungsreife erfahren hat, ist ebenfalls nicht aufgeklärt.
Verantwortungslöcher, die zu schließen könnte eine verdienstvolle Aufgabe für Cornelia Böhm und ihre SPD sein. Stattdessen wird der Verkauf von der Post AG an Lorac als skandalös und moralisch inakzeptabel gebrandmarkt. Das könnte ich ja noch unterschreiben, wenn die SPD entsprechende Taten folgen lassen würde. Die 30TEUR-Gutachten von renommierten Gutachtern werden in die Tonne getreten. Rot-Grün in der BVV und das Bezirksamt folgen, anscheinend willig und gerne, dem bestellten Rechtsgutachten des neuen Eigentümers zur Bebaubarkeit und zum Wert des Grundstücks. Der Verkaufspreis des Grundstücks von rd. 600TEUR für über 92.000 m² (gleich 6.45 €/m²) ist ein Beleg dafür, dass Lorac planungsbefangenes Grünland und nicht Rohbauland – wie in dem Lorac-Gutachten behauptet- erworben hat. Alles andere wäre ein Fall für den Staatsanwalt.
Dennoch ist die rot-grüne Mehrheit der BVV und Bezirksstadtrat Schulte willig und bereit, der Heuschrecke Baurecht im beschleunigten und vereinfachten Verfahren (!) zu sichern. Damit geben sie die den Gemeinden vom Bundesgesetzgeber übertragenen Aufgaben der Bauleitplanung (nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die dem Wohl der Allgemeinheit dient, eine sozialgerechte Bodennutzung gewährleistet und sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen künftiger Generationen entspricht) in die Hände der Heuschrecken. Frau Böhm, dass ist skandalös und moralisch inakzeptabel. Und bei dem geforderten weltweiten Verbot der Bodenspekulationen sind die Kleingärtner dabei, Oeynhausen Nord in Schmargendorf ist auf Platz 1 der Agenda zu setzen.
Sie haben es in der Hand!
Siegfried Nenstiel, 27.03.2013
Siegfried Nenstiel - Gastautoren, Politik -
Erschütternd! Bezirk unter Pollerzwang!
Das ergab sich doch wohl glasklar aus der Antwort auf Einwohnerfrage 13, oder? Aber um ganz sicher zu gehen, las sie sich beides noch einmal halblaut vor:
Frage: „Wie erklären Sie, dass Ihr Bezirksamt einerseits soviel Spielraum bei Geld und Personal hat, dass es 50.000 € für klimaschützende Poller und Schwellen im ½ km² großen Klausenerplatzkiez ausgeben kann, andererseits aber so überlastet und knapp an Personal ist, dass die Bearbeitung von 7.500 BaföGanträgen aus sieben Bezirken seit Juli 2012 nicht abgeschlossen worden ist und die Antragsteller folglich seit Monaten ohne Geld dastehen (Morgenpost 27.12.2012)?“
Antwort: „Die Ausgaben für Poller- und Schwelleneinbau im Klausenerplatzkiez werden aus den Mitteln für die Tiefbauunterhaltung finanziert. Hier ist dem Bezirk durch die Senatsverwaltung für Finanzen über die sogenannten Leitlinien vorgegeben worden, Ausgaben in bestimmter Höhe leisten zu müssen.“
Auch wenn sie unwillkürlich grinsen mußte bei der Vorstellung, wie der Senat mit vorgehaltener Leitlinie das Bezirksamt zu dieser Handlung nötigte, schien ihr doch rein verstandesmäßig jede Häme völlig fehl am Platz. Völlig logisch, daß der Poller dank seiner hervorragenden Stellung über jeden Spott des Bürgers weit erhaben ist, so ähnlich wie der Mond über den Mops. Kann man sich denn heutzutage noch ein pollerfreies Leben vorstellen?
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Am Wochenende standen die Berliner Schlange vor einem Haus, welches den Begriff für hochwertige moderne Kunst der Neuzeit in Charlottenburg repräsentiert.
Aber was wissen die Kunstinteressierten über die Nutzung des Hauses von der Zeit vor der Zeit, als es von den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz an den jüdischen Sammler Heinz Berggruen übergeben wurde? Auf der Website des Museums wird die ursprüngliche Nutzung der westlichen und östlichen Stülergebäude völlig übergangen, die Website des Bezirksamts erwähnt die Nutzung als Offizierskasernen der Gardes du Corps.
Nach dem 1. Weltkrieg zerfiel das Deutsche Kaiserreich, und es war kein Platz mehr für Preußens Herrlichkeit, und zu dieser gehörte auch die Armee, und damit entbehrte Charlottenburg auch der Gardes du Corps.
Nun scheint in der Erinnerung des Bezirkes zwischen Kaiserreich und BRD nichts anderes als Leerstand existiert zu haben. Dem war aber nicht so: 1927 - in der Weimarer Republik - zog ein Polizeiinstitut in das verlassene Gebäude des heutigen Bröhan-Museums. Die wissenschaftliche Erforschung des "Bösen" durch kriminaltechnische Forschung war in den Ursprüngen. Hier sollte der Nachwuchs geschult werden, Führungskader auserlesen werden.
Dies weilte aber nicht lange. Denn mit der Machtergreifung der Nazis wurde das Polizeiinstitut der Gestapo zugeordnet, ehe es 1937 zur Führerschule der Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sichheitsdienstes (SD) als Teil des Reichsicherheitshauptamtes SS umgewandelt wurde. Walter Zirpins, bekannt durch seine Ermittlungen im Reichstagsbrandprozeß, wirkte hier.
Erstmals bekannt wurde das Institut als zentrale Ausbildungsstätte im Reichssicherheitshauptamt (Leiter Heydrich) als Amt IB unter Erwin Schulz und Rudolf Hotzel und für seine Kommissarlehrgänge, deren Teilnehmer hinter der Ostfront in den Einsatzgruppen in der Bekämpfung "jüdischer und bolchewistischer Minderheiten" berühmt wurden.
Sie nannten sich "Charlottenburger", weil 33 von 47 Leitungskadern nach 1945 aus diesen Lehrgängen kamen und das BKA der BRD bis in die Sechziger fest in ihrer Hand hatten. Dieter Schenk war es, der als erster - als Mitarbeiter des BKA - sich der Geschichte der "Charlottenburger" widmete und auch im ehemaligen Heimatmuseum vor ca. 5 Jahren referierte.
Mit der Wiedereröffnung des Museums Berggruen ist es Zeit, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Staatlicher Museen Preußischer Kulturbesitz, dem Kulturstaatssekretär André Schmitz, dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und dem Polizeipräsidenten Berlin in den nächsten Monaten eine weitere "Berliner Geschichtsmeile" vor den Museumsgebäuden in der Schloßstraße - im Andenken an dieses dunkle Kapitel deutscher Polizeigeschichte - aufzustellen. Ein Begleitprogramm ist vorgesehen.
Joachim Neu - Gastautoren, Geschichte -
Das Gebäude
Im Jahr 1902 erwarb die Stadt Charlottenburg ein 7368 m² großes Grundstück in der damals noch als Straße 9 bezeichneten und 1904 nach Heinrich von Sybel benannten Straße für den Bau zweier weiterer Gemeindeschulen. Der Vorentwurf dazu stammte von dem Architekten Walter Spickendorff, damals Stadtbauinspektor, die endgültige Fassung von Heinrich Seeling. Der Baubeginn war im Mai 1908.
Auf L-förmigem Grundriß entstand ein Bau mit einem Straßenabschnitt von 74 m Länge und einem 88 m langen Seitenflügel. Die Gebäudefront mit dem quadratischen Uhrturm ist auf die Roscherstraße ausgerichtet, die hier auf die Sybelstraße stößt. Schon von jenseits des Kurfürstendamms sieht man die von einer Haube gekrönte offene Aussichtsplattform des Nachts angestrahlten Turmes (Gesamthöhe ca. 67 m) weit über die Wipfel der Straßenbäume emporragen.
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Es gibt nichts Gefährlicheres als den Menschen, wenn sein Neocortex von den Wirkstoffen (Cortisol, Adrenalin ...) der Amygdala überflutet wird.
Es gibt keine Verbindung vom Neocortex zur Amiygdala, aber viele von dieser zum Großhirn. Vernunft erreicht die Panik oder den Wutbürger nicht, umgekehrt feiert das alte Pferdegehirn (Limbische System), zuständig für Emotionen und Gefühle, die keineswegs identisch sind, fröhliche Urständ hinter unserer Stirn:
Unsere grauen Hirnzellen sind im Zustand der Erregung gefangengenommen. 5 Prozent der Menge, Rotte, Meute, Mobb, Gruppe reichen aus, um die Mehrheit folgen zu lassen.
Büro der Bezirksverordnetenversammlung
Vorsteherin Frau Judith Stückler
Rathaus Wilmersdorf
Fehrbelliner Platz 4
10707 Berlin
Einwohneranfrage: „Bürgerwehr in der Pestalozzistraße?“ 13. Januar 2013
Ich frage das Bezirksamt:
1. Ist dem Bezirksamt noch präsent, dass sich am Runden Tisch vom 11. Dezember 2012 zwei Bürger aus der Pestalozzistraße namentlich vorgestellt hatten, um zu berichten, dass man in ihrer Straße eine Bürgerwehr gebildet habe, „die die Junkies aus den Häusern vertreibe“ (laut Protokoll des Runden Tisches – erstellt vom Büro des Stadtrates für Soziales), aber auch, dass diese „Bürgerwehr“ mit Baseballschlägern ausgerüstet sei, und dass Ruhe herrsche, seitdem sie, angesichts der Säumigkeit der Polizei, die Vertreibung in die Hand genommen habe?
2. Verstehe ich recht, dass Bürger sich mit Schlagwaffen ausgerüstet und erfolgreich „Junkies aus den Häusern vertrieben haben?
3. Gaben diese Anwohner nicht in der Öffentlichkeit des Runden Tisches einen Fall von Selbstjustiz bekannt – und das auch noch in Anwesenheit von Polizeibeamten, die zu jedem dieser Runden Tische geladen werden?
4. Warum ließ man diese Anwohner gehen, ohne mindestens ein Gespräch zwischen ihnen und der anwesenden Polizei einzufordern?
5 Ist das Bezirksamt im Nachhinein an die Polizei herangetreten, um zu erkunden, ob und wie viele „hilflose“ Junkies durch Schlagwaffen oder andere „Druckmittel“ dieser Bürgerwehr zu Schaden gekommen sind?
Ich bitte um schriftliche, aber zeitnahe Beantwortung dieser Anfrage.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Becker
Antwort des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf (Drucksache - 0493/4):
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Ute Becker - Gastautoren, Gesellschaft -
Danksagung
Seit Mittwoch, den 6. März befindet sich eine neue Gedenktafel für die über 70 Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus am Haus der Jugend in der Zillestraße 54.
Wir danken all jenen sehr herzlich, die durch ihre Spenden dies ermöglicht haben:
Astrid Albrecht-Heide
Klaus Bartels
Britta Heinrich und Thomas Hauschild
Helmut Meyer
Friedrich und Helga Zastrow
dem Verein der Bundestagsfraktion Die Linke e.V.
sowie weiteren Spendern, die ungenannt bleiben möchten.
Ebenso danken wir dem Bezirksamt für seine
Pressemitteilung mit dem Spendenaufruf und den Tageszeitungen Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Die Welt wie auch dem Kiezblatt und dem Kiez-Web-Team, die freundlicherweise den Spendenaufruf nachgedruckt haben, sowie dem Aktiven Museum, das durch Bereitstellung eines Spendenkontos auch diese Gedenktafel tatkräftig unterstützt hat.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Kurzgefasster Leitfaden für Volksvertreter aller Art
Du willst also fachmännisch eine Kleingartenkolonie (ein Landschaftsschutzgebiet, eine öffentliche Grünfläche) beseitigen und so tränenden Auges/mit Bauchschmerzen einem Investor es ermöglichen, in vier Jahren aus schlappen 600.000 €, die er für ein Stück Volksvermögen hingeblättert hat, satte 35 Mio. zu machen, indem er es an einen Projektentwickler weiterverscherbelt, der dann mit dem Bau von 700 Luxuseigentumswohnungen dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum entgegenwirkt?
Dann bist du hier richtig!
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Mehrfach war sie angekündigt, stets gelang bislang ihre Verhinderung. Am Montag, den 25. Februar 2013 aber hatte der Gerichtsvollzieher keine Wahl: ein letzter Antrag auf einstweilige Aussetzung der Räumung der im II. Stock gelegenen Belle Etage am Lietzensee war vom Amtsgericht Charlottenburg abgelehnt worden. Zwei Möbelwagen fuhren am Lietzenseeufer 10 vor, als erstes wurde das Schloss der Wohnungstür ausgetauscht, die Mitarbeitenden sicherten hastig persönliche wie unschätzbare Dinge, die Herbergsgäste wurden überstürzt ausquartiert, bevor die Packer unsentimental ihr Schlepp- und Tragwerk aufnahmen. Damit endet – vorläufig? – ein besonders lebhaftes und herzliches Kapitel liebevoll gepflegter Salonkultur in Kieznähe.
Viele KiezlerInnen kennen das imposante dunkelbeige Haus am nordöstlichen Ufer des Lietzensees, das wie ein träger Fels am Wasser ruht und dessen seeseitiges Türmchen die Flanierenden zum Schwelgen bringt. Das Haus wurde 1910 von Werner Eichmann, einem erfolgreichen Charlottenburger Kaufmann, errichtet, der seinerzeit die Gegend rund um den Lietzensee als Wohnadresse des gehobenen Bürgertums erschloss und mit seiner Familie auf einer Zimmerflucht von sagenhaften 510 qm logierte. Die weitere Nutzung dieser selbst für Berliner Verhältnisse einzigartigen Fläche liest sich wie ein Abriss der Geschichte des 20. Jahrhunderts: nach Werner Eichmann lebte dort ein jüdischer Rechtsanwalt, der unter anderem Kurt Tucholsky vertrat; später hatte der SS-Offizier Otto Hermann Fegelein hier neben seiner Adjutantur seine Privaträume; in der Nachkriegszeit residierte dort der Apparat der Westberliner FDP; in den subventionsverwöhnten 1960er und 70er Jahren bezog eine Sozialstation die großbürgerlichen Räume; seit den 1980er Jahren unterhielt hier dann ein Architekt sein Büro.
Im September 2009 schließlich eröffnete Veit Jost, ein direkter Nachfahre des Erbauers, in der unter Denkmalschutz stehenden Wohnung eine Pension mit angeschlossenem Kultur- und Seminarbetrieb und schuf damit einen paradiesischen Ort inmitten der tosenden Metropole. Das 100 Jahre alte Interieur, das die Zeitläufte ungeteilt überlebt hatte und mit seinem musealen Charme vom Fleck weg die Gäste verzückte, wurde rasch zu einer leuchtenden Lokalität des kulturellen Lebens in Charlottenburg. Filmteams und Fotografen schätzten die Lichtflut unter den über vier Meter hohen Decken voller Stuck; Sängerinnen, Rezitatoren, Kammerensembles und experimentelle Theatergruppen machten den 60 qm großen Barocksaal zur festen Bühne zwischen Boheme und Bourgeoisie; so manche Hochzeits- und Geburtstagsgesellschaft hat sich vom stilvollen Ambiente der mit Parkett ausgelegten Suiten verführen lassen; überlang ist die Liste der verzauberten Übernachtungsgäste. Veit Jost machte seinen lebenslangen Traum wahr, die Belle Etage als Ort der Kunst und der Begegnung zu öffnen und seine Passion für die 1910er und 20er Jahre mit Gleichgesinnten zu teilen. Und die wurden immer zahlreicher.
Wer einmal während einer Lesung oder einem Konzert in der Belle Etage zu Gast war, wird das kostbare Gefühl, eine Zeitreise gemacht zu haben, nicht vergessen. In den zurückliegenden drei Jahren hat sich die Belle Etage nicht nur inhaltlich profiliert, sondern konnte auch ihren Umsatz kontinuierlich steigern. Nur leider nicht in dem Maße, das erforderlich gewesen wäre, die Bank mit ihren Forderungen an die Hypothek zufrieden zu stellen. Mitten in die weit gediehenen Verhandlungen zur Bedienung der Verbindlichkeiten, platzte im Sommer 2012 der Termin der Zwangsversteigerung. Der neue Eigentümer zeigte sich wenig kompromissbereit und drang auf die Austreibung des gut gehenden Hotel- und Veranstaltungsbetriebs, trotz des noch laufenden Verfahrens. Dem Vernehmen nach verfolgt er handfeste finanzielle Interessen und wird wohl die Parzellierung des Palastes in Premiumbleiben in bevorzugter Lage vorantreiben. Das Team der Belle Etage ist akut geknickt, wenn auch nicht resigniert. Das Unternehmen ruht zurzeit, das Feuer der Hoffnung aber züngelt weiter. Der Geist des Ortes gibt keine Ruhe.
* Belle Etage am Lietzensee
Andrea Bronstering - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Ein sehr offener Brief, der gern noch offener werden möchte – Ende Februar 2013
Liebe Freunde, liebe Mitstreiterinnen, liebe Mietenbewegte, liebe Mietaktivistinnen!
70 Jahre sind noch kein Alter. Dennoch bin ich auch nicht mehr so jung, wie ich es auf dem Höhepunkt der (West-) Berliner Mieterbewegung war, als sich Anfang der 80er Jahre alle Mieterinitiativen zu der AEMI–Aktionsgemeinschaft Westberliner Mieterinitiativen zusammenschlossen – ein mächtiges Bündnis, das zusammen mit einem Volksbegehren – kamen nicht über 400.000 Stimmen zusammen? – vorerst die Aufhebung der Mietpreisbindung verhinderte. Dass sie zeitgleich mit dem Abkratzen der Mauer fiel ist Zufall, ein für die Berliner Mieter folgenschwerer Unfall.
Dennoch: Berlin blieb eine Mieterstadt. Berlin hatte immer noch bezahlbare Mieten anzubieten; Berlin hatte „seine“ Mischung der Mieterschaft; in Berlin konnten man und frau alternativ und angstfrei wohnen - bis die Wohnung als „Ware“ ausgerufen wurde. Und das darf nicht sein! Ich hatte mich früher an diesem „Bekenntnis“ politisiert: Wohnen ist ein Grundbedürfnis wie die Nahrung, mit der auch nicht spekuliert werden dürfte. Und dennoch geschieht es – auf Kosten der Menschen, die schon in Armut leben. Nahrung und Wohnen sind Menschenrechte.
Warum schreibe ich euch? Ich bin mit Herz und Hirn immer noch der Mieterbewegung verpflichtet. Ich bin aber nicht mehr so präsent, so agil wie vor 30 Jahren. Ich bitte euch, die jetzt 40-Jährigen, herzlich und dringlich, in unsere, der „Veteranen“ Fußstapfen zu treten und der weiteren Vermarktung unserer Wohnungen inklusive Umgebung möglichst Einhalt zu gebieten. In Charlottenburg werden schon mehr Eigentumswohnungen als Mietwohnungen angeboten. Der „Markt regelt“ nichts Gescheites für die Mieter. Schließt euch zusammen: gemeinsam sind wir stark! Die Investoren haben keine Hemmungen, Mieter mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zum Auszug zu treiben.
Ich weiß diesen Appell auf diesem WeBlog gut aufgehoben. Die Multiplikation ist nicht in jedem Fall ein Segen des Internets – in diesem Fall aber doch: die Samen Aktivitäten, Energie, Widerstand sollen durch eure Verteiler weiter aufgehen. Es tut sich was im Lande. Die Problematik ist in aller Munde, die Bevölkerung skandalisiert.
Bittet den Bundespräsidenten, die Gesetzesvorlage für das neue Mietrecht nicht zu unterschreiben.
Für den Fall, dass ihr mir eure eMail-Adressen für meinen Mieten-Verteiler überlassen wollt, lautet meine eMail-Adresse: utebecker(at)arcor.de
Ute Becker Ende Februar 2013
Ute Becker - Gastautoren, Gesellschaft -
Der Blick des Betrachters taucht ganz allmählich aus völliger Dunkelheit heraus, durchläuft als ununterbrochener Zoom mit Lichtgeschwindigkeit eine Strecke von 900.000 Kilometern in den titelgebenden 3 Sekunden und verliert sich am Ende zwischen zwei Spiegeln in gleißendem Licht. Auf seinem Weg wird er an 33 meist winzigen spiegelnden Flächen umgelenkt: Pupille, Fotolinse, Pokal, Puderdosendeckel, Reflektorglühbirne, Goldzahn, Teelöffel …
In den Anfangsbruchteilen der ersten Sekunde schießt der Blick des Betrachters in einem Wohnraum umher und gibt so Gelegenheit, die Ausgangslage der dreisekündigen Ereignisse aus verschiedenen Winkeln zu erfassen: Ein Mann wird von seinem Handy über das Eintreffen einer Nachricht informiert, während ein anderer von hinten die Pistole auf ihn richtet und eine Frau vor Schreck ihre Puderdose fallen läßt. Dann beginnt der Blick immer weitere Kreise zu ziehen, bis hinaus in den Weltraum.
Im Laufe von 600 Bildern – das bedeutet einen zeitlichen Abstand von 5/1000stel Sekunden von Bild zu Bild – registriert der Betrachter im Vorbeiflug Informationen aus Zeitungen, von Werbetafeln, Bildschirmen und herumliegenden Dokumenten – je nachdem seitenrichtig oder -verkehrt – und nimmt abschließend die Veränderungen wahr, die sich in der Sekunde ereignet haben, die der Blick brauchte, um zu einem Satelliten zu gelangen und zur Erde zurückzukehren. Allmählich erschließt sich in der Kombination der Informationen die Geschichte, die hier erzählt wird: die eines Falles von organisiertem Verbrechen im Fußball – sozusagen die Bebilderung der jüngst von Interpol öffentlich gemachten Lage in dieser Sportart.
Bei diesem Comic – besser gezeichneten Roman (graphic novel) – handelt es sich eigentlich um einen s/w-Stummfilm in 600 Standbildern, nüchtern und präzis-realistisch gezeichnet, hart, ohne Grauabstufungen. Es gibt ihn in Buchform und als Internetversion, in der der Betrachter geradezu an seinem Blick durch die Geschichte gesogen wird. Egal, welche der Versionen man wählt, es braucht ein Vielfaches an Zeit, um diese drei Sekunden wirklich zu entschlüsseln, und selbst dann bleiben Zweifel zurück.
Diese Bildgeschichte ist etwas für „Leser“, die Freude am genauen Hinsehen und scharfsinnigen Kombinieren haben. Und wenn man unbedingt will, kann man in ihr auch mehr sehen als nur einen der Form nach höchst reizvollen, den Betrachter intellektuell fordernden und außerdem aktuellen Krimi – nämlich als die zeichnerische Darstellung eines „göttlichen Blicks“ (Berliner Zeitung, 24.7.2012).
MichaelR
Marc-Antoine Mathieu, 3 Sekunden, Berlin (Reprodukt) 2012 – 18 €;
Internetversion (Paßwort „33spiegel“)
Originalausgabe 2011 bei Delcourt unter dem Titel « 3’’ » (in der Bibliothek des Institut français); Internetversion (mot de passe « 33miroirs »); Rezension in Planète BD; Interview mit dem Autor beim Internationalen Comic-Festival in Angoulême 2012
MichaelR - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Zur aktuellen Ausstellung im Projektraum NESTOR 36
"Wilde Pinselschwünge, versponnene Märchenwelten, hauchzart auf das Papier gebannte Gartenfrüchte. Mit 30 ganz unterschiedlichen Positionen lenken Künstler den Blick auf die wieder aufstrebende City West Berlin. Mit surreal-fantastischem Film und knalliger Postpunk-Musik verlängert sich die Ausstellung „Kultgefühle“ in den großzügigen Hallen NESTOR 36. Es vereinen sich repräsentative Blicke auf die aktuelle Kunst. Die Initiatorin des Projektraumes NESTOR 36 kombiniert exponierte internationale Positionen mit klassischer Outsider-Kunst zu einem vielstimmigen Ensemble. Der Stadtumbau West kündigt einen Umschwung der Kunstszene in den Westteil Berlins an. Dort pulsieren nicht nur Galerien mit langer Ausstellungstradition. Auch im Off- Space zeigen Künstler mit Positionen unter anderem aus Armenien, Korea, Schweden und Japan, wie weit sich das internationale Künstlerband Berlins mittlerweile auch in Charlottenburg spannt." (Richard Rabensaat)
Zur Vorgeschichte des Projektraumes NESTOR 36, initiiert von Anita Staud
Von 1995 bis Juni 2010 hatte ich mein Atelier im Innenhof des früheren Tagesspiegelgeländes in dem ehemaligen Anton-von-Werner-Haus in der Potsdamer Strasse. Ausgelöst durch eine Zwangsversteigerung des Geländes musste dieser Ort verlassen werden, und ich schlug mein Lager in der Nestorstrasse 36 in Wilmersdorf auf mit einer Basisstation Nähe Schloss Charlottenburg. In meinem neuen Umfeld begegnete ich dem gleichen Phänomen, mit dem ich in der Anfangszeit in der Potsdamer Strasse und Umgebung auch konfrontiert war: dem Leerstand, und zu dem damals einige Projekte entstanden sind (LEERZEIT; MAGISTRALE).
Klar, Mitte ist interessant, Friedrichshain voller junger Leute, die Potsdamer jüngstes Zentrum der Kunstszene, aber jetzt kann man in Charlottenburg noch in Ruhe durchatmen und Wilmersdorf ist ganz entspannt. Museen, historische Straßenfassaden, Cafés und Restaurants in erreichbarer Nähe…Was könnte besser sein für das Entstehen von Kunst?
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Anita Staud - Gastautoren, Kunst und Kultur -