Wystan Hugh Auden wurde am 21. Februar 1907 im englischen York geboren. Der Spross einer Familie der oberen Mittelklasse studierte in Oxford, wo er Christopher Isherwood kennen lernte. Auden veröffentlichte bereits politische und Liebesgedichte und wurde mit seiner Formenvielfalt und Virtuosität rasch zum Sprachrohr seiner Generation. Mit seinem Freund Isherwood ging Auden Anfang der 1930er Jahre nach Berlin, das er noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wieder verließ. Er arbeitete als Lehrer in Schottland, übersetzte Bertolt Brecht ins Englische und schrieb gemeinsam mit Isherwood drei Theaterstücke. Er kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Linken und heiratete Erika Mann, um ihr einen britischen Pass zu verschaffen. Mit Ausbruch des II. Weltkriegs ging Auden in die USA; in New York lernte er seinen Lebensgefährten Chester Kallman kennen, mit dem er Libretti für vier Opern verfasste. Von 1948 an pendelten Auden und Kallman zwischen den USA und Europa, zunächst Ischia, später Oberösterreich. Im Jahr 1956 wurde W. H. Auden zum Professor für Poetik in Oxford ernannt. Er starb am 29. September 1973 in Wien.
Zur Illustration seines eingängigen lyrischen Schaffens sein wohl bekanntestes Gedicht, der „Funeral Blues“ von 1936.
Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.
Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He Is Dead,
Put crêpe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.
He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last for ever: I was wrong.
The stars are not wanted now; put out every one,
Pack up the moon and dismantle the sun,
Pour away the ocean and sweep up the wood;
For nothing now can ever come to any good.
W. H. Auden: Selected Poems. Selected and edited by Edward Mendelson, New York, zweite erweiterte Auflage 2007
Andrea Bronstering - Gastautoren, Kunst und Kultur -
Offener Brief zur Kleingartenkolonie Oeynhausen an die Kandidatin für Wahlkreis 81, Lisa Paus, MdB – mit der Bitte um öffentliche Beantwortung an dieser Stelle
Sehr geehrte Frau Paus,
Sie kandidieren für den Wahlkreis 81 (Charlottenburg-Wilmersdorf); daher gehe ich davon aus, daß Sie mit dem Thema „Gartenkolonie Oeynhausen“ bekannt sind.
Da Sie für die Grüne Partei kandidieren, und da deren besondere Spezialität Klima- und Umweltschutz ist, geht es in den folgenden Fragen um deren Wahrung.
- Auf der Sitzung der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf am 17.1.2013 haben sich 11 von 14 Verordneten Ihrer Partei für die Bebauung der halben Kolonie Oeynhausen mit 6geschossigen Gebäuden ausgesprochen (nur 2 waren dagegen und stattdessen für eine Veränderungssperre, 1 enthielt sich wenigstens),
obwohl es seit 1986 Bauplanungsverfahren gibt, die das Areal als „Grünfläche, Zweck: Kleingärten“ festschreiben wollen
obwohl das Areal seit 1994 im Flächennutzungsplan als „Grünfläche/Zweckbestimmung: Kleingärten“ ausgewiesen ist
obwohl die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dieses Areal im Jahr 2000 als „dringendes Gesamtinteresse Berlins“ eingestuft hat
obwohl der Kleingartenentwicklungsplan des Senats von 2004 das Areal als „hoch gesichert“ bezeichnet
obwohl nach dem Landschafts- und Artenschutzprogramm der Senatsverwaltung für Umweltschutz (2006) die Kolonie Oeynhausen als „Teil eines Kaltluftentstehungsgebietes“ zum „Vorranggebiet Klimaschutz“ gehört und außerdem der Fortbestand der Kolonie erforderlich ist zum „Erhalt der außerordentlich hohen biotopischen Vielfalt“.
Weder auf der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 16.1. noch auf der BVV-Sitzung am 17.1. noch auf der Einwohnerversammlung am 29.1. hat auch nur einE einzigeR Ihrer ParteikollegINNen auch nur einen einzigen der erwähnten Punkte auch nur ins Gespräch gebracht.
Wie stehen Sie dazu? Sollen Ihre grünen ParteikollegINNen sich vielleicht doch für Umweltschutz einsetzen? Sind Sie auch - wie die 2 grünen BVV- Mitglieder - für eine Veränderungssperre als Notbremse, um doch noch die gesamte Kolonie retten?
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
Die Bürger-Uni Klausenerplatz ist eine neue lokale Bildungsinitiative im Kiez am Klausenerplatz, die durch das Programm „Lokales Soziales Kapital“ des Europäischen Sozialfonds und der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen ermöglicht wird.
Die Bürger-Uni funktioniert nach dem Prinzip „Bürger unterrichten Bürger“ und möchte allen Kiezbewohnern die Möglichkeit geben, unser vielfältiges Wissen und unsere Fähigkeiten miteinander auszutauschen. Zum Beispiel: Tobias organisiert einen Einführungskurs für Fussball-Trainer, Christiane bietet „Erste Hilfe für Eltern“ an, während Hakan sein Wissen über türkisches Kino vermitteln will. Über die Bürger-Uni unterstützen sie sich gegenseitig bei der Vorbereitung und Vermarktung ihrer Kurse und lernen so gleichzeitig neue, interessante Fähigkeiten voneinander.
Interessierten Bürgern bietet die Bürger Uni eine praxis-orientierte Moderations-Ausbildung an und unterstützt sie dabei, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Lehrpläne und Lernaktivitäten zu strukturieren und ihre Kurse erfolgreich zu bewerben.
Die Bürger-Uni bietet auch eigene Einführungskurse an, zu lebenspraktischen Themen wie Autoreparaturen, Erster Hilfe, Strom Sparen, Konfliktmanagement und Jobsuche. Die Kurse vermitteln vor allem Spass am gemeinsamen Lernen und konzentrieren sich auf die Grundkenntnisse. Die Kurse sind kurz, interaktiv und unterhaltsam. Bürger-Professoren und Teilnehmer erhalten Ausbildungs Zertifikate.
Neugierig? Wir laden Sie ein zu unserem Info und Ausprobierabend am 15. März 2013, 18:30 im Kiezbüro Klausenerplatz. Mehr Infos gibt es auch auf www.buerger-uni.de , tobias@buerger-uni.de , Tel. 0176 340 73988. Wir freuen uns darauf von Ihnen zu hören!
Tobias Stapf - Gastautoren, Gesellschaft -
Die Wilhelmsaue (ursprünglich: Dorfstraße) hat in den über 700 Jahren ihres Bestehens viele Veränderungen erfahren im Hinblick auf Anwohner, Ausdehnung und Namen.
Vermutlich nach 1220 (1293 wird Wilmersdorf erstmals urkundlich erwähnt) kamen im Rahmen der Ostsiedlung durch die askanischen Markgrafen die ersten deutschsprachigen Siedler an diese Stelle, an der es wahrscheinlich keine slawische Vorgängersiedlung gab. Das Dorf wurde parallel zum nördlichen Rand eines in West-Ost-Richtung (vom Hubertussee bis zum Rudolf-Wilde-Park am Rathaus Schöneberg) verlaufenden Nebenarms der eiszeitlichen Grunewaldrinne angelegt. Damals befand sich auf Höhe des Dorfes der Wilmersdorfer See, der nach 1900 zunehmend verlandete und gegen 1920 endgültig zugeschüttet war. Letzte Spuren der Eiszeit sind hier und im weiteren Verlauf des Volksparks Wilmersdorf die riesigen Pfützen auf den Liegewiesen, die bei starkem Regen entstehen.
Bis in die 1880er Jahre bestand Wilmersdorf – abgesehen von einigen Kleinbauernhäusern an der nördlich vom Dorf vorbeiführenden Berliner Straße (damals: Hintere Straße) – im wesentlichen nur aus der Dorfstraße und war umgeben von Heide, Bruch und Wiesenland. Die Siedler betrieben Landwirtschaft, vor allem Schafzucht, und Fischfang. Von dieser bäuerlichen Zeit zeugt noch die Straßenführung zwischen Blisse- und Mehlitzstraße mit dem - damals von den Gehöften der Bauern umgebenen –
breiten Mittelstreifen, dem ehemaligen Dorfanger, auf dem es bis in die 1870er Jahre Gemeinschaftseinrichtungen und einen Dorfteich gab (der heutige künstliche Tümpel nahe der Kreuzung mit der Uhlandstraße, auf dem gelegentlich im Frühjahr Stockenten einen Zwischenhalt machen, ist eine kleine Reminiszenz daran).
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MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Kaum ein Spiel steht so sehr im Ruf, Intelligenz, Kreativität und Strategie so unterhaltsam zu kombinieren wie Schach. Hat man die anfangs etwas kompliziert anmutenden Regeln erst einmal verstanden, eröffnet sich eine faszinierende Welt voller Tiefe, Glanz und Schönheit. Auch pädagogisch wertvolle Eigenschaften werden dem königlichen Spiel zugeschrieben: So setzt sich der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow beharrlich dafür ein, dass Schach ein reguläres Schulfach werde. Schließlich, so seine Argumentation, trainiere das Spiel auf den 64 Feldern logisches Denken, Ausdauer, Eigenverantwortung und Disziplin. Altersforscher vermuten im Schach gar ein Potenzial zur Verzögerung von Demenz; ganz sicher kann das Spiel über die Generationen hinweg ein Quell der Freude sein. Der Kiez am Klausenerplatz kann sich klug und glücklich schätzen, ist er doch reich gesegnet mit Adressen rund ums Schach.
In der Sophie-Charlotten-Straße 28 findet sich
der Schachladen „Lasker’s“, der neben Brettern, Uhren und Figuren auch zahllose Bücher zu allen erdenklichen Aspekten des Spiels bereithält. Das Geschäft wird betrieben vom Verleger Arno Nickel, der den Großmeistertitel im Fernschach besitzt und in dieser Disziplin im Oktober 2011 Mannschaftsolympiasieger wurde. Mit Geduld, Freundlichkeit und Kompetenz berät er seine Kundschaft und ist darüber hinaus immer für einen Plausch zum Schach zu haben.
Wer konkret spielen möchte, hat die freie Auswahl. Der Seniorenclub in der Nehringstraße 8 ist die Spielstätte gleich zweier Vereine; donnerstags ab 19:00 treffen sich hier die Mitglieder von Hertha 06, die der Berliner Schachgesellschaft Eckbauer kommen jeweils montags und freitags ab 19:30 zusammen. Interessierte Gäste sind an den Vereinsabenden herzlich willkommen. Jenseits des Kaiserdamms, im Nachbarschaftshaus am Lietzensee in der Herbartstraße 25, hat der Verein Weiße Dame seine Räumlichkeiten; gespielt wird hier jeden Freitag ab 19:00, zusätzlich werden Trainingskurse für Kinder und Jugendliche angeboten. Wer es weniger förmlich mag und erst einmal schnuppern möchte, geht donnerstags ab 18:30 in die „Kastanie“ in der Schlossstraße 22, dort sitzen Schachfreunde in loser Runde beisammen und spielen inmitten des Kneipenbetriebs. Nicht zuletzt funktioniert Schach auch unter freiem Himmel: Am Nordwestufer des Lietzensees findet sich ein großzügiges Gartenschachfeld, die hüfthohen Figuren können mit Beginn der Frühlingssaison im nahe gelegenen Café entliehen werden.
Kaum ein Spiel ist so internetkompatibel wie Schach. Ohne großen Aufwand können Personen, ohne sich je zu begegnen, im Netz miteinander spielen, das reale Brett wird dann zum virtuellen. Aus dem großen Angebot der Plattformen sei hier die in Berlin ansässige „Schacharena“ genannt. Wie auch immer der Leidenschaft gefrönt wird, die Regeln bleiben stets dieselben. Die Chancen, Verheißungen und Risiken des königlichen Spiels hat niemand charmanter eingefangen als der legendäre Schachautor Jan Hein Donner: Wer Schach spielt, muss mit Matt rechnen.
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www.edition-marco.de
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www.hertha06.de/schach
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www.bsg-eckbauer.de
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www.sc-weisse-dame.de
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www.kastanie-berlin.de
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www.schacharena.de
Andrea Bronstering - Gastautoren, Menschen im Kiez -
Einwohnerversammlung zur Kolonie Oeynhausen am 29. Januar 2013
Die Standpunkte waren unversöhnlich und die Rollen ungleich verteilt: hier der eine Stadtrat, der um die Gartenkolonie kämpft, indem er sie zur Hälfte aufgibt – dort die 300 Kleingärtner und Anwohner, die ganz Oeynhausen Nord weiterhin als Kolonie erhalten wissen wollen.
Soweit also eigentlich nichts Neues: Stadtrat Schulte (SPD) wiederholte seinen bekannten Standpunkt, daß das finanzielle Risiko zu hoch sei und der Senat nicht bereit, es zu decken. Aber wen wundert‘s, wo doch Senator Müller (ebenfalls SPD) gerade erst die Parole ausgegeben hat: Neubauten für Neuberliner auf Kleingärtnerland!
Aber es gibt doch Neues, neue Gefahren, die allein unter seiner Führung eventuell zu bannen seien, wenn die zu Rettenden nur nicht so widerspenstig wären: Denn selbst die 50% Oeynhausen Nord, die das Land geschenkt bekommen solle, seien noch lange nicht sicher; und das finanzielle Risiko scheint von 25 Mio. auf 30 oder gar 35 Mio. gestiegen zu sein – so hoch ist in etwa wohl die Summe, die der US-Investor beim Weiterverkauf erhalten wird für ein Stück Land, das einstmals Teil des Volksvermögens war und das die Post für knapp 0,6 Mio. weggegeben hat.
Erstaunlich, wie gleichgültg da die Zuhörerschaft Äußerungen des Stadtrats aufnahm, die seinen Kampfeswillen bewiesen und auch eines Sozialdemokraten zur Zeit der Gründung der Kolonie (1904) würdig gewesen wären, als er das maximale Profitinteresse des Investors geißelte und dafürhielt, daß man die Gesellschaftsordnung verändern müsse. Allerdings, mit dem Stoßseufzer Wenn die Welt so einfach wäre! kam er dann doch alsbald wieder herunter auf den Boden der Tatsachen, so wie er sie sieht.
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MichaelR - Gastautoren, Politik -
In den Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte einst ein Stadtrat. Er war beliebt bei seinen Untertanen, weil er sich nicht für etwas Besseres hielt. Er setzte sich für seine Bürger ein, fragte sie immer und immer wieder nach ihren Wünschen und Bedürfnissen.
Er hörte aufmerksam zu, wenn er gefragt wurde, antwortete ausführlich und ehrlich. Der Stadtrat war ständig in seinem Bezirk unterwegs, um sich selber ein genaues Bild vor Ort machen zu können, so dass er schon ganz ausgetretene Schuhe hatte.
Und wenn er mal zu Einwohnerversammlungen einlud, dann sorgte er höchst persönlich dafür, dass Sprecher seines Volkes die besten Mikrofone erhielten, auf dass er ihre Argumente auch alle gut verstehen konnte.
Wenn es sein musste, kämpfte er energisch durch alle Instanzen für die Interessen seiner Schutzbefohlenen, trotzte mutig fiesen Pfeffersäcken, wehrte unmoralische Begehrlichkeiten ab. Er ließ sich nicht allein durch große Zahlen beeindrucken, sondern suchte immerfort die allerbeste Lösung.
Oftmals machte er sich so viele Sorgen um die Rechte und Angelegenheiten seiner Einwohner, dass ihm an den Seiten seines Kopfes bereits großflächig die Haare ausfielen, was ihm aber nichts ausmachte.
Der Stadtrat freute sich, wenn Senioren nicht nur noch vor der Glotze saßen, sondern auch auf ihre alten Tage Lust zur Gartenarbeit hatten, so ihre Gesundheit verbesserten, ihre Lebenszeit verlängerten.
Er bekam glänzende Augen, wenn er Kinder beim Entdecken der Natur zusehen konnte, wenn sie erstmals in ihrem Leben Igel beobachteten, Meisen aus der Hand fütterten oder eigene Beete bepflanzten.
Er sorgte sich persönlich und mit Vehemenz für den Erhalt von Arealen, die für das Klima seiner Stadt wichtig waren, kümmerte sich auch um den kleinsten Lebensraum selbst kleinster Tierchen, weil er wusste, wie wichtig das alles war - und bald noch wichtiger werden würde.
Er war stets bemüht, die Wahrheit zu sagen, betrieb nie linke Spielchen. Er hütete in kleinen wie in großen Angelegenheiten eisern das Prinzip der Demokratie. Und sein Wort vor einer Wahl hatte auch in den Monaten danach noch Gültigkeit. Er wollte sich stets an seinen eigenen Aussagen messen lassen.
Von so einem braven und tüchtigen Stadtrat habt Ihr noch nie gehört, liebe Leute? Wenn er nicht mehr lebt, dann muss er wohl gestorben sein…
Holger J. - Gastautoren, Satire -
Wir geben hier eine Pressemitteilung wieder, die uns bereits am 17. Januar 2043 erreichte.
Pressemitteilung der Partei 0 Bündnis/die Guten vom 17.01.2043
Wieder wurde von den 0 Bündnis/die Guten* ein großer Teilerfolg erzielt und durch mehrheitliche Zustimmung zu einer weiteren Blockbebauung, die letzte Parzelle der Kleingartenkolonie Oeynhausen gerettet.
Ein Sprecher sagte: „Wir brauchten nicht lange zu überlegen, da augenscheinlich der Plan des Investors auf Anhieb die beste Lösung war.“
Die Alternative mit einer eventuell möglichen Ausgleichszahlung von einer Milliarde Dollar, die der Gutachter des Investors uns bestätigte, hätte die Stadt sich nicht leisten können. Die Parzelle liegt oberhalb einer Einfahrt zur mehrgeschossigen Tiefgarage in einem, nach Studien des Investors, nicht verschatteten Bereich im Norden und ist ein Paradies der Artenvielfalt. Das seit der vorletzten Bebauung in einem mobilen Kleincontainer untergebrachte Vereinsheim, findet nun ausreichend Platz in einer Ecke der Parzelle. Als Gegenleistung zum Erhalt der Kolonie, wird nun geprüft, ob eine achtgeschossige Bauweise zuzulassen ist. Wir sind wirklich froh diesen Beitrag zum Erhalt der Grünflächen in der Stadt geleistet zu haben.“
Der 75jährige Pächter der Parzelle, Herr Schulte, ist zufrieden,
dass sein Garten wieder nicht betroffen ist und dankte uns ausdrücklich für diese Leistung und für die alte Verbundenheit.
Er hatte die Parzelle vor 29 Jahren übernommen, als er in
Pension ging und sich kein anderer Pächter mehr dafür fand.
Einer der zukünftigen neuen Eigentümer eines 8 Zimmer Appartements, Li Min Zhu, bestätigte uns in nahezu perfekten chinesisch: “Ich und meine Familie sind überglücklich, dass wir an den zwei Tagen im Jahr, an denen wir hier in unserer Luxuswohnung in Berlin wohnen werden, einen so schönen Ausblick ins Grüne genießen dürfen.“
Die Anwohner der bestehenden Bebauung erhalten Gelegenheit, in einer nicht relevanten Bürgerbefragung Ihre Sorgen vorzutragen.
Pjotr Smirnow, ein Eigentümer eines 10 Zimmer Penthouses ist betroffen: „Ich habe die Wohnung damals ausdrücklich mit herrlichen Ausblick auf eine grüne Oase gekauft und nun will man uns die Sicht versperren.“
„Wir werden die Beschwerden der Anwohner sehr ernst nehmen und diesmal auf die Einhaltung des Bauplanungsrechts bestehen.“, sagte der Sprecher der 0 Bündnis/die Guten mit gekreuzten Fingern.
* Anmerkung:
Bei der Parteireform 2033 wurde festgestellt, dass kaum noch ein Bürger sich unter grün etwas vorstellen konnte und da man sich selbst immer als gut empfunden hat, wurde dieser Name gewählt. Deshalb und weil wir immer gute Kompromisse schließen konnten, z.B. wie die Beschränkung auf die Hälfte der Wiedereinschaltungen der AKWs im Jahre 2025, dem Kriegseinsatz 2026 in nur halb Afrika und der nur halben Rodung des Grunewaldes im Jahre 2030.
Fred Feuerstein - Gastautoren, Satire -
In der Knobelsdorffstraße 47 steht ein Ladenlokal leer. Das charakteristische Laufrad über dem Schaufenster ist abgeschraubt, den Fahrradladen „Campandi“ gibt es nicht mehr. Vor rund fünf Jahren eröffnete Andreas Heinze, der auch privat im Kiez am Klausenerplatz wohnt, hier sein Geschäft. Er spezialisierte sich auf Rennräder, genauer gesagt auf Rennräder mit Stahlrahmen aus den 1960er und 70er Jahren. Passend für diese unverwüstlichen Gestelle, hielt Heinze Spezialwerkzeug vorrätig, um High-End-Komponenten der italienischen Edelschmiede Campagnolo zu verarbeiten. Sein Renommee war in ganz Berlin derartig tadellos, dass aus allen Bezirken die Radsportfans auf nachdrückliche Empfehlung anderer Händler nach Charlottenburg kamen. Warum also hört Heinze auf?
Nur soviel: freiwillig räumt er seinen Laden nicht. Sein Geschäft lief von Beginn an gut und trug sich selbst, Heinze hatte sich mit dem Verkauf seltener und liebevoll wieder hergerichteter Rennräder ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Genauso sorgfältig reparierte er die Alltagsräder der Kiezbewohner, die immer gern auf einen Plausch zu ihm kamen und im Sommer auf dem Bürgersteig einen Mokka mit ihm tranken. Dann wurde mit ein wenig Phantasie die – seinerzeit autoverkehrsberuhigte – Knobelsdorffstraße zur steilen Rampe, und beim Fachsimpeln über Tour de France und Bergetappen glaubte man sich in die Pyrenäen versetzt. Sie werden ihn hier schmerzlich vermissen, spätestens zum beginnenden Frühling, wenn sie mit dem eigenen Pinarello wieder über den Asphalt ziehen werden.
Nach eigener Aussage hat Andreas Heinze das Ende seines Ladens verwunden, auch wenn er liebend gern in der Knobelsdorffstraße geblieben wäre – aber darüber hatte er nicht selbst zu entscheiden. Er blickt nach vorn und bleibt dem Radsportmilieu auf jeden Fall verbunden, seine Webseite www.campandi.de, die (Stand Ende Januar 2013) das professionelle wie museale Flair des Ladens einfängt, wird er behalten. Zum Winterende geht es auf eine sonnenverwöhnte spanische Insel, zum Rennradfahren natürlich, und pünktlich zum hiesigen Saisonbeginn wird er wieder in einer Werkstatt stehen und schrauben – die zahlreichen Berliner Rennradfahrer werden es ihm danken. Mach es gut, Campandi, und fahre bei aller Leidenschaft stets vorsichtig!
Andrea Bronstering - Gastautoren, Gewerbe im Kiez -
Ökologisches Grün oder Luxuswohnungen?
Wir befinden uns im Jahre 2013. Ganz Charlottenburg-Wilmersdorf steht unter der Fuchtel von Marc Schulte. Ganz Charlottenburg-Wilmersdorf? Nein! Eine von unbeugsamen Kleingärtnern bevölkerte Kolonie hört nicht auf, dem SPD-Stadtrat Widerstand zu leisten…
Asterix und Obelix hatten noch keine Probleme mit Heuschrecken, furchtsamen und vergesslichen Bezirkspolitikern. Die Gallier hatten mehr als genug Wald ums Dorf, einen eigenen Garten vor der Hütte – und im Notfall ihren Zaubertrank.
Heute müssen Schmargendorfer aber um ihr Grün kämpfen. Dabei weiß praktisch jeder, wie wichtig Kleingartenkolonien sind. Sogar Schultes Parteifreund, Michael Müller. Schrieb doch der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt noch 2012: „Kleingartenanlagen sind ein Markenzeichen Berlins. Kleingärten bilden eine historisch gewachsene, kulturelle, ökologische und soziale Ressource in Berlin. Besonders in dicht bebauten Wohngebieten bilden Kleingärten einen Ausgleich. Auch in Zukunft setze ich mich für die Erhaltung der Kleingartenanlagen in Berlin ein.“
Das ist erst wenige Monate her, inzwischen ist Michael Müller bereit, Kleingartenanlagen dem Wohnungsbau zu opfern.
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Holger J. - Gastautoren, Politik -
Spendenaufruf
Wie wir erst jetzt erfahren haben, wurde die Gedenktafel für die über 70 Charlottenburger Gegner des Nationalsozialismus am Haus der Jugend in der Zillestraße in der Silvesternacht derart beschädigt, daß sie nicht mehr wiederhergestellt werden kann.
Die Gedenktafel wurde am 8. April 2011 unter der Beteiligung von über 100 Menschen, darunter
Nachkommen von auf der Tafel Geehrten, eine Zeitzeugin und die Bezirksbürgermeisterin,
feierlich enthüllt. Sie hat seitdem – wie wir von Mitarbeitern des Hauses der Jugend erfuhren - durchgängig einen positiven Widerhall gefunden: Besucher des Hauses der Jugend und Passanten jeden Alters und kulturellen Hintergrundes blieben stehen, um sie durchzulesen, und sie führte im Haus zu Gesprächen über den geschichtlichen Hintergrund.
Die Herstellung einer neuen Tafel wird etwa 390 € kosten. Zur Deckung dieser Kosten bitten wir um Spenden auf das Konto des Aktiven Museums, das schon damals die Herstellung der Gedenktafel tatkräftig unterstützt hatte:
Aktives Museum e.V.
Kto.Nr. 61 001 22 82
Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00)
(wichtig:) Verwendungszweck: „Gedenktafel Zillestraße“
Es werden Spendenquittungen ausgestellt, wenn Name und Adresse angegeben sind.
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Geschichte -
Mit der Renaissance beginnt der Europäer, sich von seinen Geiseln - Krankheiten, Seuchen, Unwissenheit - zu befreien. Naturwissenschaftler wie Francis Bacon (1561-1626), Descartes (1596-1650) erheben den Menschen zur „Krone der Schöpfung“. Gemäß seinem christlich-jüdischen Denkgebäude darf sich der europäische Mensch die Erde „untertan“ machen. Der Umgang mit seiner Mit- und Umwelt wird imperial: Er missachtet sie, er unterdrückt sie, er merzt sie aus, er liquidiert sie, er spannt sie auf die Folter, er entreißt ihr ihre Geheimnisse ...
Mit der Französischen Revolution spricht sich der westliche Mensch das Recht auf Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit zu. Die Wissenschaft im Dienste des Menschen wird zum Religionsersatz. Der technische Fortschritt endlich soll dem Menschen das Paradies auf Erden bereiten. In Nordamerika haben Calvinisten „ihr“ Paradies auf Erden bereits besetzt - aber trotz der Weite des Landes auf Kosten der „Wilden“, der indianischen Ureinwohner, die den amerikanischen Kontinent seit 40.000 Jahren besiedelten.
Im 19. Jahrhundert scheint sich die Vision des verheißenen Paradieses zu erfüllen. Ballungsgebiete entstehen. Am Ende jenes Jahrhunderts ist die Dunkelheit aus den Städten verbannt: Kunstlicht kann die Nacht zum Tag machen. Alte Stadtquartiere werden ein-, neue aus dem Boden gestampft. Brücken, Straßen, Bäder, Kanalisation gebaut. Eine Erfindung jagt die andere. Der Ingenieur ist König.
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Ute Becker - Gastautoren, Gesellschaft -
… gegeben vom Ausschuß für Stadtentwicklung am 16.1.2013 im Saal der BVV vor 200 Kleingärtnern, die die Vorstellung jedoch nicht als erbaulich empfinden
Beschränken wir uns hier auf die Vorstellung der Darsteller in der Reihenfolge der Szenen, in denen sie auftreten:
- ein Vorsitzender (CDU), der den Tagesordnungspunkt ‚Kolonie Oeynhausen‘ so gestaltet, daß er zunächst dem neuen Eigentümer Groth-Gruppe die Gelegenheit gibt, einen zehnminütigen elektronischen Diavortrag mit dem Titel „Masterplan Forckenbeckstraße“ zu halten, bevor er den Kleingärtnern das Wort erteilt, wodurch er schon mal unmißverständlich klarmacht, welchen Verlauf das Stück nehmen soll …
- … und der die Kleingärtner ermahnt, wenn sie gelegentlich klatschen (wofür sie jedoch nur selten Anlaß haben), weil das kostbare Zeit kosten würde, der aber ...
- … den Fraktionsvorsitzenden der SPD seelenruhig gewähren läßt, als dieser eine lange Rede hält mit dem für alle erkennbar einzigen Zweck, Zeit zu schinden (und bei der Gelegenheit en passant zu versuchen, die Kleingärtner gegen all die anderen auszuspielen, die in dem seit Neujahr nun unter Senats-Haushaltssperre stehenden Bezirk schon länger in die Röhre gucken: Jugendeinrichtungen, Schulen, Bafögbewerber, Obdachlose, Grünanlagen …)
- ein Baustadtrat (SPD), der einerseits ganz genau weiß, daß er schadensersatzpflichtig handeln würde, wenn er den Bebauungsplan unterschriebe, der aber andererseits ‚Bauvorentscheid‘ und ‚Bauvoranfrage‘ miteinander verwechselt (oder sollte er etwa tatsächlich heimlich auf die Bauvoranfrage des Eigentümers einen Bauvorbescheid erlassen haben?)
- ein Bezirksamt, das ein Bürgerbegehren der Kleingärtner, mit dem diese dieses Bezirksamt zur Festsetzung des Bebauungsplans IX-205a zwingen wollen, nur zuläßt, wenn der Standpunkt des Bezirksamts – ein behauptetes Risiko von 25 Mio. € Entschädigung – in die Begründung ihres Begehrens mit aufgenommen wird
- eine Verordnete (CDU), die den Baustadtrat deswegen und überhaupt wegen Geheimniskrämerei kritisiert …
- … was der Baustadtrat mit dem Hinweis kontert, daß er doch den Kleingärtnern erlaubt habe, mit dem 3. Gutachter (vom Bezirksamt bestellt) zu reden (leider hat er ihnen jedoch nicht dessen Gutachten zu lesen gegeben) …
- … und überhaupt, wie eine Verordnete (Grüne Partei) hinter der Szene erklärt, sei der 3. Gutachter eh unzuverlässig
- ein Verordneter (Grüne Partei), der von einem Zettel abliest (was der Vorsitzende allerdings erst im nachhinein rügt), daß es seine Richtigkeit hat mit der Absicht des Stadtrats, die halbe Kolonie dem Eigentümer zum Bebauen freizugeben (woher der Zettel stammt, bleibt ungeklärt; jemand vermutet, es muß sich um das Zählgemeinschaftsabkommen mit der SPD gehandelt haben)
- ein Coup deutet sich an, als ein privat anwesender Vorgängerbaustadtrat (CDU), von dem es heißt, er seit jetzt (jetzt!!) bereit, den Bebauungsplan zu unterschreiben, zum Reden aufgefordert wird, aber schweigt bzw. sagt, daß er zu Recht hier schweigt – und zurück an die Wand tritt (hat er tatsächlich von den anderen Mitgliedern des Bezirksamtes ein Redeverbot erhalten? – noch solch eine ungeklärte Frage)
- nochmals ein Baustadtrat, der dafür gelobt zu werden wünscht, daß es ihm in seinen zähen Verhandlungen mit dem Eigentümer gelungen sei, diesem das Zugeständnis abzuringen, daß unter den 700-800 geplanten Wohnungen im „hochpreisigen Segment“ auch 30 sein werden, bei denen die Miete je m² nur 9 € betragen wird …
- … dem sogleich ein Anwalt des Eigentümers zur Seite springt und versichert, wenn der Baustadtrat nicht so hart verhandelt hätte, würden bei dem Bauvorhaben die Vorschriften des Umweltschutzes noch weniger beachtet (hier offenbart sich ein kleiner Schönheitsfehler des Stücks, da an dieser Stelle kein einzigeR FreundIn des Umweltschutzes aufspringt und darauf hinweist, daß nach dem ‚Landschafts- und Artenschutzprogramm‘ der Senatsverwaltung für Umwelt von 2006 hier gar nicht gebaut werden dürfte)
- zum Schluß eine Vorsteherin der BVV (CDU), die vorsorglich die Kleingärtner darauf hinweist, daß sie am folgenden Tag (17.1.), wenn die BVV abschließend entscheiden wird, besser nicht so zahlreich kommen sollten, da auf der Empore des Saals für sie eh nicht genug Platz wäre (den Saal brauchen dann ihre Volksvertreter)
MichaelR
MichaelR - Gastautoren, Politik -
Die kursiven Abschnitte im folgenden Text sind Erläuterungen zu den fettgedruckten Begriffen.
Das Ausgangsproblem für Oeynhausen Nord ist dieses: Einerseits gibt es den Baunutzungsplan (B-Plan) von 1958/60, in dem das Grundstück als „allgemeines Wohngebiet der Baustufe III/3“ bestimmt wird. Andererseits weist der Berliner Flächennutzungsplan (FNP) seit 1994 dieses Gebiet als „Grünfläche/Zweckbestimmung: Kleingärten“ aus.
Im Verhältnis von FNP und B-Plan ist ersterer der vorbereitende; letzterer, in der Regel aus einem FNP entwickelt, legt die Rechtslage verbindlich fest.
Daß die Absicht bestand, im Interesse der Kleingärtner aus dem FNP einen B-Plan zu machen, zeigen die Umsetzungsbestrebungen des Bezirksamtes Wilmersdorf seit 1986. Es ist allerdings unverständlich, warum die Umsetzung nicht in den 22 Jahren bis zum Verkauf des Grundstückes 2008 abgeschlossen wurde,
- obwohl die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 2000 ein „dringendes Gesamtinteresse Berlins“ (nach § 7 AGBauGB) für den Erhalt dieses Areals als Kleingärten feststellte und
- obwohl die Senatsverwaltung für Umwelt 2006 in ihrem „Landschafts- und Artenschutzprogramm“ die Kolonie Oeynhausen als „Teil eines Kaltluftentstehungsgebietes“ zum „Vorranggebiet Klimaschutz“ erklärte und außerdem den Fortbestand der Kolonie zum „Erhalt der außerordentlich hohen biotopischen Vielfalt“ für erforderlich hielt.
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MichaelR - Gastautoren, Politik -